Automatisch Organspender - Bist du dafür oder dagegen?

onceuponatime schrieb:Natürlich nicht! Ich nehme mit was man bekommen kann. Und sollte ich eines Tages einen Spender brauchen dann werde auch ich sicher darum bitten. Das ist der natürliche Selbsterhaltungstrieb und hat mit mir nichts zu tun.

Wenn du dann evt mal ein Spendeorgan brauchen solltest, nimmst du es bestimmt locker, wenn du keins bekommst, weil Spender fehlen, da sie diese Ansicht haben:

onceuponatime schrieb:Es gibt für mich keinen Grund das Leben eines mir völlig Fremden zu verlängern. Und ehrlich gesagt sehe ich auch keinen Sinn darin.

onceuponatime schrieb:Ein anderer Mensch, einer außerhalb meiner Familie hat für mich keinen Wert.

Selbst alles nehmen was geht, aber nichts geben. Super Einstellung ! :Y:

Durch die Befürwortung dieses Automatismus tut man nicht nur was für andere, sondern ebenso auch was für sich, weil man dafür sorgt, dass es einfacher ist, einem Toten ein Organ zu entnehmen, was die generelle Verfügbarkeit erhöht.

Schließlich kann jeder von uns mal in die ungünstige Situation kommen, in der er auch ein Organ braucht. Da wäre das schon gut, wenn man mit so wenig juristischem und bürokratischem Aufwand wie möglich an eines gelangt.

Photographer73 schrieb:Wenn du dann evt mal ein Spendeorgan brauchen solltest, nimmst du es bestimmt locker, wenn du keins bekommst, weil Spender fehlen, da sie diese Ansicht haben:

Natürlich nehme ich es locker. Warum auch nicht. Oder ist ein Mensch mit einer anderen Einstellung das nicht wert?

Photographer73 schrieb:Selbst alles nehmen was geht, aber nichts geben. Super Einstellung ! :Y:

Ich bin kein Egoist. Ganz im Gegenteil. Nur Organe gibt es nicht von mir.
Da fällt mir bei deiner Aussage ein tolles Zitat ein:

„Eines der traurigsten Dinge im Leben ist, dass ein Mensch viele gute Taten tun muss, um zu beweisen, dass er tüchtig ist, aber nur einen Fehler zu begehen braucht, um zu beweisen, dass er nichts taugt.“

George Bernard Shaw

Chapeau!


Um mal wieder den Bezug zum Threadtitel aufzunehmen.
Dort steht Organspender. Vllt übersehen das einige... es heißt SPENDER. Niemand ist verpflichtet. Und doch wird verurteilt.

Was mich aber eigentlich ankotzt ist, das Verstorbene gleich zu Abfall deklariert werden und diese doch bitte recycelt werden sollten.

Wieso kommt denn niemand auf die Idee, dass zu Lebzeiten eine Abwrackpauschale zu zahlen ist wenn sie klar bekundet haben, nicht zu spenden.
Ware Mensch.

onceuponatime schrieb:Dort steht Organspender. Vllt übersehen das einige... es heißt SPENDER. Niemand ist verpflichtet. Und doch wird verurteilt.

Ich verurteile das nicht. Wer nicht spenden und seine Organe nach seinem Tod lieber verrotten lassen will, soll das tun. Finde ich nicht spitze, aber ist die Entscheidung jedes einzelnen. Bei dir liegt der Fall ganz anders. Wer sich so dermaßen menschenverachtend äußert, wie du es getan hast, braucht sich nicht zu wundern, wenn andere ihn als totalen Egoisten sehen.

onceuponatime schrieb:Ich bin kein Egoist.

