Babys in Tragetüchern - Ja oder nein?

SeiraButterfly schrieb:Meine Mutter hat schon Probleme mit ihrem Ischias-Nerv so lange ich denken kann, da hätte sie einfach kein Baby im Tragetuch tragen können.

Hmm - es ist eigentlich deutlich Rückenschonender, eine "Last" (also nicht nur Babys, auch Wasserkästen), möglichst nah am Körper zu tragen, wegen der Hebelwirkung.
Wenn deine Mutter also die Schale nicht genauso auf ihre Hüfte gesetzt hat wie man sich ein Kind auf die Hüfte setzt - sondern statt dessen wie einen Korb am ausgestreckten Arm getragen hat - war es nicht wirklich besser für ihren Ischias. Nur "normaler".
(Bei Schmerzen wäre was zum Schieben wirklich besser; für die Mutter, bzw. ihren Rücken.)

SeiraButterfly schrieb:Ich weiß nur, dass die Kinder keine Erziehung bekommen, die dürfen einfach machen, was sie wollen, weil die Mutter eben sagt, die müssen das alles alleine lernen. Also liegt wohl eher dort das Problem, als in einem Tragetuch.

Jep, schätze ich auch. "Von nix kütt nix" - dieses "alleine lernen" funktioniert nicht, Kinder lernen so nur, um die Aufmerksamkeit der Eltern buhlen zu müssen. Es geht ja gar nicht um "Verhätscheln versus dressieren", es geht darum, dass Kinder die Aufmerksamkeit brauchen und aus Beispielen (und "Nähe") lernen.
(Es scheint ne Menge Leute zu geben, die Hemmungen haben, ein klares "Nein" auch als "liebevolle Zuwendung" zu begreifen - selbst wenn offensichtlich ist, dass dieses Verbot eine schützende Funktion hat. Ich könnte nen Roman drüber schreiben, wie bescheuert ich das finde, aber es gehört nicht wirklich zum Thema "Tragetuch" - wenn auch zum Thema "funktionierende emotionale Bindung".
Aber so was müssen Eltern ja erst mal selber haben, bevor sie es an ihre Kinder weiter geben können. Wenn das "Ja" zum Kind die "Pflicht" ist, ist ein liebevolles "Nein!" die Kür.)

DalaiLotta schrieb:Hmm - es ist eigentlich deutlich Rückenschonender, eine "Last" (also nicht nur Babys, auch Wasserkästen), möglichst nah am Körper zu tragen, wegen der Hebelwirkung.
Wenn deine Mutter also die Schale nicht genauso auf ihre Hüfte gesetzt hat wie man sich ein Kind auf die Hüfte setzt - sondern statt dessen wie einen Korb am ausgestreckten Arm getragen hat - war es nicht wirklich besser für ihren Ischias. Nur "normaler".
(Bei Schmerzen wäre was zum Schieben wirklich besser; für die Mutter, bzw. ihren Rücken.)

Ich vermute ganz stark, dass meine Mutter das halt nicht wirklich gewusst hat. Ich weiß aber nicht mal, ob sie damals Tragetücher kannte. War ja wie gesagt in den 90ern. Aber dass so eine Schale dann nicht gut ist, wusste sie sicher nicht. Sie ist auch eher vom Typ "Hab ich Schmerzen, schone ich mich". Und die Schale musste sie ja nicht permanent in der Hand haben, halt nur mal z.B. vom Wohnzimmer in die Küche tragen oder so. Eben dahin, wo sie gerade war und eventuell rumfuhrwerkt hat. Und der kurze Moment machte wohl dann noch nicht so viel aus.

SeiraButterfly schrieb:Aber dass so eine Schale dann nicht gut ist, wusste sie sicher nicht.

Hab ich jetzt so nicht gesagt - man kann sie ja "nah am Körper tragen" (was Rückenschonender ist).
Nur trägt man sie dann genauso, wie man ein Kind ohne tragen würde - plus das Gewicht der Schale.

SeiraButterfly schrieb:dass meine Mutter das halt nicht wirklich gewusst hat.

Mit der Hebelwirkung? Ohne so ne Schale müsste sie ja sonst auch in jedem Zimmer ein Bettchen oder so was stehen gehabt haben,
ich schätze, das ist auch ein Grund.
(Mir gings drum, dass so ne Schale halt nicht generell "rückenschonend" ist, weil man sie oft hält wie ne Einkaufstasche,
wenn man damit rum läuft.)

