Warum denken depressive Menschen sie wären schlechter als andere?

Ich finde es falsch sich der Umwelt anzupassen. Das ist genau der falsche Impuls. Das Anpassen hat meine Depression verschlimmert, wenn nicht gar ausgelöst.

@Missesfee
aber was ich mich frage, wenn man genau weiß, dass man schlechte Gedanken hat bei einer Deppression, und wenn man das kennt, was treibt einen Menschen in den Selbstmord? Diese Ausweglosigkeit ist doch eines von vielen Symptomen. Und wenn man weiß, das es "nur" die Deppression ist, dann sollte man doch diesen schlimmen Schritt nicht gehen?!
Ich bin Jungfrau auf diesem Gebiet, ich kenne die Symptome nicht, außer die 0 Tage natürlich, die jeder hat.
Und vorweg.. Die Menschen, die Deppressionen haben und jeden Tag kämpfen, die haben meinen vollsten Respekt. Es ist warscheinlich für die ohne Deppression gar nicht nachvollziehbar, was man alles erlebt.

@Miss_Hippie

Nein es ist für nicht leidende nicht im Ansatz vorstell- oder nachvollziehbar.

Grund für den Selbstmord ist aus meiner Sicht in erster Linie, dass der Zustand absolut unerträglich ist. Und man nicht weiß, wann er aufhört. Die Ungewissheit, dass es ewig so weiter geht war für mich zermürbend. Am Schluß hab ich mich nach dem Moment gesehnt wo ich tot bin. Das Leiden ein Ende hat.

@Spirit2015
ich meine nicht unbedingt das man sich anpassen soll
Als beispiel ich hab auf der Arbeit immer 150% gegeben weil je mehr ich geleistet habe um so mehr wurde erwartet und ich paaste mich an um den Erwartungen zu genügen. Dabei ging das Privatleben den Bach runter
Ich muss jetzt lernen die Gesunde Balance zu finden und nicht mehr zu geben als nötig ist und für mein Privatleben energie übrig zu behalten.
So "passe" ich dann in meine Umwelt
Ich weiß nicht ob so richtig verständlich ist was ich sagen will

@Missesfee

War es nicht auch die Anerkennung und Wertschätzung deines Vorgesetzten, die du für deinen Selbstwert gebraucht hast? Objektiv betrachtet?

@Spirit2015
Macht man bei Psychologen so eine Art "Gute Laune Programm"? Oder bekommt man gleich Medikamente?

Spirit2015 schrieb:Am Schluß hab ich mich nach dem Moment gesehnt wo ich tot bin.

Wie bekommt man das in Griff?
Und bitte nicht tot sein wollen :( jeder Mensch JEDER ist was ganz besonderes im Leben eines anderen Menschen!

@Spirit2015

Spirit2015 schrieb:Also ich hab es nicht vertuscht. Ich hab es zwar nicht erzählt, hab meine Tränen verborgen, aber verstellt hab ich mich nicht. Nur nicht den Grund für meinen Zustand erzählt. Sondern dafür ne Geschichte erfunden.

Das nennst Du nicht vertuschen?

@Eya

Weil die Gesellschaft einen beibringt stark zu sein, wenn man nicht mehr klar kommt wird man nur noch beurteilt und verurteilt. Das ist halt Evolution. Der stärkere gewinnt. Und das weis man wohl unterbewusst.

@Miss_Hippie

Ja, Es ist schwer sich zu öffnen! Wer das auch noch öffentlich tut wird meist gleich beurteilt und verurteilt




Mich hat die Depressivität erst in sehr starke Trauer gebracht und dann in tiefen Hass, weil mir immer mehr klar wurde, das nicht ich an der Situation schuld war, sondern die Erziehung, Schicksalsschläge, die Gesellschaft und sogar der Zeit vor meiner Zeit.

Ich würde sogar sagen, dass die Depression erst meine Augen geöffnet hat, was auf der Welt eigentlich wirklich abläuft. Und das war und ist immer noch jeden Tag schockierend. Und dann wird einen auch klar warum es wohl meiner Meinung nach immer mehr werden, die in Depressivität fallen
Es soll zeigen, das hier was gewaltig falsch läuft! Und das nicht erst seit ein paar Jahrzehnten.

Es gibt Mächte, die kann man nicht erklären, die lassen einen nur fühlen um zu verstehen.

Spirit2015 schrieb:Das Anpassen hat meine Depression verschlimmert, wenn nicht gar ausgelöst.

So war das bei mir damals auch. Habe gehofft dass jemand meine Ansichten nachvollziehen kann.
Durch die stumpfen Ratschläge von außen hab ich mich nur noch mehr abgewandt.

Sorry, wenn ich nicht hinterher komme hier!

@Miss_Hippie

Nein ich war bei einem Psychologen. Danach habe ich mich lange gesehnt, durfte aber nicht.
Als es endlich losging war es wie eine Erlösung.

Dann eine Spezialtherapie mit Antidepressiva und starken Medikamenten, allerdings in einer sehr geringen Dosis.

Dann konnte ich endlich arbeiten. Es ist, wie wenn du deine Wohnung aufräumen willst aber beide Arme im Gips hast. Nachdem "mein Hirn wieder funktionierte" konnten wir mit dem aufräumen beginnen.

Willst du wirklich wissen wie es weiter ging?

@DTO
Ich verstehe nicht, warum verurteilen einige Menschen Menschen, die krank sind? Man kann doch nichts dafür, wenn man krank ist..

