Arbeiten oder nicht arbeiten?

Was ich an Zeitarbeitsfirmen und Leiharbeit nicht verstehe, ist, wie die Unternehmen sich darauf einlassen koennen, ueber diese Firmen einzustellen. Immerhin kostet es sie mehr, als wenn sie die Leute zu den gleichen Konditionen direkt einstellen wuerden. Durch die 3 Monate Probezeit haetten sie auch die Moeglichkeit, ungeeignete Mitarbeiter diskret wieder loszuwerden, das einzige, was wegfaellt, ist der Verwaltungsakt, der um 60% weniger ist, aber auf Dauer wuerde sich selbst der noch rechnen ...

Wer soll den bitte Hartz4 erwirtschaften, wenn keiner mehr arbeiten gehen würde?

Die Unlust am Arbeiten ist eng verbunden mit einem Paradigmenwechsel der letzen Jahrzehnte. Im Zeitalter der geforderten/ angestrebten Individualität gibt es mehr und mehr Menschen, die sich nicht mehr mit dem traditionellen Arbeiter-Dasein arrangieren können, weil sie dem offensichtlichen Widerspruch zu den Anforderungen der Arbeitswelt nicht mehr Herr werden.
Menschen können sich nicht einerseits einreden lassen, dass das Nonplusultra der Selbstverwirklichung im Individuum liegt, aber andererseits einem Chef dienen. Bei der Arbeit können die Ziele des Individualismus nicht realisiert werden.

Die Frage, die es zu beantworten gilt, lautet: Individuum oder freiwillige Knechtschaft?

Schon im Jahre 1936 zeigte ein Chaplin-Film die aufkeimenden Konflikte.

@Cathryn

Cathryn schrieb:das einzige, was wegfaellt, ist der Verwaltungsakt, der um 60% weniger ist

Eben das macht das auch warum viele Firmen hinter diesen Leiharbeitern her sind. DAS macht schon einen gewaltigen Batzen Geld der da über bleibt.

Leiharbeit ist gleich Doppelverwertung!! Man wird automatisch von zwei Arbeitgebern gleichzeitig ausgenutzt.

Hier geht es um die Gründe, die vom Arbeiten abhalten - oder dazu motivieren.
Hier geht es nicht um Zeitarbeit.

@niurick

niurick schrieb:Bei der Arbeit können die Ziele des Individualismus nicht realisiert werden.

Das wäre aber leichter, wenn das Individuum auf dem Arbeitsmarkt mehr zählen würde.


Beispiel: Ich jobbe nebenbei in einem Beruf, für den ich haltlos überqualifiziert wäre und den ich niemals machen wollen würde, ABER meine Chefin ist supernett. Sie ist eine tolle Frau, ich arbeite gern für sie und mache gern mal kostenlos ne Überstunde oder zwei :D

@niurick

niurick schrieb:Hier geht es nicht um Zeitarbeit.

Aber solche Firmen schrecken ab um überhaupt mit Motivation in den Arbeitsmarkt zu kommen - da viele Agenturen sie als Sprungbrett ansehen. Was in meinen Augen natürlich Ausbeuterei ist.

@Cathryn

Cathryn schrieb:Ab welchem Gehalt lohnt sich Arbeit?

Jean-Jacques Rousseau wusste, dass Unzufriedenheit nicht an einer Zahl, sondern am Vertrauen in die Rahmenbedingungen festgemacht wird. Am Gehalt manifestiert sich Unzufriedenheit, die Gründe liegen aber an anderen Stellen: in hoher Arbeitslosigkeit, in schlechter Gesundheitsversorgung, in mangelhafter Bildung für Kinder usw.
Es gibt kein Einkommen, ab dem sich Arbeit lohnt - weil viele verschiendene Aspekte Einfluss darauf nehmen, ob der Arbeiter zufrieden oder unzufrieden ist.

Cathryn schrieb:Arbeitet man, um sich selbst zu verwirklichen, oder nur des finanziellen Vorteiles wegen?

Man arbeit doch vor allem auch, um sich nicht "wertlos" zu fühlen.

Dies zeigt sich doch auch daran, dass Leute, die arbeiten wollen und nicht können/dürfen, oftmals krank werden.

Emodul

Lohnt sich Arbeit heute noch?

1. Ab welchem Gehalt lohnt sich Arbeit?

2. Arbeitet man, um sich selbst zu verwirklichen, oder nur des finanziellen Vorteiles wegen?

3. Kann man unter Umstaenden mehr Geld herausschlagen, wenn man nicht arbeitet, als wenn man arbeitet?

4.Warum wollen manche Mitmenschen nicht arbeiten?

