MissMary schrieb:Wir haben drei Kinder und haben am Anfang, auch im Sinne der Ressourcenschonung oft versucht, Dinge, die noch gut erhalten waren, zu verschenken. Das war so frustrierend (wurde nicht abgeholt, wurde bemängelt, Leute kamen sehr unzuverlässig ...) dass wir es dann gelassen haben. Ich erinnere mich an ein Paar Winterschuhe, kaum getragen. Da wurde erst gefragt, ob wir die auch bringen (in höchster Not hätten wir das gemacht, aber die betroffene Familie lebte fünf Minuten zu Fuß weg). Dann hat das Kind genöhlt, dass sie die falsche Farbe hätten und die Mutter war auch nicht begeistert "er hat halt lieber schwarz" und hatte noch die Dreistigkeit zu fragen, ob wir nicht auch schwarze Schuhe hätten und es gab eine ewige Diskussion, ob man die nun mitnimmt.
Solche Erfahrungen haben wir auch gemacht. Es ging nicht um Kindersachen sondern für Erwachsene, abzugeben weil wir sie wegen Umzug leider nicht mitnehmen konnten (u.a. Elektrokleingeräte 110 vs. 220 V, aber auch Dinge die bzgl. des neuen Wohnorts nicht zu gebrauchen gewesen wären). Alles pfleglich behandelt, d.h. völlig funktionsfähig und sauber (inkl. keine Gerüche, wir rauchen auch nicht), und wir hätten die Sachen ohne den Umzug noch etliche Jahre weitergenutzt weil da gar kein Austauschgrund vorhanden gewesen wäre. Es gab Leute die sich die Sachen geholt haben und echt dankbar waren, es ging auch einiges an soziale Einrichtungen (u.a. Frauenhaus), aber es gab auch Situationen wie obige.
Wenn man den Artikel nicht möche (ist okay!), warum dann z.B. einen Abholtermin vereinbaren aber nicht wahrnehmen? Das war schon häufiger als ein "es kam was dazwischen" (kann passieren) ungefähr vorkommen dürfte.
MissMary schrieb:Ein Danke habe ich weder von Mutter noch von Kind gehört, im Gegenteil, das Kind fand den Ausflug "so langweilig, wie meine Mama gesagt hat".
Einfach traurig. Da kenne ich eher noch aus meiner Kindheit und Jugend (Eltern hatten definitiv nicht viel Geld, waren häufig arbeitslos): Geschenk lieber nicht annehmen und schauen das Geld doch noch selbst zusammenzubringen, oder wenn man es annimmt sich deutlich bedanken, und da es finanziell knapp ist dann mit etwas das preislich günstig aber zeitaufwendig ist. (Kind Bild malen lassen oder Brief schreiben lassen, Topfpflanze fürs Klassenzimmer, ein Kuchen (und sei es ein einfacher Rührkuchen) für den Lehrer und wenn derjenige das nicht annehmen darf dann für die Klasse etc.)
MissMary schrieb:Bei uns in der Stadt wollte der Schwimmverein mal eine "Seepferdchenpatenschaft" etablieren, also, dass z.B. Arztpraxen zu Weihnachten Geld sammeln und dann einem Kind das Seepferdchen bezahlen, was sonst nicht ging. Kam im ersten Jahr super an, allerdings machten von 30 gesponsorten Kindern nur zwei das Seepferdchen, die anderen brachen ab ("zu weit", "zu kalt", "zu nass", "zu anstrengend"). Damit war das Projekt gestorben.
Nur zwei... Da frage ich mich auch: Warum wurden die Kinder dann angemeldet? Es ist okay, an etwas kein Interesse zu haben, dann kann man m.E. aber auch sich (bzw. das Kind in dem Fall) nicht anmelden und anderen Interessenten den Platz überlassen.
Was ich persönlich erlebt hatte: Kurs, kostenlos, etliche Anmeldungen (die waren freiwillig, es ging um junge Erwachsene, also sicherlich niemand der von den Eltern oder von Lehrern hingeschickt wird aber nicht will), eine Auswahl musste getroffen werden, von diesen erschienen nur wenige, von denen die nicht erschienen kam kaum eine Nachricht. Da wurde es wahrscheinlich nur als "kann mich ja mal anmelden, falls mir nix besseres einfällt" angesehen.
Aniara schrieb:Ja absolut. Auch solche Sozial Kaufhäuser wissen was "gut geht" und was Ladenhüter sind. Man sollte auch die Kundschaft nicht unterschätzen. Die nehmen auch nicht einfach alles. Die meisten haben auch Ansprüche trotz ihrer Umstände.
