Kriminalfälle
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

"Bodensee-Mord" von 1969

1.437 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Bodensee, Zürich, Lindau ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

"Bodensee-Mord" von 1969

15.07.2015 um 01:54
nix

Anzeige
melden

"Bodensee-Mord" von 1969

15.07.2015 um 10:07
Zitat von TripaneTripane schrieb:Mich würde irritieren, woher er die Scheren überhaupt hatte. Er muß sie zwar nicht von zuhause mitgenommen haben, aber woher kommen sie dann?
Du stellst eine Frage und bringst dich dann selbst um die wahrscheinlichste Antwort: Woher sollen die Scheren kommen die er zum Verkauf angeboten hat, wenn nicht aus seinem eigenen Besitz?
Der Fall ist doch so schon mysteriös, da muss man ja nicht noch Aspekte die verhältnismäßig leicht zu erklären sind zusätzlich mystifizieren.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

16.07.2015 um 01:09
Ich finde das aber keineswegs so selbstverständlich wie du das offenbar tust.

Ich bin auch öfters unterwegs. Mir käme es nicht in den Sinn, aus meinem Berufsinventar einige Teile auf Reisen mitzunehmen, nur um sie dann am Zielort zu Geld zu machen.

Schon alleine deswegen nicht, weil ich es abwegig finde, grade Gegenstände zu verkaufen, die ich selber noch beruflich gebrauchen kann. Damit erzielt man keinen großen Gewinn.
Es gibt schon Leute, die einen Ring, eine Uhr oder auch andere Dinge verkaufen oder versetzen, wenn sie in Geldknappheit sind. Aber bereits im Vorfeld genau zu diesem Zweck, Scheren aus dem eigenen Handwerksinventar auf eine längere Reise mitzunehmen, schiene mir recht eigenartig.

Z.B. halte ich es eher für denkbar, dass er am Zielort ursprünglich vielleicht geplant hat, mit seinem Handwerkszeug zu arbeiten. Nicht zwingend legal. Dadurch wäre wohl mehr Geld zu machen gewesen.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

16.07.2015 um 07:03
Zitat von TripaneTripane schrieb:Ich bin auch öfters unterwegs. Mir käme es nicht in den Sinn, aus meinem Berufsinventar einige Teile auf Reisen mitzunehmen, nur um sie dann am Zielort zu Geld zu machen.
Dir käme es wahrscheinlich auch nicht in den Sinn abrupt zu einer Reise aufzubrechen ohne deine Angehörigen über das Ziel und die Dauer zu informieren, am Bodensee dann scheinbar ziellos in schicken Herbergen abzusteigen und dich bei alledem in eine Gefahr zu begeben die zur Genitalverstümmelung und anschließend zum Tode führen kann.
Der Mann befand sich in einer Ausnahmesituation, kein Mensch weiß was in ihm vorging, was er geplant hatte und wodurch er letztendlich zutode gekommen ist. Ich hoffe für dich, dass sich das mit nichts vergleichen lässt was du bisher getan oder erlebt hast.
Zitat von TripaneTripane schrieb:Es gibt schon Leute, die einen Ring, eine Uhr oder auch andere Dinge verkaufen oder versetzen, wenn sie in Geldknappheit sind. Aber bereits im Vorfeld genau zu diesem Zweck, Scheren aus dem eigenen Handwerksinventar auf eine längere Reise mitzunehmen, schiene mir recht eigenartig
zt
Das erscheint dir eigenartig? Nicht etwa dass er niemanden aus seinem Umfeld über Dauer und Zweck seiner Reise informiert hat, dass er ohne erkennbares Ziel umhergereist ist und seine täglichen Aktivitäten dabei so verdeckt hat, dass keine Zeugen gefunden werden konnten, dass er in auffälliger Aufmachung unterwegs war, dass er unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist...

Angesichts all dieser Ungereimtheiten ist die mitgeführte Schere doch wirklich noch verhältnismäßig leicht erklärbar. Er war Friseur, vielleicht wollte er ursprünglich am Bodensee eine neue Arbeit finden, als das Geld knapp wurde hat er stattdessen versucht das Ding zu versetzen. Es gibt allerdings wirklich nicht den geringsten Grund anzunehmen, dass das Anbieten der Schere irgendein Geheimzeichen gewesen sein könnte - außer der Lust am Spekulieren und Fabulieren und am Geheimen an sich...


