Wird die Gesellschaft immer unfreundlicher?

martenot schrieb:Dazu kommt, dass man ja dann eine ganze Weile neben so einem Muffelkopf sitzen muss. Dann sitze ich lieber gleich ganz woanders.

Da haste natürlich recht, daneben sitzen will man da sicher nicht mehr.....aber wenn jemand einen reservierten Platz räumen muss siehts annerst aus.

koef3 schrieb:Mittlerweile buche ich nur noch ICE-Fahrten mit Reservierung (es sei denn die Fahrt geht nur eine halbe Stunde oder so), einfach damit ich eine halbwegs vorhandene Sicherheit habe, den Sitzplatz auch zu bekommen…

Dann kannst du nur hoffen, dass dein Zug nicht ausfällt, damit wäre dann auch die Reservierung futsch.

Bei Fahrten im Fernverkehr versuche ich immer über Flix zu buchen, da habe ich immer einen Sitzplatz, keiner steht in den Gängen oder in den Türbereichen, so dass man beim Aussteigen kaum vorbeikommt.

Ich buche meist ohnehin nur Fahrten ohne Umstieg. Meist klappen die auch. Aber es stimmt, bei Umstiegen kann es schnell zum Glücksspiel ausarten.

koef3 schrieb:Ich buche meist ohnehin nur Fahrten ohne Umstieg. Meist klappen die auch.

Das würde bei mir schon deswegen nicht funktionieren, weil Start und Ziel häufig nicht an derselben Bahnlinie liegen und eine Fahrt ohne Umstieg gar nicht zu bewerkstelligen wäre. Aber sobald man umsteigen muss, wird das Erreichen eines reservierten Anschlusszuges optional.

Abgesehen davon fahre ich meistens recht spontan, dh. ohne dass ich vorher genau wüsse, welcher Zug es am Ende werden wird. Das kann sich locker um zwei oder drei Stunden hin und her verschieben.

martenot schrieb:Oder, was ich auch schon erlebt habe:
jemand breitet sich auf einem Doppelsitz mit seinem Krimskrams über beide Sitze aus. Möchte sich jemand auf den zweiten Sitz setzen, heißt es "Sie sehen doch, dass ich hier sitze, und ich brauche den Platz". Erst neulich wollte mich jemand da nicht sitzen lassen, weil das Gepäck auf dem Nebensitz Platz genommen hatte.

Die andere Seite der Medaille ist, wenn sich Leute einfach ungefragt neben einen setzen, obwohl genug Platz ist. Ob jetzt in irgendwelchen Verkehrsmitteln oder im öffentlichen Raum, im Park oder so. Ich verstehe so etwas nicht. Diese Leute wiederum begreifen das Problem oft nicht.

Ansonsten, ja, im öffentlichen Raum ist es gefühlt aggressiver und rücksichtsloser geworden. Hinzu kommt mangelnde Einsicht bei Hinweis auf Fehlverhalten.
Ich möchte jetzt nicht wieder pauschal auf Radfahrern (und E-Rollerfahrern) herumhacken, aber mit denen hat man als zu Fuß gehende Person dank oftmals undurchdachter Verkehrsplanung die meisten Berührungspunkte, und folglich die meisten Konflikte.

philae schrieb:Die andere Seite der Medaille ist, wenn sich Leute einfach ungefragt neben einen setzen, obwohl genug Platz ist.

Was aber eine andere Situation ist als die von mir beschriebene. Normalerweise setzt man sich ja eben deswegen auf einen zweiten Platz in der Bahn, weil sonst nichts mehr frei ist. Die Variante "obwohl genug Platz ist" trifft dann in der Regel nicht zu.

