AngRa schrieb:"Ist auch schon komisch, dass nach einigen Monaten bezüglich der Identität des Zeugen nichts an die Öffentlichkeit gedrungen ist. Er bleibt halt Mr. XY."
Als ich diese Sätze von Dir gelesen habe, wurde ich sofort an den Mordfall zum Nachteil des Wuppertaler Verlegers Dr. Bernhard Boll im Jahre 1968 erinnert - und an die dramatisch-tragischen Umstände, welche seinerzeit zur Festnahme des Täters geführt haben. Und daran, daß die Identität des Hinweisgebers bis zu dessen eigenem Tode, von Polizei, Staatsanwaltschaft und der "Aktenzeichen XY ...ungelöst"-Redaktion akribisch geheim gehalten wurde...
Es war dieses übrigens -nebenbei erwähnt- das erste Tötungsdelikt, welches mit Hilfe von Hinweisen der Fernsehzuschauer aufgeklärt werden konnte.
Dr. Boll wurde am Abend des 20. März 1968 auf dem Gelände seines einsam in einem Wald nahe Wuppertal gelegenen Wochenendhauses, von einem Einbrecher mit mehreren Beilhieben in den Kopf getötet. Das Gebäude daraufhin in Brand gesetzt. Geraubt wurde u.a. eine vergoldete Armbanduhr vom Typ "Certina Automatic", die der Verleger am Handgelenk trug...
Die brutale Tat wurde bereits am 7. Juni 1968 in "Aktenzeichen XY ...ungelöst" als "Filmfall" den Zuschauern präsentiert; an diesem Abend saß auch der Vater des Täters in Gelsenkirchen vor dem Fernsehgerät. Und erkannte beim Fahndungsaufruf nach der verschwundenen Uhr das Exemplar, welches sein schon öfter straffällig gewordener Sohn, ihm vor geraumer Zeit für wenig Geld verkauft hatte. Darüber hinaus hatte der "Junior" auch schon diverse Haftstrafen verbüßen müssen - wegen Einbrüchen in Wochenendhäusern und Gartenlauben. Somit entsprach auch die Tatausführung in Wuppertal genau der "Arbeitsweise" des Juniors.
Der Rentner meldete sich unverzüglich bei der Polizei; durch ein an der Uhr befindliches Reparaturzeichen konnte diese eindeutig dem ermordeten Besitzer zugeordnet werden. Und noch in der gleichen Nacht wurde sein Sohn, als dieser das Haus der Mutter aufsuchte in dem er bisweilen wohnte, von den Kriminalbeamten festgenommen...
Die genauen Umstände der Festnahme und daß der entscheidende Hinweis auf den Sohn vom eigenen Vater stammte, blieben rund 30 Jahre lang ein Geheimnis aller beteiligten Stellen. Erst in der Sondersendung "Eduard Zimmermann - Meine größten Fälle" am 18. Oktober 1997 verriet der Fernsehfahnder im Gespräch mit Frank Elstner, warum ihn diese Geschichte besonders berührt hatte. Und er erst geraume Zeit nach dem Tode des Vaters nähere Aufklärung geben wollte, um den alten Herrn nicht zusätzlich -zu der schon ohnehin besonderen Dramatik- noch einer Belastung auszusetzen...