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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

760 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Ungeklärt, Aktenzeichen Xy ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 22:32
Zitat von rattichrattich schrieb:Wenn der Tat ein längerer Kampf vorausging, wie in XY dargestellt, gab es nachher sicher entsprechend zahlreiche Fußabdrücke auf dem Waldweg, evtl. auch z.B. abgebrochene Zweige, niedergetretenes Gras, losgelöstes Moos, aufgewühltes Laub, Schleifspuren, zerrissene Kleidung des Opfers, Kratzer am Opfer und/oder an der Handtasche, ausgerissene Haare, abgebrochene Fingernägel u.a.

Das meiste davon wäre bei einer Tat "im Vorbeigehen" vermutlich nicht aufgetreten.
XY ist kein Beleg, die Sendung gibt es, um Zeugen zu gewinnen. Daher hat man das mMn. so dargestellt um mögliche Zeugen zu aktivieren: "ich hatte da seinerzeit doch etwas gehört?" Die Darstellung einer lautlosen Tat würde bei XY psychologisch eher kontraproduktiv
wirken. Daher: solange es keine Veröffentlichung von solchen Spuren gibt, gehe ich pers. davon aus, dass seinerzeit nichts besonders gefunden wurde.

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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 22:37
Zitat von rattichrattich schrieb:Es ist doch logisch, dass bei einem längeren Kampf mehr und andere Spuren vorhanden gewesen sein müssen als bei einem kurzen Zustechen.
Für mich wirkt es eher so, dass man einen "typischen" Handtaschenraub darstellte. Da aber der Messereinsatz erklärt werden mußte nahm man mutmaßlich an, dass es zu einem Widerstand des Opfers mit anschließendem
Gerangel kam. Um der Handtasche dennoch habhaft zu werden plazierte der Täter einen sehr wirkungsvollen "Glückstreffer."

Ich denke nicht, dass es zu einem dramatischen Kampf kam. Ich vermute, der Täter griff die Tasche und stach entweder gezielt zu, weil das Opfer die Tasche festhielt und/oder laut wurde, oder eben um das Opfer zu immobilisieren bzw. bewusst zu töten. Von einem Zufallstreffer bin ich eher nicht überzeugt. Der Stich sah für mich bewusst plaziert aus, weil es der Täter aufgrund seiner Expertise konnte.

Es stellt sich ja auch die Frage, warum der Täter einen dramatischen Kampf mit dem Opfer führen sollte, wenn er eine effektive Waffe in der Hand hatte ?


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 22:43
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:solange es keine Veröffentlichung von solchen Spuren gibt, gehe ich pers. davon aus, dass seinerzeit nichts besonders gefunden wurde.
Die Frage diesbezüglich ist vor allem, wie gut ein Tatort in freier Natur im Jahre 1989 überhaupt kriminaltechnisch untersucht wurde / werden konnte.

Bei der Rekonstruktion der Tat kommen wir übrig gebliebenen Diskutanten wohl genauso wenig auf einen Nenner, wie bei der Suche nach dem Motiv. Jeder / jede verfolgt seine / ihre eigenen Ansätze. Und das ist auch gut so.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 22:55
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:XY ist kein Beleg, die Sendung gibt es, um Zeugen zu gewinnen.
Wie stark sich die Ermittler bei der Filmdarstellung nun an der Spurenlage am Tatort orientiert haben, können nur sie beantworten. Dass der tatsächliche Ablauf aber ganz anders war als im Film gezeigt, denke ich nicht. Wenn die Ermittler ein Heranschleichen und Zustechen des Täters von hinten annehmen würden, hätten sie es mMn. auch so dargestellt, weil diese Form des Tötens m.E. eine andere „Qualität“ hätte als ein Stich im Handgemenge.
Zitat von JosephConradJosephConrad schrieb:solange es keine Veröffentlichung von solchen Spuren gibt, gehe ich pers. davon aus, dass seinerzeit nichts besonders gefunden wurde.
Dass ausgerechnet auf einem Waldweg nach einem Tötungsdelikt „nichts Besonderes“ gefunden wird, nehme ich eher nicht an. Wenn nichts veröffentlicht wird, dann vermutlich, weil kein Täterwissen preisgegeben werden soll.
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Es stellt sich ja auch die Frage, warum der Täter einen dramatischen Kampf mit dem Opfer führen sollte, wenn er eine effektive Waffe in der Hand hatte ?
Weil Gewalt nicht seinem Naturell entsprach und er Hemmungen hatte, zu töten?
Zitat von LackyLuke77LackyLuke77 schrieb:wie gut ein Tatort in freier Natur im Jahre 1989 überhaupt kriminaltechnisch untersucht wurde / werden konnte
Ich gehe davon aus, dass bis auf die DNA alle Spuren, die ich oben (Beitrag von rattich (Seite 34)) beispielhaft aufgezählt habe, schon lange vor 1989 festgestellt werden konnten.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 23:00
Vielleicht passt es nicht ganz in die momentane Diskussion hier, aber bei "Töten durch Messerstich in den Hals" muss ich immer an eine TV-Filmdoku vom Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin denken. Dort berichteten interviewte ehemalige Sowjetsoldaten, wie sie "Nazis" im Häuserkampf auf ebensolche Weise umbrachten.

