Wenn Helden nach Antworten suchen...

@Pattimay
@caponata
@Thilda

Ich bin fast komplett bei euch, bis auf den Punkt, dass das Abdriften in eine - oft radikale - Parallelwelt, deren Anschauung von Verschwörungstheorien getragen wird, ein spezielles Problem der Rechtsradikalen ist.

Das gibt es auch bei den Linksextremisten, die glauben, sie tun eine gute Tat, wenn sie Oma Ernas alten OPel Corsa anzünden, Bullen zusammenprügeln oder ganze Stadtteile in Schutt und Asche legen...

...und auch selbst ganz oder weitgehend ohne politische Färbung gibt es Impfgegner, 09/11- oder Apollo-Mondmissions-Leugner, u.s.w., auch unter ganz normalen Mitbürgern.

Jeder sucht sich voller Eifer sein Schweinderl, sei es die Pharmaindustrie, die Wirtschaft allgemein, die Amis, das Weltjudentum, die Migranten...

...nur für Fakten sind sie nicht mehr erreichbar.

Gruppen wie Höcke und Konsorten instrumentalisieren und kanalisieren diese Bereitschaft zur Aufnahme der kruden Theorien sehr effizient.

Mr.Wölkchen schrieb:überraschenden 1,3

Klasse!

@Mr.Wölkchen
Gratulation!

Mr.Wölkchen schrieb:raus mit ner völlig überraschenden 1,3😅

Respekt!

Mr.Wölkchen schrieb:Während der Prüfung zurück zu "OK, bestehen sollte klappen, aber toll wirds nicht" und raus mit ner völlig überraschenden 1,3😅

Das ist ja fast nicht zu toppen. Sehr gut gemacht!!!

Trailblazer schrieb:Ich finde auch den Vergleich mit den 20-ern teilweise problematisch. Zumindest was die Armut und Not der Bevölkerung betrifft.

Wir können uns da wohl nur ansatzweise hineindenken. Ich denke aber auch, dass das viel viel schlimmer war als heute. Hier verhungert eigentlich kaum noch jemand, es gibt bessere medizinische Versorgung, es gibt finanzielle Hilfen. Das gab es vor 100 Jahren im Prinzip nicht.

Es gibt ja zwei Arten der Armut, die absolute und die relative.

Absolute Armut bedeutet, dass man weniger als 1,9 US$ pro Tag zur Verfügung hat. Diese Art der Armut betrifft in Deutschland sicher so gut wie niemanden mehr. Relative Armut jedoch viele, das bedeutet, dass man ein Einkommen hat, das weniger als die Hälfte des Durchschnittseinkommens beträgt.

Dann gibt es auch noch die gefühlte Armut, die wie folgt definiert wird:

Sie betrifft diejenigen, die sich aufgrund ihrer allgemeinen gesellschaftlichen Ausgrenzung oder Diskriminierung als „arm“ betrachten oder Angst vor einer sich verschlechternden wirtschaftlichen Lage haben bzw. in ständiger Angst vor Armut leben.

Quelle: http://www.armut.de/definition-von-armut.php (Archiv-Version vom 23.02.2020)

Ich denke sehr wohl, dass sich Menschen radikalisieren können, die von gefühlter oder relativer Armut betroffen sind.

Trailblazer schrieb:Ich bin fast komplett bei euch, bis auf den Punkt, dass das Abdriften in eine - oft radikale - Parallelwelt, deren Anschauung von Verschwörungstheorien getragen wird, ein spezielles Problem der Rechtsradikalen ist.

Das gibt es auch bei den Linksextremisten, die glauben, sie tun eine gute Tat, wenn sie Oma Ernas alten OPel Corsa anzünden, Bullen zusammenprügeln oder ganze Stadtteile in Schutt und Asche legen...

...und auch selbst ganz oder weitgehend ohne politische Färbung gibt es Impfgegner, 09/11- oder Apollo-Mondmissions-Leugner, u.s.w., auch unter ganz normalen Mitbürgern.

Jeder sucht sich voller Eifer sein Schweinderl, sei es die Pharmaindustrie, die Wirtschaft allgemein, die Amis, das Weltjudentum, die Migranten...

...nur für Fakten sind sie nicht mehr erreichbar.

Gruppen wie Höcke und Konsorten instrumentalisieren und kanalisieren diese Bereitschaft zur Aufnahme der kruden Theorien sehr effizient.

Alles richtig, und du hast uns ja auch lange genug in einem anderen Forum gelesen, dass du weißt, dass von uns keiner Linksextremismus verharmlost.
Und natürlich ist das geistige und auch mentale Abdriften in Parallelwelten und Verschwörungstheorien kein exklusiv rechtes Problem.

Mein Eindruck aus den letzten dreißig Jahren ist der, dass linksextreme Gewalt eher beachtet wird, weil sie sich viel mehr gegen Besitztümer richtet.. ich bestreite natürlich nicht, dass es linksextremistische Gewalttaten gegen Menschen gibt, aber prozentual gesehen machen sie nur einen Bruchteil der Straftaten aus, die Linksextreme insgesamt begehen. Bei rechtsextremen Straftaten sieht das Bild schon ganz anders aus.

Ich habe oft den Eindruck, dass die Empörung sofort da ist, wenn ein sogenannter Autonomer ein Auto anzündet oder ein Schaufenster eines Supermarkts zertrümmert und den Laden demoliert.
Wenn ein Rechtsextremist einen Ausländer lebensgefährlich verletzt, interessiert es kaum jemanden. "Er hätte ja nicht herkommen müssen." ...

