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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

457 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Hamburg, Amok, Zeugen Jehovas ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

23.03.2023 um 22:38
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:(...) der oder der wusste von meinem Hobby als Sportschütze, etc. (...) Warum sonst sollte er nach so langer Zeit in einen Blutrausch bei den ZJ verfallen? Als möglich erachte ich das schon.
Die ZJ sind dafür bekannt, dass der Kontakt zu ausgetretenen Mitgliedern, selbst wenn es Familienmitglieder sind, abgebrochen/unterbunden wird. Wenn das so war, hätten die ZJ zufällig von der WBK/Waffe erfahren, was der Täter aber nicht wissen konnte. Ich vermute, es steckt mehr dahinter, als die Kontrolle der Behörde. Sie könnte die Dinge zwar beschleunigt haben, doch der Auslöser war sie eher nicht.

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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

23.03.2023 um 23:45
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:Es geht nicht darum, ob die Polizei sich falsch verhalten hat: im Gegenteil, sie war vor Ort und hat das getan, was möglich war. Das kranke Gehirn des Mörders hat vielleicht nach dem Besuch der Polizei angefangen zu arbeiten: warum waren die da, bestimmt hat einer schlecht über mich geredet, das ist nicht das erste Mal,
der oder der wusste von meinem Hobby als Sportschütze, etc. Dann wurde eine Entscheidung getroffen und gehandelt. Warum sonst sollte er nach so langer Zeit in einen Blutrausch bei den ZJ verfallen? Als möglich erachte ich das schon.
Reine Spekulation, für die es nicht die geringsten Anhaltspunkte gibt.
Der Täter sollte von solchen unangekündigten Kontrollen gewusst haben.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

23.03.2023 um 23:53
Ich sehe Philipp F. im Hinblick auf seine Tatvorbereitung und Tat auf jeden Fall als äußerst zielstrebig an. Er hat sich die WBK besorgt, direkt darauf eine Waffe gekauft und sich dann mit Munition und Magazinen eingedeckt.

[Übrigens, auch wenn das hier nicht direkt hingehört, aber das ist auf jeden Fall begrüßenswert, dass in Zukunft die Magazine bei Sportschützen von der Waffenbehörde miterfasst werden sollen. Kein normaler Sportschütze benötigt so viele Magazine. Munition kann man ja von mir aus ruhig ein paar hundert Schuss haben, aber Magazine sollten auf maximal drei pro Person beschränkt werden oder eine ähnlich niedrige Größenordnung... eventuell sogar nur ein Magazin plus Ersatz, fertig.]

Er hat dann offensichtlich noch sein "Meisterwerk" veröffentlichen wollen, daher konnte er noch nicht im Dezember/Januar zur Tatbegehung schreiten.
Der Besuch der Waffenbehörde am 06.02. (IIRC) scheint ihn nicht weiter beeindruckt zu haben, sonst hätte er vermutlich schon kurz danach zugeschlagen.

Es wird sein privates Geheimnis bleiben müssen, warum er dann bis 09.03. wartete. Vielleicht wollte er im Gun Club noch mehr Schießpraxis sammeln und den schnellen Magazinwechsel einüben. Vielleicht rührte auch daher der Hinweis, weil jemand gemerkt hat, dass das Neumitglied nicht "normal" trainiert, sondern wie ein Besessener ein Magazin nach dem nächsten leergeballert hat oder er bestellte noch weitere Magazine und Munition in der Zwischenzeit.

Eventuell wollte er auch noch die ersten Reaktionen auf sein Buch abwarten oder andere Ereignisse noch miterleben, die ihm aus welchen Gründen auch immer wichtig waren.
Last but not least war er ja an feste Termine gebunden. Möglicherweise war es ihm wichtig an genau solch einer Donnerstagsveranstaltung zuzuschlagen oder aus uns unbekannten Gründen sogar an genau *diesem* Donnerstag.

