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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

760 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Ungeklärt, Aktenzeichen Xy ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 09:23
Zitat von sören42sören42 schrieb:Ich finde es ungewöhnlich, dass man rund um die Fundstelle Schmuck, Gold und Münzen fand, mitten im Wald.
Ich überhaupt nicht. Ich war selbst Sondelgänger. Wie schnell hat an einem Spaziergang auf einem Waldweg jemand seinen Ehering verloren, ist einem 10 Pfennig aus der Tasche gefallen etc.
Wir reden hier von Funden, die sich über Jahrzehnte dort angesammelt haben. Solange ein Grundstück noch nie intensiv besondelt wurde, wirst du aus etlichen Jahrzehnten etwas finden. Und hier wurde das Grundstück aus kriminaltechnischen Gründen besonders intensiv durchsucht.

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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 09:58
@sören42: Guten Morgen!
Deine Zerstreuung der Seltsamkeit, diverse metallische Gegenstände in Waldgebieten zu finden, die dort seit Jahrzehnten abgelagert "wurden", kann ich gut nachvollziehen. Das sehe ich ebenso.

Zu Deiner Frage, wieso so viele Wertgegenstände sich am Fundort der Leiche befanden:
Vielleicht war der Täter eben z. T. psychisch gestört. Er ist krankhaft habgierig und handelt möglicherweise für Außenstehende auch diffus.
Das Opfer hatte den Eindruck, dem Täter bereits etliches Eigentum übereignet zu haben, aber der Täter behandelte dieses wie "Abfall", weil er neben seiner Habgier einer gewissen sadistischen Lust nachging, Menschen zu erniedrigen, zu drangsalieren.
Das Opfer fühlte sich ja bereits einiger kostbarer Stücke entledigt, was der Täter damit in Wahrheit tat, wusste die Frau nicht.
Möglicherweise war dieses Eigentum des Opfers für den Täter auch zu riskant. Die Gegenstände wiesen auf eine Beziehung zwischen dem Mörder und der Toten hin. Dieses Risiko versuchte er durch ein Versteck zu minimieren.
Das sind so meine Gedanken dazu.
Dieser Mord ist vermutlich vielschichtig motiviert - nur Habgier scheint dabei wahrscheinlich keine Rolle zu spielen, es kommen noch weitere Motive wie Frauenhass oder auch ein Fehlen an Reife hinzu, denn die Dinge im Wald wirken ja irgendwie wie Spielsachen eines Kindes, von denen es immer schon geträumt hatte, ein Kind, das reich sein wollte, aber dessen wahre Kindheit in einem schrecklichen Kontrast dazu stand. Das soll nicht heißen, dass der Mörder dennoch im Beruf einigen Erfolg aufwies. Er führte wohl eine Doppelleben.
Ein Wald als eine Art Sehnsuchtsort für einen Mörder kann auch so etwas wie Flucht aus einer diesen frustrierenden Realität sein. Diebische Freude im wahrsten Sinne des Wortes könnte so jemand an so einem Ort ausleben und das Gefühl erleben, die Öffentlichkeit und die Frau als Repräsentantin des Staates, an der Nase herumzuführen.
Wenn die kostbaren Dinge der Frau gehörten, hätte sie möglicherweise vorgewarnt sein können, dass mit dem Mann, mit dem sie sich möglicherweise öfter schon getroffen hatte, etwas nicht "stimmte".

Sorry, mehr geht nicht!

Schönes Wochenende trotz allem!

Gruß
Rotdrossel


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 09:59
Zitat von Coconut19Coconut19 schrieb:Das Spezielle bei der Post war übrigens, dass man da auf jedes Konto, das bei der Post unterhalten wurde, bar Geld einzahlen konnte, ohne Gebühren. Dh musste man eine Rechnung bezahlen und der Zahlungsempfänger hatte ein Konto bei der Post, war es viel günstiger bar bei der Post auf das Konto des Gläubigers einzuzahlen.
Hierzu eine Rückfrage: Musste man sich dann damals bei der Einzahlung ausweisen, oder genügte es hierfür, den Namen und die Bankverbindung des Empfängers zu kennen und in einer beliebigen Postfiliale, zur Verschleierung bspw. in einer größeren Stadt, anonym einzuzahlen?

Wenn man sich nicht ausweisen musste, wäre ja nie ermittelbar, von wem ein solcher Betrag tatsächlich kam.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 09:59
Zitat von RotdrosselRotdrossel schrieb:Meine These ist grundsätzlich die, dass sich Täter und Opfer kannten.

Zu den seltsamen technischen Geräuschen in Frau Schnieders Haus:

Möglicherweise hatte der Mörder das Haus der später Ermordeten manipuliert, um damit zumindest folgende seiner Ziele zu erreichen - a) psychische Destabilisierung seines Opfers, b) Kontrolle ihrer Kontakte durch Erhöhung einer Art von Geheimhaltungsdruck (wenn andere mithören o. ä., müssen wichtige, persönliche Handlungen geheim oder zumindest verdeckt bleiben), c) Macht über das Opfer.

Zur Art der Tötung mit einem Stich von vorne in den Hals:

War die Frühpensionärin nicht wegen einer gesundheitlichen Einschränkung in ihrer Halswirbelsäule aus dem Berufsleben ausgeschieden?
Die Platzierung des tödlichen Stiches in der Halsregion könnte aus meiner Sicht ebenfalls auf ein Wissen des Täters hindeuten, das eine Zufallsbegegnung zwischen beiden auf diesem Waldweg ausschließen würde.
Sollte es tatsächlich keine einmalige Zufallsbegegnung im Wald zwecks eines Raubes mit ungeplantem Ausgang des Todes zum Nachteil der GS gewesen sein, kann ich bei den Gedanken dieses Absatzes durchaus mitgehen.
Ich bin mir weiterhin nicht so sicher, weshalb der FF rein aus dramaturgischen Gründen so lang und so detailliert abseits des Mordgeschehens sein sollte und mit genau diesen Infos, und ob da nicht doch ein Ermittlungsziel dahinter stecken sollte.

