kaktuss schrieb:Leider ist das nicht so... irgendeiner landet nunmal unter der Brücke und derjenige hat das sicher nicht gewollt... vielmehr hatte er vermutlich ganz normale Vorstellungen vom Leben und wie es ungefähr verlaufen sollte... und trotzdem hatte er einfach Pech... und wenn es nur das Pech ist ausgerechnet der Schwächste von allen zu sein... was kann er schon dafür ?
Ich persönlich glaube schon, dass Mindset und eigenes Verhalten da eine riesengroße Rolle spielt und ja, ich kenne den Frust, wie gesagt, ich war zehn Jahre auf der "Verliererseite". Der Trick ist dabei, nicht aufzugeben und dich irgendwie durchzumogeln.
Ich hatte z.B. eine Kommilitonin, alleinerziehend, auch am Rande des Existenzminimums und eigentlich oft ohne Babysitter. Da IKEA viele Aushilfen im Smaland bei uns an der pädagogischen Hochschule rekrutiert hat, hat sie z.B. die Samstage bei IKEA verbracht. Kind im Smaland abgegeben, irgendwo gelernt oder Hausarbeit geschrieben, Kind dann wieder abgeholt, was Lustiges gemacht, Kind wieder abgegeben, wieder gelernt ... so schaffte sie sechs bis acht Stunden samstags und hatte "kostenlose" Kinderbetreuung. Ich glaube, sie hat auch zeitweise selbst da gearbeitet und wenn nicht, wurde das Kind da eben unter der Hand betreut. Das war irgendwie genial, fand ich, wurde allem gerecht und für sie kostenfrei.
Das Problem in Deutschland ist so ein wenig, dass man oft durchs Raster fällt. Uns als Studenten ging es so: Eltern nicht mehr unterhaltspflichtig, kein Baföganspruch und doch laufende Kosten (Lehrmaterialien, etc.). Bei uns im Fachwissenschaftsstudium musste man z.B. zehn Exkursionstage für die Prüfung machen, da gab es mitunter Exkursionen nach China, in die USA, ... sofort ausgebucht, weil viele vermögende Eltern halt der Meinung waren, die Kinder sollen im Studium was sehen. So Exkursionstage waren oft echt teuer, v.a. im Verhältnis zu dem, was man dann gelernt hat. Das finanzielle irgendwie hinzubekommen war ein riesiges Ding ... als ich endlich verdiente nach dem Studium haben wir uns an einem Abend mal zu zweit eine Pizza beim Lieferdienst bestellt und hatten ein richtig schlechtes Gewissen, so viel Geld auszugeben ... das Mindset hält mich mitunter heute noch gefangen.