Fedaykin schrieb:Ja und du glaubst das ginge nicht auch automatisch?
Selbstverständlich, das ist doch offensichtlich.
Das habe ich deshalb ja weiter oben geschrieben:
Fallen hier höhere Kosten an, würden diese Teile - wie sowieso die meisten - automatisch verpackt.
Maschinen können leicht z.B. 5 Teile in eine Packung "abzählen"; auch die meisten Packungen die man z.B. im Baumarkt kaufen kann sind maschinell verpackt.
Diese Tätigkeiten, die leicht von einer Maschine durchgeführt werden können, würden somit nicht mehr in angeboten werden können, sprich, entsprechende behinderte Menschen dieses Angebot nicht mehr haben und nur noch die Tagesförderstätte.
Anders mag es mit Tätigkeiten aussehen, die schwer bis nicht maschinell durchgeführt werden können und ansonsten auf dem 1. Arbeitsmarkt durch angelernte Arbeitskräfte durchgeführt werden. Montagetätigkeiten wie im zuletzt verlinkten Artikel erwähnt, manuelle Tätigkeiten die schlichtweg Hinsehen und Hingreifen bei verschieden geformten Gegenständen erfordern (wie das beschriebene Umetikettieren), einfachere handwerkliche Tätigkeiten, kunsthandwerkliche Tätigkeiten etc. blieben übrig. Diese sind jedoch nicht für alle Menschen die bislang in WfbM beschäftigt werden geeignet.
Ebenso: Es existieren spezielle Ausbildungsberufe für Menschen mit (v.a. Lern-)Behinderung, oft endend auf "-werker". Auch diese - Ausbildungen mit hohem Praxisanteil, angelehnt an klassische Ausbildungsberufe - richten sich an diejenigen, die eher selbstständig und vergleichsweise "fit" sind.
Somit sehe ich den Mindestlohn nicht als "der Weisheit letzten Schluss" für jegliche Tätigkeiten, insbesondere nicht für jene die schon eher an der Grenze zwischen Arbeit und Beschäftigungstherapie stehen und ansonsten wegfallen würden.
Für alles, bei dem ansonsten z.B. angelernte Kräfte eingesetzt würden: Klar Mindestlohn.
azazeel schrieb:Wenn man Menschen, die nicht "marktgerecht" arbeiten können, einfach nicht "am Markt" einsetzt, wäre das viel besser. Was spricht denn gegen Tätigkeiten, die der Allgemeinheit zu gute kommen? Warum müssen die irgend was für ein Unternehmen verpacken oder umlabeln?
Klar wäre ein Einsatz in z.B. Ehrenämtern möglich. Vermutlich würden hiervon aber auch eher die "fitteren", flexibleren Menschen mit Behinderung profitieren, die es z.B. schaffen (exemplarisch), am einen Tag Gäste beim Tag der offenen Tür zu bewirten, an einem anderen Tag Briefe in Umschläge zu stecken und evl. noch zur Post zu bringen, an einem anderen Tag das Tor streichen.
Wer gleichbleibende Routinetätigkeiten braucht und mag, dürfte wahrscheinlich kaum derartige finden.
Ebenso nicht Menschen, die viel Anleitung und Betreuung sowie ggf. Pflege benötigen.
Nur exemplarisch:
Bei meinen zwei früheren ehrenamtlichen Tätigkeiten (einmal ein naturwissenschaftlich orientierter Verein, einmal eine Organisation die Selbsthilfegruppen unterstützt) hätte gut eine Person mit leichter geistiger oder körperlicher Behinderung mitmachen können: bei handwerklichen Tätigkeiten mithelfen (etwas aufbauen, renovieren, sich um den Garten kümmern), bei manchmal anfallenden hauswirtschaftlichen Tätigkeiten mithelfen, Bürotätigkeit. Ggf. häufiger wegen Erkrankung, Therapien auszufallen wäre kein Problem gewesen da sowieso damit gerechnet wurde - auch andere Ehrenamtler sind mal krank, fallen wegen Betreuung ihrer Kinder aus etc. In beiden Ehrenämtern waren auch Kollegen mit Erwerbsminderungsrente.
Allerdings hätte niemand Pflegetätigkeiten für einen behinderten Ehrenamtskollegen durchführen können, und es hätte auch niemand Erfahrung damit gehabt wie man z.B. mit Aggressionen, psychischen Ausnahmezuständen umgeht.
(Das betrifft definitiv nicht alle Menschen die in WfbM arbeiten, jedoch manche.)
Für solche Personen wäre es somit nicht geeignet gewesen, oder höchstens mit externer (dann 1:1-)Betreuungskraft die z.B. geschult ist, beim Toilettengang und bei der Nahrungsaufnahme zu helfen, geschult ist jemanden zu beruhigen.
Auch ein Punkt, in dem WfbM Kapazitäten bündeln für diejenigen die diese benötigen.
WfbM-Mitarbeiter in sog. Außenarbeitsplätzen sind auch die "fitteren", es verwundert nicht weshalb. Ebenso jene, die aktuell einem Ehrenamt nachgehen und das regelmäßig selbstständig tun.