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Gedichte, die berühren

78 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gedichte, Lyrik, Poesie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Gedichte, die berühren

22.12.2024 um 12:30
MassenHaft

Gesichter falsch
von Bosheit
Lüge
Habsucht
Gier beherrscht das Handeln
Herzen heucheln -
Neid
Verachtung
im Kopf
nur Selbstbetrug
Verrat
© Hans-Christoph Neuert (1958 - 2011), deutscher Aphoristiker und Lyriker

Quelle: Neuert, Traumspuren, 1998


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Gedichte, die berühren

17.01.2025 um 16:50
Der Tod des Meeres

Eines Nachts starb das Meer
von einem Ufer zum andern,
sich faltend, schrumpfend,
ein Mantel, den man fortnimmt.

Gleich einem trunkenen Albatros,
wie flüchtiges Raubzeug,
lief es mit zehn Wellenschlägen
bis zum äußersten Horizont.

Als die beraubte Welt
das Tageslicht wiedersah,
war das Meer ein zerbrochenes Horn,
das auf den Ruf keine Antwort mehr gab.

Wir Fischer gingen hinunter
zur geschändeten Küste
runzelig und kahl lag sie da
wie eine ausgezehrte Füchsin.

Das Schweigen war so groß,
dass es die Brust bedrängte.
Und die Küste breitete sich endlos weit
wie einer angeschlagenen Glocke Ton.

Wo das Meer einst brüllte, gezüchtigt
von dem Gott, der es bändigen wollte,
und seinem Gott Antwort entgegenwarf
mit zornigen Hirsches Sprüngen,

wo Burschen und Mädchen
sich salzige Munde reichten
und in goldener Flechte
nur den Reigen des Lebens tanzten,

verblieben Perlmutter
die bleichen Schnecken,
die ihrer Liebe, ihres Selbst
entleerten Quallen.

Verblieben Dünengespenster,
verwitweter als Asche,
starrten auf die Höhle ihres Leibes,
der soviel Freude gekannt.

Und der Nebel griff mit seiner Hand
in kahlgewordenes Gefieder,
fuhr tastend über tote Albatrosse,
streifte umher wie Antigone.

Waisenblick warfen
Steilküsten und Buchten
auf den getilgten Horizont,
der ihre Liebe nicht erwiderte.

Und obschon uns das Meer nie gehörte
wie ein geschorenes Lamm,
wiegten die Frauen es alle Nächte
als wäre es ihr Kind.

Und obschon uns das Meer in den Traum
Kraken und Albdruck hineinwarf,
und es an die Schwelle unserer Häuser
die Ertrunkenen ausspie,

das Meer nicht zu hören, nicht zu schauen,
davon starb man langsam dahin,
und es schwand aus unseren wüstentrockenen Wangen
Feuer und Blut.

Sähen wir nur, wie es aufspränge
mit dem plötzlichen Sprung von Färsen,
wie es Quallen und Tang
keuchend emporhöbe,

wie es uns schlüge
mit seinen salzigen Wogen
und seine Wellen hochstiegen,
von Wundern brandend -

wir würden Lösegeld zahlen
gleich einem besiegten Volksstamm,
würden unsere Häuser hingeben,
unsere Söhne, unsere Töchter.

Keuchend unser Atem,
wie der des Erstickenden im Schacht,
und schon auf unseren Lippen sterben
Loblied und Preisgesang.

Mit starren Augen
rufen wir Fischer noch immer nach ihm,
klammern uns weinend
an die geschmähten Barken.

Wir wiegen sie, wiegen sie unaufhörlich,
wie das Meer sie gewiegt hat,
kauen versengte Algen,
der Ferne zugewandt,
oder beißen in unsere Hände
wie Skythensklaven.

Und wenn die Nacht da ist,
fassen wir uns bei der Hand,
heulen wir Alte und Kinder
wie verlorene Seelen:

»Thalassa, alte Thalassa,
grüne, flüchtige Rücken!
Wenn wir verlassen,
rufe uns zu dir, wo immer du weilst,

und bist du gestorben, dann wehe
der Wind von Erinnas Farbe.
Er soll uns nehmen, er soll uns werfen
an eine andere gesegnete Küste,
die Buchten dort zu zählen
und zu sterben auf ihren Inseln.