Im übrigen findet sowas im Fernverkehr eben normalerweise nicht ungefragt, sondern gefragt ab. Man fragt in der Regel "Entschuldigung, ist der Platz noch frei?", denn man weiß ja nicht, ob der Platz vielleicht von der Gattin belegt ist, die gerade auf der Toilette weilt.

martenot schrieb am 21.05.2025:Im übrigen findet sowas im Fernverkehr eben normalerweise nicht ungefragt, sondern gefragt ab. Man fragt in der Regel "Entschuldigung, ist der Platz noch frei?", denn man weiß ja nicht, ob der Platz vielleicht von der Gattin belegt ist, die gerade auf der Toilette weilt.

Leider ist das nicht mehr komplett die Regel. Bei meiner letzten Fahrt im Fernverkehr hatte ich eine Platzreservierung an einem Vierertisch, da ich hoffte, ich könnte die Zeit nutzen und noch ein wenig arbeiten. Da setzte sich eine Frau dazu, die lautstark Facetimte - und zwar die gesamte Zeit. Man musste zwangsläufig zuhören, sie war auf dem Weg zu einem blind date mit einem Mann, den sie über das Internet kannte. Der Mann neben mir wollte eigentlich lesen ... man konnte einfach nichts tun. Er hat sie mal höflichst gebeten, ein wenig leiser zu sprechen, das ging zwei Minuten gut. Leider waren auch keine ersichtlichen anderen Plätze verfügbar. So hörte man also zu, dass sie sich auf einen one-night-stand einlassen würde, etc. etc.

Anderes Thema: Was mir auch noch auffällt ist so eine Ich-sage-niemals-Danke Mentalität. Beispiel: Immer wieder bitten mich (ehemalige) Schüler(innen), irgendwelche Bewerbungsunterlagen durchzuschauen, Teile von Arbeiten Korrekturzulesen etc. Eigentlich macht man das gerne ... zunehmend quetscht man das irgendwie rein, investiert viel Arbeit und dann hört man nichts mehr. Nicht mal mehr ein "DANKE" oder so.

Neulich im Kreisverkehr: Mutter mit Fahrrad, 2 Kinder, auch mit Fahrrad ca. 6 und 8 Jahre alt. Radweg mit "Vorfahrt achten".
Trotzdem vor mein Auto gefahren, Notbremsung, 1 Meter vor den Fahrrädern gestoppt. Mutter schimpft mich, was mir einfalle, auf meine Vorfahrt zu bestehen, Schimpfworte etc. Ich erklärte ihr, dass sie wartepflichtig sind. Sie zu den Kindern: Vergesst dieses A........
jeder andere würde sie durchfahren lassen. Aufforderung an die Kinder künftig auch ohne zu schauen einfach über den Radweg zu fahren.

Ich war sprachlos. Wenn das die Kinder machen überrollt sie früher oder später ein LKW. Unverantwortlich und dreist von der Mutter.

@Vespafahrer
Nicht aufregen,
Sie es als natürliche Selektion.
Dummheit vermehrt sich zwar, aber sie rottet sich auch von selbst wieder aus.

@BerlinerLuft
Da hast du recht- nur tun mir einfach die Kinder leid. Was soll man machen ?? Will niemand überfahren.......

Hatte heute Morgen die fast exakt gleiche Situation. Diesmal aber mit einem Erwachsenen. Mit gefühlt 40 über die Gehwege und Überquerungen ballern, aber dann natürlich genug Zeit haben, anzuhalten und gewisse „Gesten“ abzugeben. Ist echt natürliche Selektion. Fragt sich nur, wozu man sich noch die Mühe macht, überhaupt Schilder aufzustellen.

MissMary schrieb:Anderes Thema: Was mir auch noch auffällt ist so eine Ich-sage-niemals-Danke Mentalität. Beispiel: Immer wieder bitten mich (ehemalige) Schüler(innen), irgendwelche Bewerbungsunterlagen durchzuschauen, Teile von Arbeiten Korrekturzulesen etc. Eigentlich macht man das gerne ... zunehmend quetscht man das irgendwie rein, investiert viel Arbeit und dann hört man nichts mehr. Nicht mal mehr ein "DANKE" oder so.

