Narzissmus/seelischer Missbrauch in Beziehungen

Des is bei mir auch so, von kleinauf das Thema Schuld(gefühle) ganz hoch im Kurs, z.T. immernoch. Lieb sein, nett sein, toll sein. Wo ich das Ganze noch nicht kapiert hatte, also dass meine Familie einfach nur krank und voller Aggressionen is, hab ich mich auch bei miesen Pläne einspannen lassen, wurde dann selber tätlich, quasi im "Auftrag von..". Mein Gott, wie lange ich das mitgemacht habe, diese nebulösen kranken Strukturen nicht durchschauen konnte. Das alles mit unterstützt, auch indem ich mich z.B. enthalten hab (das reicht ja auch aus, wenn die Eltern meinen, sich auf das jüngste Kind einzuschießen, es um einen selber (noch) nicht geht). Das macht mich alles so wütend. Und worum das Ganze? Weil man Eltern hat, die nie groß geworden sind. Die um sich schlagen, verurteilen, fordern ohne Ende. Wie kleine, verzogene/verwahrloste Monster von der Welt ihre Genugtuung einfordern. Alles echt n Witz. Was auch hilft, über die sich kaputt zu lachen, ich mein viele Aktionen sind ja auch wirklich zum fremdschämen.

Ich muss auch ehrlich gestehen, ich hab beschlossen, in meiner Ursprungsfamilie niemals wieder auch nur irgendwas zu investieren. Ich hab genug Familienfeste und Treffen durchgestanden, mit den besten Absichten und Hoffnungen hin. Auch finanziell viel gegeben - am Ende jedesmal völlig ausgelaugt Nachhause getaumelt. Die Familie meiner Eltern ist kaputt, selber Schuld. Ich investiere nur noch in mich, oder das was ich evtl. In Zukunft aufbauen werde.

Ich habe schon seit vielen Jahren keinen Kontakt zu meiner Familie im Ausland. Da kommt zusätzlich einfach hinzu, dass ich aus einer Kultur komme, wo Familie sehr groß geschrieben wird, starke hierarchische Strukturen, starke Rollenerwartung, starke Religiösität, aber ohne Nächstenliebe. Zuhause brüllt man sich an, verkloppt die Alte und lästert über alles und jeden, der nicht denselben Status hat. Dann geht man in die Kirche, sagt 5 Ave Maria und ist wieder ein guter Mensch. Diese Bigotterie kann ich nicht ab, zumal sie dauernd versuchten mir aus der Ferne vorzuschreiben und zu sagen, was ich hier zu tun und lassen hätte (und meine Mutter das ja stark gefärbt hat, denn sie kannten nur ihre Version). Das fiel mir nicht schwer, den Kontakt abzubrechen.
Früher fand ich schade, dass ich so eine riesige Familie habe, die mich kaum kennt. Es sind ja nicht alle so und viele kenne ich gar nicht gut genug...
Heute ist es mir ziemlich egal. Meine Oma hat mich auch in 30 Jahren kein einziges Mal angerufen oder meine Tanten. Meine eine Tante hat mir 1x im Leben eine SMS geschrieben, um mir zu sagen, dass mein Vater tot ist (ohne Beileidsbekundung, reine Info). Soviel dazu.

Mein Partner hat eine ganz tolle liebe Kernfamilie und ich freue mich da Teil davon zu sein. Auch mal schön, dass man um seiner selbst willen geliebt wird, ohne dass man Leistung bringen muss. Oder dass sich Sorgen gemacht wird, weil man möchte, dass es dem (erwachsenen) Kind gut geht und nicht, weil man sonst den Nachbarn nicht erzählen kann, was für ein tolles Auto oder einen tollen Job das eigene Kind hat. Oder dass ernsthaft gefragt wird, wie es einem geht und man zuhört, statt das nur zu fragen, damit man selbst klagen kann, wie viel schlechter es einem geht.
Das kenne ich halt von zuhause nicht 🤷‍♀️

Rumo schrieb am 08.03.2021:Mein Partner hat eine ganz tolle liebe Kernfamilie und ich freue mich da Teil davon zu sein.

Das ist wirklich heilsam. Das freut mich sehr für dich.

