Kirchenaustritt - Wer hat es vor oder gemacht?

NONsmoker schrieb:Ich nehme an, es geht da um die Einnahmen durch die Kommune.

Die Kommune hat mit den Wiedereintritten in der Regel aber eigentlich nichts zu tun. Die bekommen nur die Meldung, wenn die Aufnahme gelaufen ist.
Die Austritte laufen über die Amtsgerichte, die Aufnahmen über die Pfarrer oder Kircheneintrittsstellen (die aber auch eher nicht kommunal geführt werden).

Letzte Woche gemacht, fühle mich unglaublich befreit.
Ich war katholisch und war eh nur noch so der Form halber in der Kirche bzw. dachte ich, dass ich das für meine Archivarbeit brauchen werde. Es kam aber der Punkt, an dem ich es moralisch nicht mehr vertreten konnte, auch nur auf dem Papier eine Verbindung zu diesem Verein zu haben.

Also ab zum Standesamt, um einen Termin auszumachen, aber die Dame hatte direkt Zeit und nach 5 Minuten war es erledigt :D.

NONsmoker schrieb:Ist schon einige Jahre her, aber hat sich das geändert?

Das ist Sache der jeweiligen Gemeinde. Die bestimmt die Gebühren für solche Verwaltungstätigkeiten.

Rasenmayer schrieb:Ja, der Austritt kostet 30 Euro. Fairerweise muss man aber sagen, dass diese 30 Euro nicht von der Kirche erhoben werden, sondern eine Bearbeitungsgebühr des Amtsgerichts sind, wo die Austritte erklärt werden.

Nun, dass ist mir, trotz Nichtmitglied, bekannt,
"Fairerweise" ist das dennoch nicht.
Was ich mit

tudirnix schrieb:Denn der Austritt kostet, wie unverschämt, wurden die meisten doch via Taufe ungefragt zur Mitgliedschaft gezwungen.

meinte ist Folgendes:

Die meisten Schäfchen sind ohne eigene Zustimmung dem Verein zugeführt worden. Dann wurden sie erwachsen und haben festgestellt: das ist nicht ihr Ding bzw. keinen Bock drauf. Raus kommst du nur per öffentliche Verwaltung und die nimmt dafür Gebühren.
Kein anderer Verein lässt über kommunale Ämter den Austritt vollziehen, keine Partei, keine Gewerkschaft, kein Mieterschutzbund, Haus und Grund, usw. usf. Nur die Kirche. Da werden Kirchenangelegenheiten wieder mal dem säkularen Bereich übertragen und das ist für Betroffene mit Gebühren verbunden. Und das finde ich unverschämt, weil der Eintritt war ja schließlich nicht selbst bestimmt. Dabei wäre es eigentlich die Aufgabe des zuständigen Pfarramts die Austrittserklärung anzunehmen, und zwar kostenlos, sowie eine Abschrift für das Finanzamt auszuhändigen und gut ist.
Und zwar im Sinne von Trennung zwischen Kirche und Staat.

Ich finde es ist ein Unding, dass Behörden Aufgaben der Kirche übernehmen. Wir haben Bekenntnisfreiheit und dafür soll man auch noch Bearbeitungsgebühren bezahlen, weil die Kirchen zu faul sind, Austritte selbst zu bearbeiten? Und ein Amt muss dann auch noch bestätigen, dass du nicht einer Glaubensgemeinschaf angehören willst? Im Jahr 2022 - Geht' noch?

tudirnix schrieb:Die meisten Schäfchen sind ohne eigene Zustimmung dem Verein zugeführt worden. Dann wurden sie erwachsen und haben festgestellt: das ist nicht ihr Ding bzw. keinen Bock drauf. Raus kommst du nur per öffentliche Verwaltung und die nimmt dafür Gebühren.

Klar, das Baby hat sich nicht freiwillig angemeldet...die Eltern des Kindern schon. Im Grunde müssten die Eltern, die die Taufe haben durchführen lassen, die 30 Euro bezahlen.
Ich persönlich wäre auch dafür, Taufen, wenn, dann erst ab 14 durchführen zu lassen, wenn die Jugendlichen religionsmündig sind.
Dann könnte man sich auch den ganzen Brimborium mit der Konfirmation/Firmung/Kommunion bleiben lassen.
Was habe ich das gehasst, nach der Schule auch noch zum Konfi-Unterricht gehen zu müssen.
Das einzige, was mich dorthin bewegt hat, war, dass ich damals gar nicht auf den Gedanken gekommen bin, dass ich es auch einfach lassen könnte und zum anderen - zugegebenerweise - auch die Aussicht auf die großen Geldgeschenke zu meiner Konfirmation.

Rasenmayer schrieb:Klar, das Baby hat sich nicht freiwillig angemeldet...die Eltern des Kindern schon. Im Grunde müssten die Eltern, die die Taufe haben durchführen lassen, die 30 Euro bezahlen.
Ich persönlich wäre auch dafür, Taufen, wenn, dann erst ab 14 durchführen zu lassen, wenn die Jugendlichen religionsmündig sind.

Da mein Mann römisch-katholisch war und ich evangelisch, wollte ich, dass die Kinder beides kennen lernen und selbst entscheiden. Da wir in einer sehr katholischen Gegend lebten, haben sie sich natürlich an ihren Freundinnen orientiert und sich für das Katholische "entschieden", sofern man das mit 8/9 Jahren vermag. Die Taufen waren dann kurz vor der Kommunion.

