Rätselhafter Mord an Norbert Stolz, 23. Juni 1989

alex32 schrieb:Und an den Quatsch mit der Hehlerei von Waren im Keller kann nur jemand glauben, der selber nie bei der Armee war.

Auch jemand, der nicht in der Armee gedient hat, würde (um das von dir verwendete "Q-Wort" zu vermeiden, nenne ich es) "Phantasien" von "Hehlerei im Keller", die irgendwie zu dem Mord an NS geführt haben könnte, wohl nicht für realistische Überlegungen halten...
In diesem Punkt gebe ich dir ausdrücklich Recht.

alex32 schrieb:Norbert Stolz hatte keine Feinde, war ein harmloser 08/15-Soldat und ein gläubiger Christ. Ich glaube kaum, dass ihn ein anderer Soldat so hasste, dass er ihn töten wollte.

Du übersiehst offenbar, dass Wut oder Hass auch erst in einer konkreten Situation aufkommen und (unter Umständen) sehr groß werden und sich in einer (selbstverständlich völlig unverhältnismäßigen) Aggression wie der Wahnsinnstat, über die hier diskutiert wird, entladen können.

Der Täter war mMn. am ehesten ein Kompanieangehöriger.

Die Gebäudetür war verschlossen, die Tat fand im UvD Zimmer statt. Warum sollte Stolz jemanden hineinlassen und wieder abschließen? Weil derjenige angab, im Gebäude bleiben zu wollen. Verstärkt würde dieses Szenario, wenn der Schlüssel dann wieder im Kästchen war. Denn wenn jemand nur für einen Moment hereingelassen wird, dann würde man den Schlüssel am ehesten in die Hosentasche stecken.

Und wenn der Täter von innen kam, dann hat er nach Dienstschluss das Gebäude nicht verlassen und klopfte nachts am UvD Zimmer (habe mich nach Dienstschluss hingelegt und bin glatt eingeschlafen).

An einen externen Täter glaube ich weniger.

JosephConrad schrieb:Nicht unbedingt, es kann sein dass die Stiche schnell hintereinander erfolgten und Stolz solange gekämpft hat, bis ihn ein fataler Stich erwischt hat.

Ein Schlag traf ihn ins Gesicht, da könnte ich mir echt vorstellen, dass Stoll erstmal benommen war. Bei den zwei Abwehrverletzungen hatte er wohl kaum ne Chance, sich zu verteidigen.

Vielleicht hat der Täter tatsächlich auch etwas abbekommen, und die Polizei ging ebenfalls davon aus, dass dies zumindest nicht auszuschließen sei. Das ist jedoch ein Kriterium, warum "Weber" als Täter schnell ausgeschlossen wurde.

Ich glaub nicht, dass er wirklich keine Feinde hatte. Manchmal verstecken sich die Feinde auch hinter scheinbar harmlosen Leuten. Nur weil er ein gläubiger Christ war, heißt das ja nicht, dass er keine Konflikte gehabt haben könnte. Man weiß ja nie, was sich im Hintergrund alles abgespielt hat.

duval schrieb:Vielleicht hat der Täter tatsächlich auch etwas abbekommen, und die Polizei ging ebenfalls davon aus, dass dies zumindest nicht auszuschließen sei. Das ist jedoch ein Kriterium, warum "Weber" als Täter schnell ausgeschlossen wurde.

War Weber wohl groß und stark, oder eher klein und schmächtig?

JosephConrad schrieb:War Weber wohl groß und stark, oder eher klein und schmächtig?

Bin mir nicht sicher, bin aber relativ sicher, dass "Weber" kleiner als Norbert war.

JosephConrad schrieb:War Weber wohl groß und stark, oder eher klein und schmächtig?

Ich weiß nicht, wie "Weber" in der Realität aussah.

EST schrieb:Bin mir nicht sicher, bin aber relativ sicher, dass "Weber" kleiner als Norbert war.

Hängt halt vor allem davon ab, ob jemand verschlagen und brutal ist und das Überraschungsmoment für sich ausnutzt. Aber die Frage ist immer: was war das Motiv? Wenn jemand instabil, brutal und aufbrausend ist, kann es im Streit durchaus zu so einer Tat kommen.

"Weber" verlässt verbotenerweise die Kaserne und kommt erst weit nach Mitternacht zurück, klingelt. Stolz lässt ihn rein und sagt ihm: "ich werde dich melden", lässt nicht mit sich reden. "Weber" hätte das nie von ihm gedacht und wird wild. Er geht nach oben, holt sich sein Messer, geht zurück und es kommt zur Tat. Er fingiert das mit dem Blutfleck an einem Fenster, versteckt das Messer im Gebäude, wäscht sich und legt sich ins Bett.

Das wäre das "eiskalter Weber" Szenario.

JosephConrad schrieb:"Weber" verlässt verbotenerweise die Kaserne und kommt erst weit nach Mitternacht zurück, klingelt. Stolz lässt ihn rein und sagt ihm: "ich werde dich melden", lässt nicht mit sich reden. "Weber" hätte das nie von ihm gedacht und wird wild.

Den Gedankengang hatte ich auch schon gehabt. Wenn es zur Meldung gekommen wäre, hätte das für 'Weber' ernsthafte Konsequenzen haben können.

