Fluchen und Schimpfwörter - akzeptabel oder nicht?

Fluchen geht gar nicht. Zumindest nicht als Erwachsener, der von anderen Erwachsenen ernstgenommen werden will. Ganz schrecklich, wenn mir so ein scheinbar in der Pubertät steckengebliebenes Wesen begegnet, so richtig zum Fremdschämen. Als Erwachsener sollte man in der Lage sein, sich selbst zu deeskalieren und nicht losschimpfen wie ein Rohrspatz. Und vor allem, was soll es bringen? Wenn ein Mißgeschick passiert ist, ist es passiert.

Ich bin da ganz bei @Gucky87: ein Schimpfwort kann einem schon mal rausrutschen, aber rumfluchen zeigt, dass man mit einer Situation komplett überfordert ist.

@Katkit
finde ich auch!
furchtbar wenn scheinbar Erwachsene Menschen sich nicht im Griff haben.
Als Teenager mit den Eierschalen hinter den Ohren noch völlig verständlich, allerdings sollte man diese Phase ablegen können.
Man verschwendet kostbare Zeit und macht sich einfach zum Affen.

lilalumpi schrieb:macht sich einfach zum Affen.

Ich würde mich jetzt gern zum Affen machen und fluchen.
Einfach um die Luft raus zu lassen, die sich anstaut.( an die Spaßköppe hier: nein es handelt sich nicht um nen Pups der raus will ;)

Katkit schrieb:rumfluchen zeigt, dass man mit einer Situation komplett überfordert ist.

Eben nicht
Es kann sogar dazu führen, dass man sich danach entspannt fühlt.

@Katkit
@lilalumpi

Ich bin jetzt mal so frech und unterstelle euch den berühmten "Stock im @rsch".
Wird das nicht auf Dauer anstrengend sich immer zu beherrschen?

Man lebt nur einmal und da gehört es doch auch dazu mal etwas locker zu sein

@Cherokee.Rose
nein einfach mal cool bleiben und nicht wie ein kleines Rumpelstilzchen durch die Welt gehen.
Das ist ein Lernprozess.
In der Ruhe liegt die Kraft.
Unwichtiges und wichtiges unterscheiden können und nicht auf alles negativ reagieren, das gibt nur Falten:)
Manche Menschen können gar nicht ohne Fluchen, schimpfen, lästern usw.
Das ist wirklich traurig und tut mir auch leid.

Gucky87 schrieb:Wenn ich z.B. im Auto eine Vollbremsung machen muss, weil jemand die Vorfahrt nicht beachtet hat, oder sonst etwas. Allenfalls kommt ein leiseres: "Idiot!".

Würde bei mir lauter kommen, weil/wenn es "aufregendswert" ist :) :D

Bei anderen Dingen kommt eher ein gedachtes: Oh nein!

Ständig fluchende Menschen könnt ich kaum ertragen.

Cherokee.Rose schrieb:Ich bin jetzt mal so frech und unterstelle euch den berühmten "Stock im @rsch".
Wird das nicht auf Dauer anstrengend sich immer zu beherrschen?

Das hat nichts mit Beherrschung zu tun, sondern damit, dass ich nicht andere über meine Emotionen bestimmen lassen will. Ich kann nicht ändern, wenn mir jemand beim Autofahren die Vorfahrt nimmt, wenn jemand unverschämt ist, wenn ich einen Bus verpasse, wenn ich in Hundekacke steige. Aber ich kann ändern, wie ich darauf reagiere.

Ich finde es auf Dauer viel anstrengender, immer wieder zurück ins emotionale Gleichgewicht zu kommen, wenn man sich in etwas so reinsteigert.

Katkit schrieb:immer wieder zurück ins emotionale Gleichgewicht zu kommen, wenn man sich in etwas so reinsteigert.

Fluchen heißt bei mir nicht, dass ich mich irgendwo reinsteiger, ein kurzer Moment und dann bin ich die Ruhe selbst.
Kann natürlich auch von Person zu Person anders sein.
Manche pushen sich dann auch und werden am Ende aggressiv.
Bei mir ist das aber nicht der Fall

Ich habe mich daraufhin mal beobachtet, in den letzten Tagen.
Zuerst einmal, ich fluche. Wenn an meinem Katastrophenkübel mal wieder so richtig was schiefläuft, im Auto oder ich, mal wieder was Schusseliges angestellt habe.
Aber immer nur, wenn ich alleine bin.
Fährt jemand mit im Auto, schraubt jemand mit mir am Kübel, ich fluche nicht.
Ganz ohne mir Gedanken zu machen. Mache ich automatisch.
Ist wohl anerzogen.
Wer da jetzt bei mir einen Stock im Hintern vermutet, ich konnte keinen finden. Wer selbst nachsehen will, muss mich vorher zum Essen einladen.
Wisst ihr Bescheid. :D

emanon schrieb:Zuerst einmal, ich fluche. Wenn an meinem Katastrophenkübel mal wieder so richtig was schiefläuft, im Auto oder ich, mal wieder was Schusseliges angestellt habe.