Ich finde die Langzeitfolgen solch toxischer Beziehungen sehr interessant, aber auch erschreckend. Selbst wenn man denkt, man sei über alles hinweg, ploppt es plötzlich wieder auf und zieht sich wie extrem zäher, stinkender Sirup über das eigentlich bunte und schöne Leben und plötzlich ist wieder alles Grau.

PurePu schrieb:Ich finde die Langzeitfolgen solch toxischer Beziehungen sehr interessant, aber auch erschreckend. Selbst wenn man denkt, man sei über alles hinweg, ploppt es plötzlich wieder auf und zieht sich wie extrem zäher, stinkender Sirup über das eigentlich bunte und schöne Leben und plötzlich ist wieder alles Grau.

Trifft es wirklich auf den Punkt.

@PurePu

Das trifft es ziemlich. Ich bin zb kein nachtragender Mensch. Mein Bruder hat aktuell Kontakt zur narzisstischen Mutter (war auch immer wieder noch längere Zeit unterbrochen) und er erzählte, dass sie langsam alt werden und man merkt, dass sie da keinen zum Besuchen und Reden haben.

Ich bin da gleich weich geworden und hatte ein schlechtes Gewissen, mein Mann meinte nur trocken: Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass sie in einem halben Jahr milde werden? Die haben niemandem zum Reden, weil sie keine Freunde und den Rest vergrault haben. Jeder bekommt am Ende das, was er verdient.

Das finde ich immer sehr heilsam, vor Augen geführt zu bekommen. Meine Mutter ist zu meinen anderen Geschwistern jetzt besonders nett, weil sie wahrscheinlich kein weiteres Kind verlieren will (oder die Macht über sie). Anders herum war das genauso, die Phasen zu mir waren immer dann besonders nett, wenn ein Kind keinen Kontakt wollte.

Rumo schrieb:Das finde ich immer sehr heilsam, vor Augen geführt zu bekommen. Meine Mutter ist zu meinen anderen Geschwistern jetzt besonders nett, weil sie wahrscheinlich kein weiteres Kind verlieren will (oder die Macht über sie). Anders herum war das genauso, die Phasen zu mir waren immer dann besonders nett, wenn ein Kind keinen Kontakt wollte.

Ja, das ist eben das klassische Verhaltensmuster. Es wird immer ein Goldkind rausgepickt und dann sind die anderen die schwarzen Schafe. Aber die Konstellation kann sich jederzeit und nach eigenem Interesse drehen. Hauptsache man selbst ist die Spinne im Netz, hält die Fäden in der Hand und kann seine Machtspielchen spielen.

Ich frage mich immer, ob diese Frauen wirklich nicht merken, wie widerlich und falsch sie sind. Klar ist es krankhaft, aber mit minimaler Selbstreflexion muss man doch sehen, dass das nicht normal ist, was man da treibt. Aber Schuld haben natürlich immer nur die anderen.

PurePu schrieb:Ich frage mich immer, ob diese Frauen wirklich nicht merken, wie widerlich und falsch sie sind. Klar ist es krankhaft, aber mit minimaler Selbstreflexion muss man doch sehen, dass das nicht normal ist, was man da treibt.

Dss ist die große Frage aller Fragen, die einen ewig zweifeln lässt.

PurePu schrieb:minimaler Selbstreflexion muss man doch sehen, dass das nicht normal ist, was man da treibt. Aber Schuld haben natürlich immer nur die anderen.

Nein, für sie ist die Welt stimmig.
Unglaublich aber das ist so.

Also ich gehe ja davon aus, dass ich ein Teil meiner Beziehungen bin.

@Rumo

Dein Mann ist echt toll! Er hat alles auf den Punkt gebracht!

Gerlind schrieb:Gerlind
um 12:44
Also ich gehe ja davon aus, dass ich ein Teil meiner Beziehungen bin.

Gibt's da eine logische Referenz, auf die du dich beziehst oder ist das einfach ein random Satz?

