Eine der letzten großen Fragen: Was bedeutet Heimat für dich?

Obwohl ich inzwischen wieder in dem Kaff lebe, in dem ich geboren bin, bin ich nicht so heimatbezogen. Ich bin eher als Landesbeamtin da tätig, wo mein Arbeitgeber mich gerne sieht - da Lehrer im ländlichen Raum oft Mangelware sind, werde ich auch nie hier wegkommen.

Ich liebe es aber in den Ferien an andere Orte zu gehen und dort nette Ecken zu entdecken - wäre ich ungebunden (Familie) und hätte einen flexibleren Job, würde ich glaube ich auch öfters umziehen - in Meeresnähe zu wohnen, stelle ich mir z.B. auch total schön vor, zumindest eine Weile. Mein Mann hatte eine Arbeitskollegin, die immer nach vier Jahren umzieht - total konsequent und quer durch die Republik. Gerade ist sie auf Sylt. Sie meint, es braucht immer ein Jahr, bis die Struktur steht (neue Freunde, man kennt sich aus, gewinnt Dinge lieb), dann lebt sie in der Struktur noch zwei Jahre, dann geht es weiter. Sie sagt, es sei auch, wie sich immer neu erfinden. Das finde ich cool.

Allerdings ist mir mein Freundeskreis sehr wichtig ... daher würde ich hier glaube ich nicht wegziehen.

Wie lustig, gerade eben habe ich noch einen Spruch dazu in einem anderen Thread geschrieben und sehe nun diesen. Also schreib ich ihn hier gleich nochmal : Heimat ist, wo man auch abends noch Moin sagt.


Da steckt sehr viel Wahres für mich drin. Ich bin eine Norddeutsche, auch im Herzen, hier ist die Gegend wo ich mich am wohlsten fühle. Ich verreise gerne, schau mir sehr gern andere Gegenden oder Länder an, aber wenn ich wieder dort bin, wo man eben auch Moin am Abend sagt, dann kommt ein angenehmes heimatliches Gefühl in mir auf, das Gefühl wieder Zuhause zu sein.

Ich hatte früher vor, wenn ich älter bin, auszuwandern, in eins der Länder, die ich öfter bereise. Mittlerweile ist mir klar geworden, dass es dazu nicht kommen wird, weil ich viel zu sehr mit meiner Gegend hier verwachsen bin. Mal monatelang irgendwo überwintern gerne, das ist immer noch angedacht und wird derzeit vorbereitet, aber ganz hier weg? Neeeeeeee.

Syringa schrieb:Wie lustig, gerade eben habe ich noch einen Spruch dazu in einem anderen Thread geschrieben und sehe nun diesen. Also schreib ich ihn hier gleich nochmal : Heimat ist, wo man auch abends noch Moin sagt.


Da steckt sehr viel Wahres für mich drin. Ich bin eine Norddeutsche, auch im Herzen, hier ist die Gegend wo ich mich am wohlsten fühle. Ich verreise gerne, schau mir sehr gern andere Gegenden oder Länder an, aber wenn ich wieder dort bin, wo man eben auch Moin am Abend sagt, dann kommt ein angenehmes heimatliches Gefühl in mir auf, das Gefühl wieder Zuhause zu sein.

Dito.

Wobei ich mich auch in Skandinavien sehr zuhause fühle.

Ich war einmal in Norwegen und habe mich extrem zuhause gefühlt.
In Dänemark auch.

Ich möchte auch extrem gerne einmal nach Island, denn immer, wenn ich davon höre,
bekommt mich so ein "Gefühl" der Vertrautheit.

Und die Niederlande fühlen sich für mich auch an wie ein "erweitertes Norddeutschland".
Sogar teilweise mit ähnlichem Dialekt.

Ich verstehe Niederländer teilweise besser als Bayern, Schweizer oder Österreicher.
Und geschriebenes Dänisch und Schwedisch und Norwegisch teilweise auch ziemlich.

Ich fühle mich nicht nur Norddeutschland irgendwie zugehörig, sondern würde mich
allgemein als "nordisch" bezeichnen und damit den europäischen Norden mit einbeziehen.