Es wäre interessant zu wissen, wer zur Tatzeit so etwas noch gelernt und geübt haben könnte. Dass jemand spontan auf eine solch grausame Weise einen Menschen tötet, nur weil er gerade Messer und Gelegenheit dazu hat, mag ich nicht ganz glauben.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 23:14
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Dort berichteten interviewte Sowjetsoldaten, wie sie "Nazis" im Häuserkampf auf ebensolche Weise umbrachten.

Es wäre interessant zu wissen, wer zur Tatzeit so etwas noch gelernt und geübt haben könnte.
Es wäre sicher möglich, dass der Täter diese Tötungsmethode kannte, vielleicht auch nur vom Hörensagen. Aber er kann trotzdem Tötungshemmungen gehabt haben, so dass es zu dem im Film dargestellten Tatablauf (mit dem tödlichen Stich erst nach längerem Kampf um die Tasche) kam.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

28.04.2023 um 23:17
Zitat von rattichrattich schrieb:Wenn die Ermittler ein Heranschleichen und Zustechen des Täters von hinten annehmen würden, hätten sie es mMn. auch so dargestellt, weil diese Form des Tötens m.E. eine andere „Qualität“ hätte als ein Stich im Handgemenge.
Ich hingegen nehme an, dass die EB tatsächlich nicht vielmehr über den genauen Tatablauf wissen wie wir. In der dargestellten Szene zeigt man deshalb die eskallierte Version eines typischen Ablaufs. Das ist ja ersteinmal auch eine sinnvolle Annahme, da dieser Ablauf (bis auf den Stich) eben am Häufigsten vorkommt.
Zitat von rattichrattich schrieb:Weil Gewalt nicht seinem Naturell entsprach und er Hemmungen hatte, zu töten?
Es mag sein das er nicht von Haus aus ein Mörder war. Aber er wußte mMn wie man es macht.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Dort berichteten interviewte ehemalige Sowjetsoldaten, wie sie "Nazis" im Häuserkampf auf ebensolche Weise umbrachten.
Ich denke, diese Tötungsart ist im militärischen Bereich nicht unbekannt, weil effektiv. Danke für das Beispiel.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Dass jemand spontan auf eine solch grausame Weise einen Menschen tötet, nur weil er gerade Messer und Gelegenheit dazu hat, mag ich nicht ganz glauben.
Der Meinung schließe ich mich an, wenngleivh es deshalb keine Beziehungstat gewesen sein muß. Das Gegenteil ist der Fall. Ich ergänze noch, dass er das sicher nicht so geplant hatte.


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28.04.2023 um 23:35
Zitat von rattichrattich schrieb:Wenn nichts veröffentlicht wird, dann vermutlich, weil kein Täterwissen preisgegeben werden soll.
Das größtmögliche Täterwissen in dem Fall scheint der Messerstich in den Hals zu sein. So genau hätte man sich vonseiten der Ermittler ja auch nicht äußern müssen, als Angabe der Todesursache hätte "erstochen" völlig ausgereicht. Deshalb denke ich nicht, dass am Tatort entdeckte abgebrochene Äste oder zertrampeltes Gras als Täterwissen zurückgehalten werden, sondern es diese Indizien nicht gibt.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Vielleicht passt es nicht ganz in die momentane Diskussion hier, aber bei "Töten durch Messerstich in den Hals" muss ich immer an eine TV-Filmdoku vom Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin denken.
Dein Beitrag kam tatsächlich völlig aus dem Nichts, dennoch ist er nicht minder interessant. 😉

