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Verstorbene noch einmal ansehen?

224 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Leiche, Abschied ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Verstorbene noch einmal ansehen?

27.10.2021 um 20:58
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb:Ich tippe Du kommst vom Land? Da ist man ....... halt Traditionen unterworfen.
Es geht doch nichts über ein gepflegtes Vorurteil. You make my day, sogar bei diesem ernsten Thema.

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Verstorbene noch einmal ansehen?

27.10.2021 um 21:03
Zitat von silentgravesilentgrave schrieb:vielleicht sind hier auch Menschen dabei, den es ähnlich erging.
Mein Vater hatte eine totbringende Lungenkrankheit, er hatte Qualen, versuchte, das vor uns zu verbergen.
Es war eine schlimme Zeit, man konnte nicht helfen, es gab keinen Trost, dem man ihm hätte geben können.
Hilflosigkeit eben.

Am Abend war ich bei ihm, ich wusste da, es gab kein Wiedersehen (lebend) mehr.

Ich habe mir meinen Vater nicht mehr angesehen, wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn kannte.

Als mich meine Mutter frühmorgends anrief u. sagte, es ist vorbei, verspürte ich Erleichterung und war froh, das er von seinen Qualen befreit war.

Wer mich als Unmensch empfunden hätte, hat sowas vermutlich noch nie mitgemacht u. der hätte was von mir zu hören bekommen.

Die Trauer kam natürlich einige Tage später und das heftig.

Man muss sich weder schämen, noch rechtfertigen.

...........

Meine Oma ist in der ehem. DDR gestorben, mein Onkel bestand darauf, das sie (hier) fotografiert wird.
Hab ein Foto gesehen, muss ich nicht wieder haben, war ein schauriger Anblick.


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27.10.2021 um 21:21
Als mein Vater gestorben ist, wurde ich im Nachhinein informiert. Ganz furchtbar geschmacklos fand ich, dass mir seine Frau mir Fotos von ihm tot im Bett liegend mit Rosenkranz geschickt hat. Das war für mich ganz ganz schlimm. Auserdem wurde er ausgeführt und in einem anderen Land beerdigt, ohne dass ich es überhaupt wusste.
Ich muss sagen, ich bin kein Fan von Beerdigungen und bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich schlimm fand. Also dass es mir vorenthalten wurde, schon, aber nicht, dass ich nicht da war (wenn man versteht, was ich meine).
Ich glaube, ich muss die Person nicht noch einmal tot sehen. Mir gibt das nichts, ich kann mich dann auch nicht besser verabschieden, wenn die Person kalt und hergerichtet aufgebahrt wird. Für mich ist die Person, das was sie ausmacht, ihre Seele, "weg". Die Hülle interessiert mich nicht mehr.
Mir ist das auch ziemlich egal, was mit mir nach meinem Tod passiert. Das sollen meine Angehörigen dann machen, wie sie es am besten finden. Ob die mich dann nochmal zeigen oder nicht, das ist mir wirklich wumpe.


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27.10.2021 um 23:09
Ich habe meinen Vater damals sehen müssen. Er verstarb in meinem Elternhaus, zu der Zeit wohnte ich dort noch. Er verstarb spät abends und verblieb bis zum Vormittag des darauffolgenden Tages noch bei uns, bevor er abgeholt wurde.
Im Nachhinein bin ich sehr dankbar, dass ich diese vielen Stunden vor und nach seinem Versterben bei ihm sein durfte. Er sah auch nach seinem Tod entspannt aus, friedlich, so kam es mir zumindest vor.
Aus dieser Sicht würde ich die Threadfrage bejahen, mir hat es geholfen, ihn so nochmal zu sehen und Abschied nehmen zu können.


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28.10.2021 um 15:36
Meine Mutter war Bestatterin. In meiner Kindheit in den 1970er Jahren lebten wir in einem Haus auf dem städtischen Friedhofsgelände. Nebenan befand sich die Aussegnungshalle. Ein paar Tage vor der Bestattung lagen die Verstorbenen in einem Seitentrakt dieses Gebäudes in einzelnen Nischen, die von der einen Seite mit einer Glasscheibe versehen waren, damit sich Angehörige und Bekannte verabschieden konnten. Wahlweise im offenen oder geschlossenen Sarg.
Für mich als Kind war das normal, ich bin damit aufgewachsen und meine beste Freundin und ich spielten auch oft in diesen Räumlichkeiten. Obwohl wir das eigentlich aus Pietätgründen nicht durften...

