Babys in Tragetüchern - Ja oder nein?

Ich habe meine Kinder vor dem Tragetuchtrend bekommen. Jedes Kind war anders.

Für Kind 1 hatte ich so eine Bauchtrage - die war einfach megapraktisch. Sie kam in einem strengen Schwarzwaldwinter mit viel Schnee zur Welt - mit dem Kinderwagen gab es kein Durchkommen, mit der Bauchtrage konnte ich sie noch in meine Jahre einmummeln .... Aufgehört habe ich damit mit ca. 8 Monaten - es war Sommer und daher ging Kinderwagen und sie war so schwer geworden, dass ich echt Rückenprobleme hatte. Es war aber echt praktisch, da man beide Hände frei hatte und eben sich "normal" fortbewegen konnte (Rolltreppe, etc. war alles kein Problem).

Kind 2 kam dann wieder in die Bauchtrage, mochte die aber nicht, da er von Anfang an Dinge gerne sehen wollte.
Wir waren mal im Zoo, als er 10 Monaten alt war und er hat total geheult, da wir den Kinderwagen dabei hatten und er uns anschaute statt der Tiere, da musste man ihn viel tragen, aber "anders herum".

Kind 3 - ich ging acht Wochen nach der Geburt wieder arbeiten und war ständig von schlechtem Gewissen gepeinigt, dass er zu kurz kommt. Daher habe ich mich bei Kind 3 über die Regel, dass er alleine im Kinderbett im Schlafzimmer der Eltern schlafen soll hinweggesetzt und er war die gesamte Nacht bei mir -war auch mit dem Stillen einfacher- das ging so "im Halbschlaf nebenher". Der wollte tagsüber keinen Körperkontakt, der wollte Aktion und auch Dinge sehen. Er war auch ein Zappelphilipp. Ihn konnte man tagsüber aber super im Laufstall ablegen, da her er oft minutenlang zufrieden gegluckst, v.a., wenn er so lag, dass er seine Geschwister beim Spielen gesehen hat.

Gibt es hier einen Pediater, der da mal Auskunft über die Knochenentwicklung der Babies geben kann? Hüfte und so?

Gibt ja Länder, da müssen Babies sogar an der Mutter verweilen, selbst, wenn sie arbeiten auf dem Acker oder Wassertröge auf den Köpfen schleppen.

Wie steht es um die Entwicklung der Kinder, die an der Mutter verweilen? Ist das ein natürliches Prozedere? Ich meine mich zu erinnern, dass es ganz früher mal solche Spreizhosen für Babies gab, damit die Hüftchen ordentlich in die Gelenkpfannen wachsen können. Ist das hinfällig? Gibt es da neue Erkenntnisse? Oder ist das einfach weggefunden worden zum Arbeitserhalt der vielen, vielen Kinderorthopäden?

Do-X schrieb:Ich meine mich zu erinnern, dass es ganz früher mal solche Spreizhosen für Babies gab, damit die Hüftchen ordentlich in die Gelenkpfannen wachsen können. Ist das hinfällig? Gibt es da neue Erkenntnisse? Oder ist das einfach weggefunden worden zum Arbeitserhalt der vielen, vielen Kinderorthopäden?

Bekomme ein Kind.... geh zum Arzt....und bei Bedarf hast du dann auch wieder eine Spreizhose.

That's it

Do-X schrieb:Gibt es hier einen Pediater, der da mal Auskunft über die Knochenentwicklung der Babies geben kann? Hüfte und so?

Ich bin KEIN Kinderarzt, aber vielleicht kann ich dir auch etwas dazu sagen:

Längeres Tragen in entsprechenden Tüchern ist erstmal per se nicht schädlich, solange die korrekte Position beachtet wird.

Do-X schrieb:Ich meine mich zu erinnern, dass es ganz früher mal solche Spreizhosen für Babies gab

Seit einigen Jahren wird standardmäßig im Rahmen der U3 Untersuchung ein Hüftgelenkultraschall gemacht, um eine evtl. Hüftdysplasie frühzeitig zu erkennen. Hier muss dann je nach Schwere entweder eingegriffen werden mit deinen Spreizhosen oder bei leichteren Ausprägungen genügen andere Mittel, wie doppelte Windel bpsw. Aber dies muss von Fall zu Fall betrachtet werden. Im Falle einer Hüftdysplasie kann es vorkommen, dass das Kind erst später anfängt, richtig zu laufen. Aber auch hier ist jedes Kind anders natürlich.

