azazeel schrieb: Der Zweispalt mit den Werkstätten kommt meiner Meinung nach aus dem Umstand, dass billige Arbeitskraft gewinnorientierten Unternehmen zu Gute kommt. Da bleibt die Frage, inwieweit diese Unternehmen davon zu Unrecht profitieren. Es ist nicht gerade fernliegend, dass hier Arbeitskraft ausgenützt wird. Die Schwaben sagen hier, so was hat ein "Geschmäckle".
Die Frage ist, ob es echt so ist .... Eine Bekannte arbeitet in einer derartigen Werkstatt (als Betreuerin), mit einem angeschlossenen Wohnheim. Das ist schon so, dass die "Arbeit" mehr dazu dient, eine Struktur in den Tag zu bringen und die Patienten/Klienten dazu zu motivieren, früh aufzustehen, vier Stunden zu arbeiten und damit vier Euro zu verdienen. Die Akquise dieser Jobs nimmt durchaus einen Teil ihrer Arbeitszeit ein - sprich, es ist nicht so, dass die örtlichen Firmen Schlange stehen, um da Aufträge unterzubringen, sie machen es oft mehr, damit sie sagen können, dass sie sozial engagiert sind. Viele dieser einfachen Tätigkeiten könnten heute einfach automatisiert werden.
azazeel schrieb:Aus sozialer Sicht ist es natürlich unerträglich. Insofern wäre es aus meiner Sicht klüger, wenn hier eher gemeinnützige Tätigkeit erfolgen würde, die gesellschaftlich einen Wert hat. Im Grunde wie ein Ehrenamt, verbunden mit einer Aufwandsentschädigung. Und die dann aber auch - gesamtgesellschaftlich getragen - so entlohnt wird, dass man sich damit wohl fühlen kann.
Kind einer Freundin macht gerade nach dem Abi ein FSJ mit 400€ Entschädigung + Krankenversicherung. Die Arbeitszeiten sind so unregelmäßig, dass er damit leider keinen Nebenjob machen kann. Er ist in eine WG gezogen, das Geld reicht bei den heutigen Mieten noch nicht einmal für Miete + Nebenkosten. Er lernt viel und reift echt gut, aber prinzipiell wäre die Familie entlasteter gewesen, wenn er für 12 Monate in einer Kneipe gejobbt hätte und das Geld für das nun folgende Studium zurückgelegt hätte.
azazeel schrieb:Dass man den Menschen zeigt: "Diese Arbeit ist sinnvoll und wir würdigen Sie und es besteht nicht die Gefahr, dass der Porschefahrer oder der Aktionär (beispielhaft) Dich und Deine Situation ausnutzt".
Es besteht schon ein sehr großer Unterschied in Arbeitsqualität und Zuverlässigkeit der Arbeiter im ersten Arbeitsmarkt und in den Werkstätten.