@Spirit2015
Du erklärst das für die, die nicht wissen, wie es sich anfühlt, sehr gut. Wie ging es weiter? Wenn es mich nicht interessieren würde, wäre ich nicht in diesem Forum. Es kann doch nur gut sein, wenn man mal mit jemanden schreibt, der es menschlich beschreibt, und nicht wie eine Fachzeitschrift.

@Miss_Hippie

Miss_Hippie schrieb:aber was ich mich frage, wenn man genau weiß, dass man schlechte Gedanken hat bei einer Deppression, und wenn man das kennt, was treibt einen Menschen in den Selbstmord? Diese Ausweglosigkeit ist doch eines von vielen Symptomen. Und wenn man weiß, das es "nur" die Deppression ist, dann sollte man doch diesen schlimmen Schritt nicht gehen?!

Es war und ist für mich kein Thema an Selbstmord zu denken, normalerweise.
Als ich dort auf der Brücke stand und ganz spontan den Gedanken hatte zu springen, da war das aus einem Augenblick heraus und das was ich dabei gefühlt habe war die Hoffnung auf Erlösung.
Die ganze Last und unfähigkeit Entscheidungen zu treffen los zu werden. Ich war eigentlich in dem Moment andererseits fast Emotionslos es war mir einfach alles egal!
und hätte ich den Schritt gemacht wäre es einfach spontan und ohne überlegung passiert

@Missesfee
Hat man keine Angst vorm Tod? Vor dem Moment, wo alles vorbei ist?

@Miss_Hippie

Nein das kann man nicht, aber sie wissen auch dass sie dadurch gewisse Vorteile haben! Welche Sie auch ausnutzen.

@DTO
von welchen Vorteilen sprichst du?

@Miss_Hippie

Ich hatte zwei sehr schwere Depressionen. Danach hatte ich Depressionen fast halbjährlich. Alle vor meinem Besuch beim Psychologen.

Genau zu beschreiben, was war, würde jetzt zu lange dauern. Viel später ist mir dann aufgefallen, dass ich wohl als Kind schon Depressionen hatte.

Ums kurz zu machen. Man ist sehr redebedürftig. Ich saß nachts bei meinen Eltern am Bett. Wollte, dass sie wach bleiben, mit mir reden. Viel reden. Ich sagte ihnen was ich denke, was ich fühle. Hab viel geweint. Habe ständig gefragt, ob das alles wieder vorbei geht, ob es normal ist. Meine Eltern wussten nie, wenn ich das Haus verlasse, ob ich wiederkomme. Diese ständige Angst hat sie zermürbt. Irgendwann wollten sie mit mir nicht mehr sprechen. Gingen nicht mehr ans Telefon. Sie waren am Ende. Fertig. Meine Schwester auch. Sie haben mich hin und hergeschoben um sich gegenseitig zu Erholen. Irgendwann war ich fertig. Richtig fertig und wollte mich umbringen. Wusste schon wie, ganz genau. Habs ja Nachts öfter geträumt. Und dann wo der Moment gekommen wo ich mich entscheiden musste. Sterben oder Kämpfen. Ich hab meine Eltern angesehen und habe mich entschieden zu kämpfen. Habe mit Gewalt mein Leben gelebt. Aufgestanden, gearbeitet (wenn es denn irgendwie ging), alles gemacht wie früher. Strickt nach Plan. Alle negativen Gedanken ausgeblendet. Das geht erst wenn man ganz unten ist, auf dem Weg nach unten geht das noch nicht. Habe erst Stunde für Stunde, dann Tag für Tag und dann Woche für Woche gelebt. Und irgendwann sprang der Motor an. Und dann ging es wieder bergauf.


Man hat keine Angst vor dem Tod. Es scheint einem wie ein Leuchtturm im Dunkelen. Wie ein Weg den man gehen muß als Konsequenz. Es scheint wie eine Lösung. eine Erlösung

Spirit2015 schrieb:War es nicht auch die Anerkennung und Wertschätzung deines Vorgesetzten, die du für deinen Selbstwert gebraucht hast? Objektiv betrachtet?

Nein es war mehr MEINE Erwartung an mich selbst und das was schon in meiner Erziehung begründet liegt. ich meine natürlich, Anerkennung und wertschätzung wer will das nicht?
Aber bei mir ist es in erster linie wirklich Mein Selbstbild und meine Erwartung an mich.

Miss_Hippie schrieb:Hat man keine Angst vorm Tod? Vor dem Moment, wo alles vorbei ist?

Nein weil sich das leben nicht lohnt wenn Du völlig in Dir gefangen bist.
Ich kann gar nicht beschreiben wie egal einem alles sein kann.
Tod erscheint einem als Erlösung, nicht mehr funktionieren müssen.

Ein Mensch kann sich eigentlich gar nicht vorsätzlich umbringen. Jeder Mensch hat einen Selbsterhaltungstrieb. Selbst Krebskranke im Endstatium betteln um ihr leben.

Nur bei Depressionspatienten ist dieser Trieb geblockt.

@Spirit2015
das klingt ganz schön heftig und ich bewundere Dich, euch, das ihr das schafft. Es muß der Albtraum sein, zu wissen, dass etwas nicht stimmt und zu spüren, dass man zur Last wird.
Du hast gesagt, der Tod wird zur Konsequenz. Hat man dann dieses Gefühl, man muß sich selber bestrafen damit?

@Miss_Hippie

Nein Erlösen. Diese Unwissenheit was passiert und ob es wieder gut wird und wann.... Man weiß nur, so wie es ist, so ist es eine Qual. Eine Minute dauert eine Stunde. Eine Stunde einen Tag und jede Sekunde ist eine Qual. Und der Tod als Erlösung war wie ein Licht. Eine Lösung. Das einzige, was ICH beeinflußen und steuern konnte.