Rasenmayer schrieb:Die Austritte laufen über die Amtsgerichte

Wie meinst du das?
Ich bin damals einfach ins Rathaus, hab ein bisschen Papier unterschrieben und die Kiste war durch

KFB schrieb:Ich bin damals einfach ins Rathaus

Ich glaube, ich musste auch damals aufs Amtsgericht. Das hat sich aber anscheinend geändert. Ich wohne in Rheinland-Pfalz.

KFB schrieb:Wie meinst du das?
Ich bin damals einfach ins Rathaus, hab ein bisschen Papier unterschrieben und die Kiste war durch

Ist wahrscheinlich auch je nach Bundesland oder Kommune unterschiedlich.
Bei den meisten Bundesländern wird der Austritt vor dem Standesamt erklärt. In Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen vor dem Amtsgericht. In einigen Bundesländern geht es auch bei der Gemeindeverwaltung.
Besonderheit in Bremen, dass sie dort sogar neben dem Standesamt auch bei der evangelischen und katholischen Kirche direkt erklärt werden kann. Dort sogar kostenlos, im Gegensatz zu einer Gebühr von 5,50 Euro beim Standesamt in Bremen.

Auf der Seite kann man sich die Austrittsmodularitäten der einzelnen Bundesländer und Kommunen anschauen. Auch jeweils interessante Statistiken dabei.

https://www.kirchenaustritt.de/

Rasenmayer schrieb:Auf der Seite kann man sich die Austrittsmodularitäten der einzelnen Bundesländer und Kommunen anschauen. Auch jeweils interessante Statistiken dabei.

Ich hab mir die Seite eben mal angeschaut und dabei auch gesehen, dass sich nicht nur die Modalitäten und Preise des Austritts je nach Bundesland teilweise massiv unterscheiden, sondern auch die Höhe der Kirchensteuer. Zwar nur um ein Prozent, aber über die Einzahldauer eines Menschen, der bis zum Tod nie austritt, hinweg, macht bekanntlich auch solches Kleinvieh Mist.

Allerdings passt solch eine Willkürlichkeit meiner Meinung nach sehr gut zur Kirche.

Ich bin letztes Jahr voller Überzeugung ausgetreten. Ich war nie gläubig, auch wenn ich mich für einen spirituellen Menschen halte. Die Kirche tut einiges gutes, aber es haften auch Skandale an ihr, die ich nicht verzeihen kann. War die richtige Entscheidung.

Ich war Mitglied in einer evangelischen Freikirche, war darin durch meine Familie aufgewachsen und habe mich als junge Erwachsene dann selbst zum Beitritt entschlossen.Bis dahin galt ich als Angehörige, weil ich dort getauft wurde als Kind.
Im Laufe der Zeit ist mir klar geworden, dass ich hinter der Kirche als Institution und auch dem christlichen Glauben nicht wirklich stehe und im Grunde nur dem nachgefolgt bin, was mir durch meine Familie vorgelebt wurde.
Ich habe mich dann dazu entschlossen auszutreten, das war vor ca. 28 Jahren.
Ich musste damals nur schriftlich meinen Austritt bestätigen, damit ich aus der Mitgliedschaft (Bürokratie)heraus genommen wurde, das war es.
Kirchensteuerpflichtig war ich nie, da es sich, wie ich schon schrieb, um eine Freikirche handelte.

Ich bin schon vor einigen Jahren ausgetreten. Stehe nach wie vor dahinter, denn ich kann mit der Kirche nichts anfangen bzw. finde dass die Kirche in ihrer Geschichte deutlich mehr Negatives als Positives für die Menschen gebracht hat. Es ist ja geradezu ein Privileg für uns heute nicht mehr von der Kirche abhängig zu sein, wie es die Menschen in den vergangenen Jahrhunderten waren. Finanziell aber auch moralisch ist es eine Erleichterung für mich nicht mehr diesem Verein anzugehören.

In meiner Herkunftsfamilie ist man seit Generationen glaubensfrei. Meine Frau ist katholisch aufgewachsen und vermutlich deshalb aus dem Club ausgetreten.

Ich glaube zwar, bin aber dennoch vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten. Mein Glaube hatte eh nie mit der Kirche zutun.

Bin schon vor Jahren ausgetreten, bin sowieso nicht gläubig und die Kirche kriegt keinen Cent von mir.

So gesehen, mich hat man gar nicht reingelassen.

@Abahatschi
^^
Hier auch, war nie drin.
Hatte Vorteile, man konnte damals noch zwischen Freistunde oder evangelischem Religionsunterricht wählen, ich entschied mich hauptsächlich für die Freistunde, wenn das Zeugnis aber mal etwas aufgebessert werden sollte, entschied ich mich für den Religionsunterricht.

@Stumpf
Hier auch.
In der Grundschule saß ich noch in einem Reliunterricht, da gab es keine Wahl.
Auf dem Gymi habe ich die Freistunden, die leider nie Randstunden waren mit zwei Kolleginnen genutzt.

@Bundeskanzleri
Genau wie bei mir ^^
Die Grundschule war sogar eine katholische.
Heute ist das auf dem gleichen Gymnasium nicht mehr so, da gibt es keine Freistunden, sondern ein "drittes" Fach, nur welches, da komme ich gerade nicht mehr drauf.