Wie auch immer: Bei aller Tragik hat er das mMn sehr stringent durchgezogen. Erwerb WBK, Eindecken mit Magazinen und Munition und dann Amoktat in einem relativ kurzen Zeitraum von nur vier Monaten. Dazu veröffentlichte er seinen geistigen "Nachlass" in Form des Buches auf der größten internationalen Plattform für diese Zwecke.
Das spricht schon für eine hohe Entschlossenheit, die sich ja auch am Ende gezeigt hat. Mit einem so frühen Eintreffen der Polizei hat er sicher nicht gerechnet, aber er hat sich dann trotzdem ebenso absolut zielgerichtet und entschlossen selbst gerichtet. Das war alles, von der Tat an sich, bis hin zur Selbsttötung eiskalt durchgezogen. Alleine die Abgabe von ca. 135 Schuss in der kurzen Zeitspanne ist im wahrsten Sinne des Wortes "Wahnsinn". Daran sieht man, wie weit sein psychischer Verfall schon fortgeschritten war.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

24.03.2023 um 10:09
Um jegliche Vermutungen geradezurücken, der Täter könnte vielleicht gerade durch diese Kontrolle erst auf die Idee gekommen sein, den Amoklauf bei den Zeugen Jehovas durchzuführen, hier etwas zum Thema verdachtsunabhängige Waffenkontrolle, denn um eine solche handelte es sich. Bei dem Täter, der eben erst seine WBK erhalten hatte, setze ich voraus, dass er über diese Form der Kontrolle informiert war, jederzeit mit einer solchen rechnete und sich nicht in irgendwelche wirren Phantastereien verstieg.

https://www.jagdschein-info.com/verdachtsunabhaengige-waffenkontrolle-was-ist-das-und-was-muesst-ihr-dabei-beachten/


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

24.03.2023 um 13:28
Es ging darum, dass ihn diese Kontrolle eventuell noch zusätzlich ermutigt hat, seinen bereits vorher beschlossenen Plan durchzuführen.
Er hatte ja schon psychische Probleme, das zeigt ja sein Manifest.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

24.03.2023 um 15:48
Zitat von MissWexfordMissWexford schrieb:Es ging darum, dass ihn diese Kontrolle eventuell noch zusätzlich ermutigt hat, seinen bereits vorher beschlossenen Plan durchzuführen.
Er hatte ja schon psychische Probleme, das zeigt ja sein Manifest.
So schätze ich das auch ein. Die Behörde war maximal eine Art Brandbeschleuniger, aber nicht die initiale Ursache. Die ist sicher vielschichtig, wie sich anhand des Buches, der HP und Aussage des Verwandten nachvollziehen lässt.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

06.04.2023 um 22:40
Der NDR berichtet in diesem Artikel erneut zu Philipp F. und offenbar gab es da schon eine längere Vorgeschichte im Hinblick auf psychische Störungen. Die Anzeichen waren offenbar extrem genug, dass sich der Vater von Philipp F. bereits 2021 an den sozialpsychiatrischen Dienst gewendet hat. Auch von einer stationären Behandlung ist die Rede.

Ein Auszug:
Der Vater habe den Sozialpsychiatrischen Dienst angerufen und gesagt, dass sein Sohn Stimmen höre und sich umbringen wolle, sagte der Leiter des Hamburger Landeskriminalamts, Jan Hieber, vor dem Innenausschuss. Nach einem Gespräch mit dem Sohn seien jedoch keine weiteren Maßnahmen für nötig befunden worden.

[...]

Bereits 2019 habe das Umfeld des späteren Täters eine Wesensänderung bei Philipp F. festgestellt, nachdem dieser seine Beziehung beendet und seinen Arbeitsplatz verloren habe, sagte Hieber. Er habe dann selbst Kontakte zu Ärzten aufgenommen, "um seine psychischen Probleme in den Griff zu bekommen", und sei zwischenzeitlich auch in Bayern in stationärer Behandlung gewesen. Als Philipp F. 2021 angekündigt habe, sich selbst heilen zu wollen, habe sich der Vater entschieden, die Behörden einzuschalten.
^ In Anbetracht all dessen liegt es schon fast nahe zu vermuten, dass der Vater auch der anonyme Hinweisgeber gewesen sein könnte, was den Waffenbesitz angeht. Andererseits vielleicht auch nicht... denn wenn es so wäre, warum hat der Vater dann neben dem Buch nicht auch genau auf die Wesensänderung und die psychosomatische Vorgeschichte hingewiesen? Oder er hat genau das in dem Schreiben getan, aber die Öffentlichkeit hat dies bislang nicht erfahren.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

