Johannes Bernhard (25) seit 2011 spurlos verschwunden

@Comtesse

Schwer zu sagen. Ich weiß es gar nicht so genau, das gebe ich zu. Vor Nadeln hatte er keine Angst, aber das hatte in dem Freundeskreis kaum einer und trotzdem waren alle meilenweit von Bahnhofsjunkies entfernt. Ich formuliere es mal so: er war vom Konsum abhängig, aber von keiner bestimmten Droge. Ich glaube, dass ich eine richtig schlimme Abhängigkeit erkannt hätte, aber vielleicht wurde er auch von seiner Freundin, die substituiert war, mit Subutex versorgt, keine Ahnung. Ich ruf mal jemanden an, der es vielleicht besser weiß...

@mostellaria

Das was @Comtesse hier anspricht war auch mir durch den Kopf gegangen - daher meine Frage, wie Johannes seinen Lebensunterhalt bestritt. Ich kenne mich nicht mit Hartz IV aus, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass man sich damit einen ausschweifenden Drogenkonsum leisten kann. Zumal Johannes ja auch geraucht hatte - was allein für sich schon einen Kostenfaktor darstellt, wenn man nur über begrenzte finanzielle Möglichkeiten verfügt. Da hätte er sich zusätzlich vielleicht noch ein bisschen Alkohol, vielleicht ein bisschen Gras leisten können.

Die Suchmeldung der Polizei hat mich allerdings sofort an eine schwere und bereits seit Jahren bestehende Drogenproblematik denken lassen. Klar, es gibt in unserer westlichen Zivilisation auch Menschen mit Akuter Zahnarzt-Angst, welche dann mit zunehmendem Alter auch einen sehr schlechten Gebisszustand aufweisen können. Wenn ein solcher aber bereits mit 25 so auffällig ist, vermute ich da doch eine andere Problematik.
Na ja, was ich eigentlich sagen will: Von Gras und Alkohol fallen Dir nicht mit 25 die Zähne aus. Ich würde da tatsächlich auf harte Gebrauchsformen tippen.

@Dornröschen

Natürlich ist Hartz 4 nicht viel Geld. Aber solche Menschen sind oft wahre Lebenskünstler. Ich kannte einen, der auch nur Hartz 4 bekommen hat und selbst mit null Euro auf dem Konto hat er es geschafft, dauernd druff bis zum geht nicht mehr zu sein. Und nein, derjenige war weder klauen noch anschaffen. Er hat sich einfach dauernd mit irgendwelchen Leuten getroffen und irgendeiner hat schon was gehabt. Evtl. hat man bisschen was bekommen, was man gegen irgendwas tauschen konnte. Johannes hat es wohl ähnlich gemacht. Zumindest kannte ich ihn so. Nie wirklich Geld, dafür aber Drogen. Wobei Johannes manchmal so einem älteren Pärchen im Haushalt geholfen hat, da bekommt man auch ein paar Euros. Und die Freundin war substituiert. Evtl wurde auch davon was verkauft. Aber selbst wenn nicht : wenn man nicht extrem abhängig ist, klappt es schon mit dem Vermitteln, Tauschen, Sich einladen lassen etc.

Wollte ja jemanden deswegen fragen, aber derjenige hat sein Handy aus, muss es wohl später versuchen.

@mostellaria
Wenn er sich aufs Schnorren verlegt hat, kann ja auch dabei was passiert sein. Wenn er sich z.B. beim Dealer seines Vertrauens einen goldenen Schuss gesetzt hat, wird der kein Interesse daran haben, dass man einen Drogentoten bei ihm in der Wohnung findet. Dann hätte man ihn wohl aus der Wohnung geschafft und irgendwo hingebracht, wo man ihn bis heute nicht gefunden hat. Die Tasche wurde dann evtl. bewusst an einem Ort abgelegt, der weit weg ist von da, wo das Unglück geschah, um eine falsche Spur zu legen.

Das mit der Tasche macht nämlich ansonsten überhaupt keinen Sinn. Für mich ist das eine bewusst falsch gelegte Spur, die SOLLTE da gefunden werden und vortäuschen, dass er sich dort zuletzt aufgehalten hat. Ich glaube aber nicht, dass er die selbst da abgelegt oder verloren hat, ich glaube nicht mal, dass er vor seinem Verschwinden wirklich dort in der Nähe war.