Darüber spreche ich nicht so gerne, da das aufgrund unserer Geschichte zurecht etwas merkwürdige Konnotationen hat
und daher irgendwie "falsch verstanden" werden könnte, was ich nicht möchte.

Aber wenn einige sich allgemein "Dem Balkan" zuordnen oder sich als "osteuropäisch" ansehen oder als
"südost-asiatisch", dann finde ich es legitim zu sagen, dass ich mich als "nordeuropäisch" wahrnehme.

SuiGeneris schrieb:Und die Niederlande fühlen sich für mich auch an wie ein "erweitertes Norddeutschland".
Sogar teilweise mit ähnlichem Dialekt.

Meine zweite Heimat, mein Nachname ist zudem ein niederländischer, hab das niederländische sozusagen väterlicherseits auch im Blut. :)

Heimat ist für mich hier, wo ich geboren bin, hier bin ich glücklich, hier habe ich meine Familie und meine Freunde.

Zu Hause fühlen kann ich mich aber überall dort, wo ich mich wohl und geborgen fühle oder in vertrauter Gesellschaft bin, für mich ist Heimat oder eben zu Hause fühlen keine reine Frage der Örtlichkeit, sondern der Umstände.

Schlicht und ergreifend, wo ich mich wohl fühle, wo der Geist zur Ruhe kommt und ein Lächeln auf der Seele liegt.

Heimat ist für mich nicht an eine Adresse gebunden. Heimat ist dort wo ich mich geborgen fühle. Ob hier, RLP oder in den USA, ist mir egal.

Dort, wo ich mich wohlfühle.
Das ist an dem Ort, wo ich als Kind gelebt habe, auch wenn meine Eltern damals weggezogen sind, jede freie Minute bin ich dort und genieße die Stille, Abgeschiedenheit und die abwechslungsreiche Landschaft, mittlerweile ein Naturschutzgebiet.

Hier im nordfriesischen Outback ist das Land so platt, dass ich schon morgens sehe, wer abends vorbei kommt. Und weil es hier so platt ist, sprechen wir auch Plattdeutsch. Das Wetter ist so grau, dass man depressiv wird und sich vor den Zug werfen würde, wäre er denn pünktlich bzw. führe überhaupt. Meine Nachbarn sind schwarz-weiss und haben dicke Euter. Auf der anderen Strassenseite ist Dänemark und kurz danach der Nordpol.
Kurzum: Ein wahres Paradies. Ich will hier auch nicht weg.

Doors schrieb:Ein wahres Paradies. Ich will hier auch nicht weg.

Aber Arzt Besuche und Notarzt ist wohl schwierig könnte ich mir denken?

@KAALAEL

Daher will/muss ich im Alter auch weg.

Ich war zeitlebens eine Grossstadt-Pflanze. Hamburg, Berlin, München, Frankfurt, Wien, London...

Aber mit fortschreitendem Alter geniesse ich die Freiheiten des Landlebens. Kein Krach. Keine Nachbarn im Halbkilometer-Radius. Ich kann sonntags mittags mähen, Lagerfeuer machen, Tiere halten - es stört keinen. Für die Kinder, zumindest die beiden jüngeren, war es ideal. Nun, da sie flügge sind, zieht es sie in die weite Welt der Grossstädte (Hamburg, Berlin). Bloss die Älteste lebt mit Frau und Kindern in der dänischen Küsten-Einöde. So hat eben jeder Lebensabschnitt seine Anforderungen ans Wohnen.

Ich bin geborener Hafenrand-Bewohner (St.Pauli) im nordfriesischen Exil - und ich lebe (noch) ganz gern hier.

Ich habe schon vor vielen Jahren mein Alptraumhaus gefunden. Gut 150 Jahre alt ("Zustand baujahrsgemäß" nannte es der Makler), mit über 300 qm Wohnfläche. Da genügt als Antwort auf die Frage "Wo bist Du?" ein "Hier" mitnichten. Dazu zahlreiche Nebengebäude, teils in beklagenswertem Zustand, über 10.000 qm Grundstück in Dschungel-Qualität nebst 500 qm Badeteich. Da hat man zu tun, weiss, wohin mit Geld und Zeit und freut sich auf einen Ruhesitz in Gegenden, wo man nicht Kilometer bis zum nächsten Laden zurück legen muss.

