Der Haselwurm ist aber einfach nur ein Mythenviecherl, eng verwandt mit dem Lindwurm. In einigen Regionen wird auch die Blindschleiche Haselwurm genannt, wohl wegen ihres unschlangentypischen Echsenkopfes (und der eher fisch- denn schlangenartig glänzenden Beschuppung, siehe unten). Grimms Wörterbuch der Deutschen Sprache schreibt hierzu:
haselwurm, m.
1) eine fabelhafte schlange:
trat zu mir an ein alter bawr,
und der listige giftige lawr,
der haselwurm, und schlich daher,
als wenns ein groszer meerahl wer,
mit einem harten spitzen schnabel,
mit hechtszeen und giftzungengabel,
oben fahlschwarz, unten gelbleich,
sahe dem leibhaften teufel gleich. froschmäuseler (1600) P ija;
in Kärnten eine weisze schlange mit einem ringe am kopfe, der zu gelde gelegt, dies nie abnehmen läszt. Lexer 260, was an die verwendung der hasel zum schätzeheben (sp. 530) erinnert; dänisch hæslinger (Grundtvig gamle danske minder 2, 113). boa, ein lintworm oder hasselworm. Trochus H 6a;
kurz, lieber hätte sich einer mit drachen
und haselwürmern herum gezaust.
Wieland 21, 14.
2) anguis fragilis, blindschleiche. Nemnich 1, 308.
Wahrscheinlich hat das "Hasel" im Haselwurm genauso wenig mit der Pflanze dieses Namens zu tun wie das "Lind" in Lindwurm mit der Linde. Letzteres geht auf althochdeutsch "lint" für Schlange zurück, und das althochdeutsche "hasela" bezeichnete einen Fisch. Der Fischbezug kommt in dem Grimm-Zitat (Meeraal, Hechtszähne) deutlich zum Tragen. Und auch bei Büntings Haselwurm ist von einem Hechtmaul die Rede.