Ich würde aber behaupten wollen, dass für einen Messerstich in den Hals nicht unbedingt eine "Spezialausbildung" vonnöten ist, so wie Dein Beitrag das vage andeutet. Anderes Beispiel: ein Täter der seine Opfer erschießt, hat in den seltensten Fällen vorher ein Schusstraining absolviert. Aus der Tötungsart muss man nicht zwangsläufig Rückschlüsse auf Erfahrungen mit dieser ziehen können.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 00:36
Zitat von LackyLuke77LackyLuke77 schrieb:als Angabe der Todesursache hätte "erstochen" völlig ausgereicht.
Aus einer bloßen Angabe „erstochen“ ginge der von den Ermittlern angenommene Tathergang nicht hervor. Er ist aber die Grundlage für das veröffentlichte Täterprofil. Es kam den Ermittlern gerade im Fall Gitta Schnieder offenbar sehr darauf an, über den Tathergang der Person des Täters näherzukommen, in der Hoffnung, dass Zeugen einen solchen Bekannten, seinen Charakter und auch sein mögliches Nachtatverhalten (das der Ermittler im Studiogespräch bei Rudi Cerne skizzierte) wiedererkennen würden. Deshalb ist die möglichst genaue Rekonstruktion der Tat für die Ermittlungen sogar sehr wichtig.
Zitat von LackyLuke77LackyLuke77 schrieb:Deshalb denke ich nicht, dass am Tatort entdeckte abgebrochene Äste oder zertrampeltes Gras als Täterwissen zurückgehalten werden, sondern es diese Indizien nicht gibt.
Mit „Täterwissen“ waren nicht abgebrochene Zweige oder niedergetretenes Gras gemeint. Das sind Spuren, Anhaltspunkte für den Tathergang, von denen es gerade bei einer Tat im Wald sicher viele gibt. Die Ermittler werden sie ausgewertet und den wahrscheinlichen Tathergang daraus abgeleitet haben.

Täterwissen dagegen ist z.B. das in der Nähe des Tatorts möglicherweise weggeworfene oder versteckte Messer oder Gegenstände, die der Täter unabsichtlich verloren haben könnte. Dementsprechend wollte der Ermittler sich im Studio zum möglichen Auffinden solcher Beweisstücke nicht äußern.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 01:21
Zitat von rattichrattich schrieb:Weil Gewalt nicht seinem Naturell entsprach und er Hemmungen hatte, zu töten?
Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass der Täter irgendwelche Hemmungen hatte, zu töten. Erstens, weil für einen Handtaschenraub zu Lasten einer Frau, die aufgrund eines Rückenleidens keine weiten Strecken gehen konnte, eine Tötung gar nicht notwendig war. Zweitens, weil ein gezielter Stich in den Hals eine Tötungsabsicht klar erkennen lässt.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Dass jemand spontan auf eine solch grausame Weise einen Menschen tötet, nur weil er gerade Messer und Gelegenheit dazu hat, mag ich nicht ganz glauben.
So sehe ich das auch. Das Messer wird sicher aus genau diesem Motiv heraus eingepackt und mitgeführt worden sein.
Zitat von Coconut19Coconut19 schrieb:dass der Täter nachsah, ob sich in der tascge etwas befand, was auf ihn hinweist, wie zb seine Telefonnummer in einem Taschenkalender oder Verzeichnis, was damals durchaus üblich war, so etwas zu haben und in der Handtasche mit sich zu führen. Dabei fand er das Geld und nahm es mit, um den Raub vorzutäuschen.
Es könnte tatsächlich sein, dass es bei dem Mord um etwas anderes ging als um das Geld in der Handtasche. Denn dafür hätte es eben keine Tötung gebraucht. Diese Überlegung finde ich interessant und könnte mir das ebenfalls gut als Grund vorstellen.

