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Der Mensch Jens Söring

40.109 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Kino, Gefängnis ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Der Mensch Jens Söring

Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 09:37
Zitat von BluelleBluelle schrieb:Er hatte Angst sie auf zweierlei Ebenen zu verlieren, nicht "nur" auf dem elektrischen Stuhl, sondern auch die Liebe zu ihm, wenn er nicht sein Geständnis macht.
Zu den vielen "Irrtümern" seines Lebens scheint zu gehören, dass sie von ihm ein Geständnis verlangte.
Im Gegenteil: An mehreren Stellen äußerte sich Frau Haysom dahingehend, dass sie sein Geständnis als Verrat an ihrer Person empfunden hat. (Denn ihre Strategie der Strafabwehr scheint eher das dreiste Lügen, Verwirren, Erfinden und Dichthalten zu sein.)

Seine Version klingt zudem äußerst seltsam: Dass sie mit blutigen Armen nach Hause kommt und spontan meint, er müsse die Schuld auf sich nehmen, damit sie nicht "gebraten" wird (eben "Das Versprechen"). Da galt es für ihn, in allerkürzester Zeit dieser Nacht eine Menge zu verarbeiten bzw. zu entscheiden: Die Freundin ist eine Doppelmörderin und er geht jetzt 5 Jahre ins Gefängnis. Ansonsten wurde aber nicht mehr groß über das Ereignis gesprochen. (Dass er einen diplomatischen Status hat, der ihn vor der Hinrichtung schützt, hatte sie im "Drogenrausch" auch gleich schon im Kopf.)

Kurz und gut: Das ist für mich alles sehr unwahrscheinlich. (Ich weiß: Für einige andere Mitdiskutanten nicht.)

Das "Versprechen" spielt in der ersten Phase dieses Falles übrigens gar keine Rolle (auch nicht in Ken Englades Abhandlung).
Erst als er in seinem Prozess plötzlich auf Unschuld plädiert und eine entsprechende Begründung her musste, tauchte diese Geschichte auf.

Und jetzt wieder der Seitenhieb auf die Filmemacher: Die filmische Darstellung suggeriert, dass von vornherein dieses Versprechen im Raum stand, was nicht der Sichtweise der Täterin entspricht. (Ich nehme das Gegenargument vorweg: Sie ist eine notorische Lügnerin und leugnet "das Versprechen", weil es ein Indiz für ihre eigene Tatausführung wäre.)

Aber vielleicht sollten wir die Netflix-Serie abwarten. Dort müsste eigentlich mehr Material verarbeitet werden als in Killing for Love - wenn sie keinen primitiven Aufguss darstellen soll. Und umso mehr Leute zu Wort kommen und Gerichtsszenen gezeigt werden, desto mehr relativiert sich die klare "Unschuld" von Herrn Söring. So geschah es auch bei der Ausweitung von "Killing for Love" auf vier Folgen.

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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 10:19
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Woher sollte er wissen, dass nicht seine Fingerabdrücke am Tatort waren bzw. der Sockenabdruck auf seinen Fuß passte? Zu dem Zeitpunkt konnte er nicht wissen, da gebe ich dir recht, dass ein Sockenabdruck nicht aussagekräftig ist. Es gab ein paar forensische Spuren am Tatort von denen er ausging, es seien seine. ER sei quasi überführt. Ansonsten macht für mich die Abgabe seines Geständnisses wenig Sinn.
Da stimmen wir ausnahmsweise mal überein. :-)

Wie dünn die Beweislage zu diesem Zeitpunkt war (was zugleich verdeutlicht, wie dünn die unmittelbaren forensischen Beweise nun mal sind), das konnte er nicht wissen.

Wenn er davon ausging, er sei quasi überführt, hätte er sich also dann schon die gesamte Flucht über für einen überführten Mörder halten müssen. Dazu passt dann aber wenig die locker-flockige Art und Weise durch die Weltgeschichte zu reisen. Außer man hält sich aufgrund eine gefälschten kanadischen Passes und deutscher Staatsbürgerschaft nebst vermeintlichen diplomatischen Schutz für so unangreifbar, dass die Hybris fröhliche Urständ feiert.

Die Situation ist also durchaus ziemlich interpretationsoffen.
Und es geht weiter:
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:ich weiß nicht ob du noch andere seiner Vernehmungen gelesen/gehört hast. Für mich hörte/las es sich aber so heraus, dass man ihn der Morde verdächtigte. Nicht EH.