Nein, natürlich nicht. Diese Aussagen triefen ja auch nur so vor Nächstenliebe, Mitgefühl und Philanthropie:

onceuponatime schrieb:Es gibt für mich keinen Grund das Leben eines mir völlig Fremden zu verlängern. Und ehrlich gesagt sehe ich auch keinen Sinn darin.

onceuponatime schrieb:Ein anderer Mensch, einer außerhalb meiner Familie hat für mich keinen Wert

onceuponatime schrieb:Damit sage ich nicht das dieser Mensch Wertlos ist.

Doch tust du, zumindest betrachtest du ihn in deinen Augen als wertlos. Was qualitativ aufs Gleiche rauskommt.

https://www.grenzwissenschaft-aktuell.de/direkte-hirnscans-eines-sterbenden-offenbart-letzte-augenblicke20220224/

Neurowissenschaftler und -wissenschaftlerinnen haben erstmals die Hirnaktivität eines Sterbenden messen können und dabei rund um den Todeszeitpunkt rhythmische Gehirnwellenmuster gemessen, die jenen während des Träumens, beim Erinnern und Meditation gleichen. Die Aufzeichnungen könnten erstmals einen direkten neurologischen Einblick in Berichte von Nahtoderfahrungen erlauben.

Diese Aufzeichnungen legen nahe, dass das menschliche Gehirn vor, während und auch noch eine Weile nach dem Tod aktiv und koordiniert bleibt – nicht zuletzt vielleicht, um genau diesen Übergang zwischen Leben und Tod zu steuern. Die Ergebnisse, so schreiben die Forschenden, „fordern unser bisheriges Verständnis darüber heraus, wann genau das Leben wirklich endet. Sie stellen uns auch vor unmittelbare wichtige Fragen, etwa zum angemessenen Zeitpunkt von Organen bei Organspenden.“

Das sind jetzt die Aufzeichnungen eines einzelnen Menschen. Sehr spannend.

@Bundeskanzleri
Danke für den Link.
Sehr interessant.

Einer meiner Hauptgründe wieso ich gegen die Organspende bin.
Wir wissen einfach noch viel zu wenig über den Tod.

@BerlinerLuft

Ja, das stimmt schon.
Werden da eigentlich Schmerzmittel für die Organentname verabreicht? So für alle Fälle?
Man geht ja davon aus, dass das Hirn tot ist und auch nichts mehr wahrnehmen kann.


https://pflegeethik-initiative.de/2018/09/07/organspende-niemand-wuerde-zustimmen-wenn-er-wuesste-worauf-er-sich-einlaesst/

Während der Organentnahme lebt der Mensch, sein Zellstoffwechsel und sein Unterbewusstsein funktionieren. Vor der Entnahme steigen häufig Herzfrequenz und Blutdruck, Stresshormone werden ausgeschüttet. Manche stoßen sogar Laute aus oder bäumen sich auf. Es finden Reaktionen statt, die auf eine Wahrnehmung des Betroffenen schließen lassen. Um auszuschließen, dass die Person während der Organentnahme Schmerzen empfindet oder plötzliche Bewegungen vollführt, werden Schmerzmittel, Muskelrelaxanzien und Narkosemittel gegeben. Der Tod tritt erst auf dem OP-Tisch ein, nach der Entnahme des Herzens.

Neben dieser Information werden alle Abläufe der Organspende kritisch beleuchtet. Auch interessant.

Wenn ich das lese, überlege ich auch, will ich das wirklich?

Aber die Tatsache, dass es auch Leben und Lebensqualität rettet, und ich mein Leben dann mit höchster Wahrscheinlichkeit nicht mehr brauche, steht bei mir eher im Vordergrund.

Die Umsetzung vom Organspenderegister in Deutschland verzögert sich, bis mindestens Ende des Jahres.

Laut zuständigem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte liegt das vor allem an den fehlenden technischen Voraussetzungen für das Register in den Krankhäusern, die Organe entnehmen können. Außerdem, so das Bundesinstitut, sei das vor Ort mit einem zusätzlichen Zeit- und Arbeitsaufwand verbunden, den die Kliniken noch zusätzlich zu den ohnehin schon erheblichen pandemiebedingten Belastungen zu bewältigen hätten. „Um dem Rechnung zu tragen, soll das Register insgesamt nicht vor Ende des Jahres 2022 in Betrieb genommen werden“, erklärte das Bundesinstitut.