Das Verhaltens des Hundes, die Tatsache, dass der Täter es nicht beim Handtaschenraub beließ, sondern noch einen Mord mit gezieltem Stich oben drauf setzte, dass sie gerade Geld geholt hatte, obschon bei einem Spaziergang gerade keine nennenswerte Bargeldmitführung zu erwarten gewesen wäre - ja, das kann alles Zufall sein. Aber mir persönlich sind ein paar Zufälle, die hier alle gleichzeitig zusammengekommen sein sollen, zuviel.

Deshalb geht meine Vermutung dahin, dass GS den Täter (er)kannte und sie aus genau diesem Grund getötet wurde. Ob es jetzt (nur) um das Geld ging oder ob mehr dahinter steckt, mal dahingestellt, dahingehend gibt es viele denkbare Möglichkeiten.
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Für mich ist der Halsstich weniger Indiz für eine Beziehungstat, sondern eher für den fachlichen Hintergrund des Täters. So könnte er -sofern er gezielt zustach und nicht zufällig tödlich traf- einen militärischen Hintergrund haben.
Genau in diese Richtung gingen meine Überlegungen:
Zitat von sören42sören42 schrieb am 23.03.2023:Oder er war militärisch ausgebildet, das wäre auch denkbar.



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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 01:55
Zitat von sören42sören42 schrieb:Es könnte tatsächlich sein, dass es bei dem Mord um etwas anderes ging als um das Geld in der Handtasche.
Die EB scheint zwischen breit aufgestelltem Täterprofil und recht präzisem Täterprofil arg zu schwanken, was mich verwundert hat, weil man in beiden Fällen wohl von den selben Erkenntnissen ausgeht. Ergo ist theoretisch nichts auszuschließen.

Doch es gibt schon Anhaltspunkte mit Aussagekraft. Die Örtlichkeit, der Hund, die Tatwaffe und insbesondere die Art der Tötung. Das dies ein geplantes Verbrechen war, halte ich für weniger realistisch. Dafür gibt es in den vorhandenen Informationen mMn keine echten Anhaltspunkte. Setzt man das voraus, ist es eine spontane Tat. In diesem Falle ist eine spontane Eskalation/Streit in meinen Augen weniger wahrscheinlich, als ein auflauernder Täter, der eine sich bietende Gelegenheit zum Raub nutzen möchte. Allein deshalb, weil ein Krimineller eher ein Messer mitführt, als ein "Normalbürger". Schließlich braucht ein Räuber ggf. mal ein Druckmittel zur Durchsetzung seiner Forderungen.
Zitat von sören42sören42 schrieb:Genau in diese Richtung gingen meine Überlegungen
Da er im Wald zuschlug, mit dem Messer sehr gut und tödlich umzugehen wußte und eine Übertötung für ihn möglicherweise deshalb nicht in Frage kam, weil er um die Letalität seiner Stichverletzung wußte, könnte es auch sehr gut ein jagdlich ausgebildeter Mensch gewesen sein. Zumal Jäger auch mit Hunden arbeiten und -wie ein Hundeführer der Polizei auch- sehr gut in der Lage sind, zu ihrem Vorteil auf Hunde einzuwirken. Da würde vieles passen.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 06:39
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Die EB scheint zwischen breit aufgestelltem Täterprofil und recht präzisem Täterprofil arg zu schwanken, was mich verwundert hat, weil man in beiden Fällen wohl von den selben Erkenntnissen ausgeht. Ergo ist theoretisch nichts auszuschließen.
Zitat von rattichrattich schrieb:Aus einer bloßen Angabe „erstochen“ ginge der von den Ermittlern angenommene Tathergang nicht hervor. Er ist aber die Grundlage für das veröffentlichte Täterprofil. Es kam den Ermittlern gerade im Fall Gitta Schnieder offenbar sehr darauf an, über den Tathergang der Person des Täters näherzukommen, in der Hoffnung, dass Zeugen einen solchen Bekannten, seinen Charakter und auch sein mögliches Nachtatverhalten (das der Ermittler im Studiogespräch bei Rudi Cerne skizzierte) wiedererkennen würden. Deshalb ist die möglichst genaue Rekonstruktion der Tat für die Ermittlungen sogar sehr wichtig.
Dieses Täterprofil wurde in späteren Medienveröffentlichungen so nicht mehr genannt. Weder im Podcast noch bei Brisant oder in späteren Artikeln wurde erneut davon gesprochen. Es wurde nur in der xy-Sendung und dann einige Tage auf der xy-Seite so davon gesprochen. Genau das ist ja etwas irritierend. Im Podcast und in Brisant wird sogar eher ein wenig davon abgerückt und es wird der mögliche Beziehungsaspekt ja deutlich herausgestellt. Wie kam es zu diesem Vorgehen?
Zitat von sören42sören42 schrieb:Ich kann überhaupt nicht erkennen, dass der Täter irgendwelche Hemmungen hatte, zu töten. Erstens, weil für einen Handtaschenraub zu Lasten einer Frau, die aufgrund eines Rückenleidens keine weiten Strecken gehen konnte, eine Tötung gar nicht notwendig war. Zweitens, weil ein gezielter Stich in den Hals eine Tötungsabsicht klar erkennen lässt.
So denke ich eher auch.
Zitat von sören42sören42 schrieb:Es könnte tatsächlich sein, dass es bei dem Mord um etwas anderes ging als um das Geld in der Handtasche. Denn dafür hätte es eben keine Tötung gebraucht. Diese Überlegung finde ich interessant und könnte mir das ebenfalls gut als Grund vorstellen.
Das ist sehr gut denkbar. Ich denke ähnlich.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 11:30
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Dieses Täterprofil wurde in späteren Medienveröffentlichungen so nicht mehr genannt. Weder im Podcast noch bei Brisant oder in späteren Artikeln wurde erneut davon gesprochen.
Nach der XY-Sendung, in der das Täterprofil veröffentlicht wurde, gingen laut einem Medienbericht (1) zeitnah 45 Hinweise ein. Möglicherweise konnten die Ermittler aus diesen Hinweisen weitere Rückschlüsse ziehen. Im neueren „Brisant“-Bericht spricht der Ermittler davon, dass sie nach wie vor eine Zufallstat für möglich halten, aber ebenso eine Beziehungstat.

