Taln.Reich
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Umfrage zum bedingungslosen Grundeinkommen (BGE)
gestern um 13:35Nur laesst sich die Dauer einer solchen Veraenderung nicht wirklich Einschaetzen. Insbesondere, wenn, durch die weitere exponentielle Entwicklung von KI und Robotik das was heute wie eine sichere Wette erscheint in fuenf Jahren schon nichts mehr wert ist. Vor Fuenf Jahren hies es noch 'learn to code', und Softwareentwicklung wurde als sicher dargestellt, heute ist es der am staerksten bedrohte Bereich. Und diese Entwicklung, das ganze Berufszweige innerhalb weniger Jahre (also schneller als man sich umbilden kann) abgeloest werden, dass wird eher schneller als langsamer werden.behind_eyes schrieb:Für diese Herausforderung benötigt man kein BGE, eine Veränderung ist zeitlich markiert, ein BGE ist unendlich.
Taln.Reich schrieb:Absicherung in der Zwischenzeit
sehe ich anders.behind_eyes schrieb:Kein BGE nötig.
Das BGE ist nicht Ausdruck eines Versagens des Staates, sondern eine proaktive Antwort auf die Herausforderungen der Zukunft. Es ist der Versuch, wirklich Wohlstand für alle zu sichern, indem es eine Basis schafft, von der aus jeder am gesellschaftlichen Leben teilhaben kann, auch wenn traditionelle Erwerbsarbeit nicht mehr für alle in ausreichendem Maße zur Verfügung steht oder sich fundamental wandelt.behind_eyes schrieb:Das BGE markiert für mich ein Versagen des Staates in dieser Aufgabe. Es muss ne Menge schief laufen wenn Millionen Menschen zuhause sitzen und nicht mehr ein und aus wissen. Ich würde die unfassbaren Anstrengungen die ein BGE finanziert lieber nach vorne richten, hin zu Lösungen die wirklichen Wohlstand sichern und keinen Pseudowohlstand dessen grundlegende mathematische Belegführung wohl einen Nobelpreis verdienen würde.
Die Behauptung, dass die Angst um Grundbedürfnisse in unserer Realität nicht existiert, ist angesichts der vielen Menschen, die in Deutschland trotz Arbeit armutsgefährdet sind oder unter dem Druck des aktuellen Sozialsystems leiden, schlichtweg falsch. Es geht nicht um die Lebensbedingungen des 19. Jahrhunderts, sondern um die existenzielle Unsicherheit und die Würdelosigkeit, die auch heute viele erfahren.sacredheart schrieb:Wo lebst Du denn? Schreibst Du uns aus den 1840er Jahren, in denen Menschen 80 Stunden die Woche in schlecht gesicherten Bergwerksstollen für Klimpergeld gearbeitet hatten?
'In ständiger Angst um die Grundbedürfnisse' ist doch gar keine Realität, auch ohne BGE sicher nicht.
sacredheart schrieb:Nein, ist es nicht. Auch in einer Welt mit leistungsfähigeren Computern drängt sich die Fortentwicklung des Modells Ponyhof nicht auf.
Die Reduzierung des BGE auf "Vollalimentierung ohne Druck" oder die Metapher des "Ponyhofs" ist eine bewusste Verzerrung des Konzepts. Das BGE zielt darauf ab, ein menschenwürdiges Existenzminimum zu garantieren. Es nimmt dem Bürger nicht "ureigenste Aufgaben" ab, sondern ermöglicht ihm erst, diese in Freiheit und Würde zu erfüllen. Würde ist nicht ausschließlich ein Ergebnis eigener Leistung, sondern auch eine Grundlage, die die Gesellschaft schaffen sollte. Es ist nicht das "Frühstück ans Bett", sondern die Sicherung der Existenz, die es erlaubt, überhaupt aufzustehen und sich zu entfalten.sacredheart schrieb:Der Staat soll die Ausgangsbedingungen bereitstellen, was ja auch erfolgt. Er hat nicht die Aufgabe, Dir das Frühstück ans Bett zu bringen und die Krusten vom Butterbrot abzuschneiden. So schockierend es Dir erscheinen mag: Dass Du in Würde lebst, erfordert Deine Teilnahme. Würde ist nichts, was vollständig von außen an Dich herangetragen wird.
Und die gegenwaertige technologische Entwicklung ist ja nicht einfach nur 'leistungsfähigeren Computern' runterzumachen wird der Entwicklung auch nicht gerecht. KI kann auf eine weite Vielfalt von menschlichen Aufgaben trainiert werden (z.b. war GPT-4 in der Lage, ein Staatsexamen besser abzuschliesen als die ueberwaeltigende Mehrheit der menschlichen testteilnehmer https://law.stanford.edu/2023/04/19/gpt-4-passes-the-bar-exam-what-that-means-for-artificial-intelligence-tools-in-the-legal-industry/). Zu glauben das ewine derartig Vielfaeltig einsetzbare technologie, die dazu noch exponentiell besser wird (da ja bereits KI verwendet wird, um KI weiterzuentwickeln) keine Anpassung des Sozialstaatkonzepts erfordert ist schlicht fremd der Realitaet.