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

16.07.2015 um 18:37
Dass er als Friseur Scheren mitgeführt hat, finde ich nicht besonders bemerkenswert. Allerdings -das habe ich aber schon mal gesagt- fände ich es nicht ganz logisch, wenn er sie ausschließlich(!) zu dem Zweck mitgeführt hätte, sie dann am Zielort zu verkaufen.
Sollte er sie aber eben nicht ausschließlich zu diesem zweck mitgeführt haben, sondern z.B. um sie zum Arbeiten zu benutzen, wäre das ein Gedanke, den ich für erwähnenswert halte.


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

16.07.2015 um 20:17
Zitat von TripaneTripane schrieb:Dass er als Friseur Scheren mitgeführt hat, finde ich nicht besonders bemerkenswert. Allerdings -das habe ich aber schon mal gesagt- fände ich es nicht ganz logisch, wenn er sie ausschließlich(!) zu dem Zweck mitgeführt hätte, sie dann am Zielort zu verkaufen.
Ja das stimmt. Ich denke dass die Reise einen klaren Zweck hatte, dass dieser Zweck aber nicht so einfach erreichbar und die Reise daher nicht wirklich planbar war. Es bedurfte einiger Vorbereitung, einiger Anbahnungsversuche, einiger Fehlversuche und am Ende wurde der Zweck womöglich sogar krass verfehlt: Ich denke jedenfalls nicht, dass der Tod der Zweck der Reise war, denn das hätte er einfacher haben können und dazu hätte er sich nicht vorher den Pimmel rausreißen (lassen) müssen.

Ich bin auch davon überzeugt , dass die Frau mehr wusste. Es ist einer der mysteriösesten Aspekte in dem Fall, dass die Frau so dermaßen gleichgültig reagiert als der Mann völlig abrupt den Laden dicht macht und zu seiner letzten Reise aufbricht. Diese Passivität ist so krass, dass es kaum ein Versehen der Regie sein kann.

Der Mann war wahrscheinlich Homosexuell, allerdings gibt es darauf (bis auf die Schuhe) keinerlei Hinweis. Und selbst in den Anfangsjahren von XY hat man auf einen solchen Umstand deutlicher hingewiesen, etwa mit der Anmerkung: "Er hielt sich gerne in Lokalitäten auf die ausschließlich von Männern besucht wurden". Daher denke ich , dass die Homosexualität als irrelevant angesehen wurde. Zumal es auch nicht eine einzige Sichtung mit jungen Männern gab.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

17.07.2015 um 02:00
Ich habe diesen thread jetz die ersten 20 Seiten genau und den Rest cursorisch gelesen. Ich bin fasziniert von diesem Fall- er ist von seinen Facetten und Möglichkeiten ohne Beispiel im deutschen Sprachraum. Vom banalen Unfall bis hin zu spektaktulären Degen- und Mantel-Geschichten ist alles drin. Klären werden wir ihn wohl nicht mehr können- aber immerhin: Wird er noch geklärt dann entweder durch Kommissar Zufall, oder durch uns Laien.
Es ist da schon so viel geschrieben, gscheites und spekulatives geäußert worden, ich will hier kurz zusammenfassen was mir querbeet aufgefallen ist:

- Es fehlt eine stringente Biographie von L. Man kann mich gerne berichtigen, aber außer den Informationen Beruf- und Familienstand, der Hinweis auf Enkel und seinem Wohnort gibt es wenig Hinweise auf den Lebenslauf von L. Er ist 1913 geboren, was machte er im Krieg? Wo diente er, wenn überhaupt? Es gibt glaube ich Hinweise auf eine Umsiedelung unmittelbar nach dem Krieg- was waren die Umstände? Vertreibung? Rückkehr?

- Am Bodensee weiß man von seinem Tagesablauf wenig
L. wurde fast ausshließlich beim Verlassen, Ankommen und beim Frühstücken auf Reichenau gesehen. Er kleidete sich fast schon provokant auffällig. War das eine sozusagen Berufskleidung für die nicht rekonstruierbare Zeitspanne zwischen Verlassen von Hotel/Reichenau und Rückkehr zum Hotel? Wenn ja für welchen Beruf? Spieler wurde erwähnt. Spielbanken in Deutschland wie in der Schweiz (St.Gallen) wurden ins Spiel gebracht. Kann er überhaupt Spieler sein? Ja kann er. Da arbeite ich in der Branche und es gibt kein Milieu das frei von Spielern ist. Da habe ich keine Zweifel, dass es möglich ist. Nur warum gibt die Polizei keinen Hinweis darauf? Das müsste sie eigentlich wissen- auch zu jener Zeit. Ganz banal: Wo wusch er seine Wäsche? Wenn er täglich dasselbe trug, wird er das nicht inzig Duplikationen bei sich führen.

