Wohnung neu, Stress mit Nachbar

Tanne schrieb:Ich denke, dass in einer Großstadt die Definition von "Stress mit Nachbarn" ganz anders gewertet werden muss.

Da stimme ich dir zu. Alleine schon deshalb, weil alles viel unpersönlicher ist. Hier kennt man sich ja meistens schon lange und wenn da einer neu dazu kommt und meint, Stunk machen zu müssen, halten die Leute zusammen.
Hatte ich mit meinem neu zugezogen Nachbarn. Der hat seinen Hund morgens um halb fünf raus gesperrt und kurz drauf fing der an zu bellen und hörte nicht mehr auf. Drauf angesprochen hat mich sofort mein Nachbar von hinter uns unterstützt und meinte auch, er wollte das auch eben grad ansprechen. Der Hund blieb von da an bis 7 im Haus.

EnyaVanBran schrieb:Ein Grund, warum ich Großstädte hasse. Dort kennt man nicht mal seine nächsten Nachbarn und keiner nimmt Rücksicht auf den anderen

absolut. dabei muss man sich gar nicht kennen, um rücksicht zu nehmen. ich möchte auch gar nicht jeden kennen. der einzige punkt den ich an der großstadt schätze, ist die anonymität. die es so natürlich auch nicht überall gibt. hier im haus kennen sich schon viele nachbarn, gerade die alteingesessenen rentner, und die ganzen hundebesitzer. ich kann hier viel beobachten und "kenne" viele leute vom sehen, weiß wem welcher hund gehört inklusive namen, wer mit wem zusammen hängt, schon allein weil man sich zum plauschen gerne direkt vor meinem fenster trifft...
auf der anderen seite herrscht eine große fluktuation, und es wohnen auch jede menge "komische gestalten" hier. (ich zähle mich dazu, ich bin so gesehen hier schon ganz richtig. und doch irgendwie nicht. in einer waldhütte wäre ich besser aufgehoben. ;-))

@janedoe95

es waren größtenteils beispiele, inspririert von meinen eigenen erfahrungen, dort wo ich wohne. sowie von den hier beschriebenen erlebnissen.

mir geht es einfach um diese ego-mentalität, die sich hier im thread widerspiegelt. nach dem motto: wen es stört, der ist halt zu empfindlich und soll wegziehen. das kam auch in dem von dir geschriebenen satz zum ausdruck.

fluff schrieb:dabei muss man sich gar nicht kennen, um rücksicht zu nehmen.

Natürlich muss man sich nicht kennen. Aber ich denke, rücksichtslos zu sein fällt den Menschen leichter, wenn sie einander nicht kennen.
Wobei auch der Umgang mit fremden Menschen hier auf dem Land anders ist, man grüßt sich und wenn jemand offensichtlich ein Problem hat, bietet man seine Hilfe an.

EnyaVanBran schrieb:Ein Grund, warum ich Großstädte hasse. Dort kennt man nicht mal seine nächsten Nachbarn und keiner nimmt Rücksicht auf den anderen. Hier, auf dem Land, ist das schon etwas anders.

Ist so nicht richtig, hab als Kind auf dem Land gewohnt und dann nur noch in der Großstadt.
Liegt im Endeffekt immer an den Nachbarn, als wir noch zentrumsnah gewohnt haben ging es auch mal nachts rund in dem Viertel..
Aber dass man dort seine Nachbarn nicht kennt und keiner Rücksicht nimmt ist Quatsch, Asis gibt's überall.

Abahatschi schrieb:Ich verstehe auch die Vermieter von hellhörigen Wohnungen nicht, mit geringen Aufwand, den kann man sogar von der Steuer absetzen kann man die Wohnungen akustisch dämmen und das ist "nichts" verglichen mit dem Ärger aus den Streitereien.

Vermutlich haben sie den Aufwand gar nicht nötig, wenn viele Leute Wohnungen suchen. Dann findet sich ja schnell ein Nachmieter.

Ich finde auch, dass das ganz nahe Wohnumfeld entscheidend ist.
Auch im 10. Stock kann ich mit den direkten Nachbarn guten Kontakt pflegen.
Und auf dem Land gibt es genug hohe Mauern um Einfamilienhäuser.

Vielleicht gibt es eine Tendenz, was die Wohndauer angeht. Im Eigentum wohnt man länger und ist vielleicht auch ein Stück weit auf gute Nachbarschaft angewiesen .

Bundeskanzleri schrieb:Im Eigentum wohnt man länger und ist vielleicht auch ein Stück weit auf gute Nachbarschaft angewiesen .

Ich kenne allerdings einige Menschen, die gute Nachbarn hatten - bis diese dann ihr Haus verkauften und Ekelpakete einzogen. Es kann der Klügste nicht in Frieden leben, wenn's dem bösen Nachbarn nicht gefällt.