Warum soll deshalb das von der OFA erstellte Täterprofil hinfällig sein? Die Ermittler können es ja nicht ständig wiederholen, und vor allem haben sie es nicht korrigiert. Es müssen vielleicht nicht alle Aspekte des Profils zutreffen (es geht ja von einem Fremdtäter aus, der es nur auf das Geld abgesehen hatte), aber im Wesentlichen beschreibt das Täterprofil doch die mutmaßliche Persönlichkeit des Täters, und die gilt für eine Beziehungstat ebenso wie für einen fremden Täter:
Er soll jung gewesen sein, vermutlich auch schon straffällig, aber eher ohne Gewaltanwendung, dem Opfer körperlich nur wenig überlegen, von eher sozialschwacher Herkunft, wenig stressresistent und durchsetzungsfähig, bei Konflikten schnell überfordert und Autoritäten gegenüber unsicher.
(Beitrag von LackyLuke77 (Seite 10))

Schwäche, Unsicherheit und Überforderung können durchaus zu Gewaltanwendung führen, wenn der Betreffende sich nicht mehr anders zu helfen weiß. Dieses Täterprofil wurde von dem Ermittler im XY-Studio noch ergänzt durch eine Beschreibung des mutmaßlichen Nachtatverhaltens: „Wir sind überzeugt davon, dass auch auf den Täter dieser Fall einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben dürfte. Wir gehen davon aus, dass der Täter nach der Tat ein geändertes Alltagsverhalten an den Tag gelegt hat. Möglicherweise hat er im beruflichen Umfeld gewisse Fehlzeiten gezeigt oder im sozialen Umfeld ein gewisses Rückzugsverhalten.“ (2) Demnach konnte der Täter die Tat wahrscheinlich keineswegs einfach „wegstecken“.

Das alles deutet nicht auf einen hemmungslosen Killer hin.
_____________________

(1) https://www.kreiszeitung-wochenblatt.de/buchholz/c-blaulicht/aktenzeichen-xy-ungeloest-sorgt-fuer-45-hinweise-im-mordfall-gitta-schnieder_a276612

(2) https://www.dailymotion.com/video/x8jd7hk (ab Min. 1:03:10)