- Wie finanzierte er sich?
Dieses allgemeine "Geld bis zum Schluss" bedeutet keineswegs, dass er nicht zwischendurch doch klamm war. Man müsste was von seinen Geldkreisläufen wissen. Hatte er von Haus aus seine gesamte verbratene Kohle bar dabei? Oder verfügte er wohl über ausreichend Geld, das aber nicht immer flüssig war? Diese Scheren können so alles bedeuten- von jemanden suchen bis zum banalen vorsorgen. Dass er sie dabei hat ist füpr mich (wie für andere auch) logisch: Ein Künstler bzw. Profi nimmt sein Werkzeug mit, insbesondere wenn im Raum steht, überhaupt völlig neu anzufangen. Im Handwerk ist prinzipiell zu jener Zeit möglich, dass es ims prichwörtlichen sinn goldenen boden hatte (er also vermögend war), als auch dass er halt doch finanziell gesehen Mittelbau war.

- L. und der Sex
Von Hetero- über Femdom/Maledom-SM bis hin zu Vanilla- Homosexualität ist anhand der Infos alles möglich. Auch in das Spiel gebrachte selbstzerstörerische Tendenzen. Nur- richtig naheliegend ist gar nix. Fest steht eigentlich nur, dass er verheiratet war und einen Hautarzt benötigte. Dass dies für eine Geschlechtskrankheit sein muss, halte ich für spekulativ. Dass sich seine Ehe abkühlte, kann man ev. auch als wahrscheinlich ansehen. Sonst nix. Es deutet nichts darauf hin, dass er in seinen Hotelübernachtungen jemals Gesellschaft hatte, außer diesen Brief, den ihn auch einer im Ort geschrieben haben könnte. Wenn die Fehlstunden zwischen Frühstück und Rückkehr mit Sex zu tun hatten, so stellt sich die Frage der immer gleichen Bekleidung. Wäre ien wahrlich seltsamer Fetisch. Es stellt sich hier auch wieder die Frage seiner Biographie, wenn Sex die Triebfeder war, dann musste die Basis für sein Bodensee-Abenteuer eigentlich schon in den Jahren davor gelegt sein müssen. 50+ ist für neue Sexabenteuer eigentlich zu alt und außergewöhnlich. Die (nicht genau eruierbare) Verletzung am Penis kann auch asexuelle Ursachen haben. Natürlich auch Folter, womit ich bei

- L. und die Geheimdienste wäre
Diese Lösung wäre natürlich mit einem erheblichen Glamour-Faktor verbunden. Damit hat sie eine besondere Faszination. Die grndsätzliche Frage ist, welchen Nutzen ein Geheimdienst von einer Mitarbeit von L. haben könnte. Direkt nach dem Krieg wurden sicherlich zahlreiche Ls angeworben, ganz einfach um eine Streuung zu haben, man weiß ja nicht, wer für was Zugang erhalten wird. Nur spielte sich die Geschichte schon Ende der 60iger ab- L. war an seiner Fahnenstange seiner Karriere. Die Nähe zu der DDR bedeutet rein gar nichts solange niemand vor Ort weilt, von dem es sich lohnt etwas zu erfahren. Da war Hof schon sehr provinziell, als Kurier scheidet er mangels verifizierbarer Reisetätigkeiten ebenfalls aus. Die meisten Spione waren im übrigen im Dunstkreis von Politik, oder Wissenschaft angesiedelt. Man müsste mehr über seine Biographie wissen, mit der hier gegebenen Infolage deutet nur Grenznähe und ein bisschen der Beruf darauf hin. Dann müsste er aber örtlicher Promicouffeuir gewesen sein.

Das sind meine 5 Cent.