Von daher hätte er, wäre es tatsächlich so gewesen wie er nun behauptet, einfach schweigen können. Er hätte wissen müssen, dass es keine Spuren von ihm am Tatort gab. EH musste zu dem Zeitpunkt auch nicht gerettet werden, da man sie bereits in Virginia nicht verhaftet hatte. Hier konnten sie tatsächlich davon ausgehen, dass die Beweislast nicht ausreichend gegen sie gewesen ist.
Ebenfalls Zustimmung. Er hätte schweigen können. Anders wäre es aber, wenn er eben bewusst alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Das muss nicht selbstloser Heroismus gewesen sein, sondern eben die Hybris, es könne ihm eben nicht viel passieren, er sei allen überlegen und er könne sein kleines Versteckspiel auf andere Art und Weise weiter spielen. Und so für sich den Helden spielen. Erst später hat er das mit einer völlig überhöhten Bedeutung aufgeladen.

Die Situation ist also auch durchaus ziemlich interpretationsoffen.
Zitat von JackiJacki schrieb:Jo. Ich sitz hier ebenfalls und staune nicht schlecht. Ok, staunen, laut loslachen und kopfschütteln wechseln sich ja immer wieder ab, wenn man hier mitliest. Aber ausgerechnet von einem Vielschreiber SOWAS....
Im Gegensatz zu anderen habe ich keine in Beton gegossene Meinung. Und auch keine in Beton gegossene Erinnerung. Deshalb stelle ich manchmal Fragen. Damit will ich Dir aber Dein herablassendes Vergnügen nicht nehmen. Meine Frage nach Maßstab und Größe der Bilder ist im übrigen bisher unbeantwortet geblieben.
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Und umso mehr Leute zu Wort kommen und Gerichtsszenen gezeigt werden, desto mehr relativiert sich die klare "Unschuld" von Herrn Söring. So geschah es auch bei der Ausweitung von "Killing for Love" auf vier Folgen.
Das denke ich auch. Der Fall ist kein klarer "Unschuldsfall". Zwei Mittäter, die sich gegenseitig belasten, sehe ich als die wahrscheinlichste Variante an.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 11:20
Zitat von monstramonstra schrieb:Ebenfalls Zustimmung. Er hätte schweigen können. Anders wäre es aber, wenn er eben bewusst alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Das muss nicht selbstloser Heroismus gewesen sein, sondern eben die Hybris, es könne ihm eben nicht viel passieren, er sei allen überlegen und er könne sein kleines Versteckspiel auf andere Art und Weise weiter spielen. Und so für sich den Helden spielen.
Ja, das könnte durchaus so gewesen sein. Jetzt aber das große Aber, zumindest für mich. Dann wäre die Flucht doch eigentlich überflüssig gewesen. Das Spielchen hätte er durchaus auch in Virginia spielen können, mit dem Wissen, ätschi bätschi ihr könnt mir alle nichts.
Da die Flucht jedoch genau zu dem Zeitpunkt erfolgte, als er ins Visier der Ermittlungen rückte sieht es eben danach aus, als wollte er sich selber und nicht EH retten.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 12:45
Zu der Passage mit der Überwachungskamera, aus dem Verhör ab Min 59:30, zu finden hier (Archiv-Version vom 08.08.2020).

Terry Wright und Andrew Hammel geben das so wieder:
Um … yes, there could be a video tape of the elevator, which does show me without my trousers on because that’s in fact what happened.
(Wright Report Seite 213 und bei Hammel hier (Archiv-Version vom 21.09.2020) und hier (Archiv-Version vom 25.09.2020))

Hier die Passage (Geräuche unterdrückt):
Dateianhang: no trousers in elevator noise reduced.mp3 (329 KB)

Ich höre was anderes:
Spoiler "Um, there should be a [??? have a] videotape [in the] over the elevator in the Marriott, that [evening] which perhaps couldn't show me without my trousers on when in fact that did happen."

Also er sagt meiner Meinung nach: Es gibt zwar eine Überwachungskamera, aber da sieht man das vielleicht nicht, dass er ohne Hosen war, auch wenn es so war.


Was hört ihr?