Auch die polizeilichen Aussagen in den Tagen vor Sendung des FF stehen ja doch auch etwas im Widerspruch zu dem was in der Sendung und anschließend geäußert wurde. Ist das einfach schlechte Öffentlichkeitsarbeit, hat man seine Meinung plötzlich kurz vor der Sendung doch derart geändert oder ist auch das Taktik?

Zunächst wurde ja gesagt, man gehe nicht mehr nur von einem Raubmord aus sondern ermittele auch in andere Richtungen. Dies wurde in der Sendung etwas zurück genommen und später quasi ganz. Die Fragen die zunächst gestellt wurden, zielten auch in andere Richtungen. Ich gehe daher weiterhin davon aus, dass (aus welchen Gründen auch immer) die Ermittler zwar durchaus von einem Raubmord ausgehen und in diese Richtung ermitteln, aber eben auch in andere Richtungen. Ansonsten ergibt der gesamte FF für mich so gar keinen Sinn. Ich gehe davon aus, dass in diesen Filmen zwar auch mal etwas Dramaturgie usw auftaucht, aber idR macht es eben durchaus Sinn zur Charakterisierung einer Person für den Fall. Ein derart langes Vorspiel macht bei einer Zufallstat aber so gar keinen Sinn, diverse Infos wären dann absolut unnötig. Der Appell an (offenbar bekannte) Mitwisser ist dann auch fragwürdig (sofern der Täter sich nicht offenbart hat, wie in einem anderen Fall). Aber würde man dann nicht anders appelieren?
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Appell an Zuschauer, ob sie eine gezielte Person kennen, auf die das Profil passen könnte
Appell an alle, die berufliche oder private Kontakte zu GS an, sich unbedingt zu melden.
Appell an Mitwisser, sich erkennen zu geben und das Wissen mitzuteilen
Diese Apelle der Ermittler aus der Sendung stehen für mich nicht im Kontext einer einmaligen Zufallsbegegnung mit ungeplantem tödlichen Ausgang.

Mich würde ja auch interessieren, weshalb so sehr auf die Krise der Ehe eingegangen wurde, sie stünde nicht in Zusammenhang mit einer Zufallsbegegnung. Welche Krise war das, außer der Einsamkeit der GS und dass der Ehemann und Vater offenbar sehr selten zuhause war? Waren sie getrennt? Was ist genau passiert und wie haben sie diese Krise (laut Freundin) bewältigt? Weshalb die ausdrückliche Frage der Polizei nach Liebhaber (vielleicht nicht nur der GS)? Gab es da evtl doch jemanden? War dieser nun eifersüchtig oder hatte anderen Grund auf GS einzuwirken, gar doch zu erpressen? Hat er sie gestalkt und beobachtet? Kannte er Moritz und die Orte, wo GS mit Moritz Gassi ging?

Und dann kannte der Täter nämlich auch die körperlichen Beeinträchtigungen der GS und wusste, wie er gezielt und effektiv agieren kann.

Dann muss auch das Täterprofil evtl nicht gänzlich passen.
Zitat von RotdrosselRotdrossel schrieb:Die näheren Umstände der Frühpensionierung, welche Ärzte daran mitwirkten, welche Krankenhäuser die einstige Lehrerin anlief und an welchen medizinischen Diskussionen sie sich beteiligte, wären vielleicht noch interesant. War ihre Frühpensionierung gar durch eine Art ärztlichen Kunstfehler verursacht worden?
Gab es Ermittler, die sich für so etwas interessierten ... ?
Gab es Ärzte, die ihre Schweigepflicht gebrochen hatten und dafür noch zusätzlich die Hand aufgehalten hatten?
Das hingegen sehe ich weniger.


Wenn es aber nun ein junger, wenig belastbarer Mann war, der GS zufällig im Wald traf. Wie kam er dort hin und wie kam er weg? Läuft ein solcher ziellos durch den Wald? Was hat er dort gemacht?


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 10:02
Zitat von sören42sören42 schrieb:Könnte es sein, dass die weiteren Fundstücke (Schmuck, Gold, Münzen) von GS dort deponiert wurden? Oder von jemandem, dem sie dies dort übergab? Das würde eventuell auch die Abhebung und das Mitführen der 400 Mark erklären.
Denke ich eigentlich nicht. Würden diese Gegenstände Gitta Schnieder zugeordnet werden, wären die entweder gar nicht namentlich genannt worden (wie die anderen vier gefundenen tatbezogenen Gegenstände) oder es wären Bilder veröffentlicht worden, um mit Hilfe von Hinweisgebern einen Bezug zu Gitta Schnieder nachweisen oder ausschließen zu können. Ansonsten stimme ich den weiteren Ausführungen von @altesgemäuer zu.

Freut mich aber, dass hier noch fleißig diskutiert wird, dachte der Thread wäre schon wieder am einschlafen 😅


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 10:13
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Auch die polizeilichen Aussagen in den Tagen vor Sendung des FF stehen ja doch auch etwas im Widerspruch zu dem was in der Sendung und anschließend geäußert wurde. Ist das einfach schlechte Öffentlichkeitsarbeit, hat man seine Meinung plötzlich kurz vor der Sendung doch derart geändert oder ist auch das Taktik?
Ich frage mich gerade, ob es vielleicht Hinweise gab, weshalb sie ihre Taktik geändert haben könnten. Dass also aufgrund der ersten Veröffentlichungen im Vorfeld der Sendung Informationen an die Polizei gerichtet wurden, welche die Zielrichtung änderten? Diese Informationen könnten anonym gewesen sein. Deshalb diese Appelle in der Sendung, die aber noch immer nicht vollends auf eine Zufallsbegegnung ausgerichtet sind. Nach der Sendung wurde ja nochmals konkreter auf das Profil usw eingegangen. Hat der Hinweisgeben sich gemeldet?

Soll es dann ablenken, um den Täter nicht aufzuschrecken, oder gezielt auf eine Person einwirken und eine bestimmte Person als Täter entlarven?