06.04.2023 um 23:39
Danke für die doch sehr erschreckenden Neuigkeiten @MysteryGuy!
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:Der Vater habe den Sozialpsychiatrischen Dienst angerufen und gesagt, dass sein Sohn Stimmen höre und sich umbringen wolle
Ich möchte an dieser Stelle an die vier Arten von Amokläufern nach J. Endrass erinnern, darunter 1) Menschen mit einer unbehandelten psychischen Störung wie Schizophrenie. Höchstwahrscheinlich litt Philipp F. an einer solchen schwerwiegenden psychischen Störung, die dringend durch Fachpersonal hätte behandelt werden müssen.
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:In Anbetracht all dessen liegt es schon fast nahe zu vermuten, dass der Vater auch der anonyme Hinweisgeber gewesen sein könnte, was den Waffenbesitz angeht.
Das ist tatsächlich gut vorstellbar.
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:warum hat der Vater dann neben dem Buch nicht auch genau auf die Wesensänderung und die psychosomatische Vorgeschichte hingewiesen?
Der Hinweisgeber hat immerhin mitgeteilt, dass möglicherweise psychische Beschwerden vorlagen, Philipp F. sich jedoch eines Arztbesuches verweigerte. Mehr hätte der Hinweisgeber nicht unternehmen können. Wer weiß, ob Philipp F. überhaupt jemals eine ärztliche Diagnose erhalten hat. Es ist nicht bekannt, wie lange sein stationärer Aufenthalt andauerte und welche Behandlungen vorgenommen wurden, denn
Der anonyme Hinweisgeber habe auf eine mögliche psychische Erkrankung von Philipp F. hingewiesen. Diese Erkrankung sei aber möglicherweise ärztlich nicht diagnostiziert, da sich F. nicht in ärztliche Behandlung begebe
Quelle: https://www.rtl.de/cms/amoktat-bei-zeugen-jehovas-in-hamburg-anonymer-hinweis-zu-philipp-f-ahnte-jemand-dass-er-ein-blutbad-plante-5033989.html


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 02:11
Zitat von SrensenSrensen schrieb:Das ist tatsächlich gut vorstellbar.
Wenn er den Hinweis gefertigt hat, warum anonym ? Wenn sein Bruder sagte, dass er seit der Wesensveränderung jeden Kontakt abgebrochen hatte, woher wußte die Familie von der Waffe ? Ich glaube nicht, dass der Vater es war. Oder aber man schützt sich jetzt um zu vermeiden das Vorwürfe laut werden. Aber das glaube ich nicht. Diese Information kann eigentlich nur aus seinem direkten Umfeld gekommen sein.

Seine Familie war in Bayern. Daher vermute ich, der Tipp kam von einem Sportschützen. Aber das ist Spekulation. Am Ende nützt es nichts. Ich denke, die Tat war in der Kürze der Zeit nicht zu verhindern. Und selbst wenn man ihm die Waffe abgenommen hätte, gibt es genug Möglichkeiten für eine Tat. Um diesen Amoklauf zu verhindern, hätte man wohl den Täter selbst zwangseinweisen müssen.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 02:30
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Wenn er den Hinweis gefertigt hat, warum anonym ?
Vielleicht bestand die Hoffnung, Vater und Sohn könnten sich wieder annähern und der Vater wollte diese Möglichkeit nicht gefährden, deshalb der anonyme Hinweis.

