Hybristophilie - wenn man "ins Gefängnis" liebt
15.04.2021 um 11:53Anzeige
Streuselchen schrieb:u unterscheiden ist dabei in erster Linie, das man in das Gefängnis "hinein" liebt. Also nicht aus einer bestehenden Partnerschaft heraus, in der einer dann ins Gefängnis muss und man beschließt sich nicht zu trennen - sondern man lernt sich erst kennen, wenn einer bereits im Gefängnis ist.Tja, echte und nur vermeintiche Liebe kennen keine Grenzen. Es gibt nichts, was es nicht gibt - sei es nun aus echter Zuneigung und Liebe oder aus anderen u.a. im zitierten Text schon erwähnten Gründen.
Das scheint irgendwie einen Reiz für manche Menschen zu haben. Begründet wurde es im Podcast unter anderem damit, dass der Partner "in Sicherheit" gewogen wird - bzw. die Partnerschaft ansich. Derjenige, der im Gefängnis verweilt kann nicht wirklich fremdgehen, man weiss wo er sich befindet, ein "sich herum treiben" kann ausgeschlossen werden etc.
Andere widerum wollen retten, wollen diejenigen sein die den Gefangenen auf den rechten Weg bringen.
Es ist eine Beziehung in der man sich nicht sehen kann, Normalität gibt es nicht. Alles ist irgendwie erzwungen. Derjenige, der "draußen" ist hat die Zügel vollständig in der Hand und kann bestimmen wann und wie sich gelesen wird, wie telefoniert wird, ob besucht wird (sofern erlaubt)/ wann besucht wird und gleichzeitig scheint da ja das Gefühl vorzuherrschen, sich einem Kriminellen in die offenen Hände legen zu wollen.
Ich sitze nun hier und frage mich was alles vorher schief gelaufen sein muss um so eine Beziehung ernsthaft in Erwägung zu ziehen. Für mich absolut unvorstellbar. Auch Begründungen wie "Man möchte gern den Menschen hinter der Tat sehen, wegen derer er eingesperrt wurde" - wenn es sich nun um einen Mörder, Vergewaltiger handelt - wie schafft man es das gedanklich abzuschütteln und kann man so jemanden WIRKLICH lieben? Um der Person wegen?
Mich würde dazu mal eure Meinung interessieren.
Hättet ihr Interesse daran einem Insassen zu schreiben, Kontakt aufzunehmen - könntet ihr euch vorstellen, euch in einen Mörder/eine Mörderin zu verlieben?
Björnar schrieb:Die Gefahr des Fremdgehens oder Weglaufens dürfte auch überschaubar sein - zumindest, solange er noch sitztJups, erst Recht wenn er älter wird. (lach)
Björnar schrieb:Die Gefahr des Fremdgehens oder Weglaufens dürfte auch überschaubar sein - zumindest, solange er noch sitzt. ;)Absolut, aber wirklich befriedigend unter so Umständen ist es ja nicht, jedenfalls für meinen Geschmack.
Streuselchen schrieb:Hättet ihr Interesse daran einem Insassen zu schreiben, Kontakt aufzunehmen - könntet ihr euch vorstellen, euch in einen Mörder/eine Mörderin zu verlieben?Also bewusst bzw. absichtlich nur so eine Frau zu suchen, sicherlich nicht.
rhapsody3004 schrieb:Gefühle kann man sich tatsächlich nicht immer aussuchen. Aber selbst mit Gefühlen, würde ich mir das nicht antun. Ich würde mich schleunigst wieder entlieben wollen. Zumindest versuchen.Kann ich nachvollziehen. Aber zumindest kann man den Kontakt einstampfen und dann sollte mit den Gefühlen - und dem Abstand dazu- auch wieder Ruhe einkehren. Der andere, im Gefängnis, hat ja so auch keine Chance irgendwie darum zu kämpfen und muss die Entscheidung mehr oder weniger hinnehmen. (obgleich man das bei einer Trennung sowieso immer sollte)
rhapsody3004 schrieb:Also bewusst so eine Frau zu suchen, sicherlich nicht.Wie sollte ein tiefer Bezug zu dieser Person zustande kommen, wenn Du sie vorher nicht gekannt hast, Liebe auf den ersten Blick?
borabora schrieb:Wie sollte ein tiefer Bezug zu dieser Person zustande kommen, wenn Du sie vorher nicht gekannt hast, Liebe auf den ersten Blick?Keine Ahnung. War doch eh nur hypothetisch gemeint. Habe mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Und nur Briefkontakt oder zu festgelegten Besuchszeiten sie auch mal sehen, wäre eh nichts für mich.
