Gefährdung der Jugendlichen
Zur Einleitung gebe ich die neuesten Ergebnisse der Bielefelder Studie zur Kenntnis, die von Farke und Grass auf dem Münchner Suchtkongress 2003 vorgestellt wurden. In 10 % führen die Erfahrungen mit legalen und illegalen Drogen im Kindes- und Jugendalter zu einem verfestigten Konsum und gehen in eine Abhängigkeit über.
In dieser Studie wurden 597 Jugendliche zwischen 12 und 25 Jahren interviewt. Davon erwiesen sich
21 % stark gefährdet
55 % gefährdet
24 % gering gefährdet.
Dabei kam heraus, dass der Gefährdungsgrad umso höher ist, je niedriger das Einstiegsalter in den Suchtmittelgenuss ist.
Die Bedeutung der verschiedenen Drogen spiegelt sich in folgenden Zahlen wider:
Alkohol
92 %
Nikotin
88 %
Cannabis
62 %
Speed und Amphetamine
16 %
Ecstasy
14 %
Pilze
16 %
Kokain
13 %
LSD
9 %
Heroin
2 %
Forschungsergebnisse
Weinberger hat die neuesten Forschungsergebnisse zusammengefasst und sie wie folgt formuliert: Unsere Gene steuern das Wachstum der Zellen, diese lassen Systeme entstehen und daraus entsteht unser Verhalten. Dies bedeutet, dass wir zwar abhängig sind von einer genetischen Ausgangslage, aber selbst ein Risiko von 50 % bedeutet noch nicht, dass ein davon Betroffener schicksalhaft Sucht erleiden muss, da die 50 % Umwelteinflüsse durch Elternhaus, Schule und Peer Group im weiteren Leben durch günstige oder schlechte Umgebungsfaktoren verändert werden. (Erklärungen hierzu liefert die neueste Forschung zu Epigenetik.)
Rauchen: Einstieg in die Sucht
Viele Suchtkarrieren beginnen mit dem Glimmstängel und enden mit erheblichen Herz-Kreislauf-Problemen, Krebserkrankungen, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Störungen, Störungen der Fruchtbarkeit und Potenz. Rauchende Jugendliche sind deutlich anfälliger für andere Drogen. Ebenso ist in diesem Zusammenhang bekannt, dass ein früherer Beginn schneller zur Abhängigkeit führt. Es gilt für alle Suchtstoffe die Tatsache, dass das Suchtrisiko umso größer ist, je früher der Jugendliche damit beginnt.
Das Suchtgedächtnis
Menschen bilden (nach Prof. Walter Zieglgänsberger) spezifische Bildspuren bezüglich positiver Wirkungen aus, was wir uns wie Erinnerungen an erlebte positive Wirkungen vorstellen können. Nach mehrmaligem Gebrauch kann sich ein "Suchtgedächtnis" ausbilden; es entsteht durch Bahnung wie das Erlernen des Klavierspiels. Bei längerem Gebrauch wird auch hier aus dem Pfad eine Autobahn.
Christoph Göhlert und Frank Kühn sind der Meinung, dass Drogenabhängigkeit ein Kräftespiel der Person, der Droge und der Umwelt sei. Als Risiken für Suchtentwicklung gelten Störungen des Selbstwertgefühls, Einstellung der unmittelbaren Umgebung zu Drogen, aktuelle Lebenskrisen und Beziehungsabbrüche in Kindheit und Jugend.
Da Kinder und Jugendliche schneller als Erwachsene etwas lernen können, gewöhnen sie sich auch schneller an den Umgang mit Suchtstoffen. Die Neuroplastizität als stofflicher Umbau an den Synapsen bewirkt im Gehirn von Jugendlichen auf der Ebene der Moleküle in ihren Nervennetzen eine rasche Veränderung in Richtung Sucht durch Nikotin, Alkohol oder Drogen. In der Münchner Suchtambulanz wurden in 80 Prozent psychiatrische Diagnosen bei den Drogenabhängigen gefunden.
14-JÄHRIGE UND DROGEN
Alkohol
50 % haben schon einen Rausch gehabt
Tabak
27 % rauchen täglich
Cannabis
9 Millionen haben damit Erfahrung
400.000 haben missbräuchlichen Konsum
23 % der Jugendlichen haben Cannabis-Erfahrung
11 % kiffen regelmäßig
7 % kiffen täglich vor dem Unterricht
ca. 15.000 Kiffer gehen jährlich in Drogenberatungsstellen
Quelle:
http://www.familienhandbuch.de/cmain/f_Fachbeitrag/a_Jugendforschung/s_1381.html (Archiv-Version vom 31.12.2010)