Ist Anstand noch erlaubt?

F.Einstoff schrieb: Was ist mit „Früher“ gemeint? Vor 100 Jahren? Vor 1.000 Jahren? Oder noch früher?

Ich bin nun 50+ Jahre alt. In meiner Jugend waren "formale Höflichkeiten" völlig normal. Also: Im Bus für ältere Mitbürger aufstehen, Menschen auf der Straße grüßen, Bitte und Danke sagen, in der Bibliothek zu flüstern. Auf wäre man in Jogginghose nicht auf die Straße gegangen, das Erscheinungsbild war wesentlich gepflegter.

Miles1701 schrieb:Die Senioren-Walking-Truppe die zu 4 mit Stecken nebeneinander stehen und den Zugang zu Bus und Bahnsteigen blockieren.

Das zieht sich durch alle Generationen. Ich lebe im Schwarzwald, bei uns ist morgens in den Pendlerzügen oft das Problem, dass Rentnerfahrradgruppen den gesamten Zug blockieren "müssen früh los" - kürzlich kam es zu einer echten Auseinandersetzung, als eine junge Frau mit Rollstuhl aufgefordert wurde "den nächsten Zug zu nehmen", weil man nicht Platz machen wollte "wir waren zuerst da".

Doors schrieb:Ich bin alt genug, um mich noch ziemlich bewusst an die letzten 60 Jahre des Lebens in (West)Deutschland zu erinnern. Waren die Menschen früher höflicher? Rücksichtsvoller? Freundlicher? Nein, das waren sie nicht. Absolut nicht. Egal, ob "Wirtschaftswunderjahre" oder Krisenzeiten. Egal, ob in der Schule, im Berufsleben, in der Familie, im Alltagsleben. Ellenbogen ausgefahren, mit Rasierklingen dran und durch. Jede/r für sich und Gott gegen alle.

Das sehe ich nicht so. Die Frage war, ob es früher eine echte innere Einstellung war oder einfach anerzogen, sich mehr anzupassen. Aber es war früher rücksichtsvoller. Definitiv. Klar gibt es das Sokrateszitat über die Jugend ... aber frag z.B. mal die Polizei oder die Rettungsdienste, zu welchen Respektlosigkeiten es ihnen gegenüber kommt - und nicht nur von Jugendlichen. Klar gab es auch in den 80ern und 90ern Jugendliche, die über die Grenzen gingen - aber es gab klare gesellschaftliche Grenzen. Die sind heute immer weiter aufgeweicht worden und werden als verhandelbar angesehen bzw. einfach selbstverständlich überschritten. Heute fährt jeder die Ellbogen aus und versucht, das Maximale für sich rauszuholen, ohne groß Rücksicht zu nehmen.

MissMary schrieb:aber frag z.B. mal die Polizei oder die Rettungsdienste, zu welchen Respektlosigkeiten es ihnen gegenüber kommt - und nicht nur von Jugendlichen. Klar gab es auch in den 80ern und 90ern Jugendliche, die über die Grenzen gingen - aber es gab klare gesellschaftliche Grenzen. Die sind heute immer weiter aufgeweicht worden und werden als verhandelbar angesehen bzw. einfach selbstverständlich überschritten. Heute fährt jeder die Ellbogen aus und versucht, das Maximale für sich rauszuholen, ohne groß Rücksicht zu nehmen.

in meiner Stadt ist es so, eine Nachbarin arbeitet im Rettungsdienst, das seit ca. 8 Jahren in den meisten Stadtteilen unserer Stadt anlasslos ein Polizeifahrzeug mit mindestens 2er Besatzung zu den Einsätzen mitfährt. Das gab es laut ihrer Aussage vorher nicht, da wurde das nur Anlassbezogen gemacht. Wenn ich aber höre was sie mittlerweile während ihrer Einsätze erlebt, frage ich mich manchmal ob es nicht besser wäre auch Rettungskräfte zu bewaffnen.

Der Trend geht also immer nach oben, aber den Trend selber gab es schon immer.

MissMary schrieb:Klar gab es auch in den 80ern und 90ern Jugendliche, die über die Grenzen gingen - aber es gab klare gesellschaftliche Grenzen.