Milosz schrieb:Aber dass man dort seine Nachbarn nicht kennt und keiner Rücksicht nimmt ist Quatsch, Asis gibt's überall.

Klar gibt es die überall, aber dennoch ist eine Großstadt unpersönlicher und man ist da eher anonym. Sicher kommt es auch auf die Nachbarn an und in deinem Fall hast du wohl Glück, dass da eben ein besseres Verhältnis herrscht. Aber ich höre da auch andere Sachen von Leuten, die in Wien leben/gelebt haben. Da kennt man oft nicht mal die Leute mit denen man Tür an Tür wohnt.

EnyaVanBran schrieb:Klar gibt es die überall, aber dennoch ist eine Großstadt unpersönlicher und man ist da eher anonym.

Ich denke mal, auf dem Land ist es oft so, dass viele Leute einander von klein auf kennen, womöglich sogar (und sei es nur entfernt) miteinander verwandt sind.

Da wird dann auf einen "Störenfried" eher mal von mehreren Seiten Druck ausgeübt, während es in einem Mehrfamilienhaus in der Großstadt denjenigen, die nicht direkt etwas davon mitbekommen, meist herzlich egal ist. Wenn also z. B. der Nachbar über einem ständig herumtrampelt, interessiert es die Leute links und rechts in den Wohnungen meist nicht: "Nee, ich habe davon nichts mitbekommen, da mische ich mich nicht ein!"

(Wobei das natürlich auch ein Vorteil sein kann: Da werden die Leute nicht so schnell gegen jemanden "aufgehetzt")

brigittsche schrieb:Ich denke mal, auf dem Land ist es oft so, dass viele Leute einander von klein auf kennen, womöglich sogar (und sei es nur entfernt) miteinander verwandt sind.

Ja, das stimmt auf jeden Fall. Aber auch wenn man zuzieht, so wie meine Familie damals, lernt man diese Menschen schnell kennen, wenn man sich integriert.
Mir kommt vor, dass sich die Leute auf dem Land eher als Gemeinschaft sehen. In einer großen Stadt findet man das wohl nicht so oft.

EnyaVanBran schrieb:Leute auf dem Land eher als Gemeinschaft sehen

Das kann eben gut oder schlecht sein. Je nachdem.

Im normalen Alltag mit Alltagsproblemen ist das wohl hilfreich. Kommt jemand "Fremdes" dazu, kann sich diese Stimmung eben auch anders auswirken.

Zum Glück gibt es in unserem Seitensträßchen fast nur Zugereiste.

brigittsche schrieb:Ich denke mal, auf dem Land ist es oft so, dass viele Leute einander von klein auf kennen, womöglich sogar (und sei es nur entfernt) miteinander verwandt sind.

Nun waren allerdings Menschen schon immer mobil und sind im Lande hin- und hergezogen. Dörfer mit Jahrhunderte langer Inzucht wird man (ausser in Bayern?)wohl heute kaum noch finden. Hier in Nordfriesland gibt es zwar noch ein paar UreinwohnerInnen, aber geschätzte zwei Drittel sind Menschen, die seit den Fluchtbewegungen im und nach dem Zweiten Weltkrieg hergezogen sind. Viele Menschen wählen diesen Landstrich als Altersruhesitz. Sozusagen eine Art Florida, nur mit deutlich schlechterem Wetter.

Bundeskanzleri schrieb:Im normalen Alltag mit Alltagsproblemen ist das wohl hilfreich. Kommt jemand "Fremdes" dazu, kann sich diese Stimmung eben auch anders auswirken.

In so einem Fall greife ich gerne zu dem Sprichwort So wie man in den Wald hineinruft, so kommt es zurück

Beste Beispiel der Nachbar schräg hinter mir. Der hat 2015 das Grundstück gekauft und 2 Jahre später zu bauen begonnen. Ich weiß bis heute nicht, wie er mit richtigem Namen heißt, weil er sich nie vorgestellt hat. Vielleicht bin ich da altmodisch, aber ich würde in so einem Fall eben zu den unmittelbaren Nachbarn gehen, dort mal anklingeln und mich kurz vorstellen, sagen, dass ich künftig die neue Nachbarin bin und mich schon mal im Vorfeld entschuldigen, wenn es hin und wieder etwas lauter wird. Was hat er gemacht? Abgesehen vom Lärm (der ja beim Bauen normal ist) hat er die Nutzwasserleitung beschädigt und sich geweigert, die noch im selben Jahr richten zu lassen, weil er da jetzt nicht noch mal aufgraben (lassen) wollte. Daher hatten wir in diesem Sommer kein Nutzwasser (was doppelt ärgerlich war, weil wir in diesem Jahr unser Espe bekommen haben und die täglich bis zu 50l Wasser benötigte.) Er hat sich auch nie dafür entschuldigt. Nebenbei der Nachbar, dessen Hund mich vorigen Sommer tagelang um 5h früh aus dem Bett gebellt hat. Natürlich hat man dann zu so einem Menschen kein so gutes Verhältnis.