Bei mir ist es so: wenn so richtig was schief läuft oder ich mich sehr ärgere, dann kann ich auch laut und patzig werden. Aber ich fluche und beleidige nicht und niemanden. Wenn jemand anderer involviert ist, dann versuche ich, lautstark meine Meinung zu verkünden, aber die Wortwahl und der Inhalt ist dabei immer im Rahmen des Üblichen. Fluchen und richtige Beleidigungen habe ich mir noch nie angewöhnt.

Katkit schrieb:Das hat nichts mit Beherrschung zu tun, sondern damit, dass ich nicht andere über meine Emotionen bestimmen lassen will. Ich kann nicht ändern, wenn mir jemand beim Autofahren die Vorfahrt nimmt, wenn jemand unverschämt ist, wenn ich einen Bus verpasse, wenn ich in Hundekacke steige. Aber ich kann ändern, wie ich darauf reagiere.

Kann man plötzlich aufkommende Emotionen u. Gefühle mit rationalem Denken tatsächlich verhindern, egal, was passiert?
Klar kann man vieles nicht ändern, aber ärgern tut man sich wohl meist doch :D

Katkit schrieb:Als Erwachsener sollte man in der Lage sein, sich selbst zu deeskalieren und nicht losschimpfen wie ein Rohrspatz. Und vor allem, was soll es bringen

Erwachsene sind auch "nur" Menschen.
Reaktionen sollten aber "im Rahmen" bleiben.

Das höchste meiner Gefühlsausbrüche endet in "So ein Mist" beim Autofahren "Depp". Bis auf meinen Mann, der in tiefstem bayerisch ganz wunderbar fluchen konnte, habe ich eigentlich weder im Freundes- oder Bekanntenkreis Menschen die Fäkalsprache benutzen und finde es auch eher befremdlich. Fäkalsprache finde ich aber auch auch um einiges unangenehmer als "gepflegtes" Fluchen außerhalb der Öffentlichkeit :) Solange solche Wörter nicht auch ständig im Alltag verwendet werden könnte ich aber vermutlich damit leben. Ganz schlimm finde ich zum Beispiel den Gebrauch von "geil" bei Erwachsenen.

Ich kenne beides. Dass Fluchen einerseits befreit und die Energie ableitet.
Allerdings mache ich das weniger, wenn andere anwesend sind.

Ich kenne jemanden, der ist permanent am Fluchen. Egal was, geht eine Kleinigkeit schief, heißt es sofort :fu:

Ehrlich, das ist so abstoßend, ich mache meine Sachen lieber alleine, als so einen Flucher neben mir zu haben.
Also beispielsweise einen Ikeaschrank aufbauen :D

So eine Grundgenervtheit macht mir dann sehr schlechte Laune, brauch ich nicht.

Wenn man wirklich Grund dazu hat, finde ich es schon okay, aber nicht als Grundstimmung.

Als Kinder waren wir von ein paar Bauarbeitern völlig fasziniert, die sagten sowas wie "SackZement" oder "Himmel Arsch und Zwirn". Das war ein Fest, 😅

Bundeskanzleri schrieb:So eine Grundgenervtheit macht mir dann sehr schlechte Laune, brauch ich nicht.

Ja genau, geht mir auch so. Wenn bei jemandem so eine latente Genervtheit immer vorhanden ist, die jederzeit bei Kleinigkeiten ausbrechen kann, das verdirbt mir auch die Stimmung und zieht mich runter.

Mir gehts auch selbst so, dass mir zu viel Schimpferei keine Erleichterung bringt, sondern die eigene negative Stimmung eher noch anheizt. Deswegen mag ich längeres Gemecker nicht: kurz mal lospoltern ist okay, aber dann höre ich auch ziemlich bald wieder auf und versuche, wieder in die Spur zu kommen.

Ich arbeite an einer Brennpunktschule mit sehr schwierigem Klientel - ich finde es total erschreckend, wie verroht dort die Sprache ist und bin auch davon überzeugt, dass Sprache ein Schlüssel dazu wäre, dass viele Konflikte nicht entstehen.

Originaldialog zwischen zwei Schülern (5. Klasse)
S1: "Digga, los, Bus fährt".
S2: "Chill ma, Hurensohn".
[...]

Wenn sie ermahnt werden "nur Spaß".

@MissMary
Der Dialog könnte genauso auf einem Schulhof am Gymnasium stattfinden, das kannst du aber glauben. Da kann man nur hoffen dass es sich auswächst bzw dass sie irgendwann mitbekommen, mit wem sie so nicht reden sollten. Und ich denke schon dass es oft Spaß ist.

