Macht uns die moderne Arbeitswelt zu funktionierenden Zombies?

In der Öffentlichkeit fällt mir immer wieder auf, dass wir in einer post-industriellen kapitalischen Arschlochgesellschaft in Deutschland leben. Sie ist geprägt von fehlender Empathie, fehlendem Mitgefühl, fehlender Solidarität, fehlender Hilfsbereitschaft und fehlender Höflichkeit. An deren Stelle sind Schadenfreude und das Recht des Stärkeren getreten. Für mich ist das ein Folge der Arbeitswelt, wo fast jeder heute unter einem unheimlichen Leistungsdruck und ab einem gewissen Alter auch existenziellen Druck steht.

@inspektor

Wieso denkst du dass der Druck in der Arbeitswelt Schuld ist, dass heute einem angeblich an Empathie und dergleichen fehlt?

Könnte es eher daran liegen, dass vielen diese Charaktereigenschaften oder Tugenden leider einfach egal sind?

Und auch in der Arbeitswelt kommt man mit "Arschlochverhalten" nicht sehr weit ;)

Pallas schrieb:Und auch in der Arbeitswelt kommt man mit "Arschlochverhalten" nicht sehr weit ;)

Na meiner Mutter kommt man nur in der Arbeitswelt voran, indem man sich verbiegt, heuchelt und anschleimt...

@Pallas
Die Unterdrückung am Arbeitsplatz wird immer größer.

@inspektor

Kommt mir nicht so vor. Allerdings liegt das auch wohl an der Branche.

Lesenswerter Artikel heute in der Welt Online:

Folge der zunehmenden Arbeitsbelastung

Zwar schreibt das Arbeitsrecht eine maximale Wochenarbeitszeit von hierzulande 60 Stunden vor. Ambitionierte Nachwuchs- und Führungskräfte setzen sich jedoch bereitwillig darüber hinweg. Sie reden sich ein, wie eine Maschine funktionieren zu müssen. Nonstop, ständig verfügbar und erreichbar.

Der amerikanische Historiker Jonathan Crary schreibt in seinem Buch "24/7", dass der durchschnittliche erwachsene Amerikaner heute nur noch sechseinhalb Stunden am Tag schläft. Bei der Generation davor waren es noch acht Stunden. Und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, während der zweiten Industriellen Revolution, als die Arbeiter im Akkord arbeiteten und in den Fabriken die ersten Autos vom Fließband gingen, betrug die Schlafzeit sogar zehn Stunden.

Dabei sollte man meinen, dass durch die Automatisierung und Elektrifizierung die Produktivität gesteigert wird und weniger Arbeit nötig ist. Doch durch die Beschleunigung des Arbeitsalltags müssen wir immer mehr Dinge in kürzerer Zeit erledigen. Moderne Kommunikationstechnologien wie E-Mails haben dieses Problem verschärft.

http://www.welt.de/wirtschaft/karriere/article144566741/Bis-zum-Umfallen-wie-wir-uns-kaputtarbeiten.html

Da sage mal noch einer, heute gehe es uns besser als je zuvor... ;)

Da kommt es aber auch stark darauf an, WO man arbeitet. Es gibt noch soviele Berufe, wo man ohne Stress und erfüllt sein Tagwerk verrichten kann, z.B. als Verkäufer in einem Laden.
Lasst euch nicht verrückt machen, wechselt dann lieber den Beruf, egal wie, auch wenn man weniger verdient.

@Lottenreuther
Das ist aber das was viele Leute verrückt macht! :) ihre Arbeit macht ihnen kein Spaß mehr die wollen aber nicht wechseln wegen der niedrigeren Einnahmen. Dann ist man unentschlossen und ich kann mir gut vorstellen, dass man da schon länger braucht um einen Schritt in eine Richtung zu gehen und dass das einen echt kirre machen kann. :D

Angst vor Statusverlust? Pah, man gewinnt doch soviel durch eine gute Arbeitsstelle: Zufriedenheit, das Gefühl, etwas Sinnvolles zu leisten, Kontakt mit Menschen und Ausgeglichenheit!
Ich kann das nicht verstehen. In Afrika oder Südamerika tun die Leute den ganzen Tag nichts als vielleicht 1-2 Fische fangen - und sind super gelaunt!

Weil sie wenige Besitztümer haben und mit dem zufrieden sind was sie haben (war schon bei den Tahahumaras so), nicht wie bei uns, wir sind erst zufrieden, wenn wir das bekommen was wir gerne hätten.