@Comtesse

Das ist auch meine Lieblingstheorie. An einen richtigen Mord glaube ich nicht. Aber an dem Tag verließ er nach dem Streit das Haus. Er wollte einen Kumpel besuchen, wurde aber abgewiesen. Was macht man dann? Es bei einer anderen Person versuchen. Da es Abend war, wird der ein oder andere schon zuhause gewesen sein. Und Weihnachten feiert man in den Kreisen am besten mit Drogen. Man hat ja Geld geschenkt bekommen. Vielleicht kauft man sich besonders viel oder besonders Gutes. Johannes taucht auf, will auch was und bekommt auch was. Nur war es zu viel des Guten. Man will keinen Krankenwagen rufen, da man Angst um die Drogen hat. Oder man denkt, das Ganze ist halb so schlimm, ein GBL- Koma zum Beispiel. Oder man diskutiert zu lange, was unternommen werden soll. Oder man hat sich selber so abgeschossen, dass man es nicht blickt oder eingepennt ist. Irgendwann realisiert man, dass er tot ist und hat keine Lust auf eine Anzeige. Man sucht sich eine Person, die die Klappe halten kann und schafft die Leiche weg, unbemerkt, es ist ja an Weihnachten kaum jemand unterwegs...

Aber irgendwie kann ich mir auch vorstellen, dass das Ganze so abstrus gelaufen ist, dass man nicht mal im Traum drauf gekommen wäre.

@Comtesse
@mostellaria

Ein solches Szenario könnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Um neue Erkenntnisse zu gewinnen müsste man hierzu wirklich noch einmal ausgiebig in seinem Umfeld Befragungen durchführen.

Aber so gaaaanz würde ich mich auch nicht von der Überlegung verabschieden wollen, dass Johannes im Rahmen von Beschaffungskriminalität in eine Auseinandersetzung geriet. Weißt Du, @mostellaria ... es muss sich hierbei nicht zwangsweise um Diebstahl oder Prostitution gehandelt haben. Die Formen der Beschaffungskriminalität reichen sehr viel weiter... Betrug, Rezeptfälschung - da ist vieles vorstellbar. Es wäre auch denkbar, dass er Schulden gemacht hat und sich am Abend seines Verschwindens an jemanden wandte, bei dem der den Bogen überspannt hatte.

@Dornröschen

Man kann es nicht ausschließen, gerade Schulden nicht. Und auch den Rest nicht. Es hat ja auch kaum jemand gewusst, wo ich mein Zeugs herhatte und das Geld dafür. War wohl nicht die einzige, die gute Miene zum bösen Spiel gemacht hat. Man gibt nicht gerne zu, dass man es nicht mehr unter Kontrolle hat. Ist ja jetzt alles Spekulation, vielleicht war bei ihm alles halb so wild, aber vielleicht hat er manches nicht an die große Glocke gehängt...

mostellaria schrieb: War wohl nicht die einzige, die gute Miene zum bösen Spiel gemacht hat. Man gibt nicht gerne zu, dass man es nicht mehr unter Kontrolle hat. Ist ja jetzt alles Spekulation, vielleicht war bei ihm alles halb so wild, aber vielleicht hat er manches nicht an die große Glocke gehängt...

@mostellaria

Das ist wohl wahr und in diese Richtung wanderten auch meine Gedanken. Ich würde aufgrund verschiedener Details einkalkulieren, dass er sehr handfeste Sucht-Probleme hatte.

Dennoch: Egal mit welchen Problemen er zu kämpfen hatte - er ist seit 4 1/2 Jahren verschwunden und ich teile Deine Auffassung, dass sein Verschwinden aufgeklärt werden sollte. Zumindest sollte noch einmal ein ernsthafter Versuch unternommen werden, etwas über seinen Verbleib und sein Schicksal herauszufinden.

@mostellaria ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie Du diesen Thread damals ins Leben gerufen hattest. Mich hatte das Schicksal von Johannes schon damals berührt und ich kann mich noch erinnern, dass ich damals auch im Internet nach Informationen suchte. Ich war dann auch auf eine (ich glaube) Forendiskussion gestoßen, in der sich einige Karlsruher über Johannes austauschten. Es wurde hier auch ein Foto von dem Vermissten veröffentlicht auf welchem er deutlich anders aussah, als auf dem uns bekannten Vermisstenfoto. Wenn ich mich richtig erinnere, zeigte besagtes Bild Johannes in dem Flur einer Wohnung, wo er sich gerade einen Sneaker anzog. Er wirkte auf der Fotografie jedenfalls sehr dünn. Das Foto und die Foreneinträge sind inzwischen verschwunden. Das finde ich sehr schade. Eben weil es nun auch nur noch dieses eine Suchbild von ihm gibt.

@Dornröschen

Ich weiß, dass seine Freundin richtig opiatabhängig war, sie war ja nicht einfach so substituiert. Aber er war wohl nicht im Programm und somit der "cleanere" Teil der Beziehung. Aber wer weiß, was da wirklich war... Vielleicht erreich ich heute oder morgen jemanden, der ihn besser kannte und frage mal nach.