Ich bin in den 1960ern gross geworden, in einem Stadtteil, wo "die Miete mit dem Revolver kassiert wurde", wie man damals sagte. Da sind wir alle über Grenzen gegangen, weil Grenzen einfach dafür da waren, sie zu durchbrechen. Auf Grenzen haben wir geschissen!

@MissMary
@Doors
vielleicht ist es ja tatsächlich so, das es heute sogar weniger schlechtes Benehmen gibt als früher.
Was gab es denn in den 60ern schon groß an Grenzen.
idr werden doch jedes Jahr aufs Neue Grenzen neu gesetzt, neue Kommen hinzu etc. Damit landen doch erst Verhaltensweisen oder Vergehen für die es nie so richtig einen Titel gab erst im Hellfeld und im Zentrum der Aufmerksamkeit.
Beispiel Vergewaltigung in der Ehe. Ist doch noch gar nicht lange her da hat man hierüber garnicht im Kontext einer Straftat gesprochen, so richtig Grenzen überschritten hat man früher doch damit nicht.

Schimpft nicht jede Generation über die nachfolgende Jugend? Heute sind es halt Wörter wie "Digga" und "Alder". Wobei die sind doch auch schon wieder out, wenn ich junge Leute höre. Da kommen mir eher Begrifflichkeiten wie "Du hast Auge gemacht" oder "Çüş" (das Wort musste ich nach erstmaligen hören googeln).

Schon seit ewigen Zeiten gibt es dieses Problem mit der Jugend.

Anbei ein paar Beispiele aus der Vergangenheit.

„Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

„Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).

Quelle: https://bildungswissenschaftler.de/5000-jahre-kritik-an-jugendlichen-eine-sichere-konstante-in-der-gesellschaft-und-arbeitswelt/

Die Jugend ist also schon seit mindestens 3000 v. Chr. doof, blöd, faul, frech, respektlos und hat keine Zukunft. Dafür ging es dann ja doch noch einige Jährchen gut. ;)

Das schlechteste Benehmen habe ich bis jetzt von älteren Leuten bemerkt.

War einmal im Kino, in einem Film, den eher ältere Leute gesehen haben (Die Buddenbrooks, hatte ich mit Klassenkameradinnen geschaut, weil das bei uns Abi-Thema war).

Ich war darüber geschockt, wie die Handys der älteren Leute im Kino klingelten, wie die laut im Kino telefonierten.
Wie sie laut redeten ohne Rücksicht auf andere.
Wir waren da so im Abi-Alter und hatten uns für die anderen geschämt.

Auch generell: Die Leute, die am lautesten meckern und rumbrüllen, sind fast alle älter.

Auch bei so typischen Themen wie "Platz im Bus". Ich hatte schon ältere Leute erlebt, die
Frauen mit Kinderwagen anmeckerten, weil diese Ecke im Bus ja nur für ältere Leute und
ihren Gehwagen sei. Die haben dann auch oft genug jüngere Menschen mit Behinderungen
oder Mütter mit Kinderwagen beleidigt, dass diese aus dem Weg zu gehen hätten.
Wenn die Mütter einen Migrationshintergrund hatten, dann oft sogar eine ziemlich
respektlose Wortwahl.

Generell: Rassismus, Sexismus. Lautes Beschweren.

Die Älteren haben keinen Anstand.

SuiGeneris schrieb:Die Älteren haben keinen Anstand

So ähnlich ging es mir heute, ich war in einer Ausstellung. Meine Beine waren halb erfroren, weswegen ich mich an einen Heizkörper lehnte. Daraufhin kam eine ältere Dame vom Personal und wies mich zurecht. Naja. Paar Minuten später gehe ich zur Garderobe. Steht da tatsächlich ein älterer Typ und hat meine Mütze auf und lacht, so nach dem Motto Haha, schaut mal, was für eine Mütze.
Ich komplett geschockt, sage dann ähm das ist meine Mütze. Er hat sich zwar entschuldigt, aber verstehen muss man das nicht, oder? Kommentar von einer seiner Begleiterinnen: „Wollen sie auch mal seine Mütze aufsetzen?“

Teegarden schrieb:Wörter wie "Digga" und "Alder

Oder Bro. Finde ich am schönsten

MissMary schrieb:das Erscheinungsbild war wesentlich gepflegter

Nicht da, wo ich aufgewachsen bin! Harte Hafenkante. Armut, Alkohol, Gewalt.

