Nachfahren von Kriegsverbrechern

:ask: @Agnodike

Mein Opa war Obersturmführer (~Oberleutnant) bei der SS, der hat 100 pro ein paar schlimme Sachen gemacht. Na ja, er ist schon lange tot und mich hats nie gejuckt, weil es eine andere Generation war.

Auf Omas Nachttisch stand ein Bild von ihm, in seiner Ausgehuniform. Als ich noch Kind war haben meine Eltern mir erzählt er wäre Postbote gewesen ^^ (haben sich wohl geschämt)

Weiß bis heute nicht, wie weit meine Familienmitglieder tatsächlich in dieser Ideologie lebten, war immer bei uns ein Thema, welches gut umschifft, oder die damalige Zeit verharmlost wurde!

Einer meiner Großväter war Offizier (Funker) und ich denke schon, dass auch er so einiges erlebt und auch getan hat mit dem ich nicht einig wäre, aber gut, wie soll man damit umgehen?

Kommt denke ich darauf an a) welche Einstellung zum Faschismus man selbst hat und b) in wie weit man sich durch "Altlasten" hat familiär prägen lassen!

Ich distanziere mich eindeutig von dieser NS Ideologie und bin heute noch verwundert, dass die damals überhaupt soweit kamen und Unterstüzung/Zuspruch im bürgerlichen Bereich bekamen!

Spukulatius schrieb:Als ich noch Kind war haben meine Eltern mir erzählt er wäre Postbote gewesen

Ich hätte jetzt auf Gasmann getippt.

@DieSache
Meine Vorfahren waren gut verteilt: Vom NSDAP-Parteigenossen bis zur kommunistischen Widerstandsgruppe war alles dabei.

Ich denke mal niemand hat Vorfahren mit einer reinen Weste. Selbst wenns um ein paar ecken ist, jeder schadet irgendwie irgendjemanden.
Wenn meine vorfahren tausende von Menschen getötet haben sollen, was solls, was soll ich da rumheulen und nachtrauern, ich habe damit doch nichts zu tun.

Manche der Nachfahren sind leider von der Erziehung ihrer Väter so geprägt wurden, dass sie niemals davon wegkommen.
Grudrun, die 1929 geborene Tochter von Heinrich Himmler leitete in den 50 er Jahren eine rechts ausgerichtete Jugendgruppe und hat bis heute Kontakte zur rechten Szene.
Tragisch, das Mädchen wurde 16 jahre lang in dieser Ideologie erzogen, das prägt ein Kind leider fürs ganze Leben.

hmm also ich kanns auch nicht verstehen!
Warum soll man das bereuen oder Bedauern wenn man solche Vorfahren hat?
Davon werden die Opfer auch nicht wieder lebendig, ganz einfach!

Es ist Schluss aus und vorbei! Sie sind tot. Also muss man auch nichts bereuen oder sich schämen.

Den Opfern wird es nichts nützen.

Richard von Schirach, der Sohn von Baldur v. Schirach, hat ein sehr beeindruckendes Buch über seinen Vater geschrieben. Ueber die Schwierigkeiten im Umgang mit seinem Vater und dessen Taten. DER SCHATTEN MEINES VATERS http://www.amazon.de/Schatten-meines-Vaters-Richard-Schirach/dp/342334685X/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1422087219&sr=1-1&keywords=Richard+von+Schirach
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Dieses Buch kann ich wirklich allen empfehlen, die sich für diese Thematik interessieren.

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Und vor einigen Tagen habe ich im SWR einen Bericht mir angeschaut: MEIN GROSSVATER DER KZ-KOMMANDANT. Man findet ihn bei Youtube, in voller Länge glaubs.

Darin erzählt Jennifer Teege, die Enkeltochter von Amon Göth ihre Familiengeschichte, ihre eigene Lebensgeschichte.....ihre Auseinandersetzungen mit den schrecklichen Taten ihres Grossvaters, über die grossen seelischen Belastungen die damit verbunden sind, ihren ureigenen Verarbeitungsstrategien....

Die Grausamkeiten von Amon Göth sind vor allem durch den Film SCHINDLERS LISTE bekannt geworden.

Jennifer Teege hat auch ein Buch darüber geschrieben: AMON. MEIN GROSSVATER HÄTTE MICH ERSCHOSSEN http://www.amazon.de/Amon-Mein-Gro%C3%9Fvater-h%C3%A4tte-erschossen/dp/3498064932/ref=sr_1_2?ie=UTF8&qid=1422089304&sr=8-2&keywords=Amon+G%C3%B6th

Und auch die Mutter von Jennifer Teege, Monika Göth, die Tochter von Amon, hat ein Buch über ihr Leben heraus gegeben, aufgeschrieben von Matthias Kessler: „ICH MUSS DOCH MEINEN VATER LIEBEN, ODER?“ http://www.amazon.de/meinen-Lebensgeschichte-Tochter-KZ-Kommandanten-Schindlers/dp/3821839147/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1422089304&sr=8-3&keywords=Amon+G%C3%B6th

Ueber diese beiden Bücher kann ich jedoch kein Statement abgeben, weil ich sie noch nicht gelesen habe. Das Buch von Monika Göth gibt es nur noch antiquarisch und ist recht teuer. Ich bin immer noch auf der Suche nach einem günstigeren Angebot.

http://www.ursulahomann.de/ImSchattenDerVaeterKinderVonNSTaeternMeldenSichZuWort/kap001.html

Daraus einige Zitate:

Die Antworten fielen unterschiedlich aus. Unverhohlenen Hass auf seinen Vater Hans Frank äußerte Niklas Frank. Die Tochter Martin Bormanns zeigte dagegen wohlwollendes Verständnis für ihren "guten" Vater. Einige wollten sich keinem Gespräch stellen oder fürchteten, den Vater kritisieren zu müssen. Andere leben bewusst mit der Last der Schuld oder fühlen sich ihrerseits als Opfer, weil ihre Eltern geschwiegen und mitunter noch lange nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches faschistische Denkweisen und Vorurteile gegenüber Juden hegen.

