"Heidkrug-Mord" an Artur Linzmaier aus Braunschweig (1994)

kittyka schrieb:Das ist mir auch aufgefallen. Er ruft an und will sich am besten immer sofort treffen. Das deutet schon drauf hin, dass er zeitlich relativ eingeschränkt ist bzw nicht immer Zugriff hat auf Auto/Waffe?

Oder er wollte A.L. nicht viel Zeit zum Nachdenken geben und verhindern, dass er noch andere Personen informiert und sich mit ihnen berät.

Seefahrer schrieb:Oder er wollte A.L. nicht viel Zeit zum Nachdenken geben und verhindern, dass er noch andere

Das vermute ich auch ganz stark.

sallomaeander schrieb:Sollte sich eine solche Aufnahme "unter" einer Neuaufnahme befunden haben, kann man den EB eigentlich keinen Vorwurf machen, sie damals nicht entdeckt zu haben. Vielleicht war die Aufnahme aber einfach "nur" gelöscht, und man hat die Chance der Wiederherstellung damals nicht richtig beurteilt. Gerade ein Dauermaget löscht mMn nicht zu 100%.

Dann wäre es aber unlogisch, die Kassetten aufbewahrt zu haben. Wenn man annimmt, dass da nichts drauf ist, oder die Kassetten gar nicht beachtet, dann wären sie auch nicht aufbewahrt worden.

Ich denke eher, dass die Kassetten damals schon ein Mal abgehört wurden und man vielleicht auch den Text der Anrufe transskribiert hat, dass man es aber versäumt hat, die Bänder auf ein anderes Medium zu überspielen, vielleicht auch, weil man sich von einer Fahndung mit der Stimme nichts versprochen hat.

Und nun, als man die Stimme nochmal im Original hören wollte, hat man festgestellt, dass bei der Polizei kein passendes Abspielgerät mehr verfügbar ist.

Seefahrer schrieb:Oder er wollte A.L. nicht viel Zeit zum Nachdenken geben und verhindern, dass er noch andere Personen informiert und sich mit ihnen berät.

Im Sinne, dass ihn jemand davon abhält, dort hinzufahren?

Dies ist einer der spannendsten Fälle seit langer Zeit. Vielen Dank an alle für die tolle Diskussion!
Ich würde gern noch mal auf die Aufnahme zu sprechen kommen. Habe sie mir mehrfach angehört und mir ist Folgendes aufgefallen:

- 1. und 2. Anruf werden nicht in derselben Geschwindigkeit wiedergegeben, was die Stimmlage unterschiedlich erscheinen lässt. Das könnte beim Digitalisieren passiert sein. Da der 2. Anruf unnatürlich langsam klingt, habe ich ihn auf die Geschwindigkeit des 1. angepasst. Referenz war die Länge des Wortes „Lomeier“.
Dateianhang: Geschwindigkeit korrigiert.mp3 (539 KB)

- Wenn man sich den 2. Anruf ganz genau anhört, scheint an drei Stellen eine Männerstimme durchzukommen: ICH wollte mich noch mal entschuldigen, aber wir fahren jetzt nach Grömitz, und wir kommen Mittwoch ODER DonnersTAG wieder. Entweder, das ist ein technisches Artefakt der Wiederherstellung (danke dazu für die tolle Erklärung von @sallomaeander) oder es wurde damals mit einem analogen Stimmverzerrer gearbeitet, der an diesen Stellen jeweils kurz aussetzt und die wirkliche Stimme verrät…

- Akzent: definitiv norddeutsch, was man an „DonnersTACH“ hört. Dazu das gerollte R in „angerrrufen“ – das findet man, wie bereits von Anderen bemerkt, in Norddeutschland hauptsächlich bei alten Leuten. Dies würde auch der Kraftlosigkeit der Stimme entsprechen; allerdings scheint mir das R etwas zu stark, was auf absichtliche Verstellung hindeuten könnte. Das „DonnersTACH“ dagegen klingt sehr natürlich und unbeabsichtigt.

Was meint ihr dazu?

HerrKommissar schrieb:Akzent: definitiv norddeutsch, was man an „DonnersTACH“ hört. Dazu das gerollte R in „angerrrufen“ – das findet man, wie bereits von Anderen bemerkt, in Norddeutschland hauptsächlich bei alten Leuten.

Würde mich nicht wundern, wenn der Täter aus Norddeutschland kommen würde. Der Fall hatte sich in Braunschweig zugetragen, dazu hatte der Täter gute Ortskenntnisse. Würde die Theorie, dass es mit der Beziehung zur polnischen Freundin zu tun hatte, zerplatzen lassen.

HerrKommissar schrieb:Akzent: definitiv norddeutsch, was man an „DonnersTACH“ hört.

je öfters ich alles anhöre, desto weniger schlau werde ich daraus. Das "schönen guten Tag" klingt eher nach einem harten 'g' in Tag, fast schon ein "k" (vom Klang).
In deiner aufgebesserten Version @HerrKommissar klingt dieses angesprochene Wort "geil" eher wie ein hektisches und spontanes anfassen der Sprechmuschel.

Das "ab ins Bett" wenn es denn dies war klingt nach einem schwäbischen Einschlag (plötzlich, für mich).

Der "Huster", der früher als Bronchitis gedeutet wurde klingt plötzlich eher nach einem technischen Verschleis der Kasette.

Sehe ich alles genauso wie du, @ulricht856
Dann ist womöglich das 2. "Tach" doch eine Verstellung - die Inkonsistenz ist definitiv auffällig.