5. Sind wir es dem Staat und der Gesellschaft schuldig, unsere Arbeitskraft zur Verfuegung zu stellen?

6. Oder reichen die staatlichen Zuschuesse (ALG I und ALG II, Kindergeld oder Sozialhilfe), um zu (ueber-)leben?

1. ab dem Gehalt, ab dem es mit der Würde des Menschen vereinbar ist

2. der Idealzustand wäre natürlich um sich zu verwirklichen .... oftmals gibt es der Arbeitsmarkt
aber leider nicht her

3. leider definitv ja, sollte in einem funkt. und gerechten System aber nicht vorkommen

4. Desillusioniertheit, charakterschwäche,

5. dem Staat aktuell nein, der Gesellschaft sollten es wir u.g. schuldig sein

6. zum überleben wahrscheinlich ja, würdevoll nein (Schmarotzer aussen vor)

@emodul

emodul schrieb:Man arbeit doch vor allem auch, um sich nicht "wertlos" zu fühlen.

Das ist einer der degenerierten Auswüchse im Zeitalter des Kapitalismus/ Monetarismus - man hat keinen Wert, man muss ihn sich erst noch erarbeiten.
Der Arbeitsmarkt erfordert also Werte, die er später (durch harte Anforderungen, Monotonie, Tristesse usw.) wieder zunichte macht.

@waage

Du hast Dir über das eben Geschriebene doch noch nie Gedanken gemacht, oder? Davon ist doch nichts durchdacht. Schon bei Punkt 1 muss ich mich fragen...

niurick schrieb:Das ist einer der degenerierten Auswüchse im Zeitalter des Kapitalismus/ Monetarismus - man hat keinen Wert, man muss ihn sich erst noch erarbeiten.
Der Arbeitsmarkt erfordert also Werte, die er später (durch harte Anforderungen, Monotonie, Tristesse usw.) wieder zunichte macht.

Nein, da muss ich jetzt widersprechen. Schon Marx hat erkannt, dass (eine sinnvolle) Arbeit für das individuelle "Seelenheil" wichtig ist.

Emodul

@emodul

Ach ja, der hautkranke Zauselbart, der seine Lehren im Wahn der Eiterbeulen, die er im Genitalbereich hatte, schrieb, irrte ja nicht, nicht wahr?

Wie definiert man Arbeit? Ausschließlich als die Tätigkeit mit der man Geld zum Leben verdient? Oder gibt es vielleicht noch etwas anderes?

Wer Lust uns Zeit hat, könnte diesen Artikel lesen, ich finde es lohnt sich, auch wenn er etwas lang ist.

http://www.zeit.de/2009/22/DOS-Wachstum

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Unabhängig von dem Artikel hab ich mich schon des öfteren gefragt, ob wir nicht zuviel von der Arbeitswelt verlangen. Ein guter Arbeitsplatz bringt neben Geld auch Selbstbestätigung, persönliche Entwicklung, persönliche Kontakte usw usw.. Machen wir uns nicht viel zu abhängig von geldbringender Arbeit?

@cpt.kirk

cpt.kirk schrieb:Machen wir uns nicht viel zu abhängig von geldbringender Arbeit?

Wo bestehen hier Abhängigkeiten?

Arbeiten oder nicht arbeiten?heute um 19:13

@cpt.kirk

cpt.kirk schrieb:
Machen wir uns nicht viel zu abhängig von geldbringender Arbeit?

Wo bestehen hier Abhängigkeiten?

Ok. hab mich vielleicht nicht richtig ausgedrückt: ich glaube, dass viele ihre Selbstbestätitung, sozialen Kontakte usw fast nur noch in der Arbeitswelt finden. Logisch, soll die Arbeitswelt erträglich und gut sein, aber so manches Mal denke ich schon, dass wir uns zu sehr darauf konzentrieren.

niurick schrieb:Ach ja, der hautkranke Zauselbart, der seine Lehren im Wahn der Eiterbeulen, die er im Genitalbereich hatte, schrieb, irrte ja nicht, nicht wahr?

Auf Grundsatzdiskussionen habe ich jetzt eigentlich keinen Bock. Ausserdem habe ich ja auch nicht geschrieben, dass er mit allem recht gehabt hätte. In diesem Punkt lag er aber schon nicht ganz falsch.

Arbeiten kann sehr befriedigend sein.

Und dass nicht arbeiten können ein äusserst unbefriedigender Zustand ist, das können Dir viele Arbeitssuchende sicher besser erklären.

Emodul

@niurick

niurick schrieb:Schon bei Punkt 1 muss ich mich fragen...

kannst gerne deine fragen stellen