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 13:30
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Da die Flucht jedoch genau zu dem Zeitpunkt erfolgte, als er ins Visier der Ermittlungen rückte sieht es eben danach aus, als wollte er sich selber und nicht EH retten.
Ja, das kann so gewesen sein. Wenn nicht...
Zitat von monstramonstra schrieb:er eben bewusst alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.
Das bleibt nun mal interpretationsoffen, so wie die Ähnlichkeit eine Fußabdrucks zu einem Sockenabdruck. Oder eine schwer verständliche Aussage auf Tonband:
Zitat von yasumiyasumi schrieb:"Um, there should be a [??? have a] videotape [in the] over the elevator in the Marriott, that [evening] which perhaps couldn't show me without my trousers on when in fact that did happen."
Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Die Aufnahme ist schlecht ausgesteuert, hat kaum Höhen und so sind etliche Silben verschluckt, die man so oder so interpretieren kann.

All das verdeutlicht, dass der erste Anschein auf den zweiten Blick ein anderer sein kann. Vermutlich gibt es deshalb eine ganze Reihe (auch ein ehemaliger Ermittler oder eine ehemalige Staatsanwältin, was jetzt nicht gerade der Normalfall ist) fachkundiger und seriöser Personen, die ganz oder teilweise anderen Interpretationen folgen. Die sind nicht alle doof oder verführt. Das ist deren gutes Recht, so wie es rechtens war, dass die Jury der Summe belastenderer Indizien, die sich im ersten Anschein ergaben, gefolgt ist.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 13:35
Zitat von monstramonstra schrieb:fachkundiger und seriöser Personen, die ganz oder teilweise anderen Interpretationen folgen
die gibt es doch aber auch auf der anderen Seite. Ich meine Wright hatte mit der Sache ansich nichts zu tun. Was man vielleicht noch von Gardner und Updike behaupten könnte, die durch die Lösung eines solchen Falls, ihre Karrieren puschen konnten. Weshalb sollte Wright also unwahre Dinge behaupten? Mir erschließt es sich nicht. Es können sich doch nicht alle gegen JS verbündet haben mit dem Ziel, dass er für dieses Verbrechen büßen muss.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 13:43
Ich denke, es ist legitim, wenn neue usercimmer wieder die alten Fragen stellen. Dann wird eben geduldig erklärt und aufgeklärt. Es ist leider nicht möglich die Schuldfrage endgültig zu klären aber die bekannten Fakten können entsprechend in Ruhe dargelegt werden.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 13:44
Zitat von monstramonstra schrieb:Dazu passt dann aber wenig die locker-flockige Art und Weise durch die Weltgeschichte zu reisen.
Das empfindest Du als "locker-flockig" ?
Keine Mittel zu haben und über Drogenhandel nachdenken, Pässe fälschen, Spenden erschleichen, laufend Scheckbetrug begehen - also kriminell werden (oder längst schon sein?). Es kommt zu schweren Autounfällen, Krankenhausaufenthalten wegen schwerer Verletzungen usw.

Locker-flockig auch vor Gericht?
"... und Sie sitzen da und lachen?"
Und zu dieser Zeit hatte er schon 4 Jahre Gefängnis hinter sich.

"Passt bloß auf, Ihr seid in Virginia, benehmt Euch ganz besonders gut. Denkt an den Jens. Kein Witz. Das ist wirklich kein Witz" (nach 30 Jahren Haft).

Er bleibt halt immer schön locker-flockig. Für mich ist das kein Indiz für seine Unschuld.

(Quelle: Killing for love)


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:00
Zitat von monstramonstra schrieb:Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Die Aufnahme ist schlecht ausgesteuert, hat kaum Höhen und so sind etliche Silben verschluckt, die man so oder so interpretieren kann.
Schade, dass sich Jens Söring hier nicht selbst dazu äußert, was er genau gesagt haben will. Ich kann es mir aber fast schon denken.
Zitat von monstramonstra schrieb:Vermutlich gibt es deshalb eine ganze Reihe (auch ein ehemaliger Ermittler oder eine ehemalige Staatsanwältin, was jetzt nicht gerade der Normalfall ist) fachkundiger und seriöser Personen, die ganz oder teilweise anderen Interpretationen folgen. Die sind nicht alle doof oder verführt.
Ich glaube aber schon, dass sie alle in persönlicher Weise motiviert sind:
Ex-Vize-Generalstaatsanwalt von Virginia = Freund des Vaters
Ex-Staatsanwältin = persönliche Verbundenheit mit dem Studenten JS
Ex-Ermittler der berufsmäßig aus dem Fall ausstieg = sucht nachträglich seine bedeutsame Rolle in dem Stück
Ex-Werkstattbesitzer = Aufmerksamkeit
Anwälte, Privat-Detektive = Publicity
Bundespräsident = Unterstützung und Ernstnehmen eines Landsmannes, der in Deutschland längst frei wäre

