Was geschah mit Wolfgang Knoll aus Holzminden? (1997)

Tombow schrieb:Das bezieht sich auf die Therapie der Hepatitis C heutzutage. Bis tief in die 2000er Jahre war das anders und die einzige Therapieoption waren Interferone (nebenwirkungsträchtig, keine "richtige" Heilung). 1997 gab es unter Umständen nicht mal das und das Wissen um die Hepatitis C war nicht mit dem heutigen vergleichbar. Das Virus selbst ist erst in den 90ern isoliert worden. Insofern dürfte der Verschwundene vor einer Erkrankung mit ungünstiger Prognose und eingeschränkten Therapieoptionen gestanden haben, daher auch die geplante Behandlung in der Uniklinik. Unter diesen Umständen halte ich einen Suizid für nicht unwahrscheinlich.

Richtig. Er war ja arbeitslos und hatte sicher auch nicht die Möglichkeit sich teure Therapien leisten zu können.

Tombow schrieb:Insofern dürfte der Verschwundene vor einer Erkrankung mit ungünstiger Prognose und eingeschränkten Therapieoptionen gestanden haben, daher auch die geplante Behandlung in der Uniklinik.

Die Idee, dass der Vermisste sich angesichts seiner Erkrankung an einer chronischen Hepatitis C aufgegeben oder so sehr unter den Symptomen gelitten haben könnte, dass er den Freitod suchte, hatte ich anfangs auch.
Allerdings scheint mir der Zeitpunkt des Verschwindens von WK - einen Tag vor der geplanten stationären Aufnahme zur Behandlung eben dieser Erkrankung - nicht recht zu einem Suizid passen zu wollen.
Mit einer stationären Behandlung ist ja zunächst einmal die Hoffnung auf neue Erkenntnisse über die eigene Erkrankung und auf Besserung oder Linderung möglicher Beschwerden verbunden. Und eine aktuelle, vielleicht düstere Entwicklungsprognose erhält man ja nicht vor Antritt, sondern erst am Ende oder nach Abschluss einer stationären Behandlung - nachdem alle wichtigen Behandlungsschritte und Untersuchungen am Patienten durchgeführt wurden und die behandelnden Ärzte sich ein fundiertes Bild von der Erkrankung des Patienten machen und die weiteren Therapien festlegen konnten.

Interessanter Fall, bin gespannt auf die filmische Aufbereitung in XY morgen.

Da Wolfgang Knoll fast ein Viertel Jahrhundert gesessen hatte, dürfte sein Bekanntenkreis ziemlich übersichtlich gewesen sein. Neben dem von der Polizei als unwahrscheinlicher eingestuften Suizid, dürfte auch ein Raubmord unwahrscheinlich sein.

Das damalige Zurückhalten der Information, dass der Verschwundene ein Ex-Häftling war, dürfte sicherlich mit Persönlichkeitsrechten zu tun gehabt haben (wäre Knoll kurze Zeit nach der Öffentlichkeitsfahndung aufgetaucht, hätte das sein Leben massiv belastet). Jetzt damit an die Öffentlichkeit zu gehen, spricht mMn dafür, dass sich die Polizei durch diese Information gezielt Hinweise erhofft: vielleicht sieht man mittlerweile Motive in den im Gefängnis geknüpften Kontakten, etc.

@Kielius
Danke für die Infos!

Er hat seine Strafe ja fast bis zum Schluß abgesessen, dann dürfte die Sozialprognose/das Verhalten in Haft nicht ganz so optimal gewesen sein.
Ich frage mich ob der eventuelle Erlass der Reststrafe an Auflagen gebunden war.
Dann müsste Ihm eigentlich ein Sozialhelfer/Bewährungshelfer gestellt worden sein.

Irgendetwas scheint da gründlich schiefgelaufen zu sein.

Morgen wissen wir mehr....

Es sind neue Vorberichte zur TV-Fahndung bei Aktenzeichen XY erschienen, die einzelne - wenn auch nur kleine - weitere Details enthüllen.

Die Münchener "tz" berichtet, dass die Polizei von einem Verbrechen ausgeht.
Das ist jedenfalls eine stärkere Aussage, als wenn die Polizei ein Verbrechen lediglich "nicht ausschließt".

Er kommt aus dem Gefängnis, zieht in eine andere Stadt – und verschwindet einige Monate später spurlos. Schon seit 25 Jahren sucht die Kripo Hameln nach Wolfgang Knoll, damals 45 Jahre alt. Die Polizei geht von einem Verbrechen aus.

Quelle: https://www.tz.de/tv/aktenzeichen-xy-was-passierte-mit-wolfgang-knoll-45-zr-91701047.html (Archiv-Version vom 02.08.2022)

Des Weiteren handelte es sich beim Auto des Vermissten um einen alten braunen Opel Ascona.