Quelle https://www.dipat.de/aktuelles/organspenderegister

Und der Patient, dem ein Schweineherz transplantiert wurde, ist leider verstoben.

Der 57-Jährige, dem weltweit erstmals ein Schweineherz als Ersatzorgan eingesetzt wurde, ist tot. David Bennett sei am Dienstag, rund zwei Monate nach der Operation, gestorben, teilte das Universitätsklinikum in Baltimore am Mittwoch mit.

Quelle https://www.stern.de/gesundheit/schweineherz-transplantation--patient-stirbt-zwei-monate-nach-op--31688822.html

Ich war schonmal in der Situation, schwerverletzt im Krankenhaus, im Koma, später in einem halbschlafdämmerzustand wo ich auf der Intensivstation fest davon überzeugt war, dass man mir jetzt meine Organe gegen meinen Willen entnimmt. Ich muss sagen,dass ichkein klaren Verstand hatte, ich war vollgepumpt mit den stärksten Schmerzmitteln und noch ab ud zu im Koma und war mir meines Lebens nicht mehr klar bewusst.
Meine Ängste manifestierten sich sogar in Halluzinationen eines menschlichen Schlachthauses,ich sah tagelang einen Abgeschnittenen Kopf an einer Kette von der Decke baumeln und flüßtern was ich aber nicht verstand. Ich sah die Intensivstation aber mit Hallus, dass ein älterer Mann der wohl einen Fahrradunfall hatte Bauch aufgeschnitten wurde und die Organe entnommen wurden. Es geht dann noch endlos weiter ich habe seltsamerweise keine Erinnerung an den Vorgang aber an die Komazeit sehr viele.

Ich habe mit verschiedenen Leuten auch Psychologen darüber gesprochen und bin zu der Erkenntniss gekommen, dass mich eine Selbstbestimmtheit gegen eine Organspende vor der unbewussten Angst und den Traumata dieses Erlbnisses schützt, ich bin also beruhigt, dass ich nicht automatisch Organspender bin, das macht meine Ängste schon weg.

Ich bin trotzdem in Gedanken bei den Kranken, die auf ein Organ warten und habe Mitleid mit ihnen,ich wünsche ihnen dass sie schnell wieder genesen und auf normalem legalen Weg ein Organ bekommen aber bitte nicht gegen den Willen des Spenders.

rainlove schrieb:ich bin also beruhigt, dass ich nicht automatisch Organspender bin, das macht meine Ängste schon weg.

Macht für mich nicht wirklich Sinn, denn du hast ja jetzt die Chance, Nein zu sagen und das sollte man so oder so tun, wenn man das will.

rainlove schrieb:Ich bin trotzdem in Gedanken bei den Kranken, die auf ein Organ warten und habe Mitleid mit ihnen,ich wünsche ihnen dass sie schnell wieder genesen und auf normalem legalen Weg ein Organ bekommen aber bitte nicht gegen den Willen des Spenders.

Wann stand denn bitte mal zur Debatte, daß in Deutschland Organe entgegen dem Wunsch des Spenders entnommen werden können ?

Unabhängig von meiner eigenen Meinung bin ich dagegen, in so einer wichtigen und persönlichen Frage einen Automatismus einzuführen. Der Schritt ist so elementar, dass man ihn bewusst gehen sollte.

Man kann ja bei jedem Arztbesuch standardmäßig darauf angesprochen werden, dann ist man gezwungen sich etwa 100 Mal in seinem Leben mit dem Thema auseinanderzusetzen - mindestens. Wer nach 100 Mal noch dagegen ist, hat offensichtlich gute Gründe.