- Gabriela Mistral -


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Gedichte, die berühren

25.01.2025 um 10:02
Vorgefühl

Ich bin wie eine Fahne von Fernen umgeben.
Ich ahne die Winde, die kommen, und muss sie leben,
während die Dinge unten sich noch nicht rühren:
die Türen schließen noch sanft, und in den Kaminen ist Stille;
die Fenster zittern noch nicht, und der Staub ist noch schwer.

Da weiß ich die Stürme schon und bin erregt wie das Meer.
Und breite mich aus und falle in mich hinein
und werfe mich ab und bin ganz allein
in dem großen Sturm.

Rilke


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Gedichte, die berühren

16.02.2025 um 16:12
trauerkarte-18-768x768


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Gedichte, die berühren

16.02.2025 um 16:29
Zitat von soomasooma schrieb am 25.01.2025:Rilke
Unverwechselbar, einzigartig.


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Gedichte, die berühren

20.02.2025 um 01:31
Mein erster Text:

"Zwischenwelt"
In der Zwischenwelt des Übergangs bleibt der
Frühling aus.
Kein Blühen, kein Vogelgesang – nur Krähen und Raben, die die Leere füllen.
Doch plötzlich, in der Stille, erscheint die Ringeltaube.
Sie ist ein leises Zeichen der Hoffnung, ein unscheinbares Versprechen, dass Erneuerung auch in der Einsamkeit ihren Platz findet.
(Jens S.)

Quelle: Ich


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Gedichte, die berühren

20.02.2025 um 16:06
@Doppeldenker

Schön, dass du es hier veröffentlicht hast.


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25.02.2025 um 22:52
THOMAS BRASCH

Was ich habe, will ich nicht verlieren

Was ich habe, will ich nicht verlieren, aber
wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber
die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber
die ich kenne, will ich nicht mehr sehen aber
wo ich lebe, da will ich nicht sterben, aber
wo ich sterbe, da will ich nicht hin:
Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin

1977

aus: Thomas Brasch: Kargo. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a.M. 1977.


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04.03.2025 um 19:01
Ich ließ meinen Engel lange nicht los, und er verarmte mir in den Armen, und wurde klein, und ich wurde groß: und auf einmal war ich das Erbarmen, und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, - und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand; er lernte das Schweben, ich lernte das Leben, und wir haben langsam einander erkannt ...

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht, kann er frei seine Flügel entfalten und die Stille der Sterne durchspalten, - denn er muss meiner einsamen Nacht nicht mehr die ängstlichen Hände halten - seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Rainer Maria Rilke



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22.07.2025 um 23:43
Mich berührt besonders ein Gedicht von Kōichi Kihara (13.02.1922 – 07.09.1979). Es trägt den Titel „Kleine Brücke“.
Vor langer Zeit hatte ich es in meiner :) Gedichtsammlung aufgenommen. Jedoch nicht vermerkt, woher?
Möglicherweise fand ich es in einem Gedichtband der Bibliothek. Aus dem Japanischen wurde es unter Mitwirkung von
Peter Ackermann übertragen.

Aufgrund des Copyrights (erst nach 70 Jahren gemeinfrei) darf es vmtl noch nicht in ein öffentliches Forum gestellt werden.

Deshalb zitiere ich einfach mal nur die ersten Zeilen ...


Eine kleine Brücke
ちいさな橋

Seit meiner Geburt
habe ich nur dies eine gelernt
in dieser Welt Brücken zu bauen
möglichst viele Brücken
Im morgendlichen Gegenlicht
baue ich im Raum zwischen zwei Hochhäusern eine Brücke
eine Brücke über die Kluft zwischen den Herzen der Menschen die
ziellos
in Eile herumlaufen
aber
zwischen entfremdeten Herzen
liegt eine Entfernung die niemand mehr überbrücken kann

...


Nun habe ich nach einem Link im Internet gesucht, um den vollständigen Text zumindest auf ;) japanisch hier hineinstellen zu können, übersetzen mittels Deepl /Google geht immer. Bin jedoch nicht wirklich weitergekommen. Ein kleiner Ansatz auf japanisch hat sich allerdings doch ergeben. Ein Konzert, das durch vertonte japanischer Lyrik ergänzt wird. Darin werden Zeilen aus dem Gedicht „Eine kleine Brücke“ eingebracht.