Lottenreuther schrieb:wo man ohne Stress und erfüllt sein Tagwerk verrichten kann, z.B. als Verkäufer in einem Laden.

na das wäre mir aber neu.....im Verkauf gibt es immer mehr erweiterte Öffnungszeiten, man muss immer flexibler sein, Personal wird ununterbrochen gekürzt, die Arbeitszeit erhöht, die Vergütung gesenkt, alles nichts, was zum "stressfreien" Arbeiten beiträgt......

Ja, bei großen Konzernen vielleicht. Aber doch nicht in der Apotheke oder Bäckerei nebenan!

Die MODERNE Arbeitswelt kann uns krank machen, das glaube ich schon. Aber man wird ja auch nicht in die moderne Arbeitswelt gezwungen - konservativ lebt es sich oft gemütlicher.

...und einseitiger

@Lottenreuther
also behauptest Du, dass in Kleinbetrieben alles schick ist, der Umsatz toll, deshalb super Gehalt und viele Angestellte, Vollzeit und unbefristet und man da keinen Stress hat? Dann belege mir das doch bitte mal, so weit ich weiß, haben es Kleinbetriebe immer schwerer eben wegen den ganzen Ketten und Filialbetrieben.......und das wirkt sich garantiert auch auf die Arbeitnehmer aus

Angst vor Statusverlust?

Wenns nur der Statusverlust wäre. Gibt leider Jobs (auch schöne), in denen man wirklich schlecht verdient. Wenn man am Ende durchs Amt aufstocken lassen muß, ist das doch auch nicht so der Hit.

Hab auch schon mal einen schönen Job als Verkäuferin in einem Klamottenladen (keine Kette) angeboten bekommen. Das fand ich ganz interessant, wär glaub ich mein Ding gewesen und wäre sicher auch nicht so stressig gewesen. Aber mit dem Verdienst wär ich kaum ausgekommen. Das war für mich dann keine Option, weil ich keine Lust habe mir ständig Sorgen um Geld machen zu müssen oder anderen auf der Tasche zu liegen.

Aber gut. Bin eh ein schlechtes Beispiel. Gehe aus der Arbeit selten als Zombie raus, weil es hier echt in Ordnung ist, auch wenns mal den einen oder anderen stressigen Tag gibt. Hatte bisher großes Glück mit meinen Arbeitgebern.

@Tussinelda

Tussinelda schrieb:Dann belege mir das doch bitte mal, so weit ich weiß, haben es Kleinbetriebe immer schwerer eben wegen den ganzen Ketten und Filialbetrieben.......und das wirkt sich garantiert auch auf die Arbeitnehmer aus

Schwerer haben sie es , weil sie kaum noch eine Lobby haben.
Aber der Chef muss seine 3-5 mitarbeiter nicht zu Lohnsklaven machen weil ihm Investoren im Nacken sitzen die jedes Jahr mehr Gewinn sehen wollen.
Dem reicht sein Gewinn wenn er gut leben kann und seine Firma durchbringen kann einschliesslich seiner Mitarbeiter.

Diese ganze Misere ist nicht den kleinen Krautern geschuldet sondern den Kapitalmärkten und ihrer Mähr des ewigen Wachstums, Umsatzrückgang bedeutet ja nicht gleich verlust sondern temporär nur weniger Gewinn.
Geld wird trotzdem noch genug verdient ,nur eben nicht mehr soviel.
Und das wälzen die Investoren eben gnadenlos auf die Belegschaft ab bevor sie auch nur 0,1% ihrer "wohlverdienten" Diveidende abschreiben.

Heijopei schrieb:Und das wälzen die Investoren eben gnadenlos auf die Belegschaft ab bevor sie auch nur 0,1% ihrer "wohlverdienten" Diveidende abschreiben.

Das ist doch Quark. Viele AG zahlen gar keine Dividende.

@McMurdo

McMurdo schrieb:Das ist doch Quark. Viele AG zahlen gar keine Dividende.

Ok , anscheinend reden wir aneinander vorbei.

Investoren stecken ihr Geld ja auch nur aus reiner nächstenliebe in ein Unternehmen.

Sei es über aktien oder sonstwie.

An die Arbeiter werden Gewinne nicht weitergegeben, das wollte ich auch nicht sagen.

Anscheinend haben wir eine unterschiedliche Wahrnehmung wie es so läuft.

@Heijopei
Was wolltest du denn jetzt sagen?
Gibt auch Unternehmen in denen die Mitarbeiter am Gewinn beteiligt werden.

Und das nicht alle Unternehmen Dividenden an die Aktionäre ausschütten ist ja auch allgemein bekannt. Das ist eben ein Risiko der Aktionäre.