Und das Foto war auf der Facebook - Seite von jpsh, aber er hat wohl seinen Account gelöscht.

@mostellaria

Vielleicht bekommst Du ja noch das ein oder andere in Erfahrung. Das wäre toll.

Noch eine Idee: Du könntest Deine Kontakte ja auch auf die Diskussion hier hinweisen und sie einladen sich einzubringen.

Weiter könnten wir dann mal folgende Optionen abwägen:

- Anfrage bei der Polizei nach Ermittlungsstand
- Anfrage bei lokalen Medien, ob der Fall vielleicht nochmals aufgegriffen werden kann
- ??

@Dornröschen

So, hab mittlerweile endlich mal den erreicht, den ich erreichen wollte. Was seinen Konsum angeht, lautete die Beschreibung desjenigen etwa so : "Klassisches Beispiel für Polytoxikomanie. Hat das eine nicht mehr geturnt, wurde das andere genommen. Hatte man von einer Sache zu viel, hat man eben was mit der gegenteiligen Wirkung genommen. " Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen. Mehr vom Konsum als von einer bestimmten Droge abhängig.

Von der Drogenunfall - Theorie hält derjenige nicht viel. Er meinte, dass man in so einem Fall entweder alles versteckt und den Krankenwagen ruft oder den Umgekippten auf die Straße legt und dann den Krankenwagen ruft. Wenn einer Angst vor einer Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung hat, dann doch recht vor einer wegen Totschlag bzw Vertuschung einer Straftat. Und wer ist so drauf, dass er bei einem bewusstlosem Kumpel als erstes an Verbuddeln denkt? Und dann soll sich auch niemand verplappert haben.

War so seine Meinung. Er weiß auch beim besten Willen nicht, wer ihn als Feind betrachtet haben kann. Er war immer sehr friedlich und hat nie irgendwelche Geschäfte gemacht, die über dem Niveau von Freundschaftsdiensten waren.

Hallo zusammen,
hab mir gerade alles durchgelesen.
Ist denn was Näheres bekannt über den Besuch bei seinem Kumpel, der keine Zeit hatte? Was hat er gesagt, als er vor der Tür stand, in welcher Stimmung war er, als er dort wieder los ist und hat er seinem Kumpel gesagt, wohin er danach wollte? Wie weit ist es von dessen Wohnung bis zum Fundort der Tasche?

Sorry, falls ich es überlesen habe aber ist sein Handy auch aufgefunden worden?

@mostellaria

Danke für Deine Recherche!

Ich find's schwierig, in diesem Fall gibt es einfach keinen wirklich heißen Ansatz. Wir haben hier einen durchaus problembehafteten jungen Mann, der in einer (wohl) nicht sonderlich glücklichen Beziehung steckte, unter einer handfesten Drogensucht litt, keiner Berufstätigkeit nachging.

Dennoch fehlen irgendwie auch Anhaltspunkte darauf, dass eines seiner Probleme in irgendeiner Form eskalierte. Der junge Mann verfügte über eine Wohnung und es ist auch nichts über eine massive Schuldenproblematik (wobei ich hier skeptisch bleibe) bekannt. Mit der Freundin hatte er sich vor seinem Verschwinden gestritten, aber dies tat er - Gerüchten zufolge - wohl des öfteren. Aus seinem Umfeld heißt es @mostellarias Recherche zufolge, dass Johannes ein angenehmer Zeitgenosse war; in Dealereien o.ä. war er wohl eher nicht verwickelt.

Was in diesem Fall zusätzlich rätselhaft erscheint: Die Suche nach dem Vermissten scheint nicht mit nennenswertem Nachdruck geführt zu werden. Weder aus seinem persönlichen Umfeld sind größere Suchaktionen zu vernehmen (Dich liebe @mostellaria als entfernte Bekannte, nehme ich hierbei aus), noch wird der Fall durch die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei oder durch Medien aufgegriffen. Insgesamt könnte dies durchaus darauf hindeuten, dass - uns nicht bekannt gewordene - Hinweise auf ein freiwilliges Verschwinden oder gar einen Freitod existieren.

@Dornröschen

Dornröschen schrieb: noch wird der Fall durch die Öffentlichkeitsarbeit der Polizei oder durch Medien aufgegriffen. Insgesamt könnte dies durchaus darauf hindeuten, dass - uns nicht bekannt gewordene - Hinweise auf ein freiwilliges Verschwinden oder gar einen Freitod existieren.