2x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

17.07.2015 um 07:07
@Destructivus

Guter Überblick. Ein paar Anmerkungen:
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Spielbanken in Deutschland wie in der Schweiz (St.Gallen) wurden ins Spiel gebracht. Kann er überhaupt Spieler sein? Ja kann er. Da arbeite ich in der Branche und es gibt kein Milieu das frei von Spielern ist. Da habe ich keine Zweifel, dass es möglich ist. Nur warum gibt die Polizei keinen Hinweis darauf?
Die letzte Frage beantwortet sich quasi von selbst: Die Polizei gibt keinen Hinweis darauf, weil es keinen Hinweis darauf gab. Wenn es nämlich auch nur den geringsten Hinweis gegeben hätte, dann wäre dieser Hinweis hochrelevant für den Fall gewesen und es ware grob
Natürlich ist die Geschichte mit den Geschlechtskrankheiten spekulativ, das wird nämlich nirgends erwähnt. Stattdessen wird darauf hingewiesen, dass dem Opfer kurz vor seinem Tod fahrlässig gewesen das nicht in einer Sendung zu erwähnen in der es um Aufklärung des Verbrechens geht. Da wohl auch keine Auffälligkeiten in seinen Privatfinanzen entdeckt wurden, kann man davon ausgehen, dass der Mann kein Spieler war und die Reise nicht der Spielerei diente.
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Fest steht eigentlich nur, dass er verheiratet war und einen Hautarzt benötigte. Dass dies für eine Geschlechtskrankheit sein muss, halte ich für spekulativ.
schwere Genitalverletzungen zugefügt wurden, die mit primitiven Mitteln erstversorgt wurden (Handtuch). Kann es sein, dass du da was durcheinandergebracht hast?
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb: Es stellt sich hier auch wieder die Frage seiner Biographie, wenn Sex die Triebfeder war, dann musste die Basis für sein Bodensee-Abenteuer eigentlich schon in den Jahren davor gelegt sein müssen. 50+ ist für neue Sexabenteuer eigentlich zu alt und außergewöhnlich. Die (nicht genau eruierbare) Verletzung am Penis kann auch asexuelle Ursachen haben. Natürlich auch Folter, womit ich bei
klar kann das auch asexuelle Ursachen haben, aber warum gehst du nicht auf die möglichen sexuellen Ursachen ein? Dann hätten wir es nämlich mit einer sexuellen Abart zu tun die auch heute noch als solche gilt, für die es aber in den 50ern wesentlich schwieriger gewesen sein muss als heute, Gleichgesinnte zu finden. Das würde dann weiterhin auch erklären, warum der Mann erst verhältnismäßig spät dazu kam seine Vorlieben auszuleben: Er könnte schlicht so lange gebraucht haben bis er Gleichgesinnte gefunden hat. Seine früheren Reisetätigkeiten könnten bereits diesem Zwecke gedient haben und erfolglose Anbahnungsversuche gewesen sein.

Das mit den Geheimdiensten sehe ich ähnlich wie du: Verschwörungsfuzis werden bei sowas natürlich feucht im Schritt und es böte sich die Möglichkeit, sämtliche Ungereimtheiten auf die Geheimdienste zu schieben. Aber was hätte irgendein Geheimdienst mit eine m Provinzfriseur anfangen sollen? Und wie hätte der so wichtig und gefährlich werden können, dass man ihn eliminieren muss?


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

17.07.2015 um 23:30
Habe mir den XY-Film nochmal angeschaut. Die Gerichtsmedizinische Untersuchung hat damals ergeben

- dass dem Mann etwa eine Stunde vor seinem Tod eine schwere Verletzung an seinem Geschlechtsteil
zugefügt wurde
- dass die Verletzung versorgt und das Blut abgewaschen wurde
- dass der Mann in einem geschlossenen Raum fast ertrunken ist
- und dass der Mann nach dem Waterboarding erdrosselt wurde

Ich sehe darin weitere deutliche Parallelen zum Fall des Kannibalen Armin Meiwes: Dessen "Opfer" hat sich damals in eine mit kaltem Wasser gefüllte Badewanne gesetzt um die starken Blutungen nach der Penisamputation abzumildern. Währenddessen hat Armin Meiwes den Penis des "Opfers" gekocht, um ihn später zusammen mit dem "Opfer" zu verspeißen. Dieses Vorhaben konnte allerdings nicht mehr vollständig realisiert werden, da das "Opfer" aufgrund der starken Schmerzen und des Blutverlustes mehrfach ohnmächtig wurde.

Natürlich ist Kannibalismus erstmal nur eine Hypothese, die sehe ich aber durch die oben erwähnten gerichtsmedizinischen Details weiter bekräftigt. Hier nochmal alles, was dazu passen könnte:

- Die absolute Geheimniskrämerei, die für reine Homosexualität selbst in der damaligen Zeit
übertrieben gewesen wäre
- Die lange Vorlauf- und Anbahnungszeit die mehrere Reisen, sowie eine längere
"heiße" Anbahnungsphase ein paar Wochen vor dem Tod umfasste.
- Die Genitalverletzung
- Die Tatsache dass die Genitalverletzung "versorgt" und gereinigt wurde (spricht gegen
ein reines Hass- oder Raubverbrechen)
- Das nicht vollständige Ertrinken in einem geschlossenen Raum könnte auf eine
(ungewollten) Bewusstlosigkeit des Friseurs aufgrund der Genitalverletzung zusammen-
hängen

Mir ist klar, dass es manche User sträubt angesichts derartiger Abartigkeiten. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn sich meine werten Mitdiskutanten einmal mit den oben aufgeführten Parallelen zu einem bekannten Kannibalismusfall auseinandersetzen würden. Evtl. bin ich ja auch komplett auf dem Holzweg...