Wir vier waren die Hafenratten, wie uns unser Vater nannte. Wir waren gierig, bissig, ausgehungert, mutig, listig und gemein. Wenn wir etwas zum Haushalt beitragen konnten, haben wir es genommen. Auf dem Fischmarkt fiel Gemüse und Wurst vom Tisch, in der Speicherstadt waren Türen oder LKW-Planen nicht fest genug zu. Wir versuchten, den Nutten morgens die Handtaschen zu klauen, wir räumten Besoffene aus oder gingen hinterm Bismarck 175er* ticken. Wir waren dreckig. Innen wie außen. Zerrissene Klamotten, zerrissene Seelen. Wir haben gestohlen, gelogen, geprügelt – und wurden geprügelt, mit der Hand, dem Gürtel, dem Kochlöffel, dem Teppichklopfer.

*Hinweis für Jüngere: Das bedeutet: Jungs baggern schwule Männer an, während diese dann "beschäftigt" sind, klauen die Kumpels die Jacke mit der Brieftasche. Wenn sie sich wehren, fällt das Wolfsrudel über sie her. Dann gnade ihnen Gott.

Ja, heute schäme ich mich dafür, damals nicht.

Teegarden schrieb:Schimpft nicht jede Generation über die nachfolgende Jugend? Heute sind es halt Wörter wie "Digga" und "Alder". Wobei die sind doch auch schon wieder out, wenn ich junge Leute höre. Da kommen mir eher Begrifflichkeiten wie "Du hast Auge gemacht" oder "Çüş" (das Wort musste ich nach erstmaligen hören googeln).

Ausnahmslos alle genannten Worte (ganz besonders Diggah und Çüş) waren schon ab der 1.Klasse meiner
Grundschulzeit besonders beliebt.
Vor allem, wenn jemand etwas Lustiges/Komisches sagte, dann die ganze Klasse so: Çüş!!!
Oder "Ahn ma deeeen!" oder "Diggah, ahn ma!".

Das war 1994. Selbst da waren diese Begrifflichkeiten nicht mehr neu.

Alle genannten Begriffe sind zeitlich eher so "ganz frühe 90er".

Und wenn wir es ganz streng nehmen "Auge machen" für "suchen" kenne ich
sogar von meinem Stiefvater. Der ist inzwischen ü70.
Auch Diggah ("Dicker") für Kumpel kenne ich schon aus frühester Kindheit
von Leuten, die da schon erwachsen waren. Teilweise eher typische Begriffe
in einigen Ecken von Norddeutschland, als jetzt "Jugendslang".

SuiGeneris schrieb:Ausnahmslos alle genannten Worte (ganz besonders Diggah und Çüş) waren schon ab der 1.Klasse meiner
Grundschulzeit besonders beliebt.
Vor allem, wenn jemand etwas Lustiges/Komisches sagte, dann die ganze Klasse so: Çüş!!!
Oder "Ahn ma deeeen!" oder "Diggah, ahn ma!".

Das war 1994. Selbst da waren diese Begrifflichkeiten nicht mehr neu.

1994 war meine Grundschulzeit rum. Den Begriff Çüş kenne ich tatsächlich erst seit kurzer Zeit. Allerdings bin ich auch sehr dörflich aufgewachsen und der Ausländeranteil in meiner Grundschulzeit war sehr gering. Erinnern kann ich mich tatsächlich nur an zwei türkische Jungs, das war es.

Die anderen Begriffe wie Digga, Alder empfinde ich ebenfalls als alt. Ebenso wie "null Bock" oder "bockt kein Schwein", typische Begriffe aus den 90ern. Verwendet heute wahrscheinlich auch niemand mehr.

SuiGeneris schrieb:Und wenn wir es ganz streng nehmen "Auge machen" für "suchen" kenne ich
sogar von meinem Stiefvater. Der ist inzwischen ü70.

Die Verwendung des Begriffs kenne ich anders. Damit ist kein suchen gemeint.