団内指揮者の小林昌司(こばしょー)さんが、プログラムに書いてくださった渾身の曲目解説のおかげで、団員の曲への理解や共感がより一層の理解が深まり、全力で演奏することができました。こばしょーさん本当にありがとうございました。
終曲の「ちいさな橋」(詩:木原孝一)は、人々の心のつながりを希求する歌なのですが、曲中にあるこの言葉に心が響きました。
「そしていつかは/人間と人間とのあいだに/時と場所とのあいだに/どんな暴風雨にもこわれない橋が完成されるのを夢みる」
私自身はこんなに立派なことは今のところできておりませんが、合唱を通じて少しでも人の心に橋を架けることができたら、と思いを新たにしました。
Quelle: https://note.com/ymashimo_chorus/n/n3f38a60af118
Google deutsch: https://t1p.de/y6fmr


Dank der ausführlichen Kommentare zu den Stücken, die der Dirigent der Gruppe, Masashi Kobayashi (Kobasho), in das Programm aufgenommen hat, konnten die Mitglieder die Stücke besser verstehen und sich besser in sie einfühlen, so dass sie ihr Bestes geben konnten. Vielen Dank, Kobasho-san.
Das letzte Stück, Chiisana Hashi (Gedicht von Koichi Kihara), ist ein Lied über den Wunsch der Menschen, ihre Herzen zu verbinden, und diese Worte aus dem Lied haben mein Herz berührt.
Ich träume davon, dass eines Tages / zwischen Mensch und Mensch / zwischen Zeit und Ort / eine Brücke fertiggestellt wird, die von keinem Sturm zerstört wird.


Ich selbst war bisher nicht in der Lage, so etwas Großartiges zu tun, aber ich habe meinen Wunsch erneuert, durch Chorgesang eine Brücke in den Herzen der Menschen bauen zu können, und sei es nur ein wenig.

Übersetzt mit DeepL.com (kostenlose Version)



木原孝一 Koichi Kihara / Kihara Kôoichi (Künstlername)
太田忠 Tadashi Ota (Bürgerlicher Name)


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23.07.2025 um 20:52
Das Segel

Wo Meer und Himmel sich vereinen
erglänzt ein Segel weiß und weit
Was trieb es aus dem Land der Seinen
Was sucht es in der Einsamkeit
Es pfeift der Wind. – Die Wellen drohen
Es knarrt der Mast. Das Segel schwebt
Nicht vor dem Glück ist es geflohen
Es ist nicht Glück, wonach es strebt
Strahlt auch in Gold der Himmelsbogen
Und glänzt auch noch so blau das Meer
Das Segel lechzt nach Sturm und Wogen
Als ob in Stürmen Ruhe wär.

Michail Jurjewitsch


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Gedichte, die berühren

23.07.2025 um 21:29
Zufriedenheit

Ich sah sie oft zusammenkommen,
zwei Bauern, alte Freunde,
die nach einem knappen Gruß
schweigend beieinanderstanden
und Seite an Seite
den Blick übers Land schweifen ließen, dessen Hügel
all das, was sie erinnerten, umfaßten,
die Luft einsogen, den Geruch
von Tabak, feuchter Kleidung, Lämmerscheiße,
eingedenk, daß Worte
ihr immerwährendes Gespräch,
die goldene Gewißheit eines
geteilten Erbes nur zerstören würden.


© Meg Bateman
Übersetzt von Jan Wagner
Quelle: https://www.lyrikline.org/de/uebersetzungen/details/13221/2462


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Gedichte, die berühren

24.07.2025 um 16:32
Beitrag von two-cents (Seite 4)

Danke für diesen Beitrag.


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Gedichte, die berühren

28.07.2025 um 23:37
:)
Zitat von FlacoonFlacoon schrieb am 24.07.2025:Danke für diesen Beitrag.
On A Wedding Anniversary

The sky is torn across
This ragged anniversary of two
Who moved for three years in tune
Down the long walks of their vows.
Now their love lies a loss
And Love and his patients roar on a chain;
From every true or crater
Carrying cloud, Death strikes their house.
Too late in the wrong rain
They come together whom their love parted:
The windows pour into their heart
And the doors burn in their brain.