Meine beiden Grosseltern habe ich beide im Tod gesehen, berührt und mich von ihnen verabschiedet. Das hat mir bei der Trauerarbeit sehr geholfen. Dieses im wörtlichen Sinne"Begreifen" dass dieser Mensch nun nicht mehr am Leben ist.

Beruflich habe ich als Tiermediziner nun Tag täglich mit toten und sterbenden Tieren zu tun und muss da natürlich eine gewisse professionelle Distanz haben. Trotzdem gelingt das nicht immer. Den ein oder anderen Fall nimmt man dann doch schon mal mit in den Feierabend.

Persönlich bin ich der Meinung, dass es eine höchst persönliche Sache ist, wie der Einzelne trauert und ob er/sie seine Verstorbenen noch einmal sehen möchte.


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29.10.2021 um 15:48
Zitat von boraboraborabora schrieb:Wer mich als Unmensch empfunden hätte, hat sowas vermutlich noch nie mitgemacht u. der hätte was von mir zu hören bekommen.
Zitat von boraboraborabora schrieb:verspürte ich Erleichterung und war froh, das er von seinen Qualen befreit war.
Ich finde das sehr nachvollziehbar und denke, das werden viele ähnlich sehen.

Gerade wenn man nicht helfen kann und nicht weiß wie man mit dem großen Leid umgehen soll, ist doch der Gedanke, dass derjenige seinen Frieden gefunden hat, Gold wert.


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29.10.2021 um 16:01
Zitat von RumoRumo schrieb:Ganz furchtbar geschmacklos fand ich, dass mir seine Frau mir Fotos von ihm tot im Bett liegend mit Rosenkranz geschickt hat. Das war für mich ganz ganz schlimm.
Ein Bild des Verstorbenen zu erhalten, ohne dass man das möchte (oder auch ohne, dass man damit rechnet?), würde ich auch nicht haben wollen.

Das sind ja alles sehr persönliche Blicke und persönliche Entscheidungen.
Mich persönlich würde schon der Rosenkranz stören, weil der in mein Weltbild nicht reingehört, aber das sieht natürlich jeder anders.

Und als Kind ungefragt zu bleiben bei sämtlichen Angelegenheiten der Beerdigung etc. ist schon übel.

Mir und meinem Bruder geht es gerade ähnlich. Mein Vater starb vor über zwei Jahren und damals hat seine Witwe beim Beerdigungsinstitut die Formalitäten unterschrieben. Das hat leider zur Folge, dass wir keine Rechte haben, ihm z.B. einen Grabstein aufzustellen, was er sich sehr gewünscht hätte.

Madame hat kein Geld, ist mit uns bis über beide Ohren zerstritten, also wird er wohl grabsteinlos bleiben.

Aber vielleicht merkt er auch inzwischen, dass das nicht das Wichtigste ist :D


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30.10.2021 um 21:35
Die paar mal die ich als Kind auf Beerdigungen war, fand ich das Konzept des offenen Sarges sehr gruselig und hatte zum Teil Angst.
Nachdem meine Oma starb, hatte ich lange Alpträume das ich lebendig in einem engen Sarg gegraben werde.

Als ich dann älter war und Freunde bei einem Autounfall starben, stand ich bei der Beerdigung draußen und habe mir sie nicht angeguckt. Bin auch nicht zur Aufbewahrung gegangen. Ich möchte auch nicht ausgestellt werden. Schlimmer finde ich noch das man davon Fotos macht.


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30.10.2021 um 23:37
Zitat von EleonoreEleonore schrieb:Ich möchte auch nicht ausgestellt werden. Schlimmer finde ich noch das man davon Fotos macht.
Irgendwie scheinen die Menschen hier unterschiedlich zu ticken. Ich kann Deine Argumentation nachvollziehen. Für mich wäre es okay, wenn die engere Verwandtschaft am offen Sarg Abschied nehmen möchte. Der Gedanke "ausgestellt" zu werden gefällt mir allerdings auch nicht. Fotos gehen gar nicht. Viele mögen es schon zu Lebzeiten nicht, fotografiert zu werden.