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

18.07.2015 um 00:49
Es ist nichts auszuschließen. Für mich deutet auf deine Hypothese aber genauso viel oder so wenig hin, wie auf andere Möglichkeiten (Folter, Unfall der zur Genitialverletzung führte, Selbstverstümmelung). Es wurde leider immer nur global von einer "Verletzung" gesprochen (niemals Amputation Anm.) und die Art der Verletzung niemals erwähnt. Diese Diskussion könnten die alten Akten wirklich erhellen.

In dieser Frage wusste die Polizei eindeutig mehr als sie es in ihrer Fahndung bekannt gab. Ob aus Gründen der Diskretion oder zwecks Sachdienlichkeit wissen wir nicht.

Wenn sexuelle Motive für den Mord (Selbstmord/Unfall) verantwortlich waren, dann stellen sich mehrere Fragen, die keineswegs als geklärt angesehen werden dürfen:

- Sexuelle Orientierung (inkl. allfälliger vermuteten perversen Praktiken)
- Fetische abseits der Orientierung: Als Fetisch kann alles herhalten. Ein Fetisch ist beispielsweise ein Gegenstand der im Zusammenhang zu einer Person steht. Der Gegenstand ersetzt die Person und ist der Fetisch. Das könnten zB seine Schuhe gewesen sein. Für ihn (weil es vielleicht nicht seine waren) oder für seinen Sexualpartner (vice versa)
- Kanal der (außerehlichen) Kontaktanbahnung: Interpersonal, Annonce, Vermittlung, Mix. Es gab damals sehr wohl Spezialliteratur aus dem homoerotischen und/oder sadomasochistischen Milieu. Sprach er Fremdsprachen wie Englisch? Dann konnte er internationale Magazine nutzen, auch um Deutsche kennen zu lernen.
- Beginn und Zeitraum der Kontaktanbahnung bis es zm Verbrechen kam. Wie lange waren die "Pausen" zwischen der Fassade und dem tatsächlich Ausgelebten.
- Klärung des Tatorts in dem Zusammenhang: War der Bodenseeraum gewissermaßen Ls Jagdrevier (eher unwahrscheinlich, Großstädte eignen sich wegen Verdichtungstrends von Minoritäten besser) oder ein neutraler Treffpunkt (zB eine Person die er von Zürich kannte)- wovon ich mir überzeugt bin, sollte seine Sexualität eine Rolle spielen.

So oder so: Wenn der Fall sexuell motiviert war, liegt der Schlüssel wahrscheinlich weniger jetzt in der Art und Weise der sexuellen Praktiken, sondern wohl eher in der Biographie des Opfers.


2x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

18.07.2015 um 07:33
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Wenn sexuelle Motive für den Mord (Selbstmord/Unfall)
Selbstmord kann es schonmal nicht gewesen sein. Denn dann hätte er sich selbst Waterboarden müssen, um sich anschließend zu erdrosseln.

Aber auch ein Unfall wird schwierig: Was für einen Unfall kannst du dir vorstellen, der zur Genitalverstümmelung, zum (fast) Ertrinken und anschließendem Erdrosseln führt?


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

18.07.2015 um 07:43
Zitat von DestructivusDestructivus schrieb:Es wurde leider immer nur global von einer "Verletzung" gesprochen (niemals Amputation Anm.)
Auch ich habe bei Löw nicht von einer Amputation gesprochen. Selbst wenn der Pimmel nicht ab war, spräche das aber noch nicht gegen Kannibalismus. Denn es ist ja nicht gesagt, dass so ein Vorhaben auch gelingen muss. Kannibalismus gehört zu den ganz wenigen Sexualpraktiken, die man nicht üben kann. Dabei wäre bei dieser Spielart der Übungsbedarf gerade besonders hoch, da eine Reihe schwierigster Handlungen erforderlich sind, um zum Ziel zu kommen. Insgesamt ist Kannibalismus damit eine extrem anspruchsvolle sexuelle Spielart - und evtl. ist das auch der Grund, warum er so wenig Anhänger hat.