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 10:39
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Dass also aufgrund der ersten Veröffentlichungen im Vorfeld der Sendung Informationen an die Polizei gerichtet wurden, welche die Zielrichtung änderten? Diese Informationen könnten anonym gewesen sein.
Dass die Polizei aufgrund anonymer Hinweise die Taktik ändert, kann ich mir nicht vorstellen. Die Hinweise, wenn es sie denn gab, könnten ja auch aus Richtung des Täters kommen.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Soll es dann ablenken, um den Täter nicht aufzuschrecken, oder gezielt auf eine Person einwirken und eine bestimmte Person als Täter entlarven?
Was ich mir hingegen vorstellen kann, dass die Polizei bewusst sinngemäß sagt "sieht nach Raubmord aus", damit sich Zeugen melden, die sagen, weshalb es vielleicht nicht so war. Sozusagen den Widerspruch der Zeugen herausfordern, um zu erfahren, wie es wirklich war.
Zitat von LackyLuke77LackyLuke77 schrieb:Würden diese Gegenstände Gitta Schnieder zugeordnet werden, wären die entweder gar nicht namentlich genannt worden (wie die anderen vier gefundenen tatbezogenen Gegenstände) oder es wären Bilder veröffentlicht worden, um mit Hilfe von Hinweisgebern einen Bezug zu Gitta Schnieder nachweisen oder ausschließen zu können.
Angenommen, man wüsste das schon. Dann müsste man dazu auch nichts mehr sagen. Oder um es mal ganz plump zu sagen: In der Schatulle aus GSs Nachlass fehlte Schmuck, im Wald fand man welchen.

Vielleicht hat der Ehemann den längst als ihren identifiziert, diese Information wird aber zurückgehalten. Wäre doch möglich, dass der Ehemann nie in die Schatulle geschaut hat, weil er dachte, der Schmuck ist darin.

Es wurde im Studio Gespräch mit Rudi Cerne auch nicht darauf eingegangen, um welche Art Schmuck es sich handelt. Etwa deshalb, weil man den schon im Wald gefunden hat?
Zitat von altesgemäueraltesgemäuer schrieb:Wie schnell hat an einem Spaziergang auf einem Waldweg jemand seinen Ehering verloren, ist einem 10 Pfennig aus der Tasche gefallen
Ja, zugegeben, ich hatte mehr so an einen größeren "Schatz" gedacht...


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 10:57
Zitat von sören42sören42 schrieb:Was ich mir hingegen vorstellen kann, dass die Polizei bewusst sinngemäß sagt "sieht nach Raubmord aus", damit sich Zeugen melden, die sagen, weshalb es vielleicht nicht so war. Sozusagen den Widerspruch der Zeugen herausfordern, um zu erfahren, wie es wirklich war.
sehr spannender Gedanke!
Zitat von sören42sören42 schrieb:In der Schatulle aus GSs Nachlass fehlte Schmuck, im Wald fand man welchen.
Zitat von sören42sören42 schrieb:Es wurde im Studio Gespräch mit Rudi Cerne auch nicht darauf eingegangen, um welche Art Schmuck es sich handelt. Etwa deshalb, weil man den schon im Wald gefunden hat?
Interessanter Gedanke! Wieder die Frage, weshalb werden welche Informationen rausgegeben und dargestellt und auch wie dargestellt oder eben nicht. Hat das wirklich keinen Sinn?


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 11:00
Zitat von sören42sören42 schrieb:Angenommen, man wüsste das schon. Dann müsste man dazu auch nichts mehr sagen. Oder um es mal ganz plump zu sagen: In der Schatulle aus GSs Nachlass fehlte Schmuck, im Wald fand man welchen.
Gut, wenn wir den -in einem stark besuchten Waldstück- gefundenen Schmuck Gitta Schnieder zuordnen wollen, würde ich auch eine Verbindung zwischen ihr und der Phosphorgranate nicht ausschließen wollen. Das könnte den im Film dargestellten Verfolgungswahn erklären.
Beim Durchkämmen der Waldfläche bei Sprötze wurden den Angaben zufolge auch Goldschmuck, alte Münzen sowie eine Phosphorgrante
https://www.ndr.de/Cold-Case-Polizei-findet-Hinweise-im-Fall-Gitta-Schnieder,coldcase234.html


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 11:11
Zitat von LackyLuke77LackyLuke77 schrieb:Gut, wenn wir den -in einem stark besuchten Waldstück- gefundenen Schmuck Gitta Schnieder zuordnen wollen, würde ich auch eine Verbindung zwischen ihr und der Phosphorgranate nicht ausschließen wollen. Das könnte den im Film dargestellten Verfolgungswahn erklären.
@LackyLuke77
Was auch zum möglichen militärischen Background des Täters (Tötung durch gezielten Stich) passt. Aber jetzt im Ernst: Ich wollte es auch nicht überdrehen und glaube da schon zu erkennen, dass es von dir womöglich nicht so ganz ernst gemeint war mit der Phosphorgranate.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 11:47
Zitat von sören42sören42 schrieb:Hierzu eine Rückfrage: Musste man sich dann damals bei der Einzahlung ausweisen, oder genügte es hierfür, den Namen und die Bankverbindung des Empfängers zu kennen und in einer beliebigen Postfiliale, zur Verschleierung bspw. in einer größeren Stadt, anonym einzuzahlen?
@sören42