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31.10.2021 um 00:15
Nein, es ist aus meiner Erfahrung nicht gut den Toten nochmal zu sehen, wenn er z.b. gelitten hat. Meine Mutter wurde von einem **** genötigt meine tote Oma anzusehen, die qualvoll erstickt ist an einer Krebserkrankung, oh wie sie gelitten hat, es war schlimm und sie verfolgt es bis heute. Ihre eigene Mutter hat sie letztes Jahr auch nochmal gesehen als sie starb, wir konnten zum Tode nicht anwesend sein wegen Corona, unsere Oma ist leider mutterseelen allein im Krankenhaus gestorben.
Jedenfalls zum Thema wenn die Leiche gut hergerichtet ist mag man es verkraften aber wenn sie Schmerzverzerrtes Gesicht zu sehen ist und Tintenblau bekommt man sowas nie wieder aus dem Kopf und das schlimme, es verhindert tröstende positive Erinnerung, es überschattet alles regelrecht :(
Wähle vorher gut bevor man einen Fehler begeht und seine Erinnerungen aufs spiel setzt.


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31.10.2021 um 08:53
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb am 26.10.2021:Ich verstehe nicht, wie Du das meinst. Wenn Du jemanden beim Sterben begleitest, bis zum Schluss, dann wirst Du sie auch als Verstorbene sehen.
Es ist schon ein großer Unterschied einen frisch verstorbenen zu sehen oder jemand der schon einige Stunden vorher verstorbenen ist.

Meine Mutter lag auf plötzlich auf Intensiv. Es rief mich der Arzt dort an um zu fragen inwieweit die Lebenserhaltenden Maßnahmen aufrecht erhalten bleiben sollen. Das war so aus dem Nichts, da ich nicht mal erfahren hatte, dass meine Mutter dort liegt. Ich habe den Arzt angebettelt alles zu tun um die Maßnahmen aufrecht zu erhalten und zu warten bis ich da bin.

Ich hatte 600km vor mir. Konnte aber nicht gleich ins Auto springen weil ich dazu nicht fähig war nach dieser Info. Am nächsten Tag bin ich dann los. Die Fahrt war sehr sehr schwierig.

Als ich dort ankam, klärte man mich auf, dass es es nur noch Maschinen sind die meine Mutter am "Leben" hielten.
Das Personal dort war äußerst nett. Man sagte mir, dass wenn ich bereit bin, dann solle ich Bescheid geben wenn die Maschinen abgestellt werden können.

Nach ca einer Stunde gab ich Bescheid. Ich sollte dann in 20 Min wieder kommen damit sie meine Mutter von der Maschine lösen.
Danach war ich 5 Stunden bei ihr. Redete mit ihr, küsste und streichelte sie. Als ich die Anzeichen sah, dass es bald soweit ist, legte ich mich zu ihr ins Bett. Umarmte sie, drückte sie leicht an mich ran und streichelte ihren Bauch während ich weinte.

Meine Mutter starb in meinen Armen. Und es war gut dass sie nicht allein war.
Ich wurde noch gefragt ob ich noch eine Weile bleiben wolle, dann würden sie meine Mutter herrichten. Das haben die wirklich ganz toll gemacht. Im selben Zimmer aber ein anderes Bett und einer kleinen Andacht mit Kerzenschein.

Ich blieb noch 2 Stunden.

Meine Schwester die vor Ort lebte war nicht in der Lage mit mir dort zu sein. Das aber ganz ohne Vorwurf.
Dennoch wollte sie unsere Mutter nochmals sehen, sagen, für sich, dass sie bei ihr war.

Ich sah die letzte Möglichkeit im Beerdigungsinstitut. Doch dieses mal war ich es, die sich schwer tat, meine Mutter noch mal zu sehen weil ich wusste dass da keine weiche warme farbige Haut zu sehen war. Auch konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie aussehe als würde sie schlafen. Es gab die Möglichkeit die obere Hälfte ...also bis zu Hals..abzudecken.