In der heutigen Jugendsprache kann der Ausdruck "Auge machen" allerdings eher als eine Form von Neid oder Eifersucht ausgelegt werden. Jemand, der ungefragt einen Blick auf das Essen einer anderen Person wirft und dadurch dieser das Gefühl gibt, dieses Essen selbst haben zu wollen. Somit ist "Auge machen" eher negativ bewertet.

Quelle: https://www.netzwelt.de/abkuerzung/178743-bedeutet-auge-bedeutung-verwendung.html

Also jemand der negativ auffällt, nicht nur wenn es ums Essen geht, auch bei unnötigen Aussagen oder typischen Augenbrauen hochziehen.

Teegarden schrieb:1994 war meine Grundschulzeit rum. Den Begriff Çüş kenne ich tatsächlich erst seit kurzer Zeit. Allerdings bin ich auch sehr dörflich aufgewachsen und der Ausländeranteil in meiner Grundschulzeit war sehr gering. Erinnern kann ich mich tatsächlich nur an zwei türkische Jungs, das war es.

Ich bin in einer Großstadt/Metropole aufgewachsen und dort eher in den Brennpunkten und
Gegenden mit hohem Ausländeranteil.

Dementsprechend auch meine Schulklassen und der Slang dort :)

"Çüş!" war definitiv ein Ding. Ich erinnere mich noch, dass ich als Kind gemobbt worden bin,
weil ich dachte, dass die "Tschüss!" rufen und nicht verstanden habe, dass es türkisch ist.

Aber auch Worte wie "tam" "vallah" "hadeee" "yallah" "mashallah!" und "habibi" waren
bei uns sehr gebräuchlicher Jugendslang.

Es wurde auch eher zu "Memes", die jeder, egal welcher Herkunft, in die Klasse gerufen
hat, um etwas zu kommentieren, wenn es gepasst hat.

Teegarden schrieb:Die anderen Begriffe wie Digga, Alder empfinde ich ebenfalls als alt. Ebenso wie "null Bock" oder "bockt kein Schwein", typische Begriffe aus den 90ern. Verwendet heute wahrscheinlich auch niemand mehr.

Interessant wird es nur, wenn Slang schon inzwischen Gegenteiliges heißt.

"krank" hieß in meiner Generation noch etwas Negatives.

"Der zieht sich krank an" = Komischer Kleidungsstil. Als hätte die Person eine Einschränkung.

Heute heißt "krank" sowas wie "geil".

"Der zieht sich krank an!" = Krasser, cooler Kleidungsstil

Übrigens sagt man inzwischen "Bre" oder "Bra" anstatt "Bro".

Bro ist auch schon wieder gut 10 Jahre alt.

Jugendslang, oder was immer dazu erklärt wird, hat herzlich wenig mit Anstand zu tun. Es kann doch jede/r sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Das sagt für mich nichts über Anstand oder gar den Wert der sprechenden Person aus.

Doors schrieb:Wir vier waren die Hafenratten, wie uns unser Vater nannte. Wir waren gierig, bissig, ausgehungert, mutig, listig und gemein. Wenn wir etwas zum Haushalt beitragen konnten, haben wir es genommen. Auf dem Fischmarkt fiel Gemüse und Wurst vom Tisch, in der Speicherstadt waren Türen oder LKW-Planen nicht fest genug zu. Wir versuchten, den Nutten morgens die Handtaschen zu klauen, wir räumten Besoffene aus oder gingen hinterm Bismarck 175er* ticken. Wir waren dreckig. Innen wie außen. Zerrissene Klamotten, zerrissene Seelen. Wir haben gestohlen, gelogen, geprügelt – und wurden geprügelt, mit der Hand, dem Gürtel, dem Kochlöffel, dem Teppichklopfer.

So war es auch in den Nullerjahren noch. Nur an der anderen Wasserkante. Migrantenanteil praktisch nicht existent. Muss also an der steifen Brise gelegen haben und korreliert keinesfalls mit der sozialen Lage und dem Streben von Kindern/Jugendlichen/Heranwachsenden dem Druck der Sozialisierung die Autonomie zur Selbstbestimmtung entgegenzuhalten - unabhängig von der Herkunft 🤔

Ich würde mal behaupten, dass jeder der aus so einer Ecke kommt, diese kleinen schmutzigen Wahrheiten kennt, die sich dort als ungefliterte Abgründe hinter der schönen Fassade verbergen und sie auch schnell als Ahnung in den Gesichtern oder Gesichtsausdrücken der Kinder wiedererkennt, ohne unmittelbar beteiligt zu sein.