Deine Analogie mit dem "Fischstäbchen" vs. "Angeln lernen" ist fehlleitend. Das BGE ist nicht das tägliche Servieren von Fischstäbchen. Es ist vielmehr das Sichern des Zugangs zum "Angelteich" und die Grundversorgung waehrend des Angellernes, damit jeder selbst lernen und entscheiden kann, wie er angelt und sich einbringt. Ohne diese Grundsicherung können viele Menschen das "Angeln lernen" überhaupt nicht in Angriff nehmen, weil sie zu sehr mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt sind oder die notwendigen Ressourcen fehlen. Das BGE schafft die Voraussetzung für echte Handlungsfreiheit und Chancengleichheit, die über bloße theoretische Möglichkeiten hinausgeht.sacredheart schrieb:Das ist Unsinn. Wenn jemand am Fluss sitzt und Hunger hat, kann man ihm entweder täglich Fischstäbchen servieren oder ihm die Chance geben zu lernen wie man angelt. Ich bin für Version 2, ein BGE ist Version 1.
persoenlich kann ich zu Buergergeld nicht viel Aussagen treffen, da ich das noch nie bezogen hatte. bezueglich Hartz 4, ist meine Erfahrung die vier Monaten zwischen dem Auslaufen des ALG 1 nach dem zweiten Arbeitsplatz und meinen start am dritten arbeitsplatz (nov.2021-Feb.2022). Wo die Bewilligung erst nach Ende dieser vier Monate kam (d.h. in den vier Monaten hatte ich ueberhaupt kein Einkommen)(zugegebenermassen hielf es wahrscheinlich nicht, das ich den Prozess zweimal machen musste, weil ich mitten drin in eine andere stadt umzog und natuerlich die beiden Aemter nicht vernuenftig kommunizieren), dazu für den Erstantrag nicht nur persönliche Daten, sondern detaillierte Informationen zu allen Einkommen und Vermögen (auch Sparguthaben, Versicherungen etc.) eingereicht werden, detaillierte Nachweise zu Mietkosten, Heiz- und Nebenkosten, sowie oft Kontoauszüge der letzten drei Monate, es gibt einen Hauptantrag und zahlreiche spezifische "Anlagen" (z.B. für Einkommen, Vermögen, Kosten der Unterkunft, Kinder, weitere Haushaltsmitglieder), die alle sorgfältig ausgefüllt und mit Belegen versehen werden müssen Problem ist, all die Unterlagen kommen bei mir elektronisch an, aber das Amt braucht es in Papierform (was problematisch ist weil ich keinen Eigenen Drucker habe, und in dem Kaff wo ich fuer meinen zweiten Arbeitsplatz lebte war natuerlich kein Copyshop) und muss persoenlich beim Amt vorbeigrebracht werden (und an dem Ort wo ich fuer den zweiten Arbeitsplatz wohnte war natuerlich das amt in einer anderen stadt - was problematisch ist wenn man kein eigenes Verkehrsmittel hat und der lokale oeffentliche Nahverkehr miserabel ist.). Und zu den Bewerbungsvorschlaegen vom Amt kann ich sagen, das da teilst merkwuerdige Vorstellungen vorliegen, was fuer Vorschlaege passend sind (meine Betreuerin hatte damals wesentlich falsch verstanden was meine eigentlichen Qualifikationen sind - ich meine, ich kann mich da zwar bewerben, hatte ich auch gemacht, aber Sinn machen tut dies nicht)zaeld schrieb:Wie sieht denn das in der Praxis aus, der Kampf auf Existenzsicherung? Ich habe bisher noch kein Hartz 4 oder Bürgergeld bekommen, von daher habe ich da keine Einblicke, würde mich mal interessieren.
Staatliche Leistungen habe ich bisher nur als Bafög und Arbeitslosengeld bekommen. Für Bafög musste ich einmal im Jahr einen Antrag ausfüllen und ein paar Belege beibringen. Beim Arbeitslosengeld den Antrag stellen, einmal am ersten Tag im Amt arbeitslos melden und ein weiteres Gespräch später. Ich glaube, 5 Bewerbungen musste ich pro Monat schreiben. Das ist mir nicht als Belastung hängengeblieben. Was muss man denn alles fürs Bürgergeld machen?
Fuer Leute die Laengerfristig (also nicht nur ein paar Monate) auf H4/Buergergeld angewiesen sind, kommt nach meinen Recherchen hinzu:
- Jegliche Veränderung in der Lebenssituation (z.B. Einkommen, Vermögen, Umzug, neue Haushaltsmitglieder, Krankheit, kurze Ortsabwesenheit) muss dem Jobcenter umgehend und unaufgefordert gemeldet werden. Dies führt zu einem fortlaufenden bürokratischen Aufwand und der Notwendigkeit, ständig auf dem Laufenden zu sein.
- Es gibt Mitwirkungspflichten (z.B. Bewerbungen schreiben, Termine wahrnehmen, an Maßnahmen teilnehmen), deren Nichteinhaltung zu Sanktionen (Leistungskürzungen) führen kann.
- Die Überprüfung von "Angemessenheit" der Wohnkosten nach einer Karenzzeit (aktuell ein Jahr) kann Umzüge erzwingen, wenn die Miete zu hoch ist.
- Die Regeln zur Anrechnung von Einkommen und Vermögen sind komplex, was zu Fehlern bei der Berechnung sowohl seitens der Leistungsberechtigten als auch seitens der Jobcenter führen kann.
- Die von mir zuvor genannten 20.000 erfolgreichen Klagen gegen Jobcenter-Bescheide pro Jahr sind ein Beleg dafür, wie fehlerhaft die Bescheide sein können und wie viele Menschen den Rechtsweg beschreiten müssen, um zu ihrem Recht zu kommen. Dies ist ein langwieriger und psychisch belastender Prozess.