@Photographer73
stand nicht zur Debatte, ich war aber monatelang auf einem Paranoia-Trip wo ich mich verfolgt fühlte und dies annahm.

Bei uns in Österreich ist man automatisch Organspender. Das gilt übrigens auch für Menschen, sie sich ih Österreich nur (kurzfristig) aufhalten. Wer keine Widerspruchserklärung mit sich führt bzw. wer seinen Angehörigen gegenüber nie deutlich erklärt hat, dass er keine Organspende möchte, dessen Organe dürfen entnommen werden.

https://www.oesterreich.gv.at/themen/gesundheit_und_notfaelle/organtransplantation/3/Seite.2510007.html

Ich finde das gut. Warum sollen Organe verbrannt werden oder in der Erde verrotten, wenn einem anderen Menschen dadurch das Leben gerettet werden könnte?

violetluna schrieb:Das gilt übrigens auch für Menschen, sie sich ih Österreich nur (kurzfristig) aufhalten. Wer keine Widerspruchserklärung mit sich führt bzw. wer seinen Angehörigen gegenüber nie deutlich erklärt hat, dass er keine Organspende möchte, dessen Organe dürfen entnommen werden.

Wow, das wusste ich gar nicht.

Auf die Idee, sich mit so einer Erklärung auszustatten, käme ich nie, wenn ich irgendwohin in den Urlaub fahre.

Gleich mal nach den anderen Ländervorschriften gucken.

Bundeskanzleri schrieb:Auf die Idee, sich mit so einer Erklärung auszustatten, käme ich nie, wenn ich irgendwohin in den Urlaub fahre.

Gleich mal nach den anderen Ländervorschriften gucken.

Da kann ich dir weiterhelfen, ich habe vorhin bei meiner Recherche folgende Übersicht gefunden. Immerhin für Europa.

https://www.krankenkassen.de/ausland/organspende/

@violetluna

Danke, sehr informativ.

Besonders Bulgarien:

Die Notstandsregelung gilt nur in Bulgarien: Die Organentnahme ist hier "im Notstand" immer zulässig ist. Selbst beim Vorliegen eines Widerspruchs kann es zur Organentnahme kommen.

:}

Gut, da werde ich eh wohl nicht vorbeikommen. Aber klingt schon heftig. Wer weiß schon, wie da ein Notstand definiert ist.

Bundeskanzleri schrieb:Gut, da werde ich eh wohl nicht vorbeikommen. Aber klingt schon heftig. Wer weiß schon, wie da ein Notstand definiert ist.

Ja, das ist ein bisserl extrem. Aussuchen sollte man sich das schon können. Ich werde wohl auch nie nach Bulgarien fahren, ich wüsste gar nicht, was ich dort soll. 🤷 Das Meer finde ich im Norden schöner.

Ich finde allerdings, dass es jedem mündigen Bürger zumutbar ist, sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzen. Deshalb finde ich die Widerspruchslösung auch richtig. Wer kein Organspender sein möchte, der soll sich gefälligst um seinen Widerspruch kümmern. Wenn jemandem das wichtig ist, wird diese Person das schon hinbekommen.

violetluna schrieb:Ich finde allerdings, dass es jedem mündigen Bürger zumutbar ist, sich aktiv mit dem Thema auseinandersetzen.

Es reicht, wenn sich Menschen damit auseinandersetzen, die auch spenden wollen. Leuten ein Thema aufbürden, was für sie gar nicht infrage kommt, ist definitiv vermeidbar.

Ansonsten können wir es ja auch wie in Bulgarien machen. Wer da kein Gruseln kriegt, dem ist nicht mehr zu helfen.

XAE schrieb am 15.03.2022:Unabhängig von meiner eigenen Meinung bin ich dagegen, in so einer wichtigen und persönlichen Frage einen Automatismus einzuführen. Der Schritt ist so elementar, dass man ihn bewusst gehen sollte.

Seh ich auch so.