Man konnte irgendeinen Namen als Einzahler angeben, es gab keine Ausweiskontrolle, man musste nur Kontonummer und Name des Empfängers benennen, einzahlen, fertig.
Zitat von RotdrosselRotdrossel schrieb:Möglicherweise hatte der Mörder das Haus der später Ermordeten manipuliert, um damit zumindest folgende seiner Ziele zu erreichen - a) psychische Destabilisierung seines Opfers, b) Kontrolle ihrer Kontakte durch Erhöhung einer Art von Geheimhaltungsdruck (wenn andere mithören o. ä., müssen wichtige, persönliche Handlungen geheim oder zumindest verdeckt bleiben), c) Macht über das Opfer.
@Rotdrossel
Sehr interessanter Ansatz, aber ich glaube nicht, dass das mit dem Mord zusammenhängt, bzw der Mörder das inszeniert hat. Ich denke, das wurde so ausführlich geschildert, damit sich derjenige, der es vielleicht war, meldet und eben endgültig ausgeschlossen werden kann, dass diese "Spielchen " mit dem Mord zusammen hängen oder jemand mit einem Hinweis zur Klärung der Geräusche sich meldet.
Ich habe mal in einem grossen Wohnblock gewohnt und hörte besonders nachts ein komisches Surren und Gurgeln Bis sich rausstellte, dass mein Wohnblock und der Nachbarwohnblock sich einen Abwasserschacht teilten, und Teile der Küche eines Restaurants im Nebenblock lagen quasi Wand an Wand mit meinem Schlafzimmer. Es waren schlicht die nach Geschäftsschluss laufenden Industriespülmaschinen, die ich da hörte. Wenn mehrere gleichzeitig abpumpten, hörte ich es "gurgeln" wegen des Abwasserschachts, ansonsten hörte ich das normale Laufen der Maschine als Surren.
Zitat von RotdrosselRotdrossel schrieb:Möglicherweise ermittelte dieser Polizist ohnehin im Gesundheitswesen.
Vielleicht war es auch ein Privatdetektiv.

Falls dieses tatsächlich so gewesen sein sollte, könnten dem Geldempfänger und Täter die 400 DM zu wenig gewesen sein. Seine niedrige Frustrationstoleranz führte dann zur Tat. Außerdem wollte er, sollte er im Staatsdienst gestanden haben, auf keinen Fall, dass seine Dienste für die Frühpensionärin hätten auffliegen können. Er wollte diese außerdienstliche Geschäftsbeziehung in jedem beenden. So brachte er sie um und lebte dabei noch seine Wut über einen zu geringen Betrag aus sowie einen gewissen Hass auf
Dazu kann ich aus eigener beruflicher Erfahrung nur sagen, 400 DM waren damals nicht zu wenig für einfache Ermittlungsaufträge. Ab 1993, als später als der Mord, musste ich schon mal Detekteien für meinen Arbeitgeber beauftragen, weil Kunden mit noch unbezahlten Ware verschwunden waren. Warenwert zwischen 10.000 und 50.000 DM, falls sich jemand wundert, warum da eine Detektei eingeschaltet wird.
Ermittlung des Aufenthalts und Sicherstellung der Ware kostete damals zwischen 300 und 500 DM.
Also zu wenig war das dann im Jahr 1989 sicherlich, wenn sie für einen Auftrag 400 DM bezahlt hätte.
Aber wenn sie schon auf die Idee gekommen wäre, jemanden mit Ermittlungen zu beauftragen, hätte sie das doch sicherlich eher für die Ermittlung der komischen Geräusche und Verdacht der Stasi Überwachung getan.
Zum Unfall und Frühpension wissen wir einfach zu wenig und das wäre doch eher gezeigt worden, wenn der Unfall ubd die Pension Relevanz für den Mord hätte.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 11:55
Zitat von RotdrosselRotdrossel schrieb: Möglicherweise hatte der Mörder das Haus der später Ermordeten manipuliert, um damit zumindest folgende seiner Ziele zu erreichen - a) psychische Destabilisierung seines Opfers, b) Kontrolle ihrer Kontakte durch Erhöhung einer Art von Geheimhaltungsdruck (wenn andere mithören o. ä., müssen wichtige, persönliche Handlungen geheim oder zumindest verdeckt bleiben), c) Macht über das Opfer.
Ja, aber das würde man doch abklären? Also, wenn mein Haus, in dem ich nun schon einige Zeit wohne, seltsame Geräusche machen würde, dann würde ich dem auf den Grund gehen, schon, um auszuschließen, dass eine technische Störung vorliegt. Ich würde auch nicht darauf tippen, das jemand mein langweiliges mittelständisches Dasein abhört (wenn, dann wäre das ja dilettantisch, wenn man das dann jedes mal hört).
Zitat von sören42sören42 schrieb:Die Gassigänge von GS dauerten immer ca. 20 Minuten laut Aussage des Ehemannes, was dieser mit dem Wirbelsäulenleiden seiner Frau begründete.
Wenn die Frau wirklich kein Zufallsopfer war, dann war das vermutlich die einzige Möglichkeit, sie alleine zu erwischen. Yuri hatte ja einen gewissen Sicherheitsfaktor. Vor dem Kind will man sie auch nicht umbringen.
Zitat von altesgemäueraltesgemäuer schrieb:Ich überhaupt nicht. Ich war selbst Sondelgänger. Wie schnell hat an einem Spaziergang auf einem Waldweg jemand seinen Ehering verloren, ist einem 10 Pfennig aus der Tasche gefallen etc.
Jain - die meisten Leute laufen ja auf Waldwegen, nicht querfeldein ... daher doch ein spannender Befund.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Ein derart langes Vorspiel macht bei einer Zufallstat aber so gar keinen Sinn, diverse Infos wären dann absolut unnötig. Der Appell an (offenbar bekannte) Mitwisser ist dann auch fragwürdig (sofern der Täter sich nicht offenbart hat, wie in einem anderen Fall). Aber würde man dann nicht anders appelieren?
Sie etablieren ja die Opfer immer erst in ihrem Umfeld. Zwischen den Zeilen scheint es nicht viel zu etablieren gegeben zu haben: Es gab den Sohn und Juri. Es gab ja kein Arbeitsumfeld, keine Hobbys, .... zumindest keine, die dargestellt wurde. Es gab die bei XY übliche idyllische Frühstücksszene.
Zitat von rattichrattich schrieb:An Frau Schnieder fällt im Film u.a. auf, dass sie zwar äußerst misstrauisch gegenüber abstrakten Feinden wie „der Stasi“ ist, der sie „alles zutraut“, z.B., dass die Stasi sie grundlos in ihrem eigenen Haus im Westen bespitzelt.
Das war schon akzentuiert herausgearbeitet. Vor allem machte es wenig Sinn (meiner Meinung nach) - warum sollte z.B. ein Geheimdienst die Frau ausspionieren? Warum, wenn ich Seltsames in meinem Haus bemerke, gehe ich der Sache nicht auf den Grund und finde z.B. heraus, wo das Geräusch herkommt?
Zitat von rattichrattich schrieb:Auf der anderen Seite aber ist Frau Schnieder erstaunlich vertrauensselig und offen gegenüber Leuten, mit denen sie persönlich zu tun hat, aber die sie im Grunde nicht wirklich kennt. Zu ihrem Hausgast „Yuri“ etwa hat sie offenbar vollstes Vertrauen: Sie erzählt ihm davon, dass der frühere Arbeitgeber ihres Mannes anscheinend das geschuldete Geld nicht zahlen will, sie vertraut Yuri ihr Kind an, sie lässt ihn allein im Haus, wenn sie wegfährt, und sie erzählt ihm am Tattag auch, dass sie Geld holen will und den Hund mitnimmt, also nachher mit ihm im Wald spazieren gehen will.
Vielleicht war sie auch einfach einsam? Außer Kind und Hund scheint sie kein großes soziales Umfeld gehabt zu haben - zumindest wurde das nicht dargestellt. Siehe Nicole Stindt - sie hat ja auch alles Mögliche erzählt - Motiv: Einsamkeit. Es war ja auch ziemlich außergewöhnlich, dass man jemanden, den man wohl nur aus dem Urlaub kennt, bei längerfristig sich wohnen lässt - obwohl sich dessen ursprünglicher Plan zerschlägt. Es wurde auch nicht dargestellt, dass man da Hilfe leistete: vom Zaun reparieren verbesserte sich die Lage des Mannes ja nicht, er hätte ja auf jeden Fall im nächsten Schritt eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gebraucht, um finanziell unabhängig zu sein.
Zitat von rattichrattich schrieb:Das Wohlstandsgefälle zwischen der anscheinend recht gut situierten Familie Schnieder und ihrem armen Gast Yuri mit der gebrochenen Nase, der sich für die Gastfreundschaft nur mit Arbeit revanchieren kann, ist die ganze Zeit geradezu greifbar.
Ja, v.a. auch etwas seltsam (kein Verdacht gegen Yuri) - ich würde niemanden, den ich aus dem Urlaub kenne, in meine vier Wände platzieren und noch mit dem Kind alleine lassen. Man weiß ja nicht ....
Zitat von rattichrattich schrieb:Frau Schnieder scheint das aber nicht wahrzunehmen. Sie war meist allein und vermutlich einfach froh, im Alltag jemanden in ihrer Nähe zu haben, mit dem sie reden und dem sie sich anvertrauen konnte, und vergaß alles Misstrauen. Über Yuris Gedanken erfährt man dagegen nichts.
Es ist so eine Art "Ehemannersatz". Wenn man in jungen Jahren schon erwerbsunfähig ist, macht einen das ja erst einmal einsam, weil das gesamte soziale Umfeld ein völlig anderes Zeitkontingent hat als man selbst. Wenn dann der Mann nicht da ist (sollte die erste Szene eigentlich zeigen, dass er früh zur Arbeit los ist oder andeuten, dass er nachts gar nicht nach Hause gekommen ist?).
Zitat von infostreaminfostream schrieb:Bin ich der einzige der es seltsam fand wozu man 400 DM abhebt um damit in einen Wald zu gehen?
Früher war die Post nicht so lange auf. Vielleicht rechnete sie damit, im Wald doch noch jemanden zu treffen und es ggf. nicht mehr zu schaffen. Allerdings - 400 DM waren viel Geld. Meine Eltern haben damals immer "Geldspaziergänge" auf die Sparkasse gemacht -zu zweit und sind dann direkt nach Hause gefahren, dass ja nichts passiert. Dass man mehr Bargeld hatte damals, war normal. Mein Vater hat meiner Mutter am Monatsanfang auch immer das Haushaltsgeld im Batzen ausgezahlt: Geld für Lebensmitteleinkäufe, Friseur, Ausflüge ...