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 12:49
Zitat von rattichrattich schrieb:Das alles deutet nicht auf einen hemmungslosen Killer hin.
Ich habe ja nicht gesagt, dass der Täter, welcher Persönlichkeit er auch immer war und in welcher Beziehung er auch immer zu GS stand, völlig hemmungslos war oder ein bewusster Killer. Ich denke aber schon, dass er den Tod von GS sehr wohl ziemlich bewusst in Kauf genommen hat, wenn nicht gar aufgrund von subjektiver, situativer Wahrnehmung dann doch gezielt herbeigeführt hat. Das kann auch aufgrund von Überforderung und Stress gewesen sein.
Zitat von rattichrattich schrieb:Warum soll deshalb das von der OFA erstellte Täterprofil hinfällig sein?
Ich schrieb nicht, dass das Profil vollkommen hinfällig sei, nur, dass es so in dieser Art nie wieder veröffentlich wurde. Dabei sind die Ermittler aber gezielt und wiederholt an die Medien gegangen. Wenn man das Ziel verfolgt, einen Täter zu finden und zeugen anzusprechen, könnte und sollte man ein Profil dann auch benennen, wenn man schon gezielt die Medien einsetzt. Ich finde, das ist auffällig. Was auch immer dahinter steckt, es wird gezielt gewesen sein, es nicht zu wiederholen.
Zitat von rattichrattich schrieb:Er soll jung gewesen sein, vermutlich auch schon straffällig, aber eher ohne Gewaltanwendung, dem Opfer körperlich nur wenig überlegen, von eher sozialschwacher Herkunft, wenig stressresistent und durchsetzungsfähig, bei Konflikten schnell überfordert und Autoritäten gegenüber unsicher.
Dieses Profil passt auch zum XY-FF. Dort wurde auch mehr in Richtung Raubmord gesprochen. Es wurde zwar gesagt, man sei breit aufgestellt, aber es ging in der Darstellung und im Profil doch eindeutig in Richtung Raubmord und um die Handtasche und das Geld. Rudi spricht die Handtasche auch direkt an. Im Podcast hörte sich das dann schon etwas anders an und in Brisant wurde eben offiziell gesagt:

"Wir können uns vorstellen, dass Frau Schnieder ein Zufallsopfer war. Wir können uns aber auch andere Übergriffe vorstellen. Wir wollen nicht ausschließen, dass es auch eine Beziehungstat gewesen sein könnte." (ca Min 6:50)

https://www.mdr.de/video/mdr-imersten-videos/a/video-716232.html

Direkt im Anschluss wird ausführlich auf Moritz` Verhalten eingegangen. Das sagt etwas aus. Aber es wird eben kein mögliches Raubmotiv genannt. Es wird in der gesamten Folge auch weder von der Tasche oder vom Geld gesprochen. Es wird nicht einmal gesagt, dass etwas geraubt wurde. Einzig in der Sequenz, als der XY-FF mit Überfall gezeigt wurde, fordert der Darsteller eben die Tasche und droht mit dem Messer. Genau darauf wird aber weiter gar nicht eingegangen. Das ist sehr auffällig und sagt etwas Deutliches aus. Das ändert nichts daran, dass die Ermittlungen breit aufgestellt sind. Aber die Kommunikation und die Art an die Zeugen und mögliche Mitwisser heranzutreten, hat sich gewandelt. Dazu passt eben auch, das Täterprofil nicht erneut zu kommunizieren. Das könnte an eingegangenen Hinweisen liegen.

In dem Film werden ja auch der Tatort und die Wege sowie der Wald gezeigt. Auf dem Tatortfoto (ca Min 4:40) sieht man deutliche und große Blutflecken. Ich denke, unabhängig davon, ob der Täter GS dorthin abgelegt hat oder aber die Tat genau dort stattfand, er kann nicht ohne Blutanhaftungen geblieben sein.

Das im XY-FF gezeigte und besprochene Tätertat- und Nachtatverhalten könnte ja ebenso auf einen missglückten Raub mit ungewollter Todesfolge ohne Mordmotiv und Reue hinweisen. Damit wurde ja auch eine gewisse Brücke zu Totschlag und Verjährung und so weiter für Mitwisser und Täter gebaut. Vielleicht diente das auch nur dem Anreiz und war gar kein vollständiges Profil.