Was ich damit sagen will: Es ist noch nicht gesagt, dass ein romantisch geplanter Kannibalismusabend auch wirklich planungsgemäß abläuft - es gibt einfach zu viel, was schief gehen kann. Und auch bei Meiwes und Partner kam es nicht mehr zu dem beabsichtigten gemeinsamen Candlelightdinner mit dem Hauptgericht "Cock au vin" , weil der Partner und ehemalige Pimmelbesitzer mittlerweile tot war.

Und so ist bei Löw eben auch denkbar, dass das Vorhaben nicht so in die Tat umgesetzt werden konnte, wie es geplant war. Selbst wenn der Penis noch dran war spricht das also nicht gegen Kannibalismus. Genausogut könnte der Versuch der Amputation auch einfach misslungen sein.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

18.07.2015 um 20:08
@KonradTönz
Das mit dem Candlelightdinner wusste ich nicht, aber wie kann man so doof sein, zu glauben, dass man eine solche Amputation ausserhalb eines Krankenhauses lange überlebt?

Abgesehen davon, dass man so doof ist, dass man glaubt eine solche einmalige Aktion schön zu finden? Ich mein, wenns nachher nicht so schmeckt, hat man keinen 2 Versuch...

Aber nun BTT...


1x zitiertmelden

"Bodensee-Mord" von 1969

18.07.2015 um 20:21
Zitat von AxelFAxelF schrieb:Das mit dem Candlelightdinner wusste ich nicht, aber wie kann man so doof sein, zu glauben, dass man eine solche Amputation ausserhalb eines Krankenhauses lange überlebt?
Das hat niemand geglaubt - man wollte es nur lange genug überleben um zusammen essen zu können. Hat aber nicht geklappt und Meiwes musste alleine futtern (den Rest hat er übrigens eingemacht, kein Witz!).

Und wie du richtig bemerkt hast: Beim Kannibalismus hat man genau einen Versuch um die finale sexuelle Befriedigung zu erlangen. Die Wahrscheinlichkeit dass es gelingt UND den erhofften Kick bringt ist gering - weil man das zum einen nicht üben kann und weil es zum anderen extrem schwierig zu realisieren ist.


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

19.07.2015 um 00:49
@KonradTönz
und es gibt halt auch recht wenig Erfahrungsberichte, alle träumen immer nur (gottseidank!)

Zurück zum Fall -könnte es nicht sein, dass er eine Art "unerwiderte" grosse Liebe hatte (männlich oder weiblich), der er nachgestellt hat, um sie doch irgendwie zu überzeugen.

Und schlussendlich kam es zu einem körperlichen Übergriff, den dann der/die "Liebe" nur durch Gewalt z.B. gegen das Geschlechtsteil abwehren konnte?
Und danach gabs dann Vertuschungsversuche durch Famile, Vater, Ehemann des Opfers?


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

19.07.2015 um 08:44
- Ad Verletzungen
Nachdem ich als Trainer selber viel mit Sport zu tun habe, glaubt man nicht auf welche Art und Weise Verletzungen möglich sind.
Ich bringe in dem Fall eine profane Möglichkeit für viele in das Spiel: Schnittunfall bei einer Intimrasur.
Gibt es übrigens einen Hinweis, ob L. betrunken war?


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

20.07.2015 um 21:29
Es gibt einen Zeitungsartikel von damals, der eine Spur in homosexuelle Kreise spricht, ohne konkret zu werden. Und auch bei xy werden ja entsprechende Andeutungen gemacht.

Ich will nur noch einmal daran erinnern, das war 1969. Damals war das so als würde man jemanden als Verbrecher bezeichnen, wenn man ihn nur der Homosexualität offen verdächtigte.
Das wurde strafrechtlich verfolgt als "Unzucht unter Männern" und wenn das jemand mitbekam, war die ganze Familie unten durch im Dorf. Karierre war dann auch vorbei usw.
Das erklärt auch das Verhalten der Ehefrau komplett.

Interessant finde ich den Ansatz, das L dort auch gespielt hat. Das würde auch erklären, warum er erst von einem besseren Hotel in ein billigeres umgezogen ist, dann aber wieder in ein teureres. Diesen Aspekt hatte ich nie verstanden. Aber die Spielertheorie würde das gut erklären.

Das der Dorffriseur irgend etwas mit Geheimdiensten zu tun hat, die ihn schließlich liquidieren mussten halte ich für völlig abwegig.

Das es sich um einen Sportunfall handelt, oder das er sich beim rasieren geschnitten hat, dagegen spricht wohl unter anderem die Schwere der Verletzung.