Uns schlotterten die Beine als wir den Aufbewahrungsraum betraten. Es war doppelt schwer da ich Acht auf meine Schwester geben musste, mich auf dem einlassen musste auf das was uns erwartete und auf meine Gefühle. Obwohl die Dame sagte, dass unsere Mutter friedlich aussehe (was ich als relativ erachte) , bestand ich darauf, dass die Abdeckung bleiben soll. Ich wollte nicht dass dieser Anblick die letzte Erinnerung für meine Schwester sein soll.

Wäre meine Schwester nicht gewesen, hätte ich den ganzen letzten Schritt nicht mehr gemacht.
Es war tatsächlich so, das nichts mehr da war von dem, was ich noch in den letzten Stunden erfahren durfte.
Die Haut Weiß und Eiskalt. Es war nicht möglich ihre Hand zu nehmen um sie an meine Wange zu schmiegen.

Ich bin so dankbar dass mir die Erinnerung aus dem Krankenhaus geblieben ist und man mir dies ermöglichte.


Ich bin täglich mit dem Tod konfrontiert und muss sagen, dass nicht ein Patient gelitten hat wenn man auf Zeichen achtet um Abhilfe zu schaffen.
Das schlimmste ist, und da spreche ich nur für mich, ist, wenn jemand den Sterbeprozess alleine gehen muss.


Das war jetzt ein wenig lang. Danke für das geduldige lesen.


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Verstorbene noch einmal ansehen?

31.10.2021 um 10:16
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:Würdet (oder habt) ihr eure verstorbenen Angehörigen gerne nochmal ansehen?
Ich würde das unter normalen Umständen schon wollen.
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb am 22.10.2021:Ich persönlich habe es für mich schon irgendwie gebraucht zum endgültigen Abschied die Verstorbenen zu sehen. Zum Begreifen, dass sie nicht mehr leben, hat es mir auch geholfen.
Darum würde es mir auch gehen.
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb am 22.10.2021:letztendlich sehr froh darüber, dass ich ihn nochmals sehen und auch berühren konnte. Das hat mir das Begreifen und den Abschied sehr erleichtert, zumal er, seit langer, langer Zeit friedlich aussah. Das war in seinen letzten Lebensjahren, durch ständige Schmerzen, nie der Fall gewesen
In manchen Fällen ist der Tod eine Gnade, und manche Menschen wünschen ihn sich auch geradezu. Wahrscheinlich oft, wenn sie enorme Schmerzen ertragen müssen.
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb am 26.10.2021:Ich glaube der Tod ist nicht immer grausam und es ist wohl auch in Ordnung wenn man als Angehöriger oder Freund unter gewissen Umständen erleichtert ist.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:In meinem Umfeld gibt es oft Unverständnis hauptsächlich dafür, den Wunsch zu haben, denjenigen nochmal zu sehen.
Nicht von allen, aber es gibt für den Wunsch, denjenigen nicht noch mal sehen zu wollen, mehr Verständnis.
Das sind ja Dinge, die man mit dem Umfeld meist nur aus gegebenem Anlass bespricht. Also es ist kein Thema für Smalltalk.
Und ich muss sagen, dass mir die Meinungen meines Umfeldes egal wären, weil das doch höchst individuelle Entscheidungen sind.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:Besonders schwierig ist es sicher, wenn es sich um verletzte Menschen handelt.
Und es stellt sich die Frage, lässt man denjenigen nochmal "schön machen" oder kann man das ertragen.
Das ist definitiv so, und manche Menschen kann man auch tatsächlich gar nicht mehr "schön machen". Da würde ich dann den Rat von jemandem, der den Menschen gesehen hat, annehmen, und auf den Anblick verzichten.
Eine Möglichkeit wäre es eventuell, dass jemand ein Foto macht (falls der Anblick nicht zu schlimm ist).
Es könnte ja sein, dass einem gerade jetzt die Kraft dazu fehlt aber man es sich später wünschen würde (schrieben ja auch einige). Dann bestünde dazu noch die Chance, zumindest auf diesem Wege.
Zitat von TussineldaTussinelda schrieb am 22.10.2021:Extra einen Verstorbenen noch einmal anschauen gehen, weiß ich nicht, kommt auf die Situation, das Verhältnis und wohl auch darauf an, wie die verstorbene Person gestorben ist.
Genau. Das ist völlig individuell.
Zitat von DoorsDoors schrieb am 22.10.2021:Im vergangenen Jahr starb meine ältere Schwester an Corona. Bis ich davon erfuhr, war sie schon abgeholt. Ohnehin wäre es wegen der Umstände vermutlich nicht mehr möglich gewesen, sie zu sehen.
Wenn, dann nur unter absoluten Schutzmaßnahmen. Sprich: totaler Vermummung.
Auf diese Weise musste ein Kollege im April oder Mai 2020 von seiner Mutter (83), die an Corona starb, auf der Isolierstation des Krankenhauses Abschied nehmen. Seine Frau als Vorerkrankte und der jugendliche Sohn durften gar nicht mit hin.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:dass der Tote den Menschen irgendwie schutzlos ausgeliefert ist, fühlt sich nicht so gut an
Das stimmt, es kommt sehr auf die Pietät an.
Manche Menschen versterben auch in einer unschönen und ja, entwürdigenden Situation.
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb am 22.10.2021:Ich ging noch zur Grundschule, da wurde meine Freundin vor meinen Augen überfahren, war sofort tot.
Das war ein sehr prägendes und einschneidendes Erlebnis für mich.
Das ist eine ganz grausame und fürchterliche Vorstellung, dass ein Kind so etwas durchmachen muss 😔
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:Andererseits gibt es auch das Phänomen, dass Menschen dann erst loslassen können, wenn die Angehörigen rausgegangen sind.
Das habe ich auch schon öfters gelesen. Oder dass der Sterbende noch auf etwas gewartet hat, auf die Ankunft oder Nachricht von einer bestimmten Person oder eine Nachricht von ihr.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb am 22.10.2021:Nun der tot ist etwas verbannt aus dem Alltag.