Momentan fühle ich mich hier im Outback im höchsten Norden der Republik noch ganz wohl. Der nächste Nachbar ist einige hundert Meter entfernt und bei gutem Wetter kann man von hier aus den Arsch der Welt sehen.

Ich bin mir der Vorteile eines "Einöd-Hofes" durchaus bewusst, wie wohl ich für fortschreitendes Alter anderes plane. Da möchte man keine Tagestour zum Arzt oder zur Apotheke unternehmen.

"Wenn einer von uns beiden stirbt, ziehe ich in die Stadt!" sagt meine Liebste gern.

Allerdings denken wir nun, da Rentenalter bzw. Rückzug aus dem Unternehmen in den Sichthorizont gerät, bzw. schon geraten ist, schon über einen neuen Lebensmittelpunkt nach. Ich tendiere noch zu überschaubaren Orten wie Flensburg, die Eheliebste denkt an ihre Heimat Irland. Wahrscheinlich treffen wir uns in der Mitte auf einer Bohrinsel in der Nordsee. Jedenfalls haben wir beide keine Lust, hier hocken zu bleiben, bis uns der BFDler von Essen auf Rädern tot findet, wie einst Menschen aus unserer Nachbarschaft.

Noch kann ich anfallende Arbeiten, wenngleich auch manchmal mit Nachbarschaftshilfe bzw. bezahlter Reinigungskraft, bewältigen.

Heimat bedeutet für mich .. nicht die Welt.^^ Schön doppeldeutig.

Heißt, wo ich mich auskenne und deshalb auch meistens gerne bin, da ist die Heimat.

Ich schrieb mal, Heimat ist vertraute Natur, Ortschaften, Nachbarschaft etc...ich trage aber Heimat auch im Herzen, egal wo ich bin. Bin meist in Österreich beruflich und dann wieder in D und meine Heimat ist da, wie eine innere Fackel die brennt. <3

Was mein Gefühl von Heimat betrifft, bin ich nicht wirklich ortsbezogen. Wichtig ist mir, dass ich mich an dem Ort wohl und irgendwie vertraut fühle und es auch Menschen gibt, mit denen ich mich verstehe und die ich mag. Und da ich ein Großstadtmensch bin, fühle ich mich tendenziell eher in Großstädten zuhause als irgendwo auf dem Land (Ausnahme: an der Nord- oder Ostseeküste oder vielleicht auch am Bodensee). Was die Region betrifft, könnte ich mich wohl in vielen Gegenden heimisch fühlen, z.B. in Norddeutschland. An Bayern fühle ich mich emotional nicht stärker gebunden als an andere Bundesländer.

Was das Ausland betrifft, wäre mir wichtig, dass man mich dort auch als Deutscher / nicht Ansässiger freundlich behandelt und auch bereit ist, mich als Nachbar oder sogar Freund zu akzeptieren. Besonders heimisch könnte ich mich wahrscheinlich in Portugal fühlen, oder auch in Finnland.

Für mich ist Heimat dort, wo ich geboren und aufgewachsen bin.
Alle anderen Definitionen davon finde ich immer komisch, aber da hat halt jeder sein Empfinden dazu.
Ich hänge halt oft nicht sehr an Menschen (Ausnahme ein paar in der Familie oder mein Partner), aber dafür eben sehr an Orten. Und ich verlasse vertraute Orte nur äußerst ungern. Ich würde immer noch gerne zurück in meine Heimat, aber solange ich zumindest noch in dem Bundesland bin dann gehts noch, in ein anderes kriegt mich aber keiner, da kann man mir noch 100 mal sagen unser Bundesland ist das rückständigste und ärmste in Deutschland, es ist mir egal, hier ist meine Heimat und hier fühle ich mich wohl.
In meiner aktuellen Stadt fühle ich mich absolut nicht heimisch, da schon ein anderer Landkreis. Komme ich zurück in den Landkreis und besonders in den Ort, wo ich aufgewachsen bin, fühle ich mir direkt wieder total heimisch und möchte am liebsten dort bleiben. Es fühlt sich halt an wie "nach Hause kommen". Und das bedeutet für mich eben Heimat, der Ort, der mir dieses Gefühl des "nach Hause kommens" gibt, weil ich dort geboren wurde und aufgewachsen bin.

