Wie sehr hat euch das Mobbing im späteren Leben verändert?

Ich hatte in meiner Schulzeit mal Stress mit den sog. "Backbenchers", vom Lehrer so betitelt, weil sie allesamt in der letzten Reihe saßen, aber wenn sie auf dem Schulhof in geschlossener Reihe auf mich zutraten, dann bin ich fröhlich pfeifend mit Händen in den Hosentaschen mittig durch diese Phalanx durchgelatscht. Was hätten die denn machen wollen? Hab mir gelegentlich den einen oder anderen nach Schulschluss einzeln vorgenommen. Mobbing? Das Wort gab es damals gar nicht. Das waren die 80er. Damals wurden die heutigen Schulpsychologen gerade ausgebildet. In der Grundschule. :)

Hallo an alle.

Auch ich wurde früher gemobbt.
Noch heute habe ich Probleme, wenn ich auf viele fremde Menschen stoße. Irgendwie habe ich dann wieder das Gefühl, dass mich alle anstarren und gleich anfangen werden auf mir rumzuhacken.

Damals war ich etwas pummelig und deshalb auch ein sehr gutes Opfer meiner Mitschüler. Ich wurde getreten, ausgelacht, angespuckt und bloßgestellt. Ich muss sagen, dass die Lehrer nicht wirklich etwas dagegen unternommen haben. Außer nach einiger Zeit mal die Vertrauenslehrerin. Ich habe ihr alles erzählt, was auch außerhalb des Schulgeländes war.
Mit den Mitschülern zu reden, hatte keinen Sinn, aber ich habe dann angefangen an mir zu arbeiten.
Ich bin zu einem Psychtherapeuten gegangen und habe angefangen abzunehmen und Sport zu machen. Irgendwann ließen sie mich dann in Ruhe, da ich ihnen dann wohl keinen Stoff mehr zum fertig machen gegeben habe. Aber an meinem Selbstbewusstsein nagt das halt teilweise heute noch.
Ich bin mittlerweile 29 Jahre alt und gehe öfter in das Fußballstadion, wo ich mich anfangs aufgrund der vielen Leute nicht besonders wohlfühle. Aber nach einiger Zeit wird das immer besser, wenn ich erstmal dort bin.

LG

@PerMertens1505

Genau sowas kotzt mich bei der Gesellschaft an. Wehe man ist ein wenig zu dick, dann geht es sofort los mit den Mobbing. Das die Lehrer da nichts machen und nur dumm wegschauen hat für mich den Eindruck als haben diese Angst, selbst gemobbt zu werden, wenn sie dem Mobbingopfer zur Seite stehen. Das ist traurig.

Ich allerdings würde mich niemals anpassen, damit Andere einen nicht mehr mobben. Für mich klingt das eher so, als gibt man dem Ganzen nach. Manche magern sich regelrecht ab, damit sie nicht mehr gemobbt werden. Und genau das halte ich für falsch.

@Mage_of_Blood

Ja, das ist wirklich das schlimme an der Gesellschaft, da gebe ich dir recht.
Ich habe anfangs wirklich angefangen abzunehmen, weil ich gemobbt wurde. Aber ich fühle mich auch wohler so. Abgemagert habe ich mich glücklicherweise nicht, denn das wäre auch nicht der richtige Weg.

An unserer Gesellschaft stört mich so einiges. Schade, dass man nicht einfach vernünftig miteinander umgehen kann.

@PerMertens1505

Wenn Du abnimmst, damit es DIR besser geht bzw. Du dich wohler fühlst, ist das richtig. Wenn man abnimmt um es Anderen recht zu machen nicht. Wichtig ist, dass man sich selbst wohlfühlt.

Gibt z.b Menschen, die können den Grund wegen ihres Mobbings nicht einfach "wegmachen", außer sie lassen sich operieren. Wenn man eben wegen diesen Grund gemobbt wird, soll man sich dann wirklich unters Messer legen, damit die Anderen einen Grund weniger haben?