Do-X schrieb:zum Arbeitserhalt der vielen, vielen Kinderorthopäden?

Da muss man nicht viel tun, um deren Arbeitsgrundlage zu erhalten. In diesem Bereich gibt es genügend Bedarf.

Kein Tragetuch. Das sieht furchtbar aus, wie die Babys da drin hängen. Es geht nichts über einen guten Kinderwagen .
So wie ich das mitbekomme, haben die Mamis trotzdem noch die Hande frei fürs Handy

.lucy. schrieb:Kein Tragetuch. Das sieht furchtbar aus, wie die Babys da drin hängen. Es

Mag furchtbar aussehen, aber Babies sind ja Traglinge.

Wikipedia: Tragling

Auch aus kinderorthopädischer Sicht stellt das Getragen-Werden keinen Nachteil dar, im Gegenteil: nach den vorliegenden Studien ist bei den getragenen Kindern mit einem geringeren Risiko für eine Hüftdysplasie zu rechnen. [16] [17]
Quelle: https://www.kinder-verstehen.de/mein-werk/artikel/tragen-aus-kinderaerztlicher-sicht/


Es spricht sehr viel dafür, Babies am Körper bzw. mit Tuch etc zu tragen.
Klar, man kann das sicher auch falsch handhaben, gerade die Didymostücher waren oder sind sehr lang und man muss erst üben.

Ohne Tragetücher hätten wir unsere Kinder nicht überlebt.
Wir haben Zwillinge und zum Einschlafen mussten wir die (die ersten drei oder vier Monate) jeden Abend ins Tragetuch stecken und dann durch die Wohnung gehen, bis sie eingeschlafen sind. Anders sind die nicht in den Schlaf gekommen.
Aber wehe, man hat sie zu früh abgeschnallt....

Bundeskanzleri schrieb:Es spricht sehr viel dafür, Babies am Körper bzw. mit Tuch etc zu tragen.

Interessant, wie unterschiedlich die Meinungen doch sind.
Ich meine, es spricht eher mehr dagegen.

Allein schon, wenn es heiss ist, stell ich mir ein Baby am Körper sehr unangenehm vor.
Und für das Baby dürfte es auch so sein.

Fellhase schrieb:Allein schon, wenn es heiss ist, stell ich mir ein Baby am Körper sehr unangenehm vor.
Und für das Baby dürfte es auch so sein.

Naja, das sind punktuelle Unannehmlichkeiten.
Mir ging es jetzt um das allgemeine "schadet" dem Kind die Beförderung im Tragetuch oder nicht.

Und ich finde es sehr schlüssig, dass erst.seit kurzer Zeit überhaupt Babies fern von den Eltern groß werden konnten.
Für ein Wesen, das sich null helfen kann ist es doch existentiell, immer im Körperkontakt zu sein.

Bundeskanzleri schrieb:Und ich finde es sehr schlüssig, dass erst.seit kurzer Zeit überhaupt Babies fern von den Eltern groß werden konnten.
Für ein Wesen, das sich null helfen kann ist es doch existentiell, immer im Körperkontakt zu sein.

Stimme dir grundsätzlich zu. Finde aus mehreren Gründen auch eine Trage (Tuch o.ä.) besser als einen Kinderwagen: Kind am Körper, kein sperriger Gegenstand dabei, Kind kann mehr sehen wenn es das möchte. (Könnte aber wahrscheinlich leider keine Trage, schon gar kein Tuch, verwenden da ich aus gesundheitlichen Gründen nur sehr wenig tragen und auch die Körperhaltung nicht an eine Last anpassen kann - was mir ohne Kind schon mit Rucksäcken auffällt.)

Bzgl. der "erst kurzen Zeit": Wennauch es den Kinderwagen noch nicht lange gibt - Vorrichtungen Säuglinge sicher beiseite zu stellen gibt es aber in vielen Kulturen schon lange, z.B.:
- sogenannte Trage-/Wiegenbretter die man wie einen Rucksack umschnallen kann, in denen man den Säugling aber auch beiseite stellen kann, der Säugling wird aufrecht gehalten
- Babykörbe und -säcke die man tragen und dann beiseite stellen kann, der Säugling liegt (ähnlich wie in den modernen Tragen die man auch als Autokindersitz verwenden kann)
- Vorrichtungen um einen Säugling hinten bei den Satteltaschen auf Pferd oder Esel zu beschäftigen.