Dylan Thomas

http://www.traduzionetradizione.com/wp-content/uploads/2020/05/Dylan-Thomas-tradotto-da-Carlo-Gazzelli.pdf

Auf einen Hochzeitstag

Ein Riß im Himmel quer
Durch den zerfetzten Hochzeitstag der zwei
Die schritten drei Jahre im Takt um die Wette
Die langen Wege ihrer Schwüre aus.
Nun stellt nichts ihre Liebe mehr her
Und Amor und seine Kranken schrein an der Kette;
Aus jeder wahren oder Krater
Tragenden Wolke schlägt Tod ein in ihr Haus.
Zu spät im Wetter der Wirrn
Kommen die ihre Liebe trennte zusammen:
Die Fenster schütten Regen in ihre Herzkammern
Und die Türen brennen in ihrem Hirn.

Übertragung: Erich Fried


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Gedichte, die berühren

29.07.2025 um 19:39
Jan Zahradníček, Vater von drei kleinen Kindern, war ein tschechischer Dichter, Journalist und Übersetzer.
Während der 1950er Jahre wurde Jan Zahradníček, sowie noch weitere tschechische Dichter und Intellektuelle, vom kommunistischen Regime des Hochverrats angeklagt.
Im Juni 1951 wurde Zahradníček verhaftet und ein Jahr darauf wegen „Teilnahme an einer gegen den Staat gerichteten Bewegung“ zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt; es war dies die Zeit, da nahezu alle tschechischen Dichter von Rang, die sich nicht zum Kommunismus bekehren ließen, in Gefängnissen verschwanden. Später wurde die Strafe auf neun Jahre herabgesetzt; Zahradníček saß teils in Brünner, teils in Prager Gefängnissen. Im Jahr 1956 wurde er für einige Wochen aus der Haft entlassen, weil seine Frau und seine Kinder nach einer Pilzvergiftung schwer erkrankt waren; die Frau und der Sohn überlebten, die beiden Töchter starben. Als er damals das Gefängnis verließ, hatte man ihm Hoffnung gemacht, er würde nun bald endgültig entlassen, da er mehr als die Hälfte seiner Strafe abgegolten hatte. Doch seine Rückkehr fiel zeitlich mit dem Ungarischen Aufstand zusammen, welcher den Behörden Anlaß genug war, keine Amnestien mehr zuzulassen. So erlangte er die Freiheit erst im Mai 1960 wieder, nunmehr als ein Schwerkranker.
Quelle: https://www.planetlyrik.de/jan-zahradnicek-der-haeftling-gottes/2018/05/


Pozdrav

Posílal jsem ti pozdrav po měsíci,
jak oknem hleděl na mne skrze mříž.
Mezi nás prostřena noc šelestící,
na druhém konci okno tvé, kde spíš.

Mezi nás prostřena noc červencová,
a na dně noci stromy ve vánku.
Větev za větví zvěstují si slova,
jež domov šeptá dětem do spánku.

Mezi nás prostřena ta šumná země,
zem smrčin, žit a potoků a střech.
Tak daleko, jak od tebe je ke mně,
i blízko tak, já cítím její dech …

Spi, s dětmi spi, ať oddych poskytne ti
noc pod čelenkou vlhkých letních hvězd,
ta zem, na niž jsme přivedli své děti,
jež s tebou si ji budou věčně plést.

I já zde zaslech v nočním šelestění,
jako když ve spánku se obracíš.
Bylo to bílých rukou zaúpění,
či měsíc pohladil mě skrze mříž?

Jan Zahradnícek (1905 – 1960)

https://www.svatosi.cz/?p=935672
Gruss (aus dem Gefängnis)

Ich schickte einen gruß dir durch den mond,
als er durchs gitter meines fensters mich erblickte,
und bat ihn leis, daß deinen schlaf er schont
und dir ans fenster lehnt den gruß, den ich dir schickte.

Wie die nächte, die sich legen zwischen dich und mich,
im juli rascheln, wie von baum zu baum
sich weitersagt, was die heimat ewiglich
den kindern flüstert in den traum.

Wie rauscht die erde zwischen dir und mir,
so rühren fichte, korn und quelle sich.
So weit es ist von mir zu dir,
so nah spür ihren atem ich.

Schlaf mit den kindern in der ferne,
sie werden stets die erde mutter heißen,
schlaf unterm stirnband feuchter sommersterne
nah ihrem atem, daß sie nicht verwaisen.

Mir ist, als hätt ich neben dir gewacht,
du drehtest dich und stöhntest bitter.
Oder streichelte im rascheln dieser nacht
der mond mich durch das gitter?