Wir wissen aber eben auch nicht, was die Ermittler wissen und was nicht. Vielleicht wurde Moritz anderswo gesehen, Rudi fragte ja auch diesbezüglich nach Zeugen. Vielleicht haben die Jogger am Parkplatz was bemerkt, oder oder. Wir wissen es nicht.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

29.04.2023 um 17:43
Zitat von rattichrattich schrieb:Das alles deutet nicht auf einen hemmungslosen Killer hin.
Da stimme ich zu. Der Täter handelte mMn eher aus dem Affekt. An eine geplante Tat denke ich da eher nicht. Auch Sadismus oder Spaß am töten kann ich bei der Art der Verletzung nicht erkennen. Allerdings könnte er bewusst in den Hals gestochen haben, weil er wußte, dass dieser Treffer schnell Wirkung zeigt oder weil er das schon öfter so gemacht hat, z.B. im Training oder auf der Jagd.
Zitat von rattichrattich schrieb:Schwäche, Unsicherheit und Überforderung können durchaus zu Gewaltanwendung führen, wenn der Betreffende sich nicht mehr anders zu helfen weiß.
Richtig. Es kann auch ein Wort oder Satz gefallen sein, das den Täter in Rage versetzte und ungewollt töten ließ. Gerade wenn ein Täter wenig Selbstwertgefühl hat oder ein gestörtes Verhältnis zu selbstbewussten Frauen. Da gibt es viele Möglichkeiten.
Zitat von darkstar69darkstar69 schrieb:Ich denke, unabhängig davon, ob der Täter GS dorthin abgelegt hat oder aber die Tat genau dort stattfand, er kann nicht ohne Blutanhaftungen geblieben sein.
Ich vermute, dass durch den Stich die Arteria carotis ruptiert wurde und daher viel Blut austrat. Das Opfer dürfte sehr schnell bewusstlos geworden und verstorben sein. Demnach sind Blutanhaftungen am Täter nicht gerade unwahrscheinlich. Das sehe ich auch so.

Aus dem angenommenen Nachtatverhalten werde ich nicht wirklich schlau. Woraus kann die EB schließen, dass der Täter längere Zeit am Tatort verbrachte ? Das im Bericht gezeigte Foto der Handtasche zeigt mMn ausgekippten Inhalt an. Ein länger andauerndes, sorgsames Durchsuchen, kann ich da nicht erkennen. Alles etwas irritierend. Obwohl die Ermittler verschiedene Aussagen treffen, sieht für mich der Fall nach einer sehr schnellen Tatausführung aus.

Es wirkt auf mich so, als wenn der Täter sie spontan bedrohte, die Situation schnell eskalierte, schnell der Stich, Handtasche ausgeleert, Geld gegriffen und Flucht. Zusammen in 1-2 Min. erledigt.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

30.04.2023 um 09:56
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:Ich vermute, dass durch den Stich die Arteria carotis ruptiert wurde und daher viel Blut austrat.
Da sich diese aber auf der rechten Halsseite befindet, müsste der Täter eher Linkshänder sein?

Stimme dem nicht zu, das wäre wahrscheinlich im Täterprofil erwähnt worden.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

30.04.2023 um 10:15
Zitat von SlateratorSlaterator schrieb:wirkt auf mich so, als wenn der Täter sie spontan bedrohte, die Situation schnell eskalierte, schnell der Stich, Handtasche ausgeleert, Geld gegriffen und Flucht. Zusammen in 1-2 Min. erledigt.
Aber wie kommen die Ermittler dazu, dass der Täter sich nach der Tat noch im Wald aufgehalten hat, so wurde das zumindest im podcast mitgeteilt. Wäre das eine Spontantat mit unvorhergesehener Eskalation gewesen, wäre er doch genauso ruck-zuck einfach verschwunden.
Zitat von YlviYlvi schrieb:sich diese aber auf der rechten Halsseite befindet, müsste der Täter eher Linkshänder sein?
Ich bin kein Mediziner, aber der Begriff "carotis" steht für die Haupt-Halsschlagader, es gibt sie auf beiden Halsseiten. Hilft uns also jetzt nicht weiter, aber du hast recht, wenn du sagst, es wäre mitgeteilt worden, wenn man hätte ableiten können, dass der Täter Linkshänder ist. Das ist immer noch etwas Auffälliges.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

