Verkäufer: Lust und Frust im Arbeitsalltag

"Traue keinem Kunden, mehr als zwei Sekunden."

Ich hab schon hinter Kneipentresen gearbeitet und auf technischen Hotlines.

Kunden sind eigentlich überall gleich. Die meisten Menschen sind okay. Aber es gibt Spezialisten... Ich würde mir gerne mal einen Tag im Leben von so einem Choleriker anschauen. Was macht der so? Wie lebt der? Schreit der seinen Fernseher an, wenn die falsche Werbung läuft? Oder den Kühlschrank wenns Bier alle ist?
Hat der Freunde oder überhaupt Lebewesen in seinem näheren Umfeld?

Ich verstehe den Ärger und den Frust, wenn man mit Hotlines telefonieren muss, aber muss man sich so gehen lassen?

@Holzer2.0
fänd ich auch mal interessant. wenn die sich im echten leben so benehmen, wie mir manchmal gegenüber... na dann prost.

aber meist sind sie eben im 'echten leben' arme würste, die sich unterbuttern lassen.
die werden nur laut, wenn sie wissen, das gegenüber kann/darf sich nicht wehren.

aber ich würd zu gerne sehen, wie jemand seinen kühlschrank zusammenstaucht :D

Mein erster und dann auch mein Letzter Kunde, waren vor ein paar Tagen etwas seltsam.

Der erste war sichtlich angetrunken und benahm sich sehr daneben. Er stiess ein paar Drohungen aus, sprach andere Kunden an, wie doof der Laden sei usw.
Ich bot ihm zwei Entscheidungsmöglichkeiten. Entweder könne er den Laden friedlich aber umgehend verlassen oder die Polizei würde das tun.
Nach kurzem Protest und ein paar weiteren Drohungen verschwand er dann und nahm so die erste Möglichkeit in Anspruch.

Mein Letzter Kunde brauchte ca. 10 min um sich für einen Flasche Cola zu entschieden und musste danach noch 3-5 min sein Geld suchen. Das alles nach Feierabend versteht sich.

Ich habe mich nicht aufgeregt, wie gesagt es war nur ein wenig seltsam.

@Snowman_one
betrunkene kunden machen mir immer etwas angst.
hatte ich auch schon ein paar mal und war dann froh, wenn ich nicht alleine im laden war.

und zu deinem letzten kunden. ich habe die vermutung, denen ist nicht bewusst, dass wir die zeit nach feierabend nicht bezahlt bekommen. bei mir ist das ja zumindest so.

letzten sonntag hatte ich fünf minuten vor feierabend ein paar mädels bei mir im laden, die noch süßigkeiten haben wollten. das dauert bekanntlich ja auch immer länger. ich hab sie dann natürlich bedient, ihnen aber auch gesagt, dass sie mehr zeit zum aussuchen haben, wenn sie das nächste mal früher kommen.

da sich dann noch kunden gestaut haben, durch das süßigkeiten aussuchen, hab ich letztendlich ne halbe stunde nach feierabend erst den laden verlassen können.

das sehen die meisten denke ich auch einfach nicht.

@feallai
Da ich früher oft alleine im Laden war, habe ich mir eine etwas Ruppigere Gangart bei solchen Kunden angeeignet.

Glücklicherweise wird die Zeit bei mir aber bezahlt die ich länger bleibe.

Ja, vielen ist nicht bewusst mal Bewusst das man zumacht oder welche Uhrzeit gerade ist.

Ich habe Kunden auch schon den Vorschlag gemacht vorbeizukommen wenn mehr Zeit da ist. :)

@Snowman_one

Snowman_one schrieb:Ich habe Kunden auch schon den Vorschlag gemacht vorbeizukommen wenn mehr Zeit da ist. :)

find ich auch völig in ordnung.

die kinder fanden den vorschlag sogar toll ;) was für mich natürlich bedeutet, wenn sie das nächste mal kommen, brauchen sie sicher ne viertelstunde zum aussuchen, weil sie dann ja mehr zeit haben :D

Vielleicht kaufen sie dann sogar mehr, was ja wirtschaftlich durchaus Interesant ist. :)
Ist ja auch wichtig. Obwohl Süssigkeiten natürlich in Massen zu konsumieren sind. :D

@Snowman_one
es ist ehrlich erstaunlich, wie viel ich davon verkaufe... ;)

@feallai
Da ich erst seit kurzem mit Lebensmitteln arbeite, staune ich immer wieder, was für Sachen am meisten Verkauft werden.

Semmeln zum Beispiel. Die Verkaufen sich wie geschnitten Brot. :D
Auch bei den Getränken staune ich immer wieder, wie oft ich manche Süssgetränke auffüllen muss.

Nicht umsonst stehen Brot und Milch im Supermarkt auch immer weit hinten im Laden und zusätzlich auch nicht beeinander. So gehen die Leute an vielen Sachen vorbei, bis sie zu den Sachen des täglichen Bedarfs stossen. Das ist ist auch wirtschafltiches denken.