Neu war mir der Gedanke, L sei die ganze Zeit am Bodensee herumgefahren und hätte nach jemanden bestimmten gesucht. Ich war immer davon ausgegangen, das L die Tage am Bodensee wohl nicht alleine verbracht hat. Aber das wäre durchaus möglich und würde auch das seltsame Anbieten der Scheren erklären.

persönlich finde ich es am wahrscheinlichsten, das es einen "Sex- Unfall" unter Homos gegeben hat, L dabei so schwer verletzt wurde, das er zumindest schnellste Notfallhilfe gebraucht hätte. Sein "Partner" hat ihn dann nicht weiter zu helfen gewusst, als L zur Verdeckung der "Affäre" umzubringen. Schließlich wurde die falsche Spur gelegt und die Leiche beseitigt.

Vielleicht war er ja dort auch in einem "Strichermilieu" unterwegs in seinem Urlaub oder, falls er denn nicht schwul war, bei irgend welchen Dominas, die ihren Job nicht richtig konnten und wurde dann beseitigt. Aber 1969 am Bodensee? Fährt man da nicht lieber nach Hamburg oder Berlin wenn man so etwas vor hat?


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

20.07.2015 um 23:00
Hallo zusammen,

nachdem sich hier eine lesenswerte Diskussion entwickelt hat, möchte ich auch einige Aspekte beleuchten, die bisher eher nur am Rande thematisiert wurden.
Eines mal vorweg: Obwohl der Fall zu vielerlei Spekulationen Anlass gibt, so würde ich doch alle Agenten-, Zocker- sowie Kurierszenarios als unterhaltsam, aber nicht sonderlich realitätsnah einstufen. Entscheidend dürften die sexuellen Präferenzen des Herrn L. gewesen sein, und somit wären wir bei Komplex 1, wie ich die Ausgangssituation bezeichnen möchte:
Wir dürfen getrost annehmen, dass der scheinbar plötzliche abendliche Aufbruch so spontan nicht gewesen sein kann, und der Plan B(odensee) nicht als Alternative zu einem wenig unterhaltsamen Fernsehprogramm oder Ausflügen während der Betriebsferien in ehefraulicher Begleitung in so zauberhafte Ortschaften wie Hölle oder Schnarchenreuth gedacht war, sondern dass es im Vorfeld bereits zu massiven Auseinandersetzungen innerhalb der Familie gekommen ist, weswegen ich sogar annehme, dass das eheliche Verhältnis nachhaltig zerrüttet war. Die Fronten waren klar verteilt - J.L. gegen Ehefrau und Töchter -, nur wird man sich auch den Ermittlern über die wahren Ursachen aus Gründen der verständlichen Scham nicht offenbart haben. Jedenfalls gehe ich davon aus, dass J.L.'s wahre sexuelle Präferenz innerfamiliär bekannt war, und erschwerend kommt vielleicht noch hinzu, dass der Besuch eines Hautarztes für das spätere Opfer zu diesem Zeitpunkt bereits notwendig war.
Da verwundert es nicht, wenn der Friseurmeister unter Mitnahme nicht unerheblicher Barmittel (2.000 DM sollen es wohl gewesen sein, eine plausible Summe, wie eine überschlägige Schätzung beweist) der ehelichen Behausung entflieht, um sich am Bodensee seinen Neigungen hinzugeben: Offen bleibt natürlich, wie eventuelle Kontakte entstanden sind; der frühere Zürich-Besuch könnte ein Indiz sein, und dennoch, so einfach wie heute war es nicht, wenn man die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten und die gebotene absolute Diskretion bedenkt.

Womit wir bei Komplex 2 wären, dem Aufenthalt am Bodensee in wechselnden Unterkünften: Ich denke, dieser häufige Wechsel ist seinem Bedürfnis nach Anonymität geschuldet; er wollte einfach nicht länger als allgemein üblich im selben Haus bleiben; finanzielle Gründe für den Wechsel in eine einfache Pension schließe ich aus. Merkwürdig ist nur, dass es für seine täglichen Aktivitäten praktisch überhaupt keine verlässlichen Anhaltspunkte gibt außer der sicherlich peinlichen Sichtung durch Bekannte aus der Heimat und die Scheren-Geschichte. Wobei ich mir bei diesem angeblich geplanten Verkauf eher so eine Art Code bei der Kontaktaufnahme vorstellen kann als pekuniäre Engpässe. Nach sechs Wochen also,über deren Verlauf fast nichts bekannt wird, gehen die Barmittel zu Ende; Zeit also, zumindest vorübergehend Abschied zu nehmen.