Das ist auch alles legitim. (Denn es gibt ja bis heute eine gewisse Möglichkeit, dass er unschuldig ist.)
Ich selbst befürworte seine Freilassung nach deutschen Werten.

Aber ein klares Indiz für seine Unschuld sind diese Unterstützer nicht.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:16
Zitat von monstramonstra schrieb:Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Die Aufnahme ist schlecht ausgesteuert, hat kaum Höhen und so sind etliche Silben verschluckt, die man so oder so interpretieren kann.
Sicherlich. Fest steht aber auch, dass die Transkription von Wright und Hammel zumindest lückenhaft ist. Da sind schon bei den ersten 4 Wörtern 2 Fehler ("yes there could be" vs "there should be"), und einiges wird danach einfach weggelassen.

Ich verstehe Sörings Aussage im Moment so: es gab nur eine Überwachungskamera im Aufzug, weswegen es sein kann, dass es keine Videoaufzeichnung von ihm ohne Hosen gibt.

Ich würde seinen Aussage bereinigt so aufschreiben:
Um, there should be a - well, they only have a videotape of the elevator in the Marriott that evening, which perhaps couldn't show me without my trousers on, when in fact that did happen.
Nochmal: wie würdet ihr das transkribieren?

Audio: No Trousers in Elevator


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:26
Zitat von Venice2009Venice2009 schrieb:Weshalb sollte Wright also unwahre Dinge behaupten? Mir erschließt es sich nicht. Es können sich doch nicht alle gegen JS verbündet haben mit dem Ziel, dass er für dieses Verbrechen büßen muss.
Aber das ist doch eine unipolare Denkweise. Es bedarf doch keiner Verschwörung. Aber Fehler und Irrtümer sind möglich. Auf allen Seiten. Natürlich ist Wright der Ansicht, dass seine Ansicht wahr und die richtige ist. So wie Du Deine für richtig und wahr hältst. Aber eben auch ich meine (wobei ich nicht festgelegt bin und das alles recht dialektisch betrachte).

In der Wissenschaft ist es völlig normal, dass es erbitterte Kämpfe um Theorien, z.B. zur dunklen Materie oder zur Reichweite von Art. 10 GG im Ausland, gibt. Bei Art. 10 hat das BVerfG entschieden. Die Physiker haben kein Gericht. Sie warten auf einen empirischen Beweis, der dann wieder neue Fragen aufwirft. Bis dahin bekämpfen sich die Schulden und ätzen sich gewaltig an...
Zitat von silentlistenersilentlistener schrieb:Für mich ist das kein Indiz für seine Unschuld.
So war das auch nicht gemeint. Es kann die Flucht ein Indiz seiner Schuld sein, muss es aber nicht.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Nochmal: wie würdet ihr das transkribieren?
Ich höre am Ende jedenfalls kein "that didm't happen" sondern ein "what" oder "what's happened". Aber das ist stochern im Trüben. Deine Version hat auch den Haken, warum er die Geschichte mit der Fahrt im Lift ohne Hose erfinden sollte. Oder war am Tatort eine Hose gefunden worden und gingen die Ermittler davon aus, er sei ohne Hose gefahren?


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:34
Zitat von monstramonstra schrieb:Deine Version hat auch den Haken, warum er die Geschichte mit der Fahrt im Lift ohne Hose erfinden sollte. Oder war am Tatort eine Hose gefunden worden und gingen die Ermittler davon aus, er sei ohne Hose gefahren?
Es könnte sein, dass Söring Details erfindet, um die Lüge glaubwürdiger zu machen. Das Gleiche gilt für den Hund, den er angeblich überfahren haben will.