Leider ist es so, daß länger Vermisste von den Polizeiseiten gelöscht werden, vor allem, wenn die Polizei sich selbst ein Urteil erlaubt hat, was allzu oft allzu früh geschieht.
Alleine bei der Polizei BW gibt es 3 mir bekannte Fälle, die jahrelang nicht auf der Polizeiseite erschienen, Daniel Melc und Felix Heger sind seit nicht sehr langer Zeit dort wieder aufgeführt, was aber alleine der Hartnäckigkeit der Angehörigen zu verdanken ist.
Sobaald man auf Polizeiseiten nichts mehr zu Vermissten findet, verliert auch die Presse das Interesse daran.

@seli

Das öffentliche Interesse an Johannes Verschwinden war aber von Anfang an sehr gering. Eine denkbare Begründung hierfür könnte beispielsweise sein, dass die Polizei und die örtliche Presse aufgrund der von Anfang an bekannt gewordenen Suchtproblematik davon ausgegangen waren, dass der Verschwundene aus eigenen Stücken sein Umfeld verlassen haben könnte, ohne jemanden zu informieren; dass er quasi "abgetaucht" sein könnte - aus welchen Gründen auch immer. Eine solche Vermutung hat sicher dazu geführt, dass man den Vermisstenfall öffentlich nicht weiter thematisierte oder durch breite Suchmaßnahmen begleitete.

Aber auch abgetauchte Drogenabhängige tauchen zumeist irgendwo wieder auf. Johannes tauchte aber niemals mehr auf. Und bis auf @mostellaria hat da scheinbar bislang auch keiner nachgefragt, bzw. suchtechnisch etwas angestossen. Insofern fände ich es auch sinnvoll, den Vermisstenfall nun einmal neu aufzurollen, sofern keine stichhaltigen Hinweise auf ein (noch immer) freiwilliges Verschwinden oder einen Freitod vorliegen.

@mittesu

Leider weiß ich nichts Genaueres über den Besuch beim Kumpel. Das Handy war, glaube ich zumindest, noch in der Tasche. Die Frage ist : hat man seine Kontakte überprüft?

@Dornröschen
@seli

Seli hat zwar mit ihrer Aussage recht, aber das Desinteresse ist trotzdem auffällig. Es gab genau einen Zeitungsartikel. Die von der Zeitung wollten wohl auch nicht wissen, was aus dem Fall geworden ist. Der Familie will ich auch nichts vorwerfen, nicht jeder reagiert mit Aktionismus, in dem Fall wurde wohl auch zu sehr der Polizei vertraut, dabei kann die ohne Hinweise nicht viel tun. Wobei ich sagen muss, dass ich finde, dass zu wenig getan wurde, es wurde längst nicht jeder befragt, ich ja auch nicht, dabei war ich sicher auf der Anrufliste seines Handys. Dazu kommt halt noch seine Sucht, anfangs hat man gedacht, dass er irgendwo rumjunkt, da er wohl schon öfters für ein paar Tage untergetaucht war, und als es klar wurde, dass es nicht so ist, war schon so viel Zeit vergangen, dass der Fall vergessen war.

Trotzdem frage ich hier, wohl zum gefühlt 100sten Mal: wie kann man die Medien informieren? Eine Mail geht ja einfach unter, oder?

@mostellaria
Man kann es versuchen, sich an die Medien zu wenden, allerdings befürchte ich, daß die ohne Zutun von Angehörigen nicht viel unternehmen werden. Man müßte schon das irre Glück haben, an einen engagierten Journalisten zu geraten, der sich die Mühe macht die Mutter z.B. ausfindig zu machen und mit ihr Kontakt aufnimmt. Die Punkte, die Du aufführst ( Handy, Befragungen von Bekannten usw) könnten dann für eine Story genügen.

Er könnte einfach nach Berlin gegangen sein.....irgendwen getroffen lebt er irgendwo und kommt klar ,denkt nicht mehr an Verwandte o.ä.früher tauchte man in besetzten Häusern unter,brauchte nicht viel zum leben,hatte jedoch alles.Könnte mir den Vermissten in einem linken Wohnprojekt z.B.lebend durchaus vorstellen...oder in einer Wagenburg ,nur unter einem Spitznamen..

@kunigunde

ja, das ist gut möglich in diesem fall. nur schade, dass er ja nicht ernsthaft gesucht wird.
denn ohne mediales interesse wird es schwer, jemanden zu finden.

stellt euch doch nur einmal vor, er lebt als obdachloser irgendwo. die chance ihn zu finden ist sehr gering.

@Flamingo85
vielleicht möchte er garnicht gefunden werden?Viele Leute die in Berlin rumrennen ,haben sich bewußt entschieden zu gehen.Bitter für die ,die wissen wollen was derjenige macht,jedoch muß man auch die Möglichkeit in Betracht ziehen ,dass der Vermisste keinen Kontakt mehr will.....