Das hatte ich vor ein paar Jahren auch mal. Habe vom Bruder einer Freundin Bewerbungsbilder gemacht.
Hab ihm die dann zugemailt und nie wieder was von ihm gehört. Kein Danke, keine Rückmeldung ob sie ihm gefallen haben - nichts.
Fand ich schon sehr unhöflich. Meine Freundin zuckte nur mit den Schultern, als ich ihr davon erzählte.
Keine Ahnung was in solchen Menschen vorgeht! :(

Kein Danke zu sagen, ist heute der gute Standard. Leider.

Bin da mittlerweile knallhart, wenn ich kein Danke mehr bekomme (oder überhaupt keine Rückmeldung) war es das letzte Mal, dass ich was für diese Person tue.

Denn wenn ich da nochmal was für die Person machen würde, wird sie es wieder machen.

Witzigerweise habe ich aber genau gegenteiliges immer wieder, wenn ich im Auto sitze - immer wieder passiert es, dass sich Leute am Zebrastreifen bedanken, wenn ich einfach nur normal anhalte um sie durch zu lassen (was ja meine Pflicht am Zebrastreifen ist). Keine Ahnung warum mir das meist 1-2 x am Tag passiert :D

koef3 schrieb:Witzigerweise habe ich aber genau gegenteiliges immer wieder, wenn ich im Auto sitze - immer wieder passiert es, dass sich Leute am Zebrastreifen bedanken, wenn ich einfach nur normal anhalte um sie durch zu lassen

Das mache ich übrigens auch meistens: mich bedanken, wenn ein Auto am Zebrastreifen anhält. Einfach, weil ich ein nettes Signal aussenden möchte und weil es nicht mehr selbstverständlich ist, dass jemand anhält. Viele preschen einfach drüber, auch wenn man da steht und wartet.

Ich bin auch schon an grünen Fußgängerampeln fast umgefahren worden, weil die Autos manchmal nicht einsehen, warum sie anhalten sollen. Die würden mir noch über die Füße fahren, wenn ich nicht zurückweichen würde.

Ok, interessant. Für mich stellt sich die Frage des Anhaltens gar nicht, natürlich halte ich an. (Ok, der Fußgänger muss auch seine Überquerungsabsicht zeigen, gibt auch manche, die antäuschen und dann doch nicht rüber gehen :D )
Hatte einmal einen der heftig rum gefuchtelt hat, weil ich über den Zebrastreifen gefahren bin… ja, etwas versetzt vom Zebrastreifen stehen, nicht mal in Richtung des Verkehrs schauen, um dann unvermittelt rüber zu rennen, während ich schon längst auf dem Streifen bin, hilft jetzt auch nicht unbedingt…

Aber ein einfaches Danke hilft tatsächlich, den Straßenverkehr etwas netter zu machen. Zumindest bei mir klappt es, sonst hätte ich das gar nicht erwähnt :)

Vespafahrer schrieb:Mutter mit Fahrrad, 2 Kinder,

Na toll....so lernen für später Kinder sich mit Unverschämheit durchzusetzen?! Eher gehts richtig schief....assi

koef3 schrieb:immer wieder passiert es, dass sich Leute am Zebrastreifen bedanken, wenn ich einfach nur normal anhalte um sie durch zu lassen (was ja meine Pflicht am Zebrastreifen ist).

Weil es mittlerweile eher die Ausnahme darstellt, dass Leute an einem Zebrastreifen halten. Ist schon etwas Besonderes, dass ich als Fußgänger nicht warten muss, bis ich den Zebrastreifen auf dem Weg zur Arbeit überqueren darf.