Der Begriff der Heimat ist total vielfältig. Ich komme aus einer Spätaussiedler Familie, das bedeutet Heimat hat auch hier nochmal eine besondere Bedeutung.

Kurz zur Erklärung, Spätaussiedler sind deutschstämmige Personen, die grob seit 1950 schrittweise nach Deutschland zurückkehren. Die Spätaussiedler gehen auf die Aussiedlungsbewegung aus den 1760er zurück, in der das Russische Reich sich ausländische Siedler ins Land holte um das Land urbar zu machen. Die aller meisten dieser Siedler, die in das Russische Reich kamen waren Deutsche. Diese Deutsche lebten bis zur Zeit der Weltkriege in eigenen katholischen, mennonitischen oder protestantischen Siedlungen, die sie unter sich verwaltet haben. Die Hauptsprache in diesen Siedlungen war deutsch und auch die Lebensweise war deutsch, auch wenn diese Menschen untertaten de Zarenreichs waren. Mit den Weltkriegen entstand jedoch in Russland eine germanophobe Stimmung und die Spätaussiedler wurden massiv verfolgt, deportiert, diskriminiert und getötet. Es lösten sich bis nach dem zweiten Weltkrieg nahe zu alle Siedlungen auf und die Personen mussten ihre deutsche Identität ablegen. Unter der Betrachtung des Kriegsfolgenschicksals wurde diesen Deutschstämmigen ab den 1970er schrittweise die Zurückführung nach Deutschland angeboten als ein Akt der wiedergutmachen aufgrund der von Deutschland ausgehenden Weltkriege, besonders des 2. Deutschland betrachtet die Spätaussiedler ungefähr wie Vertriebene.

Diese Deutschstämmigen leben jedoch eine co-ethnische Identität und daher ist auch die Frage nach der Heimat bei Spätaussiedler nicht einfach beantwortet. Es stellt eben das Herkunftsland (ehemalige UdSSR/ Polen/ Rumänien) die Heimat da, jedoch eben auch Deutschland, da sie Lebensweise in den Herkunftsländern deutsch geprägt war.

Daher hat der Begriff der Heimat hat auch etwas mit dem eigenen Identitätsempfinden zu tun.

@Cherymoya

Das Leben zwischen zwei "Kulturen" ist oft mit Problemen verbunden. Eine Bekannte von mir, deren Familie ebenfalls als "Spätaussiedler" in die BRD kamen, sagte mir mal: In Russland bzw. der UdSSR waren wir "die Deutschen" - hier in Deutschland sind wir "die Russen".

Kürzlich war ich in Flensburg, hatte einen wirklich schönen Stellplatz für meinen Bus, erkundete mal wieder diese schöne Stadt und verspeiste gerade das 3.Fischbrötchen an Bens Fischbude.
Es herrschten traumhaftes Wetter, freundliche Mitmenschen und beste Stimmung.

Dann setzte sich jemand neben mich und fragte im breitesten Fränkisch: Sin dös ned glasse Fischweggla?

Da ging mir kurz das Herz auf.
Ich vermute, das ist das „Ding“ mit der Heimat.

Diese Leute kamen aus Kitzingen und hätte ich sie irgendwo in Bayern angetroffen, würde mich das nicht weiter berührt haben.
Aber in Flensburg….

Bundesferkel schrieb:Aber in Flensburg….

Tja, der weltoffene Norden halt. Wir lassen auch Menschen ins Land, die der deutschen Sprache nur begrenzt mächtig sind. Franken, beispielsweise.

Doors schrieb:Wir lassen auch Menschen ins Land, die der deutschen Sprache nur begrenzt mächtig sind. Franken, beispielsweise.

Nett von Euch! Lasst uns auch wieder raus, wenn wir unser Fischweggla gegessen haben? ;)

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Heimat ist für mich da, wo meine Familie und meine Freunde leben. Zum Glück lebe ich dort.