Eintagsfliegin schrieb am 07.03.2021:Ich muss auch ehrlich gestehen, ich hab beschlossen, in meiner Ursprungsfamilie niemals wieder auch nur irgendwas zu investieren. Ich hab genug Familienfeste und Treffen durchgestanden, mit den besten Absichten und Hoffnungen hin

Das verstehe ich..Meine Eltern sind früh verstorben,haben aber reichlich verbrannte Erde hinterlassen.
Ich habe 4 Geschwister, und immer mal wieder versucht , da Kontakt aufzubauen, auch einzeln .
Im Endeffekt endet jedes Treffen in Streit
Obwohl die Streitpunkte garnicht angesprochen werden. Das ist auch nicht beabsichtigt u bei den meisten gibt es auch gar nicht Grund für Streitthemen.
Irgendwie ist die Familiengeschichte vergiftet. Schon seit Generationen .
Dass ich eine psychologische Ausbildung habe hilft da keinen Millimeter weiter, aber das ist normal, man ist da zu nah dran.
Ich leb jetzt einfach ohne „Familie“ besser.

Rumo schrieb:Gibt's da eine logische Referenz, auf die du dich beziehst oder ist das einfach ein random Satz?

Ich beziehe mich da auf meine Beziehungen.

PurePu schrieb am 22.04.2021:Ich frage mich immer, ob diese Frauen wirklich nicht merken, wie widerlich und falsch sie sind.

Falls es sich um eine NPS handelt, dann ist das ja ein Specktrum.
Vor allem die sogenannten verdeckten narzissten können wenn sie lang genug am Boden sind eine krankheitseinsicht entwickeln.
Es gibt inzwischen einige therapieformen die hilfreich sind und auch Medikamente.

Aber ohne krankheitseinsicht funktioniert nichts.

Die Narzissten sorgen dafür, das andere am Boden sind, nicht sie selbst.
Wenigstens ist mir kein Fall bekannt.

Die täuschen selbst Ärzte, Krankheitseinsicht? Darf angezweifelt werden.
Einsicht wäre was völlig Neues :D

Reine Utopie.

@borabora
Das kann ich dir unterschreiben...

Zutiefst bösartig und traurig.

borabora schrieb:Die Narzissten sorgen dafür, das andere am Boden sind, nicht sie selbst.
Wenigstens ist mir kein Fall bekannt.

Die täuschen selbst Ärzte, Krankheitseinsicht? Darf angezweifelt werden.
Einsicht wäre was völlig Neues

Die narzisstische persönlichkeitsstörund endsteht durch vernachlässigung, misshandlung etc. in der Kindheit.

Vor allem der verdeckte Narzissmus worunter meistens Frauen leiden, ist begleitet von Depressionen, Angsttörungen,Suchterkrankung etc.

Es mag leider selten sein, aber es gibt sie.. Die Fälle mit krankheitseinsicht. Nicht einfach zu therapieren, aber es kann zu einer besserung kommen.

Yeiru schrieb:Die Fälle mit krankheitseinsicht

Ich interpretiere diese Verhaltensweisen nicht als Krankheit, sondern als Störung.
Weil sie sich ihre Opfer aussuchen können, mit denen sie es machen u. aus anderen Gründen.

Ansonsten sind sie "nur" manipulativ anderen Menschen ggü. u. wissen ihre dunkle Seite gut zu verbergen, wie andere Menschen auch, denn "dunkle" Seiten haben viele, nur nicht so extrem.

@Yeiru
Ganz ehrlich, meine narzisstische Mutter hat mir ein riesengroßes Loch in die Seele gerissen. Mir ist absolut egal, woher das kommt. Für mich ist das Küchenpsychologie und bringt überhaupt gar nichts. Es macht nichts besser, wenn man die Ursprünge wüsste. Es flickt nichts zusammen. Es ändert auch das Verhalten von Heute nicht.

Ich habe eine ganze Weile versucht es als Krankheit zu sehen. Das hat ein bisschen geholfen, mich milde zu machen und das besser auszuhalten.
Am Ende wars meine Strategie, mehr auf mich zu nehmen. Und das ist genau das, wozu mich dieser Mensch jedes Mal aufs Neue gebracht hat. Dass ich meine Grenzen niedriger setze und mehr einstecke, als ich es je bei jemandem erlauben würde.

Egal ob Krankheit oder Störung, das Perfide ist ja, dass die Leute nicht sehen, dass man das behandeln könnte/müsste. Dazu gehört doch irgendein Stück offene Selbstreflexion.

Meine Mutter hatte übrigens keine bekannten Schlüsselmomente. Sie hat 4 Geschwister und alle sind normale Eltern und haben einen normalen Freundeskreis.