DalaiLotta schrieb:Mit der Hebelwirkung? Ohne so ne Schale müsste sie ja sonst auch in jedem Zimmer ein Bettchen oder so was stehen gehabt haben,
ich schätze, das ist auch ein Grund.
(Mir gings drum, dass so ne Schale halt nicht generell "rückenschonend" ist, weil man sie oft hält wie ne Einkaufstasche,
wenn man damit rum läuft.)

Ja, genau. Ich kenne sie ja und sie hat da nicht wirklich viel Ahnung. Sie macht oft genau das falsche bei Schmerzen. Ich kenne sogar mehrere Personen, die annehmen, etwas wie eine Einkauftasche tragen ist rückenschonender. Vermutlich, weil das Gewicht nicht direkt auf den Rücken einwirkt, sondern eben "indirekt". Denke mal, da wird einfach das Gefühl vermittelt, dass nur der Arm belastet wird. Aber genau weiß ich nicht, was sich dann die Menschen dabei denken.

SeiraButterfly schrieb:die dürfen einfach machen, was sie wollen, weil die Mutter eben sagt, die müssen das alles alleine lernen. Also liegt wohl eher dort das Problem

Das ist in der Tat ein Problem, vor allem für andere Leute. Denn die Kinder lernen dann nicht, dass man auf andere Leute Rücksicht nehmen muss, weil diese auch Rechte haben. Leider ist dieses Elternverhalten sehr beliebt.

SeiraButterfly schrieb:Aber man kann es ja eben auch so lösen wie meine Mutter mit der Babyschale.

Du meinst eine Babyschale, die man auch für's Auto nimmt?

joleen schrieb:Du meinst eine Babyschale, die man auch für's Auto nimmt?

Denke schon, ich kenne mich da nicht aus. Kann natürlich auch eine andere gewesen sein.

@SeiraButterfly
Weil die Babyschalen sind als Dauerlösung auch nicht gut für's Baby, sie soll ja nicht als eine Art "Aufbewahrung für Babys" gesehen werden. Und zu lang und oft ist für den Rücken nicht gut. Deswegen meine Frage.

Ich hab meine Tochter viel im Tragetuch getragen, für uns passte das prima. Mir wurde aber auch durchaus vorgeworfen, dass ich sie zu sehr verwöhnen würde. Da war sie sechs oder sieben Wochen alt.
Kinder unter einem Jahr kann man meines Erachtens nach nicht verwöhnen, da geht es um Bedürfnisse und nicht um Wünsche. Und da ein Menschenkind im Gegensatz zu vielen Tierkindern sich erst sehr spät fortbewegen kann, ist es nun mal ein Tragling. Vor der Erfindung des Kinderwagens hat man ja auch getragen.

Der erste Winter mit Kind war hier mit extrem viel Schnee gesegnet, so dass ich mit dem Kinderwagen nirgendwo lang kam, also musste das Kind eh ins Tuch. Was mir auch gleich den Nachteil deutlich machte: man sieht nicht, wo man hintritt, und wenn man dann stolpert und fällt, fällt man aufs Kind. Tatsächlich gefallen bin ich zum Glück nie, aber wenn das Gelände unwegsam ist, ist ein Tuch doch nicht so praktisch, wie man im ersten Moment meint.

Mir war aber zum Beispiel auch die Babyschale meist zu schwer und unhandlich, also blieb die im Auto und ich hab das Kind noch am Auto ins Tragetuch umgepackt.

joleen schrieb:Weil die Babyschalen sind als Dauerlösung auch nicht gut für's Baby, sie soll ja nicht als eine Art "Aufbewahrung für Babys" gesehen werden. Und zu lang und oft ist für den Rücken nicht gut. Deswegen meine Frage.

Hat meine Mutter vermutlich nicht gewusst. Auf den Bildern hatte mein Bruder aber "zumindest" noch ein Kissen drin. Macht es vielleicht aber eh nicht besser, da kenne ich mich nicht aus.

Ilvareth schrieb:Kinder unter einem Jahr kann man meines Erachtens nach nicht verwöhnen, da geht es um Bedürfnisse und nicht um Wünsche

Denke viele sind der Ansicht, dass es sich auf die spätere Entwicklung mit auswirkt. Aber z.B. ein 3 Jähriges Kind kann sich doch schon längst nicht mehr ans Babydasein erinnern. Und ich denke mal im Normalfall hört man sicher auch mit dem Tragen auf, sobald das Kind laufen kann. Dann muss es ja nicht mehr getragen werden. Gibt bestimmt den einen oder anderen, der dann noch weiter trägt und vielleicht auch noch wenn das Kind 2 ist oder 3, sofern man das körperlich schafft. Da würde ich mir dann eher anfangen ums verhätscheln Gedanken zu machen.