"Geil":
Das zeigt, wie sehr es darauf ankommt, was mit der Aufnahme technisch alles gemacht wurde. Hoffentlich war die Ausgangslage nicht derart schlecht, dass durch Filter, etc. die Stimme gar nicht mehr wie das Original klingt...

kittyka schrieb:Im Sinne, dass ihn jemand davon abhält, dort hinzufahren?

Zumindest nicht zum vorgegebenen Zeitpunkt!

Ich finde den Fall so mysteriös. Da hat der Täter so akribisch eine Exekution an einem unscheinbaren Handwerker geplant und es gibt keinerlei Anzeichen bezüglich Motiv. Er hatte die zweite Scheidung fast hinter sich, war in einer losen Beziehung zu einer Polin und hatte sich mit seinem Unternehmen mehr schlecht als recht durchgewurstelt. Was hatte AL getan, was solch eine Tat erklären würde?

Der Pressespiegel lässt auch nicht hoffen, dass der Fall zeitnah geklärt wird: ca. 30 Anrufe zu dem Fall, aber wohl keine heiße Spur dabei gewesen...

LackyLuke77 schrieb:Was hatte AL getan, was solch eine Tat erklären würde?

Vielleicht ist das Motiv einfach nur Mordlust...

Dieses "schönen guten Tag" oder "schönen guten Abend" sagen weniger junge Leute. Hätte es irgendwann in der Zeit vor dem Mord bei einem Auftrag "Pfusch am Bau" gegeben oder jemand war stark unzufrieden mit der Arbeit wäre es wohl bekannt. Das ist auch kein klassisches Mordmotiv in dieser Form. Übler Scherz glaube ich nicht mehr, sonst hätte man vielleicht doch nach dem ersten missglückten Versuch aufgehört.

@Enterprise1701
Stimmt. Es scheint also recht Vieles auf eine ältere Person (damals 60+) hinzudeuten - anders als in der Sendung angenommen.
Brüchige Stimme, langsame Intonation mit langen Pausen, die Formulierung "schönen guten", das gerollte R... klingt für mich keinesfalls nach einem jungen Mann bzw. Frau.

kittyka schrieb:Vielleicht ist das Motiv einfach nur Mordlust...

Glaube ich nicht. Jemand, der lediglich aus Mordlust tötet, handelt spontan und plant seine Tat nicht über einen längeren Zeitraum und so detailliert wie in diesem Fall. Ich glaube schon, dass der Anschlag A.L. galt.
Und das Motiv? Da bin ich auch erstmal ratlos.

Ich schätze der Täter ist im Alter von AL gewesen. 50 Jahre +/- 10 Jahre

kittyka schrieb:Vielleicht ist das Motiv einfach nur Mordlust...

Der Täter hat einen enormen Aufwand betrieben bzw. ist hohes Risiko gegangen um den Mord auszuführen. Dass die Tat ausschließlich AL galt, steht für mich ausser Frage. Das erste Treffen war so skurril, dass man damit hätte rechnen können, dass AL die Polizei oder sonst wen darüber in Kenntnis setzt. Trotzdem wurde weitere Male angerufen. Ich finde das Vorgehen sagt schon eine Menge über den Täter und seiner Beziehung zu AL aus.

HerrKommissar schrieb:Stimmt. Es scheint also recht Vieles auf eine ältere Person (damals 60+) hinzudeuten - anders als in der Sendung angenommen.
Brüchige Stimme, langsame Intonation mit langen Pausen, die Formulierung "schönen guten", das gerollte R... klingt für mich keinesfalls nach einem jungen Mann bzw. Frau.

Dann könnte der Täter tatsächlich schon tot sein, weil er in den 80ern wäre. Wir sind bereits einige interessanten Theorien durchgegangen. Bezogen auf einen Täter im gleichen Alter oder älter:

Im Film wohnte AL in einem typischen Mehrfamilienhaus. Das kann der Realität entsprechen. Seine Wohnung war auch sein Büro. Durch diese Tätigkeit und vielleicht auch Damenbesuche könnte sich ein Nachbar geärgert haben. Vielleicht gab es öfters Stress.
Nachbarschaftskriege können böse enden...

Man muss sich ja auch fragen, warum er immer diese Kuchen gebacken haben soll (immerhin ja in XY deutlich erwähnt!). Auch das ist ja eher im betagteren Umfeld üblich; auf dem Bau - würde ich vermuten - eher nicht.
Ging es dabei um Frauen? Oder war AL einfach nett und wollte immer etwas mitbringen? Ich finde, letzteres passt wenig zu Treffen um 22 Uhr an abgelegenen Orten - die für ihn ja scheinbar nicht unnormal waren. Scheinwerfer aus...und hier ist noch eine Torte?! So viele Dinge passen bei diesem Fall überhaupt nicht zusammen - und das macht es so spannend.

Vielleicht haben die Damen ihm dann immer zusätzlich was zugesteckt, wenn er mit seinem selbstgebackenen Kuchen ankam. ;)

LackyLuke77 schrieb:Da hat der Täter so akribisch eine Exekution an einem unscheinbaren Handwerker geplant und es gibt keinerlei Anzeichen bezüglich Motiv.

Könnte es sein, dass es sich um einen Auftragsmörder handelt?

Dies führt zwar nicht automatisch zu einem Motiv, aber man könnte sich die Frage stellen, wer einen solchen Mord in Auftrag gegeben hat.

Dabei kommen Personen mit folgenden Eigenschaften in Frage:
- Grosser Hass auf AL.
- Kann oder möchte sich nicht selber die Hände schmutzig machen.
- Hat gewisse Einsicht in AL's Gewohnheiten.