Zum einen wurde früher mehr gestorben, nicht nur im hohen Alter (kindetsterblichkeit)

Sondern auch mehr zuhause als heute im Krankenhaus
In den letzten Jahrzehnten hat sich viel geändert in der Gesellschaft. Auch die Lebensformen. Heute ist es fast normal, dass man nicht mehr im gleichen Haus mit den Eltern wohnt oder gleich nebenan, sondern oft auch weiter weg, manchmal sogar in einem anderen Land.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 22.10.2021:dass noch vor etwa 45 Jahren in der Waldorschule verstorbene Lehrer dort aufgebahrt wurden.
Das klingt merkwürdig, aber gerade Waldorfschulen haben doch auch recht eigene Regeln.
Sicherlich ist das heute da aber auch nicht mehr so?
Zitat von YenYen schrieb am 22.10.2021:meine Oma . Ich wünschte ich hätte es nicht. Sie sah nicht mehr aus wie sie selbst. War verstörend für mich.
So erging es mir mit meiner Patentante. Wie sie so dalag (sie starb an Krebs in einem Hospiz, das aber eine angenehme Atmosphäre hatte) war sie einfach nicht mehr die Tante, die ich lebendig gekannt hatte. Dennoch bin ich froh, dass ich sie noch sehen und berühren konnte.
Zitat von Mrs.RollinsMrs.Rollins schrieb am 22.10.2021:Schwiegermutter gestorben. Wir wurden unterwegs angerufen, es ginge zu Ende. Durch Verkehrsstaus kamen wir zu spät und sie war verstorben. Ich bin dann doch zu ihr, habe Zeit mit ihr verbracht und sie umarmt und geküsst. Sie war ein extrem wichtiger Mensch für mich.
Zitat von YenYen schrieb am 22.10.2021:In meiner Kultur ist es auch so , dass man seine Eltern wenn diese versterben wäscht bevor diese beerdigt werden. Ist aber kein muss. Ich weiß nicht ob ich das könnte bzw möchte.
Das ist kein Muss. Man kann es aber tun, wenn man es möchte. Mein Freund hat unter Tränen seinem Vater einen schönen Anzug angezogen.
Zitat von IlvarethIlvareth schrieb am 22.10.2021:wie die Mutter meines Vaters sich weigerte, in das Zimmer zu gehen, in dem er lag, und immer wieder sagte: „Ich kann das nicht, ich kann keine Toten anfassen“, seine Schwiegermutter aber weinend an seinem Totenbett saß.
Das ist individuell und man sollte da niemanden zwingen oder unter Druck setzen. Man kann durch eigenes Handeln ein Beispiel geben.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 23.10.2021:Der Tod ist etwas, was man heute wegschiebt und wegorganisiert.
Zitat von ShibamShibam schrieb am 22.10.2021:Und mir war auch wichtig, dass unsere Mutter nicht wie ein Fremdkörper sofort aus ihrer Wohnung getragen wird sondern dass sich dieser Prozess ihres sich langsam immer weiter Zurückziehens in Würde vollenden darf.
Am folgenden Tag wurde sie vom Bestatter abgeholt.
Das ist treffend formuliert, mit dem Fremdkörper, der umgehend entfernt werden muss.
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb am 23.10.2021:Man steht dann eigentlich vor dem Körper, der an sich eine leere Hülle ist. Ich hatte nicht den Eindruck, dass Opa oder Oma noch anwesend sind