Die Kripo hat einige Fragen, die vielleicht von den Zuschauern beantworten kann. Unter anderem geht es um Knolls alten, braunen Opel Ascona und die Papiere des Verschwundenen.

Quelle: https://www.mannheim24.de/promi-show/aktenzeichen-xy-klinik-wolfgang-knoll-zdf-zuschauer-hameln-polizei-vermisst-91700118.html

Einmal ganz naiv gefragt: Wer erfährt eigentlich alles von der bevorstehenden Aussetzung der Reststrafe zur Bewährung bei einem verurteilten Mörder?

In alten Fernsehkrimis à la 'Derrick' oder 'der Alte' kam ja in solchen Fällen der ehemals ermittelnde Kommissar auch schon mal persönlich bei den Hinterbliebenen des Opfers vorbei - das wird doch in der Realität vermutlich eher nicht so sein?

sallomaeander schrieb:Wer erfährt eigentlich alles von der bevorstehenden Aussetzung der Reststrafe zur Bewährung bei einem verurteilten Mörder?

Ich habe zu der Frage, ob die Angehörigen des Opfers über die Haftentlassung des Täters informiert werden, herausgefunden, dass dies nicht automatisch geschieht, sondern nur auf ausdrücklichen Antrag der Angehörigen.

Auf Antrag bekommen Opfer-Angehörige Infos zur Entlassung des Täters

Automatisch werden Opfer oder deren Angehörige nicht über die Haftentlassung des Täters informiert, sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft

(...)

Bei erwachsenen Täter ist die Staatsanwaltschaft Strafvollstreckungsbehörde. Sie informiere nicht von sich aus über diese Informationsmöglichkeit, erklärte Buick. Im Normalfall sei trotzdem gewährleistet, dass Angehörige erfahren, dass sie einen solchen Antrag stellen können. Bei schweren Straftaten kümmere sich die Stiftung Opferhilfe um Opfer beziehungsweise deren Angehörige. Sie wisse um diese Möglichkeit.

Quelle:
https://www.hna.de/lokales/northeim/antrag-bekommen-opfer-angehoerige-infos-haftentlassung-taeters-3382604.html

Ob Hinterbliebene des vom Vermissten Anfang der 1970er Jahre ermordeten Taxifahrers von der Möglichkeit einen solchen Antrags Gebrauch machten und über die Entlassung des Täters im Jahr 1996 informiert wurden, darüber wurde bisher nichts bekannt.

Wird in die Richtung spekuliert, dass sich offenbar jemand rächen wollte, für die Tat an dem Taxifahrer?

kittyka schrieb:Wird in die Richtung spekuliert, dass sich offenbar jemand rächen wollte, für die Tat an dem Taxifahrer?

Kann ich mir kaum vorstellen. Die Angehörigen des Opfers machten Einiges durch - jetzt sehen sich womöglich noch dem Verdacht ausgesetzt, Rache genommen zu haben.

Das Auftauchen des Fahrzeugs des Vermissten im Heimatort des Mitbewohners und die relativ späte Vermisstenmeldung werfen zumindest Fragen auf. Für die es vielleicht Erklärungen gibt - da gilt es, die Sendung morgen abzuwarten.

sören42 schrieb:Kann ich mir kaum vorstellen. Die Angehörigen des Opfers machten Einiges durch - jetzt sehen sich womöglich noch dem Verdacht ausgesetzt, Rache genommen zu haben

Kommt vielleicht auch auf den Kulturkreis an?

Weiß man denn, warum der Vermisste so lang in Haft gesessen hat? Also, warum eine frühere Aussetzung der Reststrafe, z.B. nach 15 Jahren, nicht stattgefunden hat? Tatleugner? Schlechte Sozialprognose? Besondere Schwere der Schuld?

Ist bekannt, woher der Vermisste und sein Freund und Mitbewohner sich kannten?

kittyka schrieb:Kommt vielleicht auch auf den Kulturkreis an?