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 12:20
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Vor allem machte es wenig Sinn (meiner Meinung nach) - warum sollte z.B. ein Geheimdienst die Frau ausspionieren?
So spannend diese These ist, gebe ich dir doch recht, dass sie leider die traurige Wahrheit ist: Die allermeisten von uns sind so "unwichtig", dass uns wirklich niemand abhören will.
Juri hätte eben mal fragen müssen: "Was denkst du denn, wer "DIE" sind?" Und vielleicht hätte Frau Schnieder dann wirklich einen konkreten Verdacht geäußert. Vielleicht wäre es aber auch bei dem verschwommenen "DIE" geblieben.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Außer Kind und Hund scheint sie kein großes soziales Umfeld gehabt zu haben
Und eben die besagte "beste Freundin", die entweder wirklich gefühlt gar nichts über ihre beste Freundin wusste (Moment: beruhte die "beste" Freundschaft auf Gegenseitigkeit? Oder war sie nur aus Sicht von Frau Schnieder für diese so wichtig?) oder sich gegenüber der Polizei verschlossen gab.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Ich gehe daher weiterhin davon aus, dass (aus welchen Gründen auch immer) die Ermittler zwar durchaus von einem Raubmord ausgehen und in diese Richtung ermitteln, aber eben auch in andere Richtungen.
Das sagt doch der Ermittler auch direkt nach dem Filmfall? Dass man wahrscheinlich von einer Zufallstat (Raub) ausgehe, eine Beziehungstat aber eben nicht ausschließe und man "breit aufgestellt" sei. Ich hab extra noch mal reingehört. Außerdem werden ja alle Leute gebeten sich zu melden, die irgendeinen Kontakt zu Frau Schmieder hatten (und das werden viele sein!) oder auch Mitwisser (Und wenn es wirklich ein einzelner Räuber war, müsste ein Mitwisser ja jemand sein, dem der Räuber das alles mal irgendwann erzählt hatte).