Wenn man allerdings den gesamten Artikel liest, den @MysteryGuy geteilt hat, so kommt Philipp F.s Bruder eher als Hinweisgeber in Frage:
Anfang Januar sei dann die Warnung des Bruders telefonisch beim Club eingegangen. Man habe dann bei der Waffenbehörde sogar danach gefragt, wie der Bruder die Verantwortlichen über die "Veränderung" von Philipp F. informieren könne. Den Recherchen zufolge soll die Behörde daraufhin gesagt haben, ein anonymer Hinweis reiche aus. Kurz darauf, am 24. Januar 2023, ging tatsächlich ein anonymer Hinweis bei der Polizei ein, in dem gewarnt wurde, dass Philipp F. unter Verfolgungswahn leide und in den Augen des Hinweisgebers nicht in der Lage sei, Waffenbesitzer zu sein.
Folglich wusste seine Familie trotz Kontaktabbruchs über die Waffe Bescheid.

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Vater-des-Amok-Schuetzen-Philipp-F-wandte-sich-an-Hamburger-Behoerde,amoklauf184.html
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Um diesen Amoklauf zu verhindern, hätte man wohl den Täter selbst zwangseinweisen müssen.
Dem ist nichts hinzuzufügen.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 03:26
@Srensen

Stimmt. Das ist ein einleuchtendes Argument. Letztlich ist es aber tatsächlich egal. Denn für eine Zwangseinweisung hätte es mMn nicht gereicht und meiner Einschätzung nach hätte PF die Tat so oder so begangen. Da spielt es letztenendes keine Rolle von wem der Hinweis kam.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 03:29
Zitat von SrensenSrensen schrieb:Wenn man allerdings den gesamten Artikel liest, den @MysteryGuy geteilt hat, so kommt Philipp F.s Bruder eher als Hinweisgeber in Frage
Ah, danke, ich hatte mich gerade gewundert, ob ich irgendwie am früheren Abend einen Totalausfall hatte :D , aber nein... der NDR hat den Artikel zwischenzeitlich erweitert. Das, was da jetzt alles steht, lag zum Zeitpunkt meines Verlinkens noch nicht vor. Ich hatte in meinem obigen Post alles Wesentliche/Neue zitiert. Der Rest des ursprünglichen Artikels war mehr eine Rückschau.

Vermutlich haben die den Artikel während der Sitzung des Innenausschusses mit der Bürgerschaft laufend aktualisiert, so dass jetzt viel mehr Infos zusammengekommen sind. Andere Medien (siehe Google News) berichten inzwischen auch ausführlich von eben dieser Sitzung.

Auf jeden Fall ist nun klarer als je zuvor, dass PF nie eine WBK+Waffe hätte erhalten dürfen (was die Tat möglicherweise immer noch nicht verhindert hätte), aber die Situation ist vertrackt. Wie will man so etwas ohne massive Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte ändern? Man kann ja schlecht jeden psychisch Kranken mal rein prophylaktisch in Datenbanken erfassen, um dann zum Beispiel die Erteilung einer WBK oder einer Privatpilotenlizenz usw. zu untersagen.
Natürlich könnte man solche Eintragungen von der Schwere der Störung abhängig machen, aber wer bestimmt diese Schwere und welche Möglichkeiten der Rehabilitation -nach ggf. erfolgreicher Therapie- hätte ein "Gebrandmarkter"?

Ich fürchte da wird sich wenig machen lassen. Das ist im Fall PF alles einfach im höchsten Maße unglücklich gelaufen.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 04:02
@MysteryGuy

Das Problem ist hier zuallererst einmal die fehlende offizielle Diagnose. Die Äußerung Philipp F.s, Stimmen zu hören und sich das Leben nehmen zu wollen, hätte durchaus eine Zwangseinweisung gerechtfertigt. Liegt die Diagnose einer akuten psychischen Erkrankung mit Fremd- oder Selbstgefährdung vor, so wäre es mMn angemessen, dem Patienten für eine bestimmte Zeit die Waffenbesitzkarte zu entziehen. Immerhin dürfen Epilepsiepatienten nach ihrem letzten Anfall sechs bzw. zwölf Monate lang kein KFZ führen, um andere nicht zu gefährden. Grundsätzlich allen Menschen mit psychischen Störungen risikoreiche Hobbys zu verbieten, halte ich jedoch nicht für sinnvoll.

