Wie findet ihr das Krankenkassensystem?

@Luminita
Das ist der Nachteil der „kostenlosen“ Versorgung.
Der Krankenkassenbeitrag geht vom Gehalt weg. Sieht man nicht wirklich. Und anschließend kann man beliebig oft für umme zum Arzt seiner Wahl. So man einen Termin erhält. Oder halt in die Notaufnahme.

Da das unser System langfristig unbezahlbar macht, bin ich tatsächlich für einen Kostenbeitrag pro Arztbesuch. Auch wenn der wieder nicht sozial ausgewogen gemacht werden kann.

Aber das Grundübel im Kopf muss weg.

@cachalot
Die privaten Kassen senden einem ja die "Rechnung" zu, egal ob man selbst etwas dazuzahlen muss oder nicht. Ich glaube, das würde schon viel helfen, weil vielen Menschen die Kosten, die sie verursachen, gar nicht bewusst sind. Zahlt ja die Kasse, wie du eben auch sagst. Wenn jeder einen Bescheid über die verursachten Kosten bekommen würde, würde sich das vielleicht zumindest ein wenig reduzieren.

@Luminita
Glaub ich persönlich nicht. Mein Bild von den Menschen ist da nicht so gut.
Alle reden von Umwelt - Plastikverbrauch steigt und steigt
Nur so als Beispiel. Nein die Menschen sind nicht Verantwortungsvoll. Sie reagieren nur auf Druck

@cachalot
Hm, ich glaube auch nicht dass der Ansatz alle Probleme löst, aber eine Reduktion könnte er verursachen. Und meiner Ansicht nach ist es kein allzu großer Aufwand, zukünftig allen Patienten eine (digitale) Rechnung zur Verfügung zu stellen, wenn es bei privat Versicherten auch schon klappt.
Dein Vorschlag zum Kostenbeitrag finde ich nicht schlecht, hat natürlich auch seine Probleme. Die optimale Lösung wäre einen solchen Beitrag für unnötige Arztbesuche einzuführen, aber wer entscheidet, was unnötig ist und was nicht?

Ein weiteres Übel sind da meiner Ansicht nach Arbeitgeber, die ein Attest ab dem ersten Krankheitstag verlangen. Absolut unnötig.

Luminita schrieb:Ich glaube, das würde schon viel helfen, weil vielen Menschen die Kosten, die sie verursachen, gar nicht bewusst sind. Zahlt ja die Kasse, wie du eben auch sagst.

Ja, genau das finde ich auch - gestern habe ich mich eben erst wieder mit dem Thema beschäftigt.
Beispiel:
Ohrenschmerzen (man könnte bestimmt auch Husten oder Halsschmerzen nehmen, egal).
Man geht zum Facharzt, Untersuchung, Behandlung, alles in allem 10 Minuten (wenn überhaupt).
Rechnungsbetrag liegt dann bei ca. 170 Euro, das bisschen Salbe, das er aufschreibt, kostet nochmal 30 extra.

Hätte man sich ins Bett gelegt für ein oder zwei Tage, wäre es sicher auch verschwunden.^^

Ich finde außerdem, wenn man es zunächst selbst bezahlen muss (auch, wenn man es dann wiedererstattet bekommt), überlegt man sich schon, ob das jetzt wirklich sein muss.

Aber, wenn man nicht mal zur Ansicht eine Rechnung bekommt, fehlt dafür jegliches Bewusstsein, abgesehen von der Tatsache, dass der Arzt da ja alle möglichen Behandlungen in Rechnungen stellen könnte (theoretisch), deren tatsächliche Durchführung man kaum kontrollieren, geschweige denn nachvollziehen kann.

Luminita schrieb:Ein weiteres Übel sind da meiner Ansicht nach Arbeitgeber, die ein Attest ab dem ersten Krankheitstag verlangen. Absolut unnötig.

Das ist richtig. Ab 3ten Tag verständlich. Ab Tag 1 zeigt nur welches Vertrauen der Arbeitgeber seinen Arbeitnehmern gegenüber hat.