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 12:22
Liebe Mitdiskutanten (dieses Wort gibt es hoffentlich:-),

auf die Schnelle noch Überlegungen von mir, die ich für wichtig halte:

Aus meiner Sicht könnte die einstige Pädagogin und Geötete einen Hang zu einem speziellen Männertyp gehabt haben, den ich schon öfter bei Pädagoginnen beobachtete: es handelt sich dabei um die Bevorzugung eines eher unreif wirkenden Mannes, der wie ein Kind dominiert werden kann - bitte jetzt nicht böse sein ... natürlich ist das längst nicht immer so! Dieses Schlüssel-Schloss-Prinzip greift jedoch nicht selten. Gerade Grundschullehrerinnen behandeln ihre Umwelt oftmals wie ein unmündiges Kind, was sicherlich auch berufsbedingt verursacht sein kann. Sie haben diese lehrerinnenhafte Art halt im Laufe der Zeit in Fleisch und Blut übergehen lassen. Im Grunde streben solche Frauen tatsächlich soziale Macht über Männer an, und Männer suchen beinahe die Abhängigkeit von diesen Frauen - es handelt sich bei dieser Konstellation quasi um ein Tandem.

Damit meine ich, dass Frau Schnieder möglicherweise selbstverliebte, etwas eitle, verspielte, kreative Männer mit durchaus hoher fachlicher Expertise bevorzugte, über die sie lehrerinnenhaft versuchte Macht auszuüben. Gleichzeitig fühlen sich die so ausgewählten Herren im Schatten einer selbstbewussten, wenig anspruchsvoll wirkenden Frau ganz wohl, weil sie in diesem ungestört ihr Eigenleben führen und ihre Freiheiten ausleben können. Der Ehemann der Getöteten schien jedenfalls lt. Film angenommen zu haben, dass seine Frau kein besonderes emotionales Bedürfnis hätte stillen wollen. Er nahm die Bequemlichkeiten, die seine Frau als Charakter ihm offerierte, gerne in Anspruch. Natürlich wurde ihre Frühpensionierung dann allerdings zu einem Beschäftigungsproblem für so eine dominant wirkende Ehefrau. Ihr Partner war eventuell deshalb sogar ganz froh darüber, sich in weiter Entfernung von ihr beruflich betätigen zu können. Gleichzeitig wollte er sie aber auch nicht loslassen.
Natürlich ist das zumeist ein Trugschluss eines Ehemannes, dass Frauen keine emotionalen Bedürfnisse hätten, wenn sie dominant und selbstständig wirken, denn i. d. R. möchten sie doch einen erwachsenen Partner haben, der mit und nicht neben ihnen lebt - auch wenn sie dieses nicht direkt verbalisieren.
Im Grunde tendiert so ein Männertyp zu einer gewissen introvertierten Beziehungsunfähigkeit. Der Eigenbrötler ist auch ein Begriff für diesen Typ Mann.

Pädagoginnen sind auch oft von einer Art missionarischem Eifer beseelt, denn sie glauben, Menschen bessern zu können, obwohl ihnen dieses in bevormundender Art und Weise eigentlich nicht zusteht und zumeist auch nicht gelingen wird. Festgefügte Prägungen eines Menschen können pädagogische Bemühungen oftmals nicht wirklich ändern. Diese Pädagogik wird von den Zöglingen eher als eine Art von machtbesetzter Belästigung empfunden und wirkt auch so.

Der erwachsene Täter war mutmaßlich eine Art verspieltes Kind, wenn die verstreuten Gegenstände um die Leiche herum als eine Art geheimer "Spielplatz" gedeutet werden können, das diese Frau angezogen hatte, welcher sie dann jedoch in sehr tiefe, tödliche Abgründe blicken ließ, wahrscheinlich für Frau Schnieder gänzlich überraschend. Das Kind hatte Macht über die Lehrerin gewonnen, und die Spielregeln umgedreht. Nein, ein Schüler der einstigen Lehrerin muss der Täter nicht zwangsläufig gewesen sein, aber möglicherweise generell ein Mensch mit narzisstischen Zügen, dem Hang zu Spiel und Gewalt und Phantasieauslebung, ein Mann, der möglicherweise auch das Grausame verehrt, zwischen Grausamkeit und Schönheit nicht richtig trennt.

Gruß
Rotdrossel


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 12:57
@Coconut19: Auf die mögliche technische Manipulation des Hauses kam ich nur unter Berücksichtigung meiner grundsätzlichen Annahme, dass es zwischen Täter und Opfer eine Art von Beziehung gäbe. Wenn es nämlich bereits vor der Tötung der Pädagogin einen Kontakt zu dem Täter gegeben haben sollte, wäre es doch seltsam, wenn davon niemand wüsste. Es sei denn, dieser Kontakt wäre gezielt verheimlicht worden, weil der Täter eben vor Abhörung warnte. Er warnte vielleicht davor, weil er eben selbst sich verfolgt glaubte oder tatsächlich verfolgt wurde, dienstlich bei Polizei oder Militär arbeitete o. ä. Um diese Warnung glaubhafter zu machen, fügte er dem Haus seltsame Geräusche zu, was auch zu einem möglichen Spieltrieb eines männlichen Täters passen könnte. Zumindest irritierte er Frau Schnieder - ihr Sicherheitsgefühlt wurde dadurch geschwächt.
Das sind alles nur Thesen, mehr nicht.

Interessant wäre zu wissen, ob die Polizei die DNA isolieren konnte.