Ich war z.b jemand, der nie Markenklamotten getragen hat und zack, wars ein Grund. Also soll man da mehr Geld ausgeben?

Ich finde Leute, die einen mobben aber ankommen sobald es keinen Grund mehr gibt sind elende Heuchler.

@Mage_of_Blood

Du hast absolut recht, das sind elende Heuchler.
Also unters Messer hätte ich mich niemals gelegt. Und wenn es an den Klamotten gelegen hätte, hätten mir meine Eltern eh keine gekauft, denke ich.

Meine jüngere Cousine hat es zur Zeit leider nicht leicht. Sie ist vor zwei Monaten 20 geworden und redet schon seit einigen Jahren davon, dass sie lieber ein Mann wäre. Am Anfang haben wir gedacht das ist so ne Phase usw. Aber nein, es war keine Phase. Sie möchte das gerne. Einige ihrer tollen Freunde haben sie jetzt fallen gelassen, weil sie es nicht nachvollziehen können und lassen keine Gelegenheit aus, sie auf irgendeine Weise zu beschimpfen oder sonst wie fertig zu machen. Zwei von denen kenne ich und ich habe mit denen geredet. Aber gebracht es mal so gar nichts.

@PerMertens1505

Auf solche Freunde kann Deine Cousine verzichten! Das sind keine Freunde und waren es nie. Echte Freunde würden zu einen stehen, egal ob man nun ein Mann werden will, ob man homosexuell ist oder was auch immer.

Kann sie denen nicht aus dem Weg gehen oder sieht sie die zwangsläufig immer?

Sie geht ihnen schon aus dem Weg, aber es ist so, dass sie sich oft in der Gegend aufhalten, wo meine Cousine wohnt, da da noch andere Freunde von denen wohnen. Und um sie zu ärgern gehen oder fahren sie immer direkt an ihrem Haus vorbei. Manchmal ist zu dem Zeitpunkt meine Cousine dann gerade mit ihrem Hund draußen. Und eine davon arbeitet im selben Einkaufszentrum wie sie, nur in einem anderen Laden. Meine Cousine bei Saturn und die Trulla bei Deichmann.

Ich habe zu meiner Cousine auch gesagt, dass es egal ist, ob sie nun ein Mann werden will oder nicht. Sie soll sich auf keinen Fall davon runterziehen lassen. Aber schwer ist es schon für sie. Tut mir immer total leid.

Es ist kaum vorstellbar, dass diese Leute "erwachsen" sind. Die sollen sich um ihr eigenes Leben kümmern und fertig.
Und wenn die absichtlich bei ihr vorbeifahren oder gehen, dann grenzt das schon fast an Stalking.

@Mage_of_Blood
Ja das sehe ich auch so. Erwachsenenverhalten sieht irgemdwie anders aus.
Also wenn die nicht aufhören, dann muss man mal rechtliche Schritte gegen die einleiten.

Abgerippt oder verprügelt werden war zu meiner Schulzeit nichts ungewöhnliches wenn man sich körperlich nicht richtig wehren konnte. Das brachte mich zum Kampf- und Kraftsport mit dessen Hilfe ich mich von einem wehrlosen Nerd in jemanden gänzlich anderen verwandelte.

Auch in der Arbeitswelt war ich viel Mobbing ausgesetzt und lernte mich durchzusetzen und effektive Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Hat mir viel gebracht, ich arbeite in einer Firma wo in den letzten acht Jahren etwa 300 Leute kündigten weil sie es nicht aushielten... aufgrund meines Misstrauens (ich gehe meistens davon aus das mir jeder Fremde erst mal böses will ;) ) suchte ich schon direkt am Anfang eine Nische, isolierte meine Position und, was soll ich sagen, mir geht`s ganz gut hier ;)

Ich bin froh darum das alles so lief auch wenn es schon oft verdammt hart an der Grenze war, doch dadurch lernte ich mit für den Unvorbereiteten potentiell gefährlichen Problemen fertig zu werden und sogar Spaß daran zu haben... der steinigste Weg ist immer der beste ;)

Wichtig ist nie aufzugeben und negative Energie sinnvoll zu nutzen... ab und zu geht man halt auch mal auf die Bretter, aber wenn man nur einmal mehr aufsteht als man zu Boden gegangen ist hat man im Leben gewonnen ;)

Also mich hat das schon verändert.