Meine eine Oma war die letzten Jahre ihres Lebens ohnehin dement und dadurch im Grunde auch schon eine Art von Hülle, da sie niemanden mehr erkannte und nicht mehr kommunizierte.
Zitat von BundeskanzleriBundeskanzleri schrieb am 23.10.2021:Obwohl ein Bekannter meines Vaters ging damit tatsächlich rücksichtsvoll um und hat sich vorher informiert, was beim Auffinden erträglich anzusehen ist.
Das ist zum Glück manchmal der Fall.
Es gibt auch Situationen, in denen das Auffinden eines aus dem Leben Geschiedenen gefährlich ist, z.B. durch Stickoxide usw.
Da ist es schon sinnvoll, wenn eine Warnung da ist für andere.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb am 24.10.2021:Meine Eltern sind ja beide 80+, daher wird der Tag X kommen - mir persönlich graut davor auch.
Mir ebenfalls, ich denke oft daran. 😑
Schwiegermutter ist 83, Mutter des Freundes 84.
Irgendwann wird der Anruf kommen...
Zitat von MailaikaMailaika schrieb am 25.10.2021:Wir durften am Tag der Beisetzung, während die Kapelle vorbereitet wurde hinein. Er hat die Schmuckurne geöffnet und die Kinder durften das Bild zwischen die Schmuckurne und den eigentlichen Behälter einlegen.
Das war doch eine gute Lösung 👍
Zitat von PalfraderPalfrader schrieb am 25.10.2021:Es ist im übrigen auch nichts neues, dass man Menschen mit Grabbeigaben bestattet. Scheint seit Urzeiten in unseren Genen zu liegen und ich finde nichts schlimmes daran.
Richtig, finde ich auch wichtig, eine letzte Gabe, hat auch mit dem Abschiednehmen zu tun.
Zitat von Martha-MinervaMartha-Minerva schrieb:Meine Mutter war Bestatterin. In meiner Kindheit in den 1970er Jahren lebten wir in einem Haus auf dem städtischen Friedhofsgelände. Nebenan befand sich die Aussegnungshalle. Ein paar Tage vor der Bestattung lagen die Verstorbenen in einem Seitentrakt dieses Gebäudes in einzelnen Nischen, die von der einen Seite mit einer Glasscheibe versehen waren, damit sich Angehörige und Bekannte verabschieden konnten. Wahlweise im offenen oder geschlossenen Sarg.
Für mich als Kind war das normal, ich bin damit aufgewachsen
Der Vater eines Kollegen hatte eine Schreinerei und machte auch Einsargungen und Bestattungen. Der Kollege musste da als ältester Sohn auch öfters mithelfen, für ihn war das normal. Es gab aber auch gruselige Situationen, z.B. wenn aus einem Toten noch Luft entweicht, wenn er bewegt wird, was halt Geräusche macht.
Zitat von rainloverainlove schrieb:tote Oma anzusehen, die qualvoll erstickt ist an einer Krebserkrankung, oh wie sie gelitten hat, es war schlimm und sie verfolgt es bis heute.
Das berichtete mein Freund gerade gestern auch von seinem Großvater, er hat sofort geklingelt, aber die Krankenschwester konnte da nicht helfen. Das war schon irgendwie traumatisch.