Viele Grüße
Rotdrossel


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 13:21
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es war ja auch ziemlich außergewöhnlich, dass man jemanden, den man wohl nur aus dem Urlaub kennt, bei längerfristig sich wohnen lässt - obwohl sich dessen ursprünglicher Plan zerschlägt. Es wurde auch nicht dargestellt, dass man da Hilfe leistete: vom Zaun reparieren verbesserte sich die Lage des Mannes ja nicht, er hätte ja auf jeden Fall im nächsten Schritt eine sozialversicherungspflichtige Arbeit gebraucht, um finanziell unabhängig zu sein.
Yuri war ja selbst noch nicht lange in Deutschland, wollte seine Familie nachkommen lassen und hatte vermutlich zunächst auch noch gar keine Arbeitserlaubnis. Im Film heißt es, dass die Formalitäten „kompliziert“ (also wohl auch langwierig) seien. Daher nehme ich an, dass Yuri auf behördliche Nachrichten wartete, dass auch seine Familie nach Deutschland kommen und er hier arbeiten könnte. Dass sich dieser Plan zerschlagen hätte, würde ich aus der Darstellung im Film nicht schließen, es dauerte wohl nur alles seine Zeit.

Bis zu einer Entscheidung konnte Yuri offenbar bei den Schnieders wohnen und machte sich als Gegenleistung dort „nützlich“. Dass Frau Schnieder damit einen Helfer und Ansprechpartner zu Hause hatte, während sie sonst sicher die meiste Zeit allein war, kam ihr sicher nicht ungelegen. Aber als reines Kosten-Nutzen-Kalkül wurde die Beziehung zu Yuri ja nicht dargestellt. Vielleicht wollte Frau Schnieder auch gern jemandem helfen, der in einer ähnlichen Situation war wie sie damals, denn sie war ja selbst aus der DDR nach Westdeutschland gekommen.
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:(Und wenn es wirklich ein einzelner Räuber war, müsste ein Mitwisser ja jemand sein, dem der Räuber das alles mal irgendwann erzählt hatte)
Es könnte aber auch umgekehrt gewesen sein: Der Mitwisser könnte dem Täter zuvor von der Gelegenheit zum Raub an Frau Schnieder erzählt und damit alles überhaupt erst in Gang gebracht haben. Diese Möglichkeit legt die Darstellung im Film m.E. nahe: Bevor Frau Schnieder am Tattag aufbricht, erzählt sie Yuri auffälligerweise nicht nur, dass sie Geld holen will, sondern auch, dass sie den Hund mitnimmt, und das bedeutete normalerweise wohl, dass sie nach dem Geldabheben mit dem Hund ihre Gassistrecke im Wald entlanglaufen würde. Das wusste Yuri sicher, wenn er seit Wochen mit im Haus wohnte.

Yuri hätte nach der Abfahrt von Frau Schnieder also durchaus die Möglichkeit gehabt, einem seiner (sicher ebenfalls armen) Bekannten Bescheid zu geben, dass ein Handtaschenraub dort im Wald sich gleich lohnen könnte. Vielleicht sagte sich Yuri, die Schnieders hätten doch Geld genug, für sie wäre der Verlust von ein paar hundert DM nicht so schlimm? Dass der Raub dann in einem Mord an Frau Schnieder endete, hätten sicher weder „Yuri“ noch der Täter gewollt.

Hätte sich alles so oder ähnlich abgespielt, wäre „Yuri“ (der vermutlich inzwischen mit seiner Familie schon lange in Deutschland lebt) seitdem Mitwisser dieser Tat. Aufgrund der Darstellung des Yuri und seines Verhältnisses zu Frau Schnieder vermute ich, dass die Ermittler einen solchen Hintergrund für möglich halten:
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:Dass man wahrscheinlich von einer Zufallstat (Raub) ausgehe, eine Beziehungstat aber eben nicht ausschließe und man "breit aufgestellt" sei.



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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 13:46
Zitat von rattichrattich schrieb:Aufgrund der Darstellung des Yuri und seines Verhältnisses zu Frau Schnieder vermute ich, dass die Ermittler einen solchen Hintergrund für möglich halten:
Mit Verlaub, aber Juri wurde in der Sendung absolut positiv dargestellt. Er war quasi der "gute Geist" im Haus, der nicht nur Reperaturen ausführte, sondern auch auf die Kinder aufpasste. Er leistete auch Frau Schnieder Gesellschaft und hatte ein offenes Ohr für sie.
Juri wäre nach dem Filmfall der letzte, den ich verdächtigen würde.
Zitat von rattichrattich schrieb:Yuri hätte nach der Abfahrt von Frau Schnieder also durchaus die Möglichkeit gehabt, einem seiner (sicher ebenfalls armen) Bekannten Bescheid zu geben, dass ein Handtaschenraub dort im Wald sich gleich lohnen könnte.
Ja, und dann hätte er ihm auch gleich sagen können, dass er nicht nur gesehen habe, wie Frau Schnieder ihren Schutzhund einpackte, sondern sie ihm auch auf Nachfrage bestätigt habe, dass der Hund dabei sein wird. Mit Pech (wenn der Hund nicht so weit weg gewesen wäre), hätte der Angreifer eher einen Biss in den Hintern kassiert.
Zitat von rattichrattich schrieb:Vielleicht sagte sich Yuri, die Schnieders hätten doch Geld genug, für sie wäre der Verlust von ein paar hundert DM nicht so schlimm?
Und vielleicht wären die hundert Mark auch der Grund gewesen, Juri zu sagen, dass man sich seine Kost und Logus leider nicht mehr würde leisten können.

Tut mir leid, aber bei der These kann ich nicht mitgehen.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 14:13
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:Mit Verlaub, aber Juri wurde in der Sendung absolut positiv dargestellt. Er war quasi der "gute Geist" im Haus, der nicht nur Reperaturen ausführte, sondern auch auf die Kinder aufpasste. Er leistete auch Frau Schnieder Gesellschaft und hatte ein offenes Ohr für sie.
Na ja, ganz so einfach ist es auch nicht. Sicher erschien Yuri als Frau Schnieders „guter Geist“, aber es gab eben auch ein sehr deutliches soziales Gefälle zwischen seinen Gastgebern und ihm. Und das schien Frau Schnieder völlig auszublenden. Sie vertraute Yuri anscheinend völlig, obwohl sie ihn kaum kannte. Das könnte ihr durchaus zum Verhängnis geworden sein. Es fällt im Film auch auf, dass Frau Schnieder Yuri vieles erzählt, auch Vertrauliches, aber umgekehrt spricht er nie von sich (und Frau Schnieder fragt ihn auch nicht).