So hat man den Säugling z.B. zur Feldarbeit, zu Besuch... mitgenommen bzw. macht das noch immer, und dann im Schatten bei Sichtkontakt abgestellt. Bei einem festen Tragebrett ist auch nicht viel an Körperkontakt da wenn as Kind getragen wird (außer die Laufbewegungen des Erwachsenen die es spürt und die natürlich weiterhin beruhigend wirken).

SeiraButterfly schrieb am 29.11.2022:Ich persönlich halte da nicht so viel von. Ich kann mir vorstellen, dass es die Kinder eben ZU sehr bindet und sie dann nicht mehr alleine sein können. Und dann eben vielleicht auch mehr weinen.

Mal das Eingangsposting berücksichtigend...einem Säugling nur dosierte Nähe zukommen zu lassen, damit es nicht zu viel Bindung aufbaut und nicht so viel weint, ist meiner Meinung nach ne bedenkliche Haltung.
Tragetuch hatte ich bei meinen beiden damals nicht, aber sie waren ständig in meiner Nähe, also viel auf dem Arm, auf meiner Brust (oder eben bei ihrem Papa) und sie haben im ersten Jahr auch im eigenen Bettchen mit in unserem Schlafzimmer geschlafen, bevor wir sie in die Kinderzimmer übergesiedelt haben. Sie haben es gut angenommen und heute, 23 und 25 Jahre später, kann ich mit Fug und Recht behaupten, das war schon alles richtig und gut so.

Hätte ich noch weitere Kinder bekommen, hatte ich sicherlich auch ein Tragetuch ausprobiert. Solange Kind und Mama und Papa sich wohlfühlen ist doch alles gut.

Was für mich im Leben nicht in Frage käme, wäre ein Familienbett. Wenn die Kinder uns nachts brauchten, waren wir da und haben uns entweder zu ihnen gelegt, oder sie zu uns geholt.
Die Familienbettfraktion, die ich im Netz so erlebe, belächel ich eher. Meist sind es stutenbissige Frauenkommentare bei FB und Co die ihr eigenes Bett bis aufs Blut verteidigen und die Männer, die sind still und finden das alles angeblich ja immer ganz fantastisch. Ja genau, wer's glaubt 😁

Dann lieber Tragetuch😉😊

Bundeskanzleri schrieb:Für ein Wesen, das sich null helfen kann ist es doch existentiell, immer im Körperkontakt zu sein.

Dann müsste die Mutter das Baby über das Säuglingsalter hinaus ständig tragen.
Es muss auch (Ur)Vertrauen aufbauen können, das Jemand kommt, wenn es durch Weinen oder Schreien auf sich aufmerksam macht.

Fellhase schrieb:Dann müsste die Mutter das Baby über das Säuglingsalter hinaus ständig tragen.

Ein (neugeborener) Säugling kann sich in der Tat im Vergleich zu einem etwas älteren Säugling oder einem Kleinkind "null helfen": Es kann nicht einmal die Körpertemperatur selbst regulieren. Es kann noch nicht richtig sehen. Es kann sich noch nichts zu essen und trinken nehmen. Und bis Lautäußerungen so differenziert sind dass sie auch ein nicht mit diesem Kind vertrauter Mensch gut versteht... dauert.
Schon mit z.B. einem Jahr, erst recht mit zwei kann ein normal entwickeltes, gesundes Kind etliches davon.

abbacbbc schrieb:Bekomme ein Kind.... geh zum Arzt....und bei Bedarf hast du dann auch wieder eine Spreizhose.

Aha ... okay ...?

Aniara schrieb:Seit einigen Jahren wird standardmäßig im Rahmen der U3 Untersuchung ein Hüftgelenkultraschall

Stimmt, jetzt erinnere ich mich. Eine Bekannte erwähnte das mal ...