Es folgt Komplex 3, die Schlusssequenz mit dem "Auschecken" aus dem Hotel und einem letzten Besuch bei seinem späteren Mörder (von dem vielleicht auch dieser ominöse und später verschwundene Brief stammt) in dessen Wohnung. Und hierbei kommt es zur finalen Auseinandersetzung, wobei die Gründe hierfür vielfältig sein können, denken wir nur an den nicht erfolgten Besuch beim Hausarzt mit allen sich hieraus ergebenden Weiterungen. Denkbar wäre, Joseph L. liegt prä oder auch post coitem in der Badewanne, als der Mörder an ihn herantritt und ihn mittels eines Drosselwerkzeugs (hierbei gehen die Angaben auseinander, einmal war es seine eigene Krawatte, ein andermal eine Damenstrumpfhose, wobei ich naiverweise davon ausgehe, dass sich beide Bekleidungsstücke auch für einen Laien voneinander unterscheiden lassen). Dem bewusstlosen und ertrinkenden Opfer wird noch die ominöse "gefährliche Verletzung am Geschlechtsteil" beigefügt, wobei ich über die Art dieser Verletzung keine unappetitlichen Mutmaßungen anstellen will. Der tote J.L. wird wieder angezogen und die Leiche beseitigt sowie ggf. der Brief entwendet und vernichtet. Für mich sind diese Annahmen jedenfalls "lebensnäher" als irgendwelche Staubsauger- oder Amputations-/Kannibalismusszenarien: tut mir leid, @KonradTönz ! Wer den Koffer des Opfers ins Schließfach eingestellt hat, muss offen bleiben; ebenso gut kann es Joseph L. selbst gewesen sein.

Zu guter Letzt zum Komplex 4, der Person des Mörders: Einiges über ihn lässt sich recht gut schlussfolgern: So dürfte er über eine Wohnung mit Badewanne verfügt haben (über Herrenbesuche in J.L.'s Unterkünften ist nichts bekannt), das ergibt sich aus der Obduktion, ebenso über ein eigenes Fahrzeug, mit dem die Leiche abtransportiert wurde - wobei ich annehme, dass sie direkt in den Hochrhein expediert wurde und nicht etwa in Ufernähe des Bodensees, sonst wäre sie nicht bis Diessenhofen abgetrieben. Hierbei erhebt sich die Frage, an welchen Stellen man nahe genug ans Ufer heranfahren kann bzw. welche Brücken dafür in Frage kommen. Und, ganz wichtig, noch eines: auch sein Mörder dürfte sich genötigt gesehen haben, einen Hautarzt aufzusuchen. So viele derartige Fälle wird es ja im fraglichen Zeitraum in der Region nicht gegeben haben, und aufgrund der namentlichen Meldepflicht (man stelle sich das heute einmal vor!) hätte sich ein Personenkreis für eine nähere Überprüfung angeboten, zumindest auf deutscher Seite.
Noch eines: aufgrund des Grenzverlaufs und meiner laienhaft unterstellten Strömungsverhältnisse nehme ich ja eher an, dass die Leiche auf Schweizer Gebiet ins Wasser gelangt ist. Dies lässt den Schluss zu, dass J.L. auch in der Schweiz ermordet wurde wenn man einmal unterstellt, dass der Mörder mit der Leiche nicht über die Grenze gefahren ist.

Viele Grüße
Ludwig


melden

"Bodensee-Mord" von 1969

21.07.2015 um 00:49
@Ludwig_01

sehr interessant, was du da schreibst. klingt alles sehr plausibel.

vielleicht hat seine recht lange reise auch gerade 1969 stattgefunden, weil der gleichgeschlechtliche verkehr

legalisiert wurde. das war nämlich genau 1969, sofern beide mindestens 21 jahre alt waren.


melden
egaht ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

"Bodensee-Mord" von 1969

21.07.2015 um 02:51
auch von meiner seite lob über den hervorragenden beitrag von @Ludwig_01.
eine frage hätte ich aber über deinen beitrag: wieso soll der mörder durch ein versuchtes abtrennen des geschlechtsteiles des opfers quasi selbst einen fingerzeig darauf
geben in welchen milieu der mord geschah?
löw hat sich ja sehr dezent und unauffällig bewegt ,ohne abtrennungsversuch
wäre homosexualität nur eine option für die ermittler gewesen.
so aber drängt sie sich förmlich auf.


Anzeige

1x zitiertmelden