https://www.bussgeldkatalog.org/epilepsie-autofahren/


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 04:56
Zitat von SrensenSrensen schrieb:Die Äußerung Philipp F.s, Stimmen zu hören und sich das Leben nehmen zu wollen, hätte durchaus eine Zwangseinweisung gerechtfertigt. Liegt die Diagnose einer akuten psychischen Erkrankung mit Fremd- oder Selbstgefährdung vor, so wäre es mMn angemessen, dem Patienten für eine bestimmte Zeit die Waffenbesitzkarte zu entziehen.
Naja, das mit dem Stimmenhören und suizidalen Gedanken war ja eben schon 2021. Da war von WBK noch weit und breit keine Rede. Die WBK hat er ja erst Ende 2022 erworben.
Da eben nicht jeder, der mal solche Gedanken hat, automatisch der Waffenbehörde gemeldet oder sonst zentral gespeichert wird, hatte die Waffenbehörde Ende 2022 keine Chance davon auch nur im Ansatz etwas zu wissen.

Schwierig zu deuten, ist zudem dieser Satz (leider in anderen Artikeln auch nicht deutlicher... die haben wohl alle voneinander abgeschrieben ;) ):
Vor dem Innenausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft sagte Jan Hieber, Leiter des Landeskriminalmats in der Hansestadt, der Vater von Philipp F. habe den Sozialpsychiatrischen Dienst angerufen und gesagt, dass sein Sohn Stimmen höre und sich umbringen wolle. Nach einem Gespräch mit dem Sohn seien dann jedoch keine weiteren Maßnahmen für nötig befunden worden.
^ Hieraus wird zunächst nicht 100% klar, wer denn dieses Gespräch 2021 geführt hat. Nur der Vater mit dem Sohn? Oder der sozialpsychiatrische Dienst mit PF und dies ggf. noch in Anwesenheit dessen Vaters?

Naheliegend wäre es anzunehmen, dass der sozialpsychiatrische Dienst involviert war, denn...
Als Philipp F. 2021 angekündigt habe, sich selbst heilen zu wollen, habe sich der Vater entschieden, die Behörden einzuschalten.
^ Der Vater griff also zum Telefon, um beim sozialpsychiatrischen Dienst anzurufen, weil der Sohn professionelle Hilfe verweigerte. Dann müsste das oben referenzierte "Gespräch" also eigentlich logischerweise unter Einbeziehung des sozialpsychiatrischen Dienstes stattgefunden haben, weil der Vater seinem Sohn eine alleinige Bewältigung ja nicht zutraute.

Offenbar war es der sozialpsychiatrische Dienst, der dann keine weiteren Maßnahmen für erforderlich hielt. Also erstaunlicherweise gar keine... von Zwangseinweisung sind wir hier Universen entfernt, zumal zu dem Zeitpunkt von Fremdgefährdung ja auch gar keine Rede war und von Waffenbesitz schon gar nicht.

Der Artikel ist von der Chronologie und den Absätzen her mMn etwas unglücklich, aber wenn man das in die Reihe bringt, müsste das so stimmen:

- 2019: PF verliert Lebensgefährtin und Job. Umfeld bemerkt Wesensveränderung.
- 2019 - 2021/a: Irgendwann in diesem Zeitraum finden erste psychiatrische Maßnahmen inklusive einer stationären Therapie in BY statt
- 2021/b: PF teilt dem Vater nach diesen Therapiemaßnahmen mit, dass er sich selbst heilen will
- 2021/c: Der Vater akzeptiert das so nicht und ruft beim sozialpsychiatrischen Dienst an.
- 2021/d: Es kommt zu einem Gespräch, mutmaßlich unter Einbeziehung des sozialpsychiatrischen Dienstes, in dem keine weiteren Maßnahmen für erforderlich befunden werden.
- 2021 Oktober: PF wird Mitglied im Hanseatic Gun Club

Der Rest ist ja dann bekannt: 06.12.2022 = WBK / 12.12.2022 = Erwerb Waffe / 24.01.2023 = Eingang anonymes Schreiben bei Waffenbehörde / 07.02.2023 = "Hausbesuch" / 09.03.2023 = Amoklauf.