Auffallend war bei diesen Gesprächen, dass viele ehemalige Täter entschiedene Antisemiten und erklärte Gegner der Weimarer Republik gewesen waren und den Nationalsozialisten schon vor 1933 enthusiastisch zugejubelt hatten, dass die meisten um die von Deutschen verübten Grausamkeiten gewusst und an der Richtigkeit ihrer Überzeugungen niemals gezweifelt hatten.

Auf die Frage, ob er denn glaube, die Schuld seines Vaters abtragen zu müssen, sagte Martin Bormann, Jahrgang 1930, einmal: "Kein Mensch kann die Schuld seines Vaters abtragen. Aber man kann vor seinen Eltern auch nicht davon laufen. Und man wird sie nie los". Weder er noch seine Geschwister, sagte Martin Bormann weiter, hätten während der NS-Zeit mitbekommen, welche Rolle der Vater spielte und was wirklich im Reich geschah.

Gruß, Dumas

Opa war SS-Obergruppenführer und Leiter der Balkanabwehr,mehr Unhold geht kaum noch

@Warhead
DEIN Opa oder wie meinst jetzt Dein Posting?

Gruß, Dumas

Doors schrieb am 15.01.2015:An Reue kann ich mich bei diesen Begegnungen nicht erinnern. Im Kontakt mit solchen Menschen offenbart sich die Banalität des Bösen. Der Mörder als netter Nachbar, als freundlicher Kneipenwirt, als charmanter Gastgeber, als liebenswerter Opa.

Warum sollten (Mehrfach) Mörder ihre Taten bereuen?

Beispiel die Morde damals an Sharon Tate mit Freunden. Wer so grausame Morde begeht, hat jede Menschlichkeit verloren, der bereut nichts, nehme ich keinem einzigen von denen ab.

Reue nehme ich jemandem ab, der Kosmetika oder ähnliches gestohlen hat.

Doch so grausam die Taten auch sind, die Menschen wollen immer von den Tätern hören, das sie ihre Taten bereuen.

@Dumas
Ja meiner,wer sonst

@Warhead
Habe nur nachgefragt, weil ichs nicht gleich verstanden hab.

Gruß, Dumas

wenn ich das wüsste, was meine Opas getrieben haben.

einer hat sich erhängt, (war das DDR Regime schuld oder hatte er schlimmeres getrieben, was ihn um den verstand brachte? keiner weiß es und es interessiert mich nicht mal)
und der andere. nun ja. hat sich quer durch die DDR gepoppt. dunno.

Edda Göring (Tochter von Hermann Göring) startete sogar ne Petition und maßt sich noch an zu fordern:

http://www.sueddeutsche.de/bayern/petition-im-landtag-goering-tochter-fordert-geld-vom-freistaat-zurueck-1.2448745

Die Tochter von Hermann Göring, der Nummer zwei im nationalsozialistischen Regime, fordert vom Freistaat Bayern Geld zurück. In einer Petition bittet sie den Landtag "um Entschädigung für das im Jahr 1948 enteignete Erbe meines Vaters". Göring, 76, verlangt nicht das gesamte Vermögen, das wäre wohl auch zu viel des Guten. Ihr Vater zählte zu den bekanntesten Kunsträubern der Menschheitsgeschichte, alleine seine Sammlung wäre heute wohl von unschätzbarem Wert. Edda Göring schwebt eine Art Unterhaltszahlung vor, ein Zuschuss für ihre Rente. Eine Summe ist nicht bekannt.

Gruß, Dumas

Naja, vorschweben darf ihr ja eine Menge. Hoffentlich holt sie aber schnell mal wieder jemand auf den Boden der Tatsachen zurück. Wobei die Hoffnung, dass sie in ihrem Alter noch mal zur Vernunft kommt, vermutlich leider kaum gerechtfertigt sein wird.

@Sterntänzerin

Das tragische ist, dass die Kinder der NS Verbrecher von diesen in dieser kranken Ideologie erzogen wurden.
Gerade die ersten Lebensjahre im Leben eines Menschen prägen ja maßgeblich seinen Charakter und sein Gedanengut und es ist tragisch, dass diese kinder bereits von Geburt an der Gehirnwäsche der Nationalsozialisten unterzogen wurden.
Diese Edda Göring wird wohl leider bis ins hohe Alter hinein nicht einsehen, dass ihr Vater ein Kriegsverbrecher war.

das ist schon ok, wenn jemand fordert,was er glaubt, nach den gesetzen fordern zu können.


es liegt am deutschen staat, zuerst gerichtlich klären zu lassen, ob es möglichkeiten gibt, schadenersatzansprüche an das erbe zu stellen, und wenn das nicht möglich ist, einen gesetzlichen rahmen dafür zu schaffen.

@vielefragen

Es geht weniger darum, was sie darf und was nicht, sondern eher darum, welche Weltanschauung sich hinter der Einreichung einer solchen Klage verbirgt.

Natürlich darf sie in einer Demokratie klagen, das ist ihr gutes Recht. Zynisch ist nur, welche Einstellung ihr Vater zu der Demokratie hatte, deren Vorteile sie nun nutzt.