Ich rede nicht mehr mit Menschen außer sie sind hartnäckig.

Sonst ignoriere ich jeden.

Ich schaue niemanden mehr in die Augen.

Ich wechsel die Straßenseite, wenn ich Teenager sehe oder Frauen.

Und ich vertraue niemanden richtig.

Und das obwohl ich wirklich seid Jahren nicht mehr gemobbt wurde.

Sowas bleibt bei den einen oder anderen immer noch drinne.

Sehr schade.

Was sich die Mobber nur dabei denken.

Sie nehmen den Opfern Momente in denen sie sich lebendig fühlen und machen daraus Momemte, wo sich die Opfer

so fühlen, als würden sie innerlich sterben.

Und es interessiert den Mobbern erst, wenn etwas dramatisches passiert.

@kitthey

kitthey schrieb:Ich wechsel die Straßenseite, wenn ich

Das ist eine Einladung für alle Schwachköpfe, die grad Bock haben jemanden abzuziehen oder sonstwie fertig zu machen.

@Bruderchorge

Bruderchorge schrieb:Das ist eine Einladung für alle Schwachköpfe, die grad Bock haben jemanden abzuziehen oder sonstwie fertig zu machen.

So isses, so suggeriert man direkt Opferverhalten... o.k. zumindest bei den Teenagern ;) Die Frauen dürften wohl eher mit Komplexen reagieren? Keine Ahnung, muss ich mal ausprobieren

Ich wurde von der Grundschule an ziemlich durchgehend gemobbt. Erst als ich letztes Jahr aufs berufliche Gymnasium gewechselt bin war Ruhe. Trotzdem bin ich meinen Klassenkameraden gegenüber immer noch misstrauisch und halte mich im Hintergrund. Auf Fremde zugehen kann ich auch nicht so wirklich, aber das hängt denk ich damit zusammen dass ich allgemein schon immer schüchtern war.

Besonders Probleme hab ich mit Referaten und Gruppenarbeiten bzw allgemein näherem Kontakt zu den Anderen. Das ist natürlich für´s Gymnasium kontraproduktiv. Ich weiß nicht ob das überall so ist, aber meine Lehrer lieben es Gruppenarbeiten durchzuführen, deren Ergebnisse am Ende der Klasse präsentiert werden :D an meinem Problem mit diesen Dingen arbeite ich aber. Im späteren Leben muss man ja schließlich auch im Team arbeiten und Dinge präsentieren..

Wie sehr mich Mobbing verändert hat?

Mehr als ich wahrscheinlich gewillt wäre zuzugeben, wobei ich stets von einer sehr restriktiven Definition des Mobbings (engl. bullying) Gebrauch mache, um niemals Gefahr zu laufen, bereits Hänseleien und Wettbewerb, wie sie unter Kindern und Jugendlichen nun einmal normal und üblich sind, als Mobbing zu bezeichnen, denn heutzutage neigt man gerne dazu, den Begriff äußerst breit auszulegen, ganz einfach deshalb, weil sich die Leute allzu oft sehr wohl in einer Opferrolle fühlen und daher Wege suchen, als solches angesehen zu werden. Dies zu vermeiden war ich stets bestrebt.