SeiraButterfly schrieb:Denke viele sind der Ansicht, dass es sich auf die spätere Entwicklung mit auswirkt

Klar wirkt sich das aus.
Aber eben nicht in „verwöhnen“, sondern dahingehend, dass die Bedürfnisse des Kindes erfüllt werden, es sich sicher fühlt, Urvertrauen aufbauen kann etc.

Das sind kleine Wesen, die liegen da, sehen die eigene Hand neben sich liegen und finden das spannend, ohne zu wissen, dass diese Hand zu ihnen selbst gehört. Da sehe ich gar keine Chance, die zu verwöhnen, dazu müssten sie ja berechnend quengeln können.

Ich halte das Tragen nach wie vor für natürlich. Wenn man ins Tierreich schaut, tragen so viele Säuger ihre Kinder. Die Natur kennt nur Traglinge, Nesthocker und Nestflüchter - keine Schieblinge. Wenn Kind und Eltern damit fein sind, kann das meiner Ansicht nach nicht falsch sein.

Nicht für alle Kinder passt das Tragen, manchen mag das zu einengend sein. Meine Tochter hat zum Beispiel Schlafsäcke gehasst - war ihr irgendwie das falsche Maß an Beinfreiheit. Pucken war gut, nix um die Beine war auch gut, Schlafsack ging gar nicht.

SeiraButterfly schrieb:Und ich denke mal im Normalfall hört man sicher auch mit dem Tragen auf, sobald das Kind laufen kann.

Schön wär´s!
Ich werde nie den Moment vergessen, als unsere Lehrerin (in der Ergo-Ausbildung) vor uns stand, mit der Hand nen senkrechten Strich in die Luft malte und meinte: "Wie soll ein Kind, dass nicht viel gelaufen ist und sein Gleichgewicht nicht ausreichend trainiert hat -"
und dabei malte sie rechts und links von dem Strich zwei Bögen in die Luft - "ein d von einem b unterscheiden lernen?"
(Um d/b auseinander zu halten braucht es eine "Körpermitte".)
Dafür ist "laufen lernen" nämlich auch gut: den "Raum" zu erkunden und ein "Bild" davon zu bekommen.
(Der Gleichgewichtssinn trainiert dieses empfinden der "Körpermitte".)

Das war Anfang der 90er - es werden inzwischen eher noch mehr Kinder im Kinderwagen rumgefahren, die eigentlich schon längst laufen können (also älter als 1 bis 1,5 Jahre alt sind.) Aber halt nicht so schnell wie die Mama....

SeiraButterfly schrieb:Aber z.B. ein 3 Jähriges Kind kann sich doch schon längst nicht mehr ans Babydasein erinnern.

Doch, das heißt dann "Unterbewusstsein". Darum ist es ja so wichtig, diese Unterscheidung zwischen "Wünschen" und "Bedürfnissen" machen zu können. (Super formuliert, @Ilvareth !)

Und wenn ein so kleiner, völlig hilfloser Mensch die Welt zu Anfang als einen unsicheren oder ungastlichen Ort kennen lernt, hängt ihm das sein ganzes Leben nach. (Ist erwiesen, hat mit "Gedächtnis" nix zu tun. Die ersten Jahre prägen am meisten. Wobei man eher bei Tieren von Prägung spricht; bei Menschen geht es um "Urvertrauen".)

SeiraButterfly schrieb:Und ich denke mal im Normalfall hört man sicher auch mit dem Tragen auf, sobald das Kind laufen kann. Dann muss es ja nicht mehr getragen werden. Gibt bestimmt den einen oder anderen, der dann noch weiter trägt und vielleicht auch noch wenn das Kind 2 ist oder 3, sofern man das körperlich schafft. Da würde ich mir dann eher anfangen ums verhätscheln Gedanken zu machen.

Getragen werden Kinder, die schon laufen können, vermutlich eher im Ausnahmefall, z.B. wenn sie unterwegs müde werden. Und wenn dann kein Buggy in der Nähe ist. Denn die Teile sind es ja meist, die ein lauffähiges Kind vom Laufen abhalten. Ich kenne Kinder, die werden noch mit 4-5 Jahren in sowas rum geschoben, weil's für die Eltern mitunter bequemer ist, als sich im Tempo an das Kind anzupassen und das ganze Zeug, das man halt mit sich mitträgt, in einer separaten Tasche zu verstauen, statt in einer der zig Aufbewahrungsmöglichkeiten des Buggys.