In 'Making a Murderer' wurde gesagt, dass Lügen oft ausführlich beschrieben werden, um sie glaubhafter zu machen. Während die Wahrheit oft mit wenigen Worten ausgedrückt wird.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:39
Zitat von monstramonstra schrieb:Ich höre am Ende jedenfalls kein "that didm't happen"
Ich auch nicht.
Zitat von monstramonstra schrieb:Deine Version hat auch den Haken, warum er die Geschichte mit der Fahrt im Lift ohne Hose erfinden sollte. Oder war am Tatort eine Hose gefunden worden und gingen die Ermittler davon aus, er sei ohne Hose gefahren?
Weil das Gespräch mit dieser Frage anfängt (ab Min 56:45):
Did you throw your clothes away that evening or early the following morning?
Dann folgt jede Menge Unglauben: "du bist ohne Hosen den ganzen Weg zurückgefahren?" - vermutlich warten die Ermittler darauf, dass er endlich das Laken erwähnt, das am Tatort fehlte. Stichwort Täterwissen.

Aber die Ermittler mussten warten, bis ihnen Elizabeth Haysom erzählte, dass Jens Söring sich in das Laken gehüllte haben soll, während der Fahrt zurück nach Washington.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:44
Zitat von frank101frank101 schrieb:Es könnte sein, dass Söring Details erfindet, um die Lüge glaubwürdiger zu machen. Das Gleiche gilt für den Hund, den er angeblich überfahren haben will.
Kann sein. Ist aber riskant, wenn man nicht weiß, was der Belogene weiß.

Woher soll Söring wissen, was die Kamera im Lift wirklich aufgenommen hat? Ob die Qualität so schlecht ist, dass man auf einem Video wirklich nicht sehen kann, ob er keine Hose trägt? Söring wusste ja zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es keine Videos gab.

Das erscheint mir hier - in der Version von @yasumi - wirklich extrem ins Blaue hinein gelogen zu sein.
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Did you throw your clothes away that evening or early the following morning?
Darauf hin hätte er doch auch lügen können: Ich hatte Wechselwäsche dabei, weil ich nicht wusste, ob ich unterwegs übernachten muss. Die blutbefleckte Wäsche habe ich unterwegs entsorgt.

Aber seine Geständnisse bleiben so oder so sehr merkwürdig und wenig plausibel. Egal, ob er als Täter oder als Held gesteht.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 14:53
Zitat von monstramonstra schrieb:Darauf hin hätte er doch auch lügen können: Ich hatte Wechselwäsche dabei, weil ich nicht wusste, ob ich unterwegs übernachten muss. Die blutbefleckte Wäsche habe ich unterwegs entsorgt.
Er hat auf einige Fragen mehr als sonderbar geantwortet, vor allem auf die Fragen nach dem Messer. Ein Beschuldigter muss sich nicht einlassen, aber wenn er sich einlässt, warum sagt er dann wiederholt solche Sachen wie
“I really…I really don’t want to answer that.”
Quelle: https://hammeltranslations.com/2020/06/22/jens-sorings-june-5-1986-recorded-interview-in-full/ (Archiv-Version vom 08.08.2020)

Er hätte einfach sagen können, dass er kein Messer dabei hatte, sondern sich irgendwo eines griff und fertig. Was soll der Eiertanz?


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 15:22
Zitat von monstramonstra schrieb:Woher soll Söring wissen, was die Kamera im Lift wirklich aufgenommen hat? Ob die Qualität so schlecht ist, dass man auf einem Video wirklich nicht sehen kann, ob er keine Hose trägt? Söring wusste ja zu diesem Zeitpunkt nicht, dass es keine Videos gab.

Das erscheint mir hier - in der Version von @yasumi - wirklich extrem ins Blaue hinein gelogen zu sein.
Die Version von Wright und Hammel lautet: Söring sagte, man könne ihn auf dem Video im Aufzug sehen.

Falls das eine Lüge gewesen wäre (um sein angeblich falsches Geständnis glaubhafter zu machen), wäre sie riskant gewesen. Deswegen sei es vermutlich keine Lüge gewesen und somit ein Indiz dafür, dass er tatsächlich ohne Hosen im Aufzug war -> er, der Täter.