@Luminita
@AliceT
Ich denke der Ansatz eine Rechnung zu senden wird nur einen geringen Effekt haben. Aber einen großen Administrativen Aufwand benötigen.
Da die Rechnung nicht bezahlt werden muss, was soll’s. Ab ins Altpapier

AliceT schrieb:abgesehen von der Tatsache, dass der Arzt da ja alle möglichen Behandlungen in Rechnungen stellen könnte (theoretisch), deren tatsächliche Durchführung man kaum kontrollieren, geschweige denn nachvollziehen kann.

Das hast du teilweise auch bei privat Versicherten. Hab mal eine Rechnung bekommen, bei der mindestens zwei Punkte nur mit sehr viel gutem Willen in der Behandlung zu erkennen waren. Meistens geht man dem ja dann doch nicht nach, weil "zahlt ja die Kasse". Hätte ich das selbst zahlen müssen, hätte ich sicherlich schon mal nachgefragt.

AliceT schrieb:Ohrenschmerzen (man könnte bestimmt auch Husten oder Halsschmerzen nehmen, egal).
Man geht zum Facharzt, Untersuchung, Behandlung, alles in allem 10 Minuten (wenn überhaupt).
Rechnungsbetrag liegt dann bei ca. 170 Euro, das bisschen Salbe, das er aufschreibt, kostet nochmal 30 extra.

Hätte man sich ins Bett gelegt für ein oder zwei Tage, wäre es sicher auch verschwunden.^^

Eben. Und das muss nicht mal so eine Kleinigkeit wie Halsschmerzen sein. Wie oft ich mir schon das Handgelenk verstaucht hatte, sicherlich auch schon mal angebrochen - war nie damit beim Arzt. Salbe draufschmieren und schonen kann ich selber auch, brauch da niemanden der mir das diktiert. Wenn der Verlauf ungewöhnlich ist, kann man ja immer noch zum Arzt gehen.

cachalot schrieb:Ich denke der Ansatz eine Rechnung zu senden wird nur einen geringen Effekt haben. Aber einen großen Administrativen Aufwand benötigen.

Wie gesagt, bei den privaten Kassen funktioniert es bisher auch. Im Supermarkt müssen jetzt dann Kassenbons zwanghaft ausgedruckt werden, dann kann man auch solche Dinge bewerkstelligen. Zumindest einen Versuch wäre es, meiner Ansicht nach, wert. Ich weiß gar nicht, ob es dazu Untersuchungen gibt.

rhapsody3004 schrieb:die Bessergestellten

dazu zähl ich mich mit meinem gehalt von 1400 euro netto sicher nicht.
allerdings - und da sind wir wieder beim thema klassenmedizin - ist die zusatzversicherung bei meiner krankenversicherung zahlbar. (ich zahl 50 euro im monat dafür). meine versicherung hab ich mir aber nicht ausgesucht, man ist automatisch KFL versichert, wenn man in unserem krankenhaus arbeitet (und somit landesbediensteter ist)

VanDusen schrieb:Wenn ich z. B. so durch die Straßen gehe und mir diese wahnsinnige Dichte von Apotheken anschaue (an jeder Ecke eine), die trotzdem irgendwie gewinnbringend arbeiten können

Und was die da alles für einen Müll verkaufen, noch bevor man an die Kasse kommt muss man durch einen Berg aus Werbematerial, Bonbons, Pflaster, Tinkturen gegen Haarausfall und weiß der Geier was noch kommen.

Die Quatschen da an der Kasse ja auch die alten Leute voll das sie unbedingt noch dieses und jenes Produkt brauchen und benötigen.

Ich war mal in der Schweiz und habe Ibuprofen gekauft. Dort wurde extra die Verpackung aufgemacht und mir vorgelesen was da drin ist und was die Risiken sind. Ich stand da und wollte schon Lachen, ich werde ja wohl Wissen warum ich gerade Ibu kaufe und wofür das ist.

In Deutschland wird nur 0815 was gesagt und danach beginnen Verkaufsgespräche.

Mittlerweile kaufe ich mir bereits Medizin online weil ich meine Zeit nicht mit Gesprächen verbringen will beim Einkaufen.

@Luminita

Es gibt da draußen nicht wenige Menschen die wegen jeder Kleinigkeit gleich einen Notarzt anrufen. Am Ende bekommen die fast nen Herzinfarkt wenn die Rechnung alleine für den Transport sich auf Tausende von Euros beläuft.