Danke für deine Ausführungen.
Weißt du, warum ich diese Frage überhaupt gestellt habe? Wegen des notorischen Vitamin-D Mangels in der Euro-Zone. Babyknochen sind ja auch noch ziemlich weich. Dementsprechend nicht nur die Gelenke, sondern auch der Schädelknochen. Bei diesem Tragetuch-Thema gehe ich den gesamten Körperaufbau so eines kleinen, willen-/hilflosen Geschöpfes durch und frage mich schon, ob das längere Tragen an der Mutter, brust-/bauchwärts festgeklemmt so gut sein soll.

Wie ist das denn, bewegt ihr das Köpfchen eures Babys denn auch mal nach links und rechts oder verbleibt es stundenlang auf einer Seite?
Wird der Kopf des Babys nicht durch die Brust der Mutter ständig nach hinten verlagert und die zarte Wirbelsäule, die im Aufbau befindlichen Bandscheibchen, nicht permanent unter massiven Druck gesetzt - schon die Bewegung der Mutter müsste die kleinen, zarten Bandscheibchen stauchen. Wohngemerkt, das Baby hängt permanent in der Vertikalen, da greift die Erdanziehung!

Klärt mich mal auf :D

Eines kann ich mir aber sehr gut vorstellen. Die Bindung des Kindes zu der Person, an der es am längsten hängt, wird so fest, dass, wenn dieses Elternteil stirbt, ein Teil des Kindes mit stirbt.

Raspelbeere schrieb:Ein (neugeborener) Säugling kann sich in der Tat im Vergleich zu einem etwas älteren Säugling oder einem Kleinkind "null helfen": Es kann nicht einmal die Körpertemperatur selbst regulieren. Es kann noch nicht richtig sehen. Es kann sich noch nichts zu essen und trinken nehmen. Und bis Lautäußerungen so differenziert sind dass sie auch ein nicht mit diesem Kind vertrauter Mensch gut versteht... dauert.

Deshalb aber kann ein Bettchen und ein Kinderwagen für unterwegs nicht gänzlich verkehrt sein.

Do-X schrieb:das Baby hängt permanent in der Vertikalen, da greift die Erdanziehung!

Der Säugling bekommt so im Windelbereich vermutlich auch Druckstellen.
Wenn er liegt, hat er es wahrscheinlich bequemer, kann sich auch mal strecken
und hat auch mehr Ruhe.

Ich habe keine Tragetücher benutzt , ich hatte eine Manduca aber irgendwie war das nicht so meins gewesen

Ich wollte nur einwerfen, dass gerade Neugeborene diese Enge mögen.im Mutterleib haben sie auch nicht mehr Platz und liegen da so ziemlich zusammen geklappt.

Tragetuch konnte ich nicht benutzen. Ich war viel zu schwach und mir das Baby zu schwer. Mein Mann hatte eine taktische Babytrage von Tactical Baby Gear benutzt. 6 Monate war unser Sohn mit dem Gesicht zum Vater Gewand, danach haben wir die Babytrage umgebaut und er guckte nach vorne. War im Urlaub und beim einkaufen ziemlich praktisch. Unser Kind war noch nie der Kinderwagentyp. Von Anfang an nicht. Und seit er laufen kann, läuft er die meisten Strecken. Bei größeren Strecken haben wir schon einen kleinen Buggy mit, den schiebt er dann aber schon gerne selber.

Mir unerklärlich wie man ein Kind mit zuviel Liebe und Nähe "verwöhnen" kann...

Groucho schrieb:Aber wehe, man hat sie zu früh abgeschnallt....

Durch die Wohnung laufen genügte meinen beiden jüngeren Kindern nicht. Mit denen im "Kängurubeutel" vorm Bauch musste ich Treppen steigen. Hielt ich an, gab's Geschrei.

Doors schrieb:Mit denen im "Kängurubeutel" vorm Bauch musste ich Treppen steigen.

Das ist nochmal ne Stufe sportlicher. :D

Doors schrieb:Hielt ich an, gab's Geschrei.

Ja, das war bei unseren auch so. Anhalten ging erst, wenn sie schliefen.
Man musste allerdings aufpassen, dass sie fest genug schliefen.
Wehe man hat sie zu früh abgeschnallt...

@Groucho

Bekannte erzählten mir, dass ihr Kind nur im Auto einschlafen konnte. Folglich kurvten Mutter oder Vater abends in der Feldmark herum, weil es da wenigstens keine Ampeln gab, denn, kaum hielt der Wagen, wurde das Baby rebellisch. Da war meines die klimafreundlichere Alternative.