Bibibee schrieb: Das hatte ich vor ein paar Jahren auch mal. Habe vom Bruder einer Freundin Bewerbungsbilder gemacht.
Hab ihm die dann zugemailt und nie wieder was von ihm gehört. Kein Danke, keine Rückmeldung ob sie ihm gefallen haben - nichts.
Fand ich schon sehr unhöflich. Meine Freundin zuckte nur mit den Schultern, als ich ihr davon erzählte.
Keine Ahnung was in solchen Menschen vorgeht! :(

Ich habe das leider ziemlich oft inzwischen. Ich erwarte weder einen Strauß Rosen noch 1kg Pralinen, aber ein Danke ... früher hat es echt Spaß gemacht, Schüler traten in Kontakt, man hat kurz geredet, den Wunsch erfüllt und bekam oft eine Rückmeldung, z.B. eine Postkarte aus Australien "Work und Travel Bewerbung hat geklappt, nochmal Danke für Ihre Hilfe ...".

Ich habe es glaube ich schon erzählt, dass im Bekanntenkreis ein Zahnmediziner nun ein "burner phone" hat und die Telefonnummer konsequent alle zwei Jahre wechselt, weil teilweise nach 10 Jahren der Kindergarten noch seine private Handynummer rausgekramt hatte und erwartet hatte, dass er sich nun auf den Weg in die Praxis macht, weil der Erzieherin von 2014 gerade eine Krone abgebrochen ist - sie hatte sich aber noch gar nicht um den Notdienst bemüht.

koef3 schrieb:Kein Danke zu sagen, ist heute der gute Standard. Leider.

Witzig: Die Vermieterin von Kind #1 (Unistadt), vermietet mehrere WG Zimmer, berichtete ihre Taktik: Sie bekommt innerhalb von 48 Stunden wohl in der Regel 200 Zuschriften für ein Zimmer und löscht konsequent erstmal alles, was kein "Guten Tag" hinbekommt und sonst aus der Reihe fällt. Sie meint, dann sei sie noch so bei 20-30 Bewerbungen (!). Sie vermietet gerne an Leute, denen sie in der ersten Runde absagt, die aber dann zurückschreiben "Danke fürs Bescheid sagen, ich würde mich freuen, wenn Sie sich melden, wenn sich doch noch etwas ergibt ...". Sie meint, seit sie das so macht, gibt es viel weniger Theater.

koef3 schrieb:Witzigerweise habe ich aber genau gegenteiliges immer wieder, wenn ich im Auto sitze - immer wieder passiert es, dass sich Leute am Zebrastreifen bedanken, wenn ich einfach nur normal anhalte um sie durch zu lassen (was ja meine Pflicht am Zebrastreifen ist). Keine Ahnung warum mir das meist 1-2 x am Tag passiert :D

Das mache ich auch ... meine "Bushaltestelle" ist an einer stark befahrenen Straße und da werde ich mitunter am Zebrastreifen echt ignoriert. Ich winke kurz, wenn einer nett anhält und mich durchlässt.

Nemesis59 schrieb:Na toll....so lernen für später Kinder sich mit Unverschämheit durchzusetzen?! Eher gehts richtig schief....assi

Das erleben wir in meiner Schule sehr oft ... die Kinder haben oft den gleichen Ton am Leib wie ihre Eltern ... Leider passiert so oberdreisten Leuten ja selten was.

MissMary schrieb:Witzig: Die Vermieterin von Kind #1 (Unistadt), vermietet mehrere WG Zimmer, berichtete ihre Taktik: Sie bekommt innerhalb von 48 Stunden wohl in der Regel 200 Zuschriften für ein Zimmer und löscht konsequent erstmal alles, was kein "Guten Tag" hinbekommt und sonst aus der Reihe fällt. Sie meint, dann sei sie noch so bei 20-30 Bewerbungen (!). Sie vermietet gerne an Leute, denen sie in der ersten Runde absagt, die aber dann zurückschreiben "Danke fürs Bescheid sagen, ich würde mich freuen, wenn Sie sich melden, wenn sich doch noch etwas ergibt ...". Sie meint, seit sie das so macht, gibt es viel weniger Theater.

Das ist eine richtig gute Vorgehensweise. So selektiert man schon mal gut aus! :)