Von der damaligen österreichischen Kulturszene wurde Unterweger daraufhin als Paradebeispiel für eine geglückte Resozialisierung präsentiert. Es folgten Petitionen zahlreicher Intellektueller (unter anderen Ernest Borneman, Milo Dor, Erich Fried, Barbara Frischmuth, Günter Grass, Ernst Jandl, Peter Huemer, Elfriede Jelinek, Günther Nenning und Erika Pluhar) zu seiner vorzeitigen Entlassung.
Streuselchen schrieb:Zu unterscheiden ist dabei in erster Linie, das man in das Gefängnis "hinein" liebt. Also nicht aus einer bestehenden Partnerschaft heraus, in der einer dann ins Gefängnis muss und man beschließt sich nicht zu trennen - sondern man lernt sich erst kennen, wenn einer bereits im Gefängnis ist.Es gibt tatsächlich viele Personen die das machen. Man kann sogar fast sagen desto schlimmer das vergehen desto größer die Anzahl von Fanpost.
Streuselchen schrieb:Derjenige, der im Gefängnis verweilt kann nicht wirklich fremdgehen, man weiss wo er sich befindet, ein "sich herum treiben" kann ausgeschlossen werden etc.Falsch, viele Insassen nutzen solche Leute aus. Man bekommt das Telefon aufgeladen, Geld überweisen usw.
Streuselchen schrieb:Alles ist irgendwie erzwungen. Derjenige, der "draußen" ist hat die Zügel vollständig in der Hand und kann bestimmen wann und wie sich gelesen wird, wie telefoniert wird, ob besucht wird (sofern erlaubt)/ wann besucht wird und gleichzeitig scheint da ja das Gefühl vorzuherrschen, sich einem Kriminellen in die offenen Hände legen zu wollen.Auch das ist falsch. Als Insasse hast du viele Möglichkeiten. Möchte man die Person nicht sehen muss man es auch nicht. Der Insasse selbst ist es auch der entscheidet wann er wen anruft. Eigentlich hat jeder seinen Spielraum mit dem Unterschied das viele der Insassen auch höchst manipulativ sind.
Streuselchen schrieb:Ich sitze nun hier und frage mich was alles vorher schief gelaufen sein muss um so eine Beziehung ernsthaft in Erwägung zu ziehen.Es sind oft die selben Typen von Frauen, mit schlechten Erfahrungen, gutgläubig und verunsichert. Eigentlich ein wahres Trauerspiel.
sacredheart schrieb:Dann fallen ja die ganzen Alltagsstreitigkeiten weg, die ansonsten eine Beziehung entromantisieren können. Der pisst ihr erst mal nicht auf die Klobrille und wo der seine Socken liegen lässt, kann ihr egal sein. Da gibt es auch abends keinen Streit, ob nun Rosamunde Pilcher oder Champions League geschaut wird.Jo. Wäre auf jeden Fall für Frauen etwas (scherzhaft aber auch ernst gemeint), die in Beziehungen gerne die Hosen anhaben wollen. Die Diktatoren unter den Frauen sozusagen.
Und für den Insassen ist es ja auch eine Abwechslung. Sonst hat der da nicht viele Möglcihkeiten und kann also Zeit und Emotionen investieren. Da kommen eh keine Kumpels vorbei, um auf ne Sauftour zu gehen
Streuselchen schrieb:Und vorallem war ich an eigenen Meinungen interessiert, ob man sich selbst sowas vorstellen könnte - wenn ja warum, wenn nein warum nicht.Aus meiner persönlichen Sicht: dann lebe ich lieber ohne Partner. Ich wäre für eine solche Beziehung nicht leidensfähig genug auf Dauer. Aus meiner Sicht bestehen solche Partnerschaft nur aus unerfüllten Sehnsüchten, einsamen Fantasien und einander Vermissen.