Bevor ich auf die Idee käme wegen Kleinigkeiten dort anzurufen Nerve ich lieber den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117. Wenn die den Notarzt dann selber rufen muss ich ja wohl kaum die Rechnung zahlen. Ich hab die ja nicht angefordert und das wird ja wohl jeder Anwalt geltend machen können.

Yakuza84 schrieb:Es gibt da draußen nicht wenige Menschen die wegen jeder Kleinigkeit gleich einen Notarzt anrufen. Am Ende bekommen die fast nen Herzinfarkt wenn die Rechnung alleine für den Transport sich auf Tausende von Euros beläuft.

Bevor ich auf die Idee käme wegen Kleinigkeiten dort anzurufen Nerve ich lieber den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117. Wenn die den Notarzt dann selber rufen muss ich ja wohl kaum die Rechnung zahlen. Ich hab die ja nicht angefordert und das wird ja wohl jeder Anwalt geltend machen können.

Du musst gar keine Rechnung zahlen in meinem Beispiel, ich spreche ja nicht davon, die Kassen abzuschaffen. Die Rechnungen werden nur, wie es ja bereits der Fall ist, zur Ansicht zugesandt.
Den ärztlichen Bereitschaftsdienst kennen aber wohl auch zu wenige Menschen, die finde ich persönlich für solche Kleinigkeiten auch sehr hilfreich. Genau wie es in manchen Notaufnahmen ja jetzt Arztpraxen gibt, die einen Teil der Patienten abfangen.

AliceT schrieb:Die Verlierer sind diejenigen mit den mittleren Einkommen, die ordentlich jeden Monat einzahlen müssen und dafür dann schließlich nur eine unterdurchschnittliche bis miserable Versorgung erwarten dürfen.

Danke übrigens für dein Beispiel aus GB, war sehr erhellend. :)

Das ist ja nun schon auch alles lange Jahre zurück.

Die, die Du angesprochen hast, sind tatsächlich die ganz großen Verlierer. Aber auch die, die das privat bezahlen müssen.
Ich möchte nicht unbedingt Testperson für neue Medizin sein.

Luminita schrieb:Die privaten Kassen senden einem ja die "Rechnung" zu, egal ob man selbst etwas dazuzahlen muss oder nicht. Ich glaube, das würde schon viel helfen, weil vielen Menschen die Kosten, die sie verursachen, gar nicht bewusst sind.

Die kriegst Du auch als Kassenpatient wenn Du was beim Kieferorthopäden lassen machen musst, was die GKV nicht bezahlt, eine Rechnung. Hier wird auch immer mehr peu a peu in den privaten Geldbeutel geschoben.

Aber Herr Spahn habe ich heute auf NTV gelesen, will jetzt erstmal alle wieder zum Hausarzt schicken, bevor die Patienten alle zum Facharzt ihrer Wahl rennen. Wird eine notwendige Aktion sein, um ein paar Milliärdchen einzusparen, zum Nachteil der Fachärzte denke ich mal.

@Bauli

Der Spahn stopft auch nur Löcher ohne etwas an den Ursachen zu lösen. Wirbt im Ausland für Pflegekräfte und er weiß ganz genau das Auszubildende im Pflegeberuf in Deutschland keinen einzigen Cent bekommen!
Und nach der Ausbildung reicht das Gehalt doch auch nicht zum Glücklich sein.
Wie soll ein Mensch davon leben? Dann holt er sich lieber gleich Ausgebildete Leute von weit weg die gar kein Deutsch sprechen und für die das Minimum des Gehalts als Fürstlich angesehen wird anstatt Reformen im eigenen Land durchzubringen.

Ich hatte mal viel Hoffnung in Spahn gesetzt aber der ist auch nur einer von den Leuten mit großer Klappe und nichts dahinter. Und so geht das hier alles immer mehr den Bach runter.
Ausgebildete Leute verlassen das Land, alle anderen kommen.

@Yakuza84

Bei allem was Du geschrieben hast, bin ich bei Dir.

Ich bin auch kein Freund von Spahn, vor allen Dingen nicht mit den Dingen die er vorhat von wegen Digitalisierung der Patientendaten, dass Du nicht weisst, wo sie gepeichert werden und die Gefahr des Abgreifens von Daten.

Da liest man teilweise abenteuerliche Dinge.

Es gibt sicherlich bessere Alternativen, die sich für das Patientenwohl einsetzen.

