@accrec Wenn man richtig googelt, findet man massenhaft Quellen.
;)Aber hier sind "meine" beiden!
http://der-dilletant.de/Venediger-Mandl.html (Archiv-Version vom 16.02.2012)http://www.zeno.org/Literatur/M/Sch%C3%B6nwerth,+Franz/Sagen/Aus+der+Oberpfalz/Zweyter+Theil/Siebentes+Buch/Einleitung/11.+FortsetzungHier eine Sage aus dem Harz:
Altenbrak
Ein alter Hüttenschmied aus Thale, der jeden Tag den weiten Weg an der Bode hinauf zur Hütte zurücklegte, obwohl ihm die Arbeit schon recht sauer wurde, machte sich Sorgen, wie lange er die schwere Arbeit wohl noch durchführen könnte. Er lebte bei seiner Tochter, die eine Bergmannswitwe war und fünf kleine Kinder, aber keinen anderen Ernährer hatte als ihren alten Vater. Eines Tages trug er die fertigen Eisenstangen aus der Hüttenschmiede auf den Hof hinaus, damit er drinnen Platz für neue Arbeit hätte. Wie staunte er aber, als er bemerkte, daß ein Zwerg neben ihm ging, der ebenfalls Eisenstangen aus der Schmiede trug. Als er nachzählte, stellte er fest, daß doppelt so viel Stangen draußen lagen, als er gesshmiedet hatte, obwohl erst die halbe Schicht herum war.
Bei der Mittagsrast forderte er den kleinen Helfer auf, sich zu ihm zu setzen und von seinem Brot mitzuessen. Das tat der denn auch, ohne sich lange zu zieren. Nach dem Essen nickte er dem Alten einen Dank zu und verschwand. So ging das nun jeden Tag, so daß der Schmied am Ende der Woche einen guten Lohn ausgezahlt bekam und weit mehr Geld verdiente als die anderen Hüttenleute. Nach einiger Zeit wurde der Hüttenmeister darauf aufmerksam und überlegte, wie er von allen Arbeitern solche Leistungen erzielen könnte. Er schickte zwei fremde Schmiedegesellen zu dem alten Mann, die ihm seine Kniffe absehen sollten. Die Gesellen waren nicht davon erbaut und gingen nur widerwillig daran, dem Alten zu helfen und ihn zu beobachten. Sie waren von weit her zugewandert und vertrugen sich schlecht mit den Harzer Hüttenleuten, deren Sprache sie kaum verstanden.
Am nächsten Morgen kamen statt eines Zwerges gleich ihrer drei, um den Schmieden bei der Arbeit zu helfen. Die fremden Gesellen scheuchten die Kleinen, die ihnen im Wege standen, hin und her, so daß es ihnen schwerfiel, daß gleiche zu schmieden wie die Gesellen und der Alte. Zu Mittag gaben sie ihnen nichts von ihrem Essen ab; der Alte mußte sein Brot mit allen dreien teilen. Als sie nach dem Essen die Schmiede verließen, warf ihnen der eine Geselle ein Stück Eisen nach und verletzte einen der Zwerge schwer. Der rief dem Alten zu, er solle morgen zu Hause bleiben - hier würde alles brake. Damit verschwanden sie im Berg.
Am anderen Tag standen die Gesellen ratlos in der Schmiede und wußten nicht, was sie ohne den Alten, der zu Hause geblieben war, anfangen sollten. Es mißlang ihnen alles, was sie anfassen mochten. Da begann es plötzlich draußen in Strömen zu regnen, daß die Bode rauschte und schwoll, bis sie, zu einem reißenden Strom angewachsen, über die Ufer trat und in die Hütte eindrang. Die Hüttenleute flüchteten auf die Berge, wo sie vor dem Wasser sicher waren. Die beiden fremden Gesellen, die zu spät erst die Gefahr erkannten, folgten den anderen in großer Hast. Das Wasser verfolgte sie und riß sie immer wieder zurück. Steine prasselten ihnen entgegen, daß sie mit blutigen Köpfen aus dem Tal entflohen und aus Furcht vor der wilden Bode nie wieder wagten, in diese Gegend zu kommen.
Die Gebäude der Hütte waren vom Wasser zerstört, so daß die Hüttenleute weiter entfernt eine neue Hütte aufbauen mußten. Die Stelle an der die alte Hütte gestanden hatte, nannten sie seit der Zeit die ,,Alte Brake". In der neuen Hütte fanden sich nach einiger Zeit auch wieder die Zwerge ein, halfen in der Schmiede und schleppten täglich das Dreifache von dem heraus, was die Männer geschmiedet hatten. Das gefiel den Hüttenleuten, und sie vergalten es den Zwergen, indem jeder ihnen Brot und Milch mitbrachte, so viel sie essen und trinken mochten.
Einmal feierten die Hüttenleute ein großes Fest und luden auch die Zwerge dazu ein. Dem Zwergenkönig hatten sie aus Dankbarkeit einen neuen Rock und ein Paar zierliche Stiefel anfertigen lassen. Über den neuen Rock hat sich der kleine König sehr gefreut, hat ihn gleich angezogen und einen Freudentanz damit aufgeführt Als er aber die neuen Stiefel sah, wurde er traurig und sagte ,,0 weh, nun müssen wir wandern!" Er zog die Stiefel an und machte sich auf den Weg; alle Zwerge folgten ihm durch das Tal und aus dem Harz hinaus. Niemand hat sie seitdem in den Bergen des Harzes angetroffen, soviel man auch nach ihnen suchen mochte. Der alte Schmied lebte noch lange In bescheidenem Wohlstand bei seiner Tochter, bis die Enkelkinder groß waren und nun selber In den Stollen und Hütten Arbeit aufnehmen konnten. Seit jener Zelt aber sagt man im Harz, wenn man jemand gern hat, soll man ihm weder Schuhe noch Pantoffeln schenken, sonst geht er damit ab und kommt, ebenso wie die Zwerge, nie wieder. Darum darf kein Bursche seiner Liebsten die Brautschuhe kaufen und kein Mädchen ihrem Burschen ein Paar Pantoffeln schenken - Schuhe und Pantoffeln würden die Beschenkten in die Ferne entführen, und das Glück wäre aus.
Quelle: C. Förstner: „Aus der sagen- und Märchenwelt des Harzes“, Chr. Friedr. Vieweg’s Verlag, Quedlinburg 1888