Außer Yuri wusste doch anscheinend gar niemand von Frau Schnieders Bankbesuch und anschließendem Spaziergang im Wald am Tattag. Man sah auch vor der Bank niemanden, der sie dort hätte beobachten können. Und wie hätte ein späterer Täter ihr folgen sollen, wenn sie im Auto in den Wald fuhr? Er hätte doch gar nicht wissen können, wohin sie wollte. Mit dem Rad wäre er sicher zu langsam gewesen, und ein Auto wäre auf dem Waldweg aufgefallen.
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:Mit Pech (wenn der Hund nicht so weit weg gewesen wäre), hätte der Angreifer eher einen Biss in den Hintern kassiert.
Da Yuri sicher auch den Hund gut kannte, wusste er wohl, dass der Hund im Wald gern weit weglief, und hätte auch diese Information weitergeben können.

Es ist durchaus möglich, dass dem Täter vorher bekannt war, dass Frau Schnieder an diesem Tag Geld holte und dann in den Wald fuhr, so dass er ihr entgegengehen konnte. Und dann wäre die Frage, woher er sein Wissen haben konnte.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 15:02
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:Das sagt doch der Ermittler auch direkt nach dem Filmfall? Dass man wahrscheinlich von einer Zufallstat (Raub) ausgehe, eine Beziehungstat aber eben nicht ausschließe und man "breit aufgestellt" sei.
Nach der Sendung, am nächsten Tag meine ich, wurde das hier veröffentlicht:
Gitta Schneider ist von einem Mann erstochen worden, der es ausschließlich auf ihr Geld abgesehen hatte. Eine Vorgeschichte der Tat ist extrem unwahrscheinlich.
und es gab plötzlich ein neues Täterprofil, das so konkret mit der Altersbegrenzung und körperlichen Einschätzung usw in der Sendung auch nicht gesagt wurde:
Die Kripo sucht einen Mann, auf den folgende Eigenschaften zutreffen: Er war zur Tatzeit zwischen 14 und 25 Jahre alt und hat vermutlich schon vorher Straftaten begangen, aber wohl eher ohne Gewaltanwendung. Er dürfte seinem Opfer körperlich nicht deutlich überlegen gewesen sein. Der Mann suchte offenbar „schnelles Geld“, dürfte eher aus dem sozialschwachen Milieu stammen und hat ein eher niedriges Bildungsniveau. Vielleicht war er zur Tatzeit erwerbslos. Er hat eine eher geringe Stressresistenz, keine starke Durchsetzungsfähigkeit, kann in Konfliktsituationen leicht überfordert sein und ist gegenüber Autoritäten eventuell unsicher.
Quelle: https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest/xy588-fall5-messer-mord-im-forst-100.html (Archiv-Version vom 24.03.2023)

Das ist nicht mehr breit aufgestellt.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Das war schon akzentuiert herausgearbeitet. Vor allem machte es wenig Sinn (meiner Meinung nach) - warum sollte z.B. ein Geheimdienst die Frau ausspionieren? Warum, wenn ich Seltsames in meinem Haus bemerke, gehe ich der Sache nicht auf den Grund und finde z.B. heraus, wo das Geräusch herkommt?
Ist sie ja vielleicht auch. Denn erst suchte sie nur nach den Ort und der Herkunft der Geräusche und später sprach sie gezielt von Tonband. Woher sollte sie wissen, das es ein Tonband ist, wenn sie es nicht gefunden hat?
Zitat von rattichrattich schrieb:Vielleicht wollte Frau Schnieder auch gern jemandem helfen, der in einer ähnlichen Situation war wie sie damals, denn sie war ja selbst aus der DDR nach Westdeutschland gekommen.
Das kann ich mir gut vorstellen.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Sie etablieren ja die Opfer immer erst in ihrem Umfeld. Zwischen den Zeilen scheint es nicht viel zu etablieren gegeben zu haben:
Aber derart lange und ausführlich? Das ist ja ein deutlich überlanger FF. Ich finde auch, dass da zwischen den Zeilen sehr viel dargestellt wurde. wurde ja schon diskutiert.
Zitat von Nala-NynaNala-Nyna schrieb:Juri wäre nach dem Filmfall der letzte, den ich verdächtigen würde.
sehe ich auch so und er hat ein Alibi. Ich sehe daher auch nicht den Verdacht, er könnte einen Mittäter oder Kumpan haben.
Zitat von rattichrattich schrieb:Außer Yuri wusste doch anscheinend gar niemand von Frau Schnieders Bankbesuch und anschließendem Spaziergang im Wald am Tattag.
Wenn es kein Zufallstreffen von Täter und GS im Sinne eines ungeplanten Raubmordes war, dann war GS wohl eher ein gezieltes Opfer und das Geld stand nicht im Vordergrund. Raub als Vertuschung oder Nebenschauspiel mit zufällig hoher Summe?


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

25.03.2023 um 15:31
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:dann war GS wohl eher ein gezieltes Opfer und das Geld stand nicht im Vordergrund
Nach meiner These war Frau Schnieder ein ausgesuchtes Opfer, und es ging ausschließlich um ihr Geld. Eine „Vorgeschichte“ im Sinn irgendeiner „Beziehung“ zwischen Täter und Opfer gibt es nicht. Geplant war ein Raub nach dem Geldabheben, aber kein Mord und auch keine Vertuschung von irgendetwas. Der Täter wollte nur ihre Handtasche bzw. das Geld an sich nehmen und dann flüchten. Sicher wird er arm und „unterprivilegiert“ gewesen sein, wie die Ermittler ihn im Täterprofil beschreiben.

Sollte der Täter ein Bekannter eines Bekannten von Frau Schnieder gewesen sein, kannte er sie (bzw. sie ihn) persönlich vermutlich gar nicht, sonst hätte sie ihn ja wiedererkennen können. Der mutmaßliche Informant des Täters wird ihm beschrieben haben, wie sie aussah und wo sie langgehen würde. Es waren ja alles keine weiten Wege, nur wenige Kilometer.


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