Yakuza84 schrieb:Ich hatte mal viel Hoffnung in Spahn gesetzt

Ich dachte auch es wird besser.

Die bayerische Huml macht sich ganz gut.

Der Staat sollte mal die Menschen richtig bezahlen und weniger an sich denken. Die Löhne müssen rauf um die Stimmung und die Fachkräfte zu halten. Das Geld muss auch mal Investiert werden anstatt alles so weiter laufen zu lassen.
Am Ende werden die Pflegebedürftigen schon sehen was dabei heraus kommt. Ganz gruselige Zukunft hier.

@Yakuza84

Tja, da werden die zukünftigen pflegebedürftigen Rentner wohl alternativ nach Malle, an die Goldküste oder nach Thailand auswandern.

AliceT schrieb:Aber, wenn man nicht mal zur Ansicht eine Rechnung bekommt, fehlt dafür jegliches Bewusstsein, abgesehen von der Tatsache, dass der Arzt da ja alle möglichen Behandlungen in Rechnungen stellen könnte (theoretisch), deren tatsächliche Durchführung man kaum kontrollieren, geschweige denn nachvollziehen kann.

Jeder Gesetzlich versicherte in Deutschland hat die Möglichkeit zu kontrollieren was sein Arzt für ihn abrechnet. Das nennt sich Patientenquittung. Die Ärzte sind nicht begeistert wenn sie diese ausstellen müssen aber sie Sind dazu verpflichtet. Die Krankenkassen bieten das auch elektronisch an, da muss man sich einmal anmelden und kann dann überprüfen was der Arzt so abrechnet. Manchmal macht es dann aber auch sin noch die EBM Ziffern zu Googeln und zu schauen was sich dahinter verbirgt.
Manche Krankenkassen haben auch stellen die Sich mit Abrechnungsbetrug befassen wo man melden kann wenn etwas nicht berechtigt abgerechnet wurde.

Ich bin bei dem ganzen Thema Kosten etwas zwiegespalten. Wir hatten vor einigen Jahren die Praxisgebühr, zu der Zeit ging es mir finanziell nicht gut. Da haben die 10 € eine Woche Lebensmittel für mich bedeutet, oder sehr viele Wege zu Fuß zurücklegen um Benzin zu sparen. Ich war sehr froh das das wieder abgeschafft wurde. Andererseits habe ich auch tagtäglich mit den Leuten zu tun, die das Internet nach Ihren Symptomen gefragt haben und überzeugt sind irgend eine seltene Krankheit zu haben die Ihr Arzt nicht erkennt. Die vom Patienten gewünschte, vom Arzt als unnötig befundene Laboruntersuchung muss doch gefälligst die Kasse bezahlen. (ich rechne Laborleistungen ab)
Ich glaube das die eingebildeten Krankheiten einen ziemlichen Kostenaufwand verursachen. Wenn alle Ärzte das über IGeL laufen lassen würden wäre das schon eine Kostenreduktion, obwohl dann auch immer noch die Zeit bleibt die die Ärzte sich nehmen müssen um die Ergebnisse zu besprechen.

Yakuza84 schrieb:Ich hatte mal viel Hoffnung in Spahn gesetzt

Der hat sich für mich gleich zu Anfang disqualifiziert. Ein Gesundheitsminister der behauptet, die private Krankenversicherung ist genauso solidarisch wie die gesetzliche, der schreit ganz laut ich habe keine Ahnung von dem was ich tue.

Missesfee schrieb:Ich bin bei dem ganzen Thema Kosten etwas zwiegespalten. Wir hatten vor einigen Jahren die Praxisgebühr, zu der Zeit ging es mir finanziell nicht gut.

Ja das ist das große Manko an einer Kostenbeteiligung. Es trifft am härtesten die die wenig Geld haben.
Aber was ist die Alternative?
Man könnte Staffeln nach Tagessätzen. Der Aufwand ist halt enorm.

Missesfee schrieb:Patientenquittung

Funktioniert nicht wie man ja sieht.

Die Menschen reagieren halt nur wenn es weh tut.
Und der Effekt wäre langfristig ein Absenken der Kassenbeiträge. Ok, wahrscheinlich nicht allzu hoch. Und weniger Wartezeit für nen Termin.