Hilfe
17.12.2009 um 11:59
Hallo glaubnicht, und andere,
Ich bin auch ein Mensch mit Ängsten, Zwängen, und sogar Wahnvorstellungen. Inzwischen bin ich 24 Jahre alt, aber bei mir hat das auch schon im Teenageralter begonnen. Ich hab ständig den Zwang, dass, wenn ich einkaufen bin, in meine Tasche zu schauen, ob ich mein Portomonaie noch habe.
Auch ohne Licht kann ich nicht einschlafen. Ich hab immer ein Nachtlicht an, um alles sehen zu können. Denn, ich bilde mir auch oft Dinge ein, die mich in Angst versetzen. Manchmal sehe ich Gestalten (von denen ich früher immer dachte, dass es Geister sind, weil meine Familienmitglieder auch schon oft so etwas gesehen haben), oder spüre, wie etwas auf meiner Matraze geht und zu mir kommt. Selten höre ich auch mal komische schabende Geräusche neben meinem Bett, oder Stimmen, die nachts an meinem Ohr meinen Namen "Danie" hauchen.
Auch bei mir haben einige Dinge, wie Filme oder Erlebnisse zu meinen Ängsten beigetragen.
Als junges Mädchen habe ich mal eine verbotene Videokassette von meinen Eltern angesehen, auf der eine Dokumentation über Poltergeister von Rainer Holbe drauf war. (Meine Eltern haben sich früher viel mit Geisterkontakt beschäftigt - Glässerrücken, Tonbandaufnahmen, ect.) und darauf habe ich etwas gesehen, wovor ich tierisch Angst bekommen habe. Wie z.B. eine Puppe, die vor die Kamera fällt und "Mama, Mama" sagt und dann fällt sie um und man sieht, dass überhaupt keine Batterien im Fach auf dem Rücken waren.. [Falls jemand diese Doku kennt und weiß, wo man sie bekommen oder sehen kann, wäre ich dafür dankbar! Ich möchte sie noch einmal sehen.] Seitdem hatte ich große Angst vor Puppen und habe mir sogar oft eingebildet, dass sich Spielzeuge in meinem Zimmer bewegen.
Nun zu dem, weshalb ich eigentlich schreibe. Ich wollte dir / euch beschreiben, was mir da geholfen hat.
Ich habe mich intensiv mit den Dingen auseinandergesetzt, die mir Angst gemacht haben.
Ich habe ja auch Angst vor manchen Figuren in Horrorfilmen gehabt, und habe dann angefangen, ganz bewusst genau diese Filme zu sehen und zu "analysieren". Ich hab mich selbst gefragt, wovor ich Angst habe und dann plötzlich gemerkt - mensch, eigentlich ist das ja läppisch.
Genauso mit den Puppen. Ich habe eine Nacht ganz bewusst im Dunkeln auf einem Dachboden einer Freundin verbracht, der über und über voller Puppen war. (So kaputte, nackte Baby Born's.) Danach habe ich gemerkt, dass da gar nichts ist, wovor ich Panik haben müsste, denn es sind im Endeffekt nur Plastikteile.
Später, (mit 17) nachdem bei mir nach massiven Marihuana-Konsum Angst udn Panikstörungen aufgetreten sind, bin ich für sechs Wochen in eine stationäre Therapie gegangen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich Angst nach draußen zu gehen und mit Leuten zu reden, konnte nicht mal irgendwo anrufen, ohne mich zu Tode zu stottern, und hab jeden Menschen, der mir auf der Straße entgegen kam, als potenziellen Angreifer gesehen, und immer Angst gehabt, dass, wenn ich einen Raum betrete, dort etwas grauenhaftes vorzufinden..
Dort habe ich gute Medikamente bekommen, die mir geholfen haben. Antidepressiva, Angsthemmer, Anti-Paranoia usw. Viel entschlüsselt haben Psychologen da mit mir nicht, weil ich nicht lang genug da war, aber die Medikamente haben mir wirklich sehr geholfen.
Mit 20 habe ich aufgehört, die Medikamente zu nehmen und bin alleine sehr gut klar gekommen. Ich habe erkannt, dass ich die Kontrolle über meinen Körper habe und nicht meine Ängste. Wenn ein Angstgefühl kommt, dann verdränge ich ihn nicht mehr, sondern packe ihn, halte ihn fest und analysiere ihn. Ich frage mich, wovor ich Angst habe und erkenne dann, dass es gar nicht so schlimm ist. Wenn ich einen schlimmen Gedanken habe, z.B. ein blutiger Totenkopf oder was auch immer, dann schaue ich ihn mir in Gedanken an und verändere ihn, bis er nichts mehr furchterregendes auf sich hat. Diese Technik hilft mir sehr.
Wenn du also nachts dort liegst und denkst, dass Samara (die ich übrigens sehr mag <3) dort im Türrahmen steht und dich beobachtet, dann frag dich mal, wovor du Angst hast. Selbst, wenn sie dort stehen würde, dir ist noch nie etwas passiert. Wenn sie dich beobachtet, dann denk dir halt, -tja, wenn du deine Zeit verschwenden willst, mich von da hinten aus anzustarren, dann bitte- sobald du anfängst, es etwas ins lächerliche zu ziehen, dann verschwindet die Panik.
Und wenn du irgendwo stehst, und den Drang hast, dich umzudrehen und du tust es nicht. Versuche es einmal. Du wirst merken, es passiert rein gar nichts, wenn du dich nicht rumdrehst. Sobald du einen Erfolg gehabt hast, wird es dir öfter gelingen. Es wird nichts schlimmes passieren, wenn du den Zwängen nicht nachgibst. Schließlich geht die Welt nicht unter, wenn dir ein blatt papier auf den Boden fällt.
Wenn man sich das logisch vor Augen führt und erste kleine Erfolge hat, in Kombination mit vielleicht einer therapie und Medikamenten, hast du gute Chancen, eine Erwachsene mit einem normalen Alltag zu werden.
Wenn du es aber nicht einsiehst und nichts unternimmst, kann das schwere Folgen haben.
Ich bin froh, dass ich an mir gearbeitet habe und schäme mich nicht, dass ich dafür eine Therapie machen musste (und meine Brüder mich für n psycho halten).
Liebe Grüße