Nun fand ich mich damals jedoch in einer Lage wieder, welche meiner strengen Auffassung des Begriffes Mobbing entsprach. Das heißt, dass wiederholte körperliche Gewalt und ständige seelische Schikane an der Grenze zur Gesetzeswidrigkeit auf Grund von Dingen über mich ergingen, die ich an mir gar selbst hass(t)e. Selten kam es vor, dass ich mich wehrte. Vielmehr richtete sich die Abscheu gegen mich selbst. Alle Kraft war dem gewidmet, jenes aus der Welt zu schaffen, wofür ich all die Abscheu hegte. Es nimmt nicht wunder, dass eine solche Denkweise und solches Verhalten zu suizidalen Gedanken und schließlich auch Freitodversuchen führte. Hierbei sei jedoch erwähnt, dass ich diese Todesneigung, diesen Hang zum Freitod, nicht in dem Mobbing selbst begründet sehe, sondern er vielmehr Teil meines Charakters ist; eine Art, mit der Erinnerung an die eigene Hässlichkeit und Unzulänglichkeit, die das Mobbing darstellt, zurechtzukommen.

Zöge ich ein Résumé, so würde ich sagen, dass Mobbing mich insoferne verändert hat, als ich in mancherlei Hinsicht sehr selbstkritisch mit mir umgehe, mich nicht mehr so sehr in den Mittelpunkt stelle und den Leuten allgemein gegenüber eher misstrauisch empfinde. Außerdem schreibe ich der Demütigung zu, dass ich einige wenige Dinge partout nicht ausspreche und Leute, die in ihrem Wesen meinen ehemaligen Mobbern ähnlich sind, meide ich tunlichst. Psychische Störung, die mein Leben bisweilen zum Elend wandelt, hätte mich ohnehin heimgesucht, so glaube ich.

@Subtilitas

Was waren das für Dinge wenn man fragen darf ? Da du selber diese Dinge verabscheut hast, wie du schreibst ?

Dinge die verschuldet oder unverschuldet sind ? Also zB rote Haare oder Eigenarten wie in der Nase popeln ?

Einzelgänger schrieb am 08.08.2016:Das brachte mich zum Kampf- und Kraftsport

Das kann ich so bestätigen und jedem männlichen Kollegen hier wärmstens empfehlen.
Ich kenne mehrere Menschen (ehem. Klassenkam. Kommilitonen Freunde) die dadurch eine gehörige Portion Selbstbewusstsein bekomme haben

Bruderchorge schrieb:Dinge die verschuldet oder unverschuldet sind ?

Beides wäre hier zutreffend. Was selbstverschuldet war, war meist als Ergebnis eines Versäumnisses entstanden, aus welchem Grunde auch immer. Angst, Unlust, Resignation "im Vornhinein" oder falsche Bewertung der Situation — vieles käme dafür in Frage, weshalb ich wichtige Gelegenheiten bewusst und unbewusst versäumte und die Beine nicht in die Hand nahm, wann es notwendig war. Die Folgen, die teilweise heute noch an mir zehren, waren freilich unangenehm. Erst sehr gemächlich und mit der Zeit erkannte ich, dass manches vielleicht noch irgendwie zu retten oder wenigstens zu bessern wäre. Darin gedenke ich nun auch viel Geld zu stecken.

Bruderchorge schrieb:Was waren das für Dinge wenn man fragen darf ?

Konkret möchte ich das hier nun nicht erzählen. Die Liste fiele auch recht lang aus.

Subtilitas schrieb:Darin gedenke ich nun auch viel Geld zu stecken.

1. Fitnessstudio (dient auch der Gesundheit und dem "wie sehe ich mich selbst im Spiegel") - 50€/Monat (glaub 20€ bei McF*t)
2. Psychater - Kostet ?€ (dachte eigentlich die KK übernimmt zumindest etwas,

Gibts denn noch mehr in das man viel Geld -wohlgemerkt mit Erfolgsaussicht- investieren kann?

Soweit ich das verstehe zerstört Mobbing u.a. das Selbstwertgefühl / Selbtbewusstsein
Ergo "sich zu retten" muss deshalb aus der eigenen Motivation kommen und kann nicht mit Geld erkauft werden?

Ich möchte niemanden davon abhalten sein eigenes Geld auszugeben, nur das "warum" vll irgendwann mal nachvollziehen können