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Verstorbene noch einmal ansehen?

01.11.2021 um 17:49
Zitat von nairobinairobi schrieb:Sicherlich ist das heute da aber auch nicht mehr so?
Das hoffe ich doch sehr. Ich habe das nie wieder gehört.


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Verstorbene noch einmal ansehen?

02.11.2021 um 17:29
Ich habe schon einige Verwandte auf dem Weg zur andere Seite begleiten dürfen.
Meinen Vater, meine Mutter und einen Onkel. Sterbebegleitung für Angehörige habe ich auch machen dürfen .

Deshalb habe ich mich intensiv die letzten Jahre mit dem Thema befasst.

Früher gab es eine andere Totenkultur - z.b. in ländlichen Gegenden.

Opa / Oma waren bis zum Schluss zu Hause.

Es gab für die meisten ein Ritual zum loslassen ( letzte Ölung etc. ). Er/Sie wurde auf seinem letzten Weg begleitet ( wieso eigentlich letzter Weg ?) und getragen.

Der Verstorbene wurde zu Haus aufgebahrt.
Vorher der Körper von den Verwandten gewaschen und angezogen. Diese letzten Gesten der Zuwendung waren ein Zeichen der Liebe und der Wertschätzung.

Schauen wir einfach mal bei anderen Kulturen rein ......

Wir denken mit Schrecken an unser körperliches Ende - andere Kulturen gehen anders damit um :

Denken wir an Buddhisten, die glauben, der Tod sei ein Neuanfang oder
denken wir an die Inselbewohner eines indonesischen Staates, die jedes Jahr ihre Verstorbenen ausgraben und ein Fest mit Ihnen feiern ....

...es ist also auch eine Sache unserer Ansichtsweise....die von was beeinflusst oder erworben wurde ?

Ich denke, daß man sich den verbliebenen Körper ansehen sollte - oder sein Abschiedsritual mit dem (voraus-) gegangenen Menschen machen sollte - so keine Gründe dagegen sprechen ( Unfallopfer etc ).

Dieses absolute Ausklammern dieses Themas macht nur noch mehr Angst und Unsicherheit.


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03.11.2021 um 06:20
Zitat von PrinzessinLeiaPrinzessinLeia schrieb:Dieses absolute Ausklammern dieses Themas macht nur noch mehr Angst und Unsicherheit.
So wirklich nachvollziehen kann ich das selbst auch nicht. Was nicht bedeutet, dass ich einen anderen Umgang als meinen kritisiere, da muss jeder seinen eigenen Weg finden.
Ich verstehe nur nicht, warum ein Mensch, der einem zu seinen Lebzeiten viel bedeutet hat, nach seinem Tod nicht mehr beachtet wird, bzw. sein Körper, der ihn doch auch mit ausmachte und ihn durchs Leben gebracht hat.
Wir haben doch zu dieser Gesamtpersönlichkeit (Körper, Geist und Seele) Kontakt gehabt, waren damit verbunden und nicht nur einem Teil.
Der Tod gehört doch auch mit zum Leben, warum wird er so ausgeschlossen? Das verstehe ich nicht.
Zitat von PrinzessinLeiaPrinzessinLeia schrieb:Vorher der Körper von den Verwandten gewaschen und angezogen. Diese letzten Gesten der Zuwendung waren ein Zeichen der Liebe und der Wertschätzung.
Genau so erging es mir bei meiner Schwiegermutter, als ich dabei helfen durfte, sie herzurichten. Das war ein letztes Zeichen der Zuwendung und Wertschätzung. Ich sehe da nicht nur einen leblose Hülle, der Körper war ein Teil dieser Person.
Ich finde den Gedanken, dass man ab dem Moment des Todes, den Körper fremden Personen überlässt, damit sie ihn herrichten, nicht schön, irgendwie respektlos dem Verstorbenen gegenüber.
Da bin ich selbst zumindest froh darüber, wenn ich mich zumindest noch vorher von der Person und ihren Körper, der dazu gehört, verabschieden kann, Für mich gehören auch Berührungen dazu, nicht nur das Anschauen.