Von daher halte ich diese Frage, ob der Anstand gesamtgesellschaftlich schwindet an diese Frage der Brise bzw. der Brisanz gekoppelt. Anstand ist auch immer, wenn der historische Hintergrund berücksichtigt wird, eine gesellschafiche Affirmation vom emotionalen und monetären Wohlstand und wenn beides schwindet, verkehrt sich die Zeit zurück vor die Paläste und Manieren zu Hofe.

Knechtjargon, Gossensprache, Ghettoslang. Nicht die Dinge, sondern die Zeiten ändern sich.

SuiGeneris schrieb:"Der zieht sich krank an!" = Krasser, cooler Kleidungsstil

Der zieht sich auch nicht krank an sondern crank an

"Crank" ist eine dem Englischen entlehnte Bezeichnung für etwas, was absolut noch nie dagewesen abgedreht ist. Der Begriff kann einfach als Adjektiv verwendet werden, häufig als Superlativ oder in Verbindung mit Shice anzutreffen.

Quelle:

(Wikipedia: Crank (Film)
https://www.sprachnudel.de/woerterbuch/crank
)

abbacbbc schrieb:Der zieht sich auch nicht krank an sondern crank an

Nö, das hat mit "Crank" nichts zutun. Das höre ich so gut wie gar nicht mehr. "Krank" ist da tatsächlich der richtige Begriff, der immer wieder so genutzt wird.

JürgenWeorth schrieb:ob Anstand und Benehmen und Moral heutzutage noch wichtig sind, oder ob man das vergessen kann?

Für mich persönlich ist das wichtig und mein Umfeld besteht nur aus solchen Menschen, die diese Werte mit mir teilen.

Im öffentlichen Leben mache ich leider immer öfter die Erfahrung, dass diese Werte scheinbar an Wertstellung verlieren. Das fängt ganz banal schon morgens in öffentlichen Verkehrsmitteln an, wo Erwachsene wie auch Kinder in den Bus oder die Bahn reinstürmen, bevor alle Aussteigewilligen ausgestiegen sind.

abbacbbc schrieb:Der zieht sich auch nicht krank an sondern crank an

Nö. Das deutsche Wort "krank" wird benutzt.

Das hat rein gar nichts mit "crank" zu tun.

Es wurde früher "Neger" zu Schwarzen gesagt. Die Schwarzen regten sich darüber auf mit der Begründung hier werde zwischen Schwarzen und Weißen separiert. Sie wollten überhaupt nicht separiert werden. Also es ist aus dieser Logik heraus rassistisch überhaupt einen Unterschied zwischen Schwarz und Weiß zu machen, wohlgemerkt es ist afrikanische Logik.
Nun sagen Schwarze untereinander "Nigga", wie man das aus dem amerikanischen Hip Hop kennt. Schwarze wollen nicht von Weißen "Neger" genannt werden, untereinander dürfen sie das. Für mich mutet das Wort "Digga" daher rassistisch an, weil das Weiße untereinander zu sich gegenseitig sagen, das heißt sie separieren sich wieder von den Schwarzen. Ich höre gelegentlich Hip Hop. Letztens waren da Jugendliche auf der Straße die so geredet haben. Mich regte diese Ausdrucksform auf.

JürgenWeorth schrieb:Für mich mutet das Wort "Digga" daher rassistisch an, weil das Weiße untereinander zu sich gegenseitig sagen, das heißt sie separieren sich wieder von den Schwarzen. Ich höre gelegentlich Hip Hop. Letztens waren da Jugendliche auf der Straße die so geredet haben. Mich regte diese Ausdrucksform auf.

Vielleicht weil du "Digga" nicht verstanden hast? Das hat nichts mit Hautfarben zu tun, sondern bezeichnet einen "dicken" Freund. Ein "Alter" ist ja auch selten alt, wenn er so angesprochen wird.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, meine aber "Dicker" wurde früher im Norden nur deutlicher ausgesprochen und ist erst durch die Zeit zu "Digga" verschludert. Fragt mal eure Eltern :D