Empfehlenswert ist übrigens auch der ZEIT Artikel, der kein copy & paste von NDR/t-online/Focus usw. ist.


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07.04.2023 um 05:28
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:Naja, das mit dem Stimmenhören und suizidalen Gedanken war ja eben schon 2021.
Danke für den Hinweis. Nun stellt sich die Frage, ob diese akuten Symptome einmalig oder erneut auftraten.
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:Hieraus wird zunächst nicht 100% klar, wer denn dieses Gespräch 2021 geführt hat. Nur der Vater mit dem Sohn? Oder der sozialpsychiatrische Dienst mit PF und dies ggf. noch in Anwesenheit dessen Vaters?
Für mich klingt das, als habe der sozialpsychiatrische Dienst telefonisch mit Philipp F. gesprochen und dabei eine Behandlung nicht für dringlich befunden. Vielleicht ist eine Telefonsprechstunde nicht das Mittel der Wahl bei solchen Fällen.
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:zumal zu dem Zeitpunkt von Fremdgefährdung ja auch gar keine Rede war
Es reicht aus, wenn eine Eigengefährdung vorliegt. Diese wurde allerdings vom Fachpersonal nicht als solche erkannt oder sie lag zu dem Zeitpunkt gar nicht vor. Nicht jeder, der androht sich umzubringen, meint es ja auch so.
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:2019: PF verliert Lebensgefährtin und Job. Umfeld bemerkt Wesensveränderung.
Seit 2019 ist Philipp F. schon in diesem Zustand umhermarschiert, ohne dass er wirksame Hilfe erhalten hat. Das ist doch furchtbar!
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:meiner Einschätzung nach hätte PF die Tat so oder so begangen.
Möglicherweise hätte er keinen Zugriff auf eine Pistole gehabt, sich deshalb einer anderen Waffe bedienen müssen und nun wären weniger Tote zu beklagen. Doch es wären immer noch zu viele gewesen. Der Entzug der Waffenbesitzkarte alleine hätte ihn sicherlich nicht von seinem Vorhaben zu töten, abgehalten.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 05:51
Zitat von SrensenSrensen schrieb:Es reicht aus, wenn eine Eigengefährdung vorliegt. Diese wurde allerdings vom Fachpersonal nicht als solche erkannt oder sie lag zu dem Zeitpunkt gar nicht vor. Nicht jeder, der androht sich umzubringen, meint es ja auch so.
Ja, Eigengefährdung genügt, aber für eine Zwangseinweisung wäre ja eine auch nur angedeutete Fremdgefährdung noch mal pressierender gewesen. Die reine Äußerung, "nur" sich selbst umbringen zu wollen, wird in der Regel für eine Zwangseinweisung nicht genügen. Da müssten dann schon weitere konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Akutsituation vorliegen.

Offenbar gab es diesbezüglich aber keine Anzeichen und er konnte in dem Gespräch, das hoffentlich persönlich stattgefunden hat oder zumindest per Videotelefonie (war ja Coronazeit), glaubhaft darlegen, dass sich das auch mit der Eigengefährdung erledigt hat. Da muss er wohl wie beim Hausbesuch der Waffenbehörde gut geschauspielert haben.

Trotzdem sehr merkwürdig, dass da angeblich keine weiteren Maßnahmen empfohlen wurden. Nicht mal eine ambulante Therapie, um den mutmaßlichen (wie wir nun wissen vorgespielten) "Erfolg" der vorangegangenen stationären Therapie sowie der "Selbstheilungsmaßnahmen" zu festigen? Wirklich? Das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.


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07.04.2023 um 05:57
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:sowie der "Selbstheilungsmaßnahmen"
Zu gern wüsste ich, welche Maßnahmen das sein sollen.