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03.11.2021 um 22:41
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb:Was nicht bedeutet, dass ich einen anderen Umgang als meinen kritisiere, da muss jeder seinen eigenen Weg finden.
Hört sich ja noch ganz vernünftig an, bis Du Dir widersprichst:
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb:Genau so erging es mir bei meiner Schwiegermutter, als ich dabei helfen durfte, sie herzurichten. Das war ein letztes Zeichen der Zuwendung und Wertschätzung. Ich sehe da nicht nur einen leblose Hülle, der Körper war ein Teil dieser Person.
Ich finde den Gedanken, dass man ab dem Moment des Todes, den Körper fremden Personen überlässt, damit sie ihn herrichten, nicht schön, irgendwie respektlos dem Verstorbenen gegenüber.
Äußerst respektlos, Deine Einstellung.

Früher war es wohl üblich, das Angehörige ihre lieben Verstorbenen waschen und anziehen, heutzutage macht das der Bestatter, es sei denn, die Angehörigen wünschen etwas anderes, je nach Todesfall.

Jeder kann es nunmal nicht, ist dafür nicht geschaffen u. das hat überhaupt nichts mit Respektlosigkeit dem Toten ggü. zu tun.
Deine Denke ist es (für mich) allerdings.
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb:, Für mich gehören auch Berührungen dazu, nicht nur das Anschauen.
Für einige andere Menschen aber nicht!

Jeder nimmt anders Abschied, was man nicht ins Negative ziehen sollte.


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04.11.2021 um 05:37
Zitat von OzeanwindOzeanwind schrieb:Ich finde den Gedanken, dass man ab dem Moment des Todes, den Körper fremden Personen überlässt, damit sie ihn herrichten, nicht schön, irgendwie respektlos dem Verstorbenen gegenüber.
So habe ich das bisher nicht betrachtet.
Da kann es mehrere Gründe geben, warum man das selber nicht kann.
Einer könnte auch sein, wenn es in der Familie z.B. unüblich war, dass man seine Eltern nackt gesehen hat. Dann könnte man damit ein Problem haben, wenn man nun den unbekleideten Körper waschen und anziehen soll.
Für mich zeugt das gerade auch von Respekt, wenn man das dann nicht machen möchte.
Jemand schrieb früher, die verstorbene Person ist irgendwie "ausgeliefert". So ist das auch.

Es gibt auch noch andere Gründe, warum jemand das nicht kann. Gründe, sie bei dem Hinterbliebenen liegen. Meist wahrscheinlich psychischer Art, was ja nachvollziehbar ist. Der Schock, die Trauer sind zu groß. Man ist wie gelähmt, selbst wenn man sich darauf einstellen konnte (durch längere Erkrankung).
Körperliche Gründe wären auch denkbar (z.B. Behinderung des Hinterbliebenen, er/sie schafft es nicht).
Oder Gründe, sie bei dem Verstorbenen liegen. Ich erinnere an Coronatote. Sie können möglicherweise noch infektiös sein und da darf tatsächlich niemand mehr dran, höchstens mit kompletter Schutzkleidung.
Oder tatsächliche Gründe (Entfernung?)
Schlechter Zustand des Verstorbenen.


Das ist bei dem Fall mit der Schwiegermutter nicht gegeben.
Aber jeder Mensch ist anders und man sollte es nicht abwerten, wenn jemand das den Professionellen überlässt. Sonst hat man damit ja auch meist keine Probleme.
Ich persönlich könnte mir auch vorstellen, das bei meiner Schwiegermutter zu machen. Das sage ich jetzt in der Theorie. Zum Glück lebt sie ja noch.


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06.11.2021 um 00:18
Als Kind wurde eine Verwandte in der Stube aufgebahrt und ich fand das schrecklich. Weder bei meinen Papa oder meiner Mama wollte ich das.Also klar Nein!


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07.11.2021 um 12:45
ich hätte meinen papa noch mal im krankenhaus sehen können, aber meine tante hat, ohne mich zu fragen, entschieden, dass wir das nicht möchten.


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07.11.2021 um 12:54
Zitat von Anya1981Anya1981 schrieb:ohne mich zu fragen, entschieden, dass wir das nicht möchten.
Und, hättest du gerne?
Warst du da noch jung?

Ich finde das nicht gut, das sollte schon jeder selber entscheiden. Und bei dir klingt das auch ein bisschen raus.


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