@abberline

Wenn jemand tatsächlich Waffen stehlen möchte, ist es doch äußerst unklug auf einem unübersichtlichen Kasernengelände zuzuschlagen, wo man es mit vielen "Unbekannten" in der Gleichung zu tun hat und weiß, dass die Wachleute auch bewaffnet sind, der Schusswaffengebrauch autorisiert ist. Zudem lagern Waffen meist zusätzlich gesichert samt Munition in verschlossenen Schränken.

Im Gegensatz dazu ist der Überfall auf ein reguläres Waffengeschäft viel risikoloser. Es gibt kaum Personal das (klingt jetzt blöd) unbewaffnet gegenübertritt und quasi hilflos ausgeliefert ist. Zudem ist alles übersichtlich, Waffen und Munition liegen direkt im Laden.

Also warum sollte jemand wegen Waffen einen Überfall in einer Kaserne riskieren?

Slaterator schrieb:Also warum sollte jemand wegen Waffen einen Überfall in einer Kaserne riskieren?

Ich halte es auch für eine der unwahrscheinlicheren Varianten. Aus der Reihe, es gibt nichts, was es nicht gibt. Deshalb schrieb Ich, dass derjenige schon arg naiv hätte sein müssen. Und dann nur mit einem Messer. Ich halte einen Täter aus dem Kasernenumfeld für wesentlich wahrscheinlicher.
Dieses Loch im Zaun lässt halt alles an Spekulation zu.
Berühmtes Beispiel für Waffenklau aus den 80ern sind ja die Brabant Killer, die ihre ersten Waffen aus nem Überfall auf ein Waffengeschäft hatten.

Slaterator schrieb:Zudem lagern Waffen meist zusätzlich gesichert samt Munition in verschlossenen Schränken.

In einer BW-Waffenkammer wirst Du keine Munition finden. Diese ist außerhalb gelagert. Lediglich in der Wache ist die Munition für die Wachmannschaft gelagert.

Slaterator schrieb:Also warum sollte jemand wegen Waffen einen Überfall in einer Kaserne riskieren?

Eine vollautomatische Kriegswaffe ist halt etwas effektiver, als eine Schrotflinte, auch wenn sie noch so schön graviert ist.

Weber hätte nach dem Telefonat von Stolz rausgegangen sein können (mal eine rauchen) oder es war noch offen, oder zum Fenster raus und wäre dann nicht zurückgekommen. Nachts dann geklingelt, "stell dich nicht so an, bin ja wieder da". Streit, wie geschildert. Würde auch die fehlende Unterschrift erklären.

@JosephConrad
Aber wegen sowas bringt man jemanden nicht um... Schon nichtmals mit 11 Messerstichen. Nehmen wir mal an Weber, wie er genannt wird, wäre tatsächlich ausgebücht und in der Nacht wiedergekommen.. Das schlimmste was ihm gedroht hätte wäre Arrest Verlängerung gewesen, mglw im Café Viereck... Für dieses grausame Verbrechen muss es andere Gründe geben.

in1968 schrieb:Aber wegen sowas bringt man jemanden nicht um... Schon nichtmals mit 11 Messerstichen.

Solche Aussagen finde ich schwierig zu treffen.

Bei einem ist die Zündschnur kürzer, als beim anderen.

Sollte "Weber" ein impulsiv-aggresiver Mensch sein, reichte evtl. eine in unseren Augen Kleinigkeit aus, um "auszurasten", auch, wenn wir uns das nicht vorstellen können.

Natürlich alles Spekulatius.

in1968 schrieb:Aber wegen sowas bringt man jemanden nicht um... Schon nichtmals mit 11 Messerstichen. Nehmen wir mal an Weber, wie er genannt wird, wäre tatsächlich ausgebücht und in der Nacht wiedergekommen.. Das schlimmste was ihm gedroht hätte wäre Arrest Verlängerung gewesen, mglw im Café Viereck... Für dieses grausame Verbrechen muss es andere Gründe geben.

Überhaupt nicht. Wie ich sagte, es hängt nur vom Charakter des Täters ab. Wer instabil, aufbrausend, brutal und vielleicht auch noch alkoholisiert ist, macht das schon wegen einer Beleidigung. Letztes Jahr gab es 17000 Messerangriffe in Deutschland, Täter meist junge Männer. Und wenn der andere größer und stärker ist, dan braucht es eben 9 Stiche bis er erledigt ist.

Beispiel kaputtes Handy, auf vermeintlich Schuldigen wird eingestochen:

In Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist am Dienstagnachmittag ein 20-jähriger Mann lebensbedrohlich verletzt worden. Laut Polizei geriet eine Gruppe von jungen Männern vor einer Jugendeinrichtung in der Lilienstraße in einen Streit. Dabei ging das Handy eines 16-Jährigen kaputt. Daraufhin kam es zu einer körperlichen Auseinandersetzung. Nach Angaben der Beamten zog der 16-jährige Tatverdächtige ein Messer und stach mehrfach auf den Oberkörper des 20-Jährigen ein.

Die Polizei konnte den 16-jährigen Tatverdächtigen vorläufig festnehmen.

Dieser kam mit lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus und wurde dort umgehend notoperiert. Sein Zustand hat sich nach der OP leicht stabilisiert, so die Polizei. Der Tatverdächtige wurde vorläufig festgenommen. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Rendsburg dauern an.

Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/20-Jaehriger-nach-Messerstichen-in-Rendsburg-lebensgefaehrlich-verletzt,regionkielnews742.html