Jan Zahradnícek
Übertragen von Urs Heftrich


https://t1p.de/44bqp
Biografie Jan Zahradníček, Google translate: französisch – deutsch


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Gedichte, die berühren

29.07.2025 um 22:07
Für eine Lichtung braucht\’s Klee und eine
Biene,
ein Kleeblatt, und Bienengesumm,
Und Träumerei.
Die Träumerei allein tut’s auch,
Falls Bienen rar.

Emily Dickinson
Übertragen von Wolfgang Schlenker

20250728 SommerwieseOriginal anzeigen (0,9 MB)

To make a prairie it takes a clover and one
bee,
One clover, and a bee,
and revery.
The revery will do,
If bees are few.

Emily Dickinson, amerikanische Dichterin
10.12.1830 – 15.05.1886


https://www.planetlyrik.de/emily-dickinson-biene-und-klee/2010/03/


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Gedichte, die berühren

03.08.2025 um 19:59
@Yuliana :)
Das Gedicht von Rainer Maria Rilke "Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht" gefällt mir auch sehr, ich lese es oft.
Manche Gedichte sind von einer Zartheit wie Schmetterlingsflügel.


---❀ ---❀ ---❀ ---❀--- ❀--- ❀--- ❀---


Wie man einen Vogel malt

Male zuerst einen Käfig
mit einer offenen Tür
dann male
irgend etwas Hübsches
irgend etwas Einfaches
irgend etwas Schönes
irgend etwas Nützliches
was nun den Vogel angeht
so lehne die Leinwand an einen Baum
in einem Garten
in einem Wäldchen
oder in einem Wald
verbirg dich hinter dem Baum
ohne zu sprechen
ohne dich zu rühren . . .
Bisweilen kommt der Vogel bald
aber er kann ebenso gut viele Jahre brauchen
bis er sich dazu entschließt
Verlier nicht den Mut
warte
warte wenn's sein muß jahrelang
denn der rasche oder langsame Anflug des Vogels
hat nichts zu tun
mit dem Gelingen des Bildes
Wenn der Vogel kommt
falls er kommt
so sei ganz still
warte bis der Vogel in den Käfig schlüpft
und wenn er hineingeschlüpft ist
schließe mit dem Pinsel leise die Tür
dann
tilge nacheinander alle Gitterstäbe aus
wobei du keine einzige Feder des Vogels berühren darfst
Sodann male den Baum
und wähle den schönsten seiner Äste
für den Vogel
male auch das grüne Laub und den frischen Wind
den Sonnenstaub
und das Gesumm der Grastiere in der Sommerglut
und dann warte ob der Vogel sich entschließt zu singen
Wenn der Vogel nicht singt
so ist es ein schlechtes Zeichen
ein Zeichen daß das Bild schlecht ist
Aber wenn er singt ist es ein gutes Zeichen
ein Zeichen daß du das Bild mit deinem Namen zeichnen darfst
Dann zupfst du ganz sacht
eine Feder aus dem Vogelgefieder
und schreibst in eine Ecke des Bildes deinen Namen nieder.

Jacques Prévert (1900-1977)
Gedicht aus dem Französischen übertragen von Kurt Kusenberg


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Gedichte, die berühren

03.08.2025 um 20:53
Ein kleiner Engel zerschneidet die Zeit

Hinter den Wolken irgendwo weit,
sitzt ein kleiner Engel und zerschneidet die Zeit,
mit einer großen Schere
als wenn’s eine Zeitung wäre.
Er schnickert in die Kreuz und die Quer
ganz einfach so vor sich her,
wie es ihm grad in den Sinn kommt,
und wo seine Schere hin kommt.
Was bleibt von der Zeit? Was bleibt dir und mir?
Was bleibt, was bleibt uns allen?
Viele kleine Schnitzel Papier,
die in Gottes Papierkorb fallen ...

Hinter den Wolken, irgendwo weit,
sitzt ein kleiner Engel und zerschneidet die Zeit,
mit einer großen Schere.
Er zerschneidet das Glück – er zerschneidet die Zeit,
mit seiner großen Schere.
Er zerschneidet das Glück, er zerschneidet das Leid,
er zerschneidet die ganze Ewigkeit,
als wenn sie aus Pappe wäre …

Siegfried von Vegesack
Wikipedia: Siegfried von Vegesack


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