@Snowman_one
ich arbeite in einem tante-emma-laden. der ist ja nur ganz klein. da steht alles beieinander.
aber ich kenne das vom einkaufen natürlich auch. da muss ich durch den ganzen laden rennen, um 3 teile einzukaufen :D

wir verkaufen neben brötchen und süßigkeiten am meisten capri-sonne. die kinder und auch erwachsene holen sich die oft für zwischendurch.
dabei finde ich, dass die überhaupt nicht den durst löschen kann.

Die meisten Kunden sind ja normale Menschen die man schnell abkassieren kann und nicht groß auffallen. Gibt dann aber immer Menschen, die besonders aus der Menge herausstechen. Bisher wurde nur ein Kunde richtig beleidigend aber gibt viele Alkoholiker, Obdachlose und sonstige, übel riechende Gestalten :S Manchmal ziemlich eklig.

@feallai
Ich bin so ein Süssgetränktrinker.
In der Tat löschen sie den Durst nur bedingt. Ja Capri Sonne verkaufe ich viel. Bei uns ist aber sicher auch der tiefe Preis ein Verkaufsargument.

Der Laden in dem ich arbeite ist nicht sehr gross. Man kann mit 15 Schritten von einem Ende zum andern gelangen.
Bei uns ist die Milch ganz hinten das Brot beim Eingang. Da steht ein etwa Brusthohes Regal mit allerlei Brot.
Die Leute kommen rein und sehen erst mal nach links. Sie schauen genau über das Brotregal.
Oft schon wurde ich gefragt wo das Brot sei, da der Blick einfach nicht darauf fällt. Das Brot steht bei uns also zu nahe am Eingang und wird daher übersehen.

Da gefällt mir das System im Supermarkt besser.

@Snowman_one
meine kunden fragen mich auch oft nach dingen, über die sie hinwegschauen. manchmal find ich das beinahe schon nervig, wenn die leute in den kühlschrank sehen und das ganz volle regal mit der milch übersehen.
sobald etwas nicht auf augenhöhe ist, ist es auch nicht da.
und dann muss ich ziemlich häufig um den tresen rumrennen, möglichst noch wenn ich eigentlich gerade einen kunden bediene, um den kunden das gewünschte rauszusuchen.

@askembla
Beim Lebensmitteleinkauf sind die meisten Kunden friedlich. Zumindest habe ich das bisher so festgestellt.
Bei mir kaufen auch Obdachlose ein. Die sind zwar häufig angetrunken. Die meisten kaufen aber einfach schnell was ein und verschwinden wieder. Sie sind höflich und nett. Ich offenbar auch, denn viele kommen täglich vorbei.

@feallai
Ja oft scheitern auch die Versuche, dem Kunden zu Beschreiben, wo das gesuchte ist.
Normalerweise versuche ich das so. Ich zeige dem Kunden etwas in der Nähe des Produkts, z.B.:

„Sehen sie die grüne Verpackung dort? Etwas weiter unten ist das gesuchte.“

Das Problem ist, dass ich das Produkt von dort aus sehe und weiss wie oder nach was das Regal geordnet ist.
Der Kunde hat aber diese Infos nicht.

Oft dauert das aber länger als Hinzugehen und es für den Kunden aus dem Regal zu nehmen.

Ich merke gerade dass es sehr schwierig für mich geworden ist, mich in die Lage des Kunden zu versetzen.

@Snowman_one
ja, geht mir auch so. ich verliere schneller die geduld als früher. mir fehlt dann das verständnis.

auf der anderen seite spreche ich als kunde verkäufer auch weniger an, weil ich sie nicht nerven will :D

@feallai
Also ich gebe darauf Acht ob ich von den Verkäufern wahrgenommen oder angesprochen werde. Ob sie mich Begrüssen.
Wenn sie es nicht tun, sage ich aber nichts. Ich bemerke es einfach häufiger denke ich, da ich den gleichen Beruf ausübe.
Wenn ich eine Frage habe, gehe ich schon mal auf einen Verkäufer zu.
Auch ich versuche aber nicht zu nerven. :)

@Snowman_one
klar, es kommt auch immer auf den verkäufer an. wenn ich irgendwo reinkomme und schon fröhlich begrüßt werde, dann merke ich ja auch, dass ich nicht nerve :)

ich versuche das auch so zu handhaben. immer fröhlich sein und freundlich. aber manchmal bin ich so gestresst, dass ich es nicht so hinbekomm, wie ich es gerne hätte.

und bei manchen kunden muss man sich einfach seinen teil denken :D

@feallai

feallai schrieb:und bei manchen kunden muss man sich einfach seinen teil denken

Oh ja.
Zusätzlich tausche ich mich auch gerne mit den anderen Mitarbeitern über diesen ‚Alltäglichen Wahnsinn“ aus. :D

Ich hatte auch schon einen bösen Kommentar auf der Zunge.
Früher habe ich diese Auch teilweise Ausgesprochen. Heute bin ich etwas gesetzter und belehre daher die Menschen nicht mehr. Sei es jetzt Kunde oder Verkäufer.

@Snowman_one
ich traue mich immer nicht, auch wenn ich wirklich mal nen grund hätte, nen 'bösen' kommentar abzulassen