Vater und Bruder haben die Lage richtig eingeschätzt, aber nirgendwo Gehör gefunden. Das macht die ganze Sache noch viel tragischer, als sie ohnehin schon ist.


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07.04.2023 um 11:34
Zitat von MysteryGuyMysteryGuy schrieb:Ja, Eigengefährdung genügt, aber für eine Zwangseinweisung wäre ja eine auch nur angedeutete Fremdgefährdung noch mal pressierender gewesen. Die reine Äußerung, "nur" sich selbst umbringen zu wollen, wird in der Regel für eine Zwangseinweisung nicht genügen. Da müssten dann schon weitere konkrete Anhaltspunkte für eine psychische Akutsituation vorliegen.
Zitat von SrensenSrensen schrieb:Das Problem ist hier zuallererst einmal die fehlende offizielle Diagnose. Die Äußerung Philipp F.s, Stimmen zu hören und sich das Leben nehmen zu wollen, hätte durchaus eine Zwangseinweisung gerechtfertigt
Es sind der Zwangseinweisung erhebliche Hürden gesetzt und der Hauptfaktor ist Eigengefährdung. Ist meine leidvolle Erfahrung - hier im Falle einer Demenzerkrankung. Da der Betroffene leider weiter aktiv am Verkehr teilnahm, dazu aber aufgrund der Erkrankung nicht mehr in der Lage war, gab es eine erhebliche Fremdgefährdung. Für die geschlossene Unterbringung (freiheitsentziehende Maßnahmen heißt das im Fachdeutsch) ist jedoch die Eigengefährdung der Fokus. Für den anderen Fall, muß erstmal was passieren, so habe ich das erlebt.

Und - selbst wenn Jemand sagt, er möchte sich das Leben nehmen und darauf zunächst in eine Klinik gebracht wird. Sobald die Person dort glaubwürdig diese Aussage revidiert, hat es sich mit einer Einweisung.

Jemand einweisen zu lassen ist eben nicht so einfach (zu Recht).
In diesem Fall gab es vor der Tat keinen Selbstmordversuch und auch keinerlei Angriffe gegen Fremde oder anderweitig auffälliges Verhalten. Aufgrund welcher Tatsachen (außer einem wirren Skript) sollten Behörden hier freiheitsentziehende Maßnahmen vornehmen? Da wären einige der Twitter User zu überprüfen.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

07.04.2023 um 21:57
Zitat von BohoBoho schrieb:Aufgrund welcher Tatsachen (außer einem wirren Skript) sollten Behörden hier freiheitsentziehende Maßnahmen vornehmen?
Richtig. Mir sind hier im Thread auch einige zu weitgehend mit solchen Überlegungen. Bei einer Einweisung handelt es sich um einen massiven Eingriff in die Rechte. Und auch wenn sie in diesem Fall unter Umständen, selbst das ist nicht sicher, den Amokläufer verhindert hätte, sollte man mit solchen Maßnahmen äußerst restriktiv umgehen. Ansonsten zerstört man nämlich viel mehr Leben, als man eventuell rettet.


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Amoklauf mit 7 Toten in einer Gemeinde der Zeugen Jehovas in Hamburg

10.04.2023 um 19:36
Zitat von simiesimie schrieb:Bei einer Einweisung handelt es sich um einen massiven Eingriff in die Rechte.
Sehe ich ebenso...
Nachdem Gustl Mollath unrechtmäßig in die Psychiatrie eingewiesen wurde, vermute ich stark, dass eine Zwangseinweisung seit dem, nicht mehr so leicht geht, was ich gut finde.
Manche psychisch kranke Menschen können sich eine zeitlang sehr gut verstellen, und wenn man die Person dann nicht persönlich kennt, wird es schwierig.
Er war intelligent Studium BWL, Auslandsstudien, etc..
Ich glaube nicht, dass Polizeibeamte bei einer Befragung eine psychische Erkrankung erkennen können, da müssten sie schon einen Psychiater dabei haben.


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