Aber man kann diese Passage auch in Sörings Sinne deuten:

Söring weiß, dass man ihn nicht auf einem Video ohne Hosen im Aufzug sehen wird. Weil er nie im Aufzug ohne Hosen an diesem Abend war. Bevor die Ermittler ihn nun mit möglichen Ermittlungsergebnissen konfrontieren, das er auf keinen der Videos zu sehen sei, sagt er, dass könne gut sein, denn es gab ja nur im Aufzug eine Kamera.

So könnte man diese Passage nun auch deuten.

Keine Ahnung warum er nicht widersprochen hat bei der Vorstellung, ohne Hosen gefahren zu sein - ermittelt wurde ja, er wäre in ein Laken gehüllt gewesen. So oder so ist seine Aussage in diesem Punkt vermutlich falsch.

Aber am Ende des Gesprächs muss er kurz auflachen nachdem Gardner ihn noch einmal fragte, ob er wirklich ohne Hosen durch die gegen gefahren sei. Als ob ihm bewusst wurde, wie absurd seine Aussage ist.
- You drove all back from Lynchburg to Washington, from Loose Chippings to Washington with no britches on? No trousers? [???]
- Um [lange Pause] [???] trousers [kurzes Auflachen] I'm sorry.
Was auch immer das war, die Wahrheit war es vermutlich nicht.

Ich glaube halt, dass man anhand dieser Aussagen nicht ablesen kann, ob er nun am Tatort war oder nicht.


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Der Mensch Jens Söring

11.08.2020 um 15:39
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Nochmal: wie würdet ihr das transkribieren?
Genau so wie Du. Ich hab es mir nochmals eine Spur langsamer angehört.


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11.08.2020 um 16:22
@yasumi
Wenn Söring so raffiniert gewesen wäre wie hier von einigen unterstellt, hätte er dann nicht schon in Washington als hosenloser Retter vor die Kamera treten müssen?


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11.08.2020 um 16:52
Zum Tonband: das hören Wright und Hammel:
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Um … yes, there could be a video tape of the elevator, which does show me without my trousers on because that’s in fact what happened.
Und das hört der Stielz:
Um … yes, there could should be a video tape of the elevator, which does show me without my trousers on because that’s in fact what happened
Ist aber inhaltlich fast das gleiche -- und auch kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Rettungsmärchen sowieso längst widerkegt ist.


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11.08.2020 um 18:59
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Keine Ahnung warum er nicht widersprochen hat bei der Vorstellung, ohne Hosen gefahren zu sein - ermittelt wurde ja, er wäre in ein Laken gehüllt gewesen. So oder so ist seine Aussage in diesem Punkt vermutlich falsch.
Das ist auf jeden Fall ein Versäumnis der Ermittler gewesen: Sie wollten den Fall nicht wirklich aufklären, sondern sie wollten einen Schuldigen. Damit waren sie dann auch zufrieden. Wie es wirklich war - also was die Wahrheit ist - war weniger interessant.

Egal ob 1980er Jahre und USA, die Grundsätze kriminalistischer Arbeit hätten eigentlich auch schon damals beherzigt werden müssen. Dass sie es nicht wurden und man an den neuralgischen Stellen von Sörings Geständnis nicht nachgebohrt hat, das ist mir unerklärlich. Die Ermittler haben sich nicht nur mit der Plausibilität der Söring'schen Erzählungen abgefunden, sondern auch noch mit den umplausiblen Stellen. Haben sie es als Überheblichkeit abgetan, dass er sie lächerlich gemacht hat? Warum haben sie nicht gemerkt, dass er eventuell ein Spiel mit ihnen spielt (welches das auch immer war).
Zitat von yasumiyasumi schrieb:- You drove all back from Lynchburg to Washington, from Loose Chippings to Washington with no britches on? No trousers? [???]
- Um [lange Pause] [???] trousers [kurzes Auflachen] I'm sorry.
Und natürlich bleibt der Eindruck hängen, dass die US-Justiz so arbeitet, weil sie eine Jury von der Schuld überzeugen muss - und nicht drei Berufsrichter. Der erste Eindruck zählt, das Suggestive, das Einfache. Passt, sitzt, wackelt und hat Luft...

Ist er der Täter, sollte man sich vergegenwärtigen, dass diese Ermittlungsarbeit mit ihrer mangelnden kritischen Sicht dazu beigetragen hat, eine erhebliche Zahl offener Türchen zu schaffen. Türchen, auf denen er dann seine Unschuldsgeschichte aufbauen konnte.


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