Sterntänzerin schrieb:Ich kenne Kinder, die werden noch mit 4-5 Jahren in sowas rum geschoben, weil's für die Eltern mitunter bequemer ist, als sich im Tempo an das Kind anzupassen

Es ist halt auch viel weniger nervenaufreibend, wenn der Nachwuchs im Buggy sitzt und auf einem Brötchen kaut oder sich sonst wie beschäftigt, als wenn das Kind sich mit seiner Umgebung beschäftigt und man beim Einkaufen geraume Zeit damit beschäftigt ist, Schadensbegrenzung zu betreiben. Man muss nicht durchgängig die Aufmerksamkeit auf das Kind richten und aufpassen, dass es nicht auf die Straße läuft oder den Fremden Dobermann streichelt oder etwas vom Boden aufhebt, das man nicht aufgehoben wissen will.
Die Möglichkeiten für Kinder, sich frei bewegen zu können, sind in unserem Alltag eher begrenzt.

@Ilvareth

Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen ein Buggy hilfreich ist. Zumal ein Kleinkind auch nicht die Ausdauer eines Erwachsenen besitzt und entsprechend früher eine Pause braucht, die es dann in solch einem Gefährt verbringen kann.

Man sollte sich aber vielleicht überlegen, ob es im Alltag auch kürzere Wege gibt, die das Kind ohne Buggy bewältigen kann.

Eine Anekdote dazu: Einer meiner Neffen, damals knapp vier Jahre alt, wurde von mir auf einen Ausflug in die Stadt mitgenommen. Für mich war klar: Der Buggy bleibt daheim. Schon allein deshalb, weil wir mit dem Zug inklusive Umstieg in die Stadt gefahren sind und dort unter anderem ins Kino wollten. Ich fand das Teil in diesem Kontext zu unpraktisch und habe lieber eine Tasche mit allem eventuell nötig werdenden Equipment mitgenommen. Meine Schwester wollte mir das Teil allerdings zuerst doch aufdrängen und tatsächlich war mein größtes Problem während des Ausflugs die ständigen Bemerkungen meines Neffen a la "Ich kann nicht mehr laufen", gefühlt alle fünfzig Meter.

Der Junge war es schlichtweg nicht gewohnt, sich auf seinen zwei Beinen laufend fortzubewegen. Denn wenn er im Alltag mal nicht im Buggy saß, dann auf dem Laufrad. Mit letzterem bewegt man sich zwar immerhin schon selbstständig fort, aber die Bewegung ist eben eine andere als beim Gehen. Ich musste ihn demnach die ganze Zeit motivieren, sich weiter zu bewegen. Das wiederum fand ich sehr anstrengend. Rein körperlich war er der zurückgelegten Distanz - längere Strecken haben wir sowieso mit der Straßenbahn bewältigt - hingegen durchaus gewachsen.

Hatte nie Kinder. Ich hätte Angst dass das Baby aus dem Tragetuch fallen würde. Ich habe jetzt schon zweimal Kleinkinder an der Leine gesehen. Also keine Hundeleine, glaube ist extra für Kleinkinder gemacht.

Saphira schrieb:Also keine Hundeleine, glaube ist extra für Kleinkinder gemacht.

Ja klaro. Gibt es. Sieht komisch aus auf den ersten Blick aber gibt viele Situationen, bei denen es manchmal nicht anders geht.

Saphira schrieb:Ich habe jetzt schon zweimal Kleinkinder an der Leine gesehen. Also keine Hundeleine, glaube ist extra für Kleinkinder gemacht.

Ist extra für Kleinkinder, besteht meist aus einer Weste oder einem Rucksack mit einer Leine daran. Finde ich gerade für unübersichtliche Situationen gut in denen sich Eltern und Kinder selbst dann, wenn das Kind gar nicht beabsichtigt wegzulaufen, aus den Augen verlieren können. Auf Reisen etwa, immer an der Hand halten geht nicht, zum Tragen oder für den Kinderwagen zu groß. Da muss sich nur im Gedränge jemand dazwischenschieben und Kind und Eltern sind getrennt.

@Raspelbeere
@Aniara

Sehe ich auch so, dass diese Leinen für Kleinkinde oftmals sehr hilfreich oder sogar nötig sein können. Besser als wenn das Kind im Gedränge plötzlich weg wäre.

Ach ja, lang' ist's her, dass ich meine Nachkömmlinge herum geschleppt habe wie ein Känguru. Dabei kam mir stets Theodor Fontane unter die Fontanelle: "Ich hab' es getragen sieben Jahr, und ich kann es nicht tragen mehr..."