Doors schrieb:Dörfer mit Jahrhunderte langer Inzucht wird man (ausser in Bayern?)wohl heute kaum noch finden.

Dann komm mal in die Eifel oder in den Hunsrück, da wirst Du sehen, dass es das schon noch gibt. Und ich rede da ja auch nicht von Leuten, "Zugezogenen" aus dem Neubaugebiet am Ortsrand die halt dahin gezogen sind weil sie sich da ein Grundstück leisten konnten - das sind ja keine "echten" Einwohner von XY-Hausen, die kriegen sowas auch nicht mit.....

(Und nein, das sind auch Orte, wo selbst die Enkel der Vertriebenen von Anno 45 noch als "die sind ja nicht von hier" bezeichnet werden)

Doors schrieb:Dörfer mit Jahrhunderte langer Inzucht wird man (ausser in Bayern?)wohl heute kaum noch finden.

Das ist jetzt schon etwas hart ausgedrückt :D Aber guck dich mal in den Dörfern um, da wirst du ganze "Clans" finden, hat aber nix mit Inzucht zu tun. Da sind einfach 3 Brüder, die bekommen wieder Kinder usw. So werden denen immer mehr :D Allerdings ziehen heute viele junge Leute in die Stadt, weil sie am Land schwer Arbeit bekommen.

@EnyaVanBran

Wer hier als junger Mensch auf dem Dorf oder im Koog bleibt, der verkümmert. Die zieht es in die Stadt.

Hallo Leute,
ich habe mich gerade entschieden hier auszuziehen, das geht echt nicht. Es war wirklich wochenlang ruhig und ich war sehr bemüht leise zu sein. Nun ja vor ein paar Tagen fragte mich mein unterer Mieter, was ich denn abends immer räumen würde? Möbel? Töpfe? Ich kam echt nicht drauf…..es wäre laut und er wäre nicht taub! Ich war wütend und habe gesagt ich kann nicht lautlos sein! Später fiel mir ein, ich räume meine Geschirrspülmaschine aus, selbst da bemühe ich mich, nicht so viel herumzuklimpern….. also ganz normale Haushaltssachen, nix dolles!
Ich habe danach beschlossen ihn völlig zu ignorieren wenn er mich nochmal ansprechen sollte. Den nächsten Tag bin ich an ihm vorbei und er rief mir hinterher guten Abend!
Und vor zwanzig Minuten schrie er wieder herum Ruhe, Ruhe…. Und noch mehr….. einmal schrie er du blöde Kuh!
Ich lag in meinem Bett und habe gelesen. Irgendjemand im Haus hat die Rolläden heruntergelassen und da ist er abgegangen, er dachte wohl das bin ich.
Nee auf Dauer ist das hier echt kein Zustand für mich….
Aber Wohnungen sind schwer zu finden, noch dazu ich einen Hund habe.
Also, drückt mir bitte die Daumen 😉

Jacky1 schrieb:Und vor zwanzig Minuten schrie er wieder herum Ruhe, Ruhe…. Und noch mehr….. einmal schrie er du blöde Kuh!

Ich denke wohl er das er eine Störung oder Krankheit hat, da es schon fast so wirkt als ob er sich auf dich bzw. auf mögliche Lärmgeräusche fixiert hat.
Wahrscheinlich wird da auch eine Aussprache sowie weitere Bemühungen deinerseits sich leise zu verhalten scheitern.

Jacky1 schrieb:ich habe mich gerade entschieden hier auszuziehen, das geht echt nicht.

Das hat sich wohl gegenseitig etwas hochgeputscht. Hörempfindliche Menschen sind oft sehr zartfühlend. Man kann diesem Nachbarn vielleicht ein dezentes Lächeln zuwerfen, sieht man sich. Man kann sich übrigens auch nachträglich entschuldigen, ihn missachtet zu haben. Ich bin sicher, er würde mehr Mitgefühl zeigen, kommt man ihm mit etwas Freundlichkeit entgegenkommen. Hat man Verständnis für seine Lage und erklärt ihm in ruhigen Worten die eigene Situation und die mögliche Ursache für das Poltern, lässt sich vieles bereinigen, statt gleich auszuziehen. Oft ist es bei solchen Menschen, dass sie zu toben anfangen, weil sie Furcht vor noch mehr Lärm haben.