Das ist in der Tat der Fall, und: Je nachdem wie das Sozialkaufhaus gefüht wird, kann es gut möglich sein dass dort nicht nur bedürftige Menschen einkaufen, sondern jeder das kann. Dadurch sollen mehr Artikel verkauft werden und z.T. besonders geförderte Arbeitsplätze gesichert werden. Zumindest ein Teil der Kunden kann somit wählerisch sein.
rhapsody3004 schrieb:Es geht also auch anders.
Sowas (positives) habe ich auch mehrfach gesehen, u.a.:
- Spenden für eine Familie (mit mehreren kleinen Kindern), deren Familienvater (Kollege von mir, Familie kam einige Zeit zuvor mit Arbeitsvisum nach Deutschland) bei einem Verkehrsunfall verstarb
- Spenden für eine Familie mit schwerstmehrfachbehindertem Kind (Vater war Arbeitskollege)
- (erfolgreiche) Hilfe bei einer sehr dringenden Wohnungssuche eines Vereinsmitglieds
Insbesondere am Arbeitsplatz (hatte in den letzten Jahren verschiedene, jedoch immer im selben Bereich) und Vereinen (nicht mal mit etwas speziell "Sozialem" in der Aufgabe des Vereins, sondern für technisch interessierte Menschen um ihrem Hobby nachzugehen) habe ich derartige positive Ausgänge oft gesehen.
Photographer73 schrieb:Das heißt aber ja nicht, dass man nicht dennoch im Kleinen helfen kann. Wie gesagt, mir sind Tiere näher als wildfremde Menschen, dennoch unterstütze ich die Obdachlosenhilfe mit Sachspenden oder würde niemals einfach so weitergehen, wenn ich irgendwo einen Menschen auf der Straße sehe, der evtl Hilfe benötigt.
Mir persönlich geht es auch so. Menschen sind mir intuitiv oft doch nicht so nahe (hat ggf. oft auch etwas dmit zu tun, oft erlebt zu haben abgelehnt zu haben, autistisch zu sein) - aber ich weiß selbstverständlich dass wahrscheinlich kaum meiner derjenigen für die ich spende a) mir jemals etwas getan hat, b) manchmal mich auch gar nicht mal persönlich kennt, c) und letztendlich, derjenige schlichtweg ein Mensch ist und leiden kann.
Bin auch eher der "praktisch helfen"-Typ: Jemand der Menschen zwar nicht so gut einschätzen kann und eher nicht die Trostworte genau abgewogen hinbekommen wird. Aber jemand der selbstverständlich den Notarzt ruft, sich durchaus vorstellen kann (oder evl. in der genauen Ausprägung auch nicht) was in einer Familie mit kleinen Kindern noch dazu im Ausland wohl los sein wird wenn nun der Vater für immer fehlt und da überlege ich mir doch, lieber ihnen das Geld zukommen lassen das ich ansonsten für eine doch sehr optionale Ausgabe genutzt hätte.
Aiolod schrieb:Was selbstverständlich sein sollte:
- dass man Menschen, die einem nahestehen, nicht nur so lange unterstützt, wie sie einem nützen;
- dass man das Leid Fremder, wenn man damit konfrontiert wird, wenigstens nicht mehrt und idealerweise so weit lindert, wie man kann;
- dass man nicht dem Trugschluss verfällt, Engagement für eine abstrakte Idee entbinde von der Pflicht, konkrete Hilfe zu leisten;
- dass man jedes "höhere Wohl", das die Schädigung als Feind markierter Personen verlangt, als Betrug zurückweist;
- und dass man sich nicht einreden lässt, Menschen- und Tierfreundlichkeit schlössen einander aus.
Danke!
Dem hinzufügen würde ich noch:
- dass man sich nicht einreden lässt, nur weil man nicht jedem helfen könne helfe man dann besser niemanden (durchaus schon das Argument gesehen, etwa so: "Da ich für Gerechtigkeit bin, und nicht jedem gleichermaßen helfen kann, helfe ich besser niemanden." Da frage ich mich, wie ernst derjenige das meint, oder ob da nur jemand Ignoranz für sich und andere nett verpackt, um philosophische Gründe vorzuschieben.)
Aiolod schrieb:Idealerweise verbietet sich gegenüber jedem fühlendem Lebewesen jede Handlung, die dieses auf irgendeine Weise schädigt und für den Handelnden nicht überlebensnotwendig ist, aber dieses Ideal ist nicht nur mit der menschlichen Natur, sondern mit der Natur an sich unvereinbar.
Es wäre schön, wenn sich mehr (Traum: alle) Menschen daran halten würden. Leider gibt es viele Menschen, die es als kleine Auflockerung ihres Alltags ansehen, zu schaden.