30.04.2023 um 11:03
Zitat von Coconut19Coconut19 schrieb:Aber wie kommen die Ermittler dazu, dass der Täter sich nach der Tat noch im Wald aufgehalten hat, so wurde das zumindest im podcast mitgeteilt.
Vielleicht hat die Polizei bei der Absuche damals direkt nach der Tat im Wald etwas gefunden, was offensichtlich gerade erst verloren wurde und dem Täter gehört haben könnte? Die Tatwaffe wurde damals zwar nicht gefunden, aber evtl. ein anderer Gegenstand aus dem Besitz des Täters. Möglicherweise hat er diesen Gegenstand verloren, als er die Tatwaffe verstecken (vergraben?) wollte? Daher gingen die Ermittler jetzt vielleicht auch davon aus, dass die Tatwaffe ebenfalls noch irgendwo in Tatortnähe liegen könnte, und haben das Areal deshalb noch einmal mit Sonden absuchen lassen.

Wenn der Täter damals vom Tatort weg direkt ins Dickicht gelaufen ist, könnte er auch dabei Spuren hinterlassen haben, am Boden und im Unterholz (z.B. abgeknickte Zweige), denen die Polizei dann folgte und evtl. auf etwas stieß, das der Täter verloren haben könnte.
Zitat von Coconut19Coconut19 schrieb:Wäre das eine Spontantat mit unvorhergesehener Eskalation gewesen, wäre er doch genauso ruck-zuck einfach verschwunden.
Davon würde ich auch ausgehen. Vielleicht spricht ein längerer Aufenthalt im Wald auch für die Polizei eher für eine Beziehungstat.


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30.04.2023 um 12:10
Zitat von Coconut19Coconut19 schrieb:Wäre das eine Spontantat mit unvorhergesehener Eskalation gewesen, wäre er doch genauso ruck-zuck einfach verschwunden.
Oder meintest Du damit, dass es wegen des möglichen längeren Aufenthalts in Tatortnähe eine geplante Tat gewesen sein müsste? Das nehme ich nicht an. Ich würde die mutmaßliche Handlung des Täters, sich sofort nach der Tat, noch an Ort und Stelle, von dem Messer zu trennen, eher als Reaktion auf eine ungeplante Tat sehen.

Es könnte sein, dass der Täter sich mit dem sofortigen Entsorgen des Messers unbewusst von der Tat distanzieren wollte. Dabei ging er das Risiko ein, dass jederzeit jemand den Waldweg entlangkommen könnte und die Leiche entdecken würde. Der Täter hätte ja auch zumindest ein Stück weiter weglaufen und das Messer dort entsorgen oder es später irgendwo in den Müll werfen können. Wenn er das Messer aber augenblicklich loswerden wollte, obwohl das für ihn ein höheres Entdeckungsrisiko bedeutete, legt das für mich nahe, dass die Tat (der tödliche Messerstich) ungeplant und ungewollt war.


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Mordfall Gitta Schnieder (1989)

30.04.2023 um 13:24
Welcher Handtaschendieb, der gerade einen Mord begangen hat, bleibt stehen und kippt den Inhalt aus, holt sich Portmanie raus, um sich das Geld zunehmen.
Gerade bei einem Mord zählt jede Sekunde, sie ist die Trennlinie zwischen Freiheit und Haft, meistens entleeren sie es beim Laufen und schmeissen es dann weg.
Hier fehlt außer Geld ja nichts, was gesucht wird, sonst hätte man es angegeben.
Entweder standen da an mehreren Stellen, Kleinkriminelle, die vorher einen Joint geraucht haben, spontan schmiere und da es kein Handyzeitalter war, haben sie mit Rauchwolken kommuniziert oder aber jemand wusste schon spätestens als er am diesem Morgen Aufstand, das er ein Mord begehen wird und jeder Handgriff war geplant und der Raub war vorgetäuscht.

Ich denke das es eine Beziehungstat war, begangen von einem der nicht in einer Beziehung stand. Auftragsmord hört sich immer so Mafiaartig an. Es wird tatsächlich ein Kleinkrimineller mit Bezug zum Tatort sein. Im Fall Tunahan Keser, war der Auftragskiller Maler gewesen und hat nebenbei Überfälle begangen.

Da Juri und der Ehemann nicht verdächtigt sind, bleibt der, im Filmfall angesprochene Arbeitgeber oder eine Frau die in den Ehemann verliebt war und so an ihn rankommen wollte, Kollegin/ Freundin.


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