Ich frage mich gerade, wie wahrscheinlich es ist, dass die Angehörigen des Taxifahrers den Heimatort des Freundes des Vermissten kennen. Eher unwahrscheinlich, denke ich.

sören42 schrieb:Ich frage mich gerade, wie wahrscheinlich es ist, dass die Angehörigen des Taxifahrers den Heimatort des Freundes des Vermissten kennen. Eher unwahrscheinlich, denke ic

Kennst du den Flugunfall von Überlingen?
Der Vater eines Mädchens aus dem Kaukasus, was bei dem Unglück gestorben ist, ermordete 1 Jahr später den Fluglotsen, weil er ihn dafür verantwortlich machte und er seiner Meinung nach nicht genug Reue gezeigt hatte.
In seiner Heimat wurde er dafür gefeiert.
Der bekam die Adresse auch irgendwie raus indem er sich durchfragte.

kittyka schrieb:Kennst du den Flugunfall von Überlingen?
Der Vater eines Mädchens aus dem Kaukasus, was bei dem Unglück gestorben ist, ermordete 1 Jahr später den Fluglotsen, weil er ihn dafür verantwortlich machte und er seiner Meinung nach nicht genug Reue gezeigt hatte.
In seiner Heimat wurde er dafür gefeiert.
Der bekam die Adresse auch irgendwie raus indem er sich durchfragte.

Dass ein Täter die Wohnanschrift rausfand, mag ja noch sein. Aber dass er auch die Heimatadresse dessen Freundes und Mitbewohners herausfand, den Fahrzeugschlüssel stahl und das Fahrzeug nach Guben verbrachte, um auf ihn als möglichen Täter abzulenken, erscheint mir allerdings zumindest angesichts des derzeitigen Informationsstands doch ziemlich abwegig.

sören42 schrieb:Dass ein Täter die Wohnanschrift rausfand, mag ja noch sein. Aber dass er auch die Heimatadresse dessen Freundes und Mitbewohners herausfand, den Fahrzeugschlüssel stahl und das Fahrzeug nach Guben verbrachte, um auf ihn als möglichen Täter abzulenken, erscheint mir allerdings zumindest angesichts des derzeitigen Informationsstands doch ziemlich abwegig.

Sagen wir mal so: Ich könnte mir Rache schon vorstellen. Das mit dem Auto ist natürlich wieder eine andere Frage, da müsste man mehr über diesen Freund und Mitbewohner wissen.

Aber Rache nach 23 + x (je nachdem wie schnell Knoll nach dem Mord geschnappt wurde) Jahren? Klingt erstmal ziemlich weit hergeholt, mal schauen, was der Kommissar morgen dazu im Studio zu sagen hat...

Das mit dem Auto in Brandenburg finde ich auch erstmal nicht sonderlich merkwürdig, anscheinend ist der PKW ja von Knoll und dem Mitbewohner verwendet worden. Da Knoll einen Klinikaufenthalt vor sich hatte, war er auf das Auto nicht angewiesen und der Freund konnte es mit seiner Zustimmung verwenden. Nach dem Knolls Verschwinden öffentlich wurde, ist der PKW ja zügig sichergestellt worden. Da dieser PKW morgen wohl eine zentrale Rolle spielen soll, vermute ich, dass man Knolls letzte Tage vor dem Verschwinden nicht komplett rekonstruieren konnte und dahingehend auf Hinweise hofft.

brigittsche schrieb:Sagen wir mal so: Ich könnte mir Rache schon vorstellen.

LackyLuke77 schrieb:Aber Rache nach 23 + x (je nachdem wie schnell Knoll nach dem Mord geschnappt wurde) Jahren? Klingt erstmal ziemlich weit hergeholt, mal schauen, was der Kommissar morgen dazu im Studio zu sagen hat...

Grundsätzlich denkbar wäre auch, dass der Vermisste jemanden mit Hepatitis C angesteckt hatte. Die Erkrankung wurde ja von den Behörden womöglich nicht nicht umsonst öffentlich bekannt gegeben, zumal Gesundheitsdaten ansonsten einem besonderen Schutz unterliegen.

Auch vor diesem Hintergrund wäre es grundsätzlich möglich, dass jemand Rache genommen haben könnte.

Ich glaube das sich das ganze im kriminellen Milieu bewegt, wobei die Protagonisten nicht zur Creme der Unterwelt gehören dürften.
Die Hepatitis Ansteckung könnte aus der Haftzeit stammen (Fixbesteck/Tätowierungen), die Schwere der (chronischen) Hepatitis könnte mit ein Grund zur Erlassung der Reststrafe gewesen sein.

LackyLuke77 schrieb:Aber Rache nach 23 + x (je nachdem wie schnell Knoll nach dem Mord geschnappt wurde) Jahren? Klingt erstmal ziemlich weit hergeholt, mal schauen, was der Kommissar morgen dazu im Studio zu sagen hat...

Klar, weit hergeholt ist es in jedem Fall. Aber solange Knoll im Gefängnis saß, wäre Rache ja auch kaum möglich gewesen.

Allerdings glaube ich es eher nicht, weil die Wut ja irgendwann nicht mehr so groß ist. Letztlich müsste man wissen, wie oft sowas überhaupt jemals passiert.