Bundeskanzleri schrieb:Ehrlich, das ist so abstoßend, ich mache meine Sachen lieber alleine, als so einen Flucher neben mir zu haben.
Also beispielsweise einen Ikeaschrank aufbauen :D

Geht mir auch so, ich fahre auch nicht im Auto mit jemandem mit der die ganze Zeit laut rumflucht, das gibt mir ein sehr unsicheres Gefühl. Einmal so erlebt, nie wieder.

Ich fliuche ehrlich gesagt nur wenn ich mir selber weh tue.

Häresie schrieb: Der Dialog könnte genauso auf einem Schulhof am Gymnasium stattfinden, das kannst du aber glauben. Da kann man nur hoffen dass es sich auswächst bzw dass sie irgendwann mitbekommen, mit wem sie so nicht reden sollten. Und ich denke schon dass es oft Spaß ist.

Jain, meine Kids sind auf dem Gymnasium und "zweisprachig", sie reden mitunter schon so untereinander, aber sie können eben auch anders. Unsere Schüler oft nicht, das ist für sie "normal" - sie haben ohnehin riesige Wortschatzprobleme, auch wenn sie Deutsch sind und verstehen viele Bücher und Texte nicht, weil das Vokabular fehlt. Sie können auch kein Präteritum bilden ... stehte, rufte, ....

Häresie schrieb:Geht mir auch so, ich fahre auch nicht im Auto mit jemandem mit der die ganze Zeit laut rumflucht, das gibt mir ein sehr unsicheres Gefühl. Einmal so erlebt, nie wieder.

Ich kann das auch nicht ausstehen .... Es ist so niveaulos und aggressiv.

MissMary schrieb:aber sie können eben auch anders.

Ja da hast du sicherlich Recht.

Häresie schrieb:Ich fliuche ehrlich gesagt nur wenn ich mir selber weh tue.

Dabei zum Beispiel oder schon auch, wenn ich z.B. mit dem Ärmel in der Türklinke hängen bleibe und dann die Kaffeetasse sich über den Boden entleert.
Also so richtig dumme Missgeschicke.

Eine ehemalige Freundin hat einen Sohn, der ging damals auf die Sprachheilschule, weil er Schwierigkeiten mit der gesprochenen Sprache hatte.
Vieles konnte man nicht verstehen.
Was aber immer super deutlich und verständlich rauskam, war "Arschloch" :D


Aber es stimmt schon, was du sagst @MissMary . Wenn die Kinder es als normalen Wortschatz erlernen und nicht einordnen können, wo das hingehört, wird es problematisch.

So konnten meine Kinder auch einige echt üble Wörter, aber mir gegenüber haben sie die nie gebraucht. Daran habe ich dann schon gemerkt, das reservieren sie für die Kollegen und können es angemessen verwenden.

Bundeskanzleri schrieb: Aber es stimmt schon, was du sagst @MissMary . Wenn die Kinder es als normalen Wortschatz erlernen und nicht einordnen können, wo das hingehört, wird es problematisch.

Wortschatz ist in sozial schwachen Schichten ein echtes Problem - den Kindern fehlt einerseits die Fähigkeit, zwischen Sprachebenen zu differenzieren (was dann dazu führt, dass sie eben auch zu Lehrern "fick dich ins Knie, Alter" und solche Sachen sagen) und ganz viel Wortschatz, um Dinge präzise zu beschreiben. Das ist echt erschreckend. Es ist wirklich dieses RTL2 Niveau, wo auf einfachstem Deutsch Dinge immer wieder wiederholt werden müsse (in anderen Worten), weil das Sprachverständnis so schlecht ist.

Bundeskanzleri schrieb:So konnten meine Kinder auch einige echt üble Wörter, aber mir gegenüber haben sie die nie gebraucht. Daran habe ich dann schon gemerkt, das reservieren sie für die Kollegen und können es angemessen verwenden.

Ja, die meisten Kinder haben verschiedene Sprachebenen, die sie bedienen können - je nach Kontext. Sozusagen code switching. Das können die sozial schwachen Kinder nicht, die haben nur einen code.

Wenn ich alleine bin, fluche ich wie ein Kesselflicker :D Dabei erfinde ich schon mal Worte und die sind echt seeeehr unschön.
In Gesellschaft reiße ich mich meist zusammen. Wobei es da auch auf die Gesellschaft ankommt. Ist es wer aus der Familie, nehm ich mich nicht sooo zusammen wie bei Freunden oder im Job.
Ja es ist nicht sehr damenhaft, aber so bin ich nun mal.

Oh, und im Auto fluche ich besonders schön. Und wenn sich Leute da besonders dumm anstellen, und im Sommer ist das Fenster offen, dann hören die wohl auch, was ich von ihnen und ihrem Verhalten halte.