Zur aktuellen Lage finde ich diesen Tagesschau-Kommentar ganz gut:

https://media.tagesschau.de/video/2020/0220/TV-20200220-2256-5900.webl.h264.mp4 (Archiv-Version vom 21.02.2020)

Trailblazer schrieb:Oje...

...der Täter aus Hanau kam ganz offensichtlich nicht aus prekären Verhältnissen, ebenso wie der aus Halle oder der Mörder des hessischen Regierungspräsidenten.

Trailblazer schrieb:Ich finde auch den Vergleich mit den 20-ern teilweise problematisch. Zumindest was die Armut und Not der Bevölkerung betrifft.

So meinte ich das auch nicht und @violetluna glaube ich auch nicht. Es sind nicht nur Menschen aus prekären Verhältnissen, die sich radikalisieren. Dem Großteil der AfD-Wähler geht es materiell gut, aber sie lassen Ängste in sich schüren und fühlen sich von Szenarien bedroht, in denen die eigene materielle Substanz und die Wirtschaftskraft Deutschlands in Gefahr sei.

Ich sehe die Parallele zu den Zwanzigern eher in dem Mechanismus der Meinungsbildung, was die Angst vor einer "Umvolkung" und dem "Niedergang" Deutschlands betrifft.. Der Mechanismus funktioniert auch, wenn es den Menschen objektiv betrachtet nicht schlecht geht.

Vor Kurzem las ich in einem Kommentar, dass SPD-Politiker Sarrazins Buch den Kipppunkt für diese Ängste gebildet habe und diesen Ängsten erstmals eine breite Öffentlichkeit geboten habe.
Im Jahr 2010 war das bereits...

Diesen Tagesthemen-Kommentar finde ich auch sehr passend:

http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-663957.html?fbclid=IwAR1NUn8RPLFGEWPbakRrYELL2vPdyVLtIpHD-9hHAjZKBBoXdj04SEjnsiU

caponata schrieb:Diesen Tagesthemen-Kommentar finde ich auch sehr passend:

Sehe ich auch so!

Wir können uns vonschreiben, dass der Depp HGM abserviert wurde. Dem habe ich auf Twitter meine Meinung gesagt!

@Trailblazer
Warst du gestern auch bei den Mahnmärschen ? Waren ja aus Solidarität in vielen Städten.

@Ninjadara

Nein, ich mache sowas normalerweise nicht. Ich bin kein Demo-Typ.

Aber, die Zeiten ändern sich und mit Hanau ist das Maß nun voll.

Ich muss nachdenken...

@Trailblazer
Sind das Bilder der Opfer?

@violetluna
Ja sind es

Projekt Wand besprühen statt malen ist geglückt! Die Farbe wurde sehr gleichmäßig, es macht kaum Dreck und es ist außerdem noch lustig. :)

Merke: einen Kater mit Durchfall versehentlich in der Küche einzusperren - keine gute Idee. 💩💩

Ninjadara schrieb:Ja sind es

Ich kann nicht nachvollziehen, was in dem Hirn von jemandem vorgeht, dass er einfach wahllos Menschen umbringt. Es ist grauenvoll.

Es ist ein Spiegel unsere unserer Zeit. Hochgepusht durch die virtuellen Spiele etc.

@Ninjadara
Einmal unserer reicht😯

violetluna schrieb:Ich kann nicht nachvollziehen, was in dem Hirn von jemandem vorgeht, dass er einfach wahllos Menschen umbringt. Es ist grauenvoll.

Es ist schrecklich genug, wenn jemand wahllos Menschen umbringt, weil er geisteskrank ist, wie zB. dieser Typ aus der Schweiz, der am Frankfurter HBhf einen Jungen vor den Zug stieß...

...die Menschen da oben sind aber nicht wahllos zum Tode verurteilt worden.

Die mussten sterben, weil es Kräfte gibt, die suggerieren, dass genau diese Menschen nicht hier her gehören, weil die Protagonisten dieser Bewegung solchen Durchgeknallten das Gefühl geben, das Volk würde hinter ihnen stehen, sie würden das tun, was längst überfällig und notwendig wäre.

Wenn Höcke davon schwadroniert, dass wir "Maßnahmen ergreifen müssen, die unseren Moralvorstellungen zuwider laufen, ja damit unvereinbar sind und wir mit diesen Maßnahmen leider auch Teile unserer Bevölkerung verlieren werden", die nicht in die "neue Zeit" passen, dann ist das der Weckruf für solche Lebensversager.

Ninjadara schrieb:Es ist ein Spiegel unsere unserer Zeit. Hochgepusht durch die virtuellen Spiele etc.

Naja, ich weiß nicht, ob man wirklich den Spielen dafür die Schuld geben kann. Da könnte man dann auch Filmen die Schuld geben oder Musik.

Ein geistig gesunder Mensch weiß, was Fiktion ist und was Realität und dass man Fiktion nicht auf die Realität übertragen kann. Gesunden Menschen schaden keine Egoshooter oder Filme mit gewalttätigen Szenen. Es sind die, die nicht geistig gesund sind, um die man sich Sorgen machen muss, aber die werden von vielen Dingen getriggert. Es würde nichts ändern, solche Spiele zu verbieten, dann ist der Trigger eben ein anderer.

Man kann die Gesellschaft nicht danach ausrichten, was eventuell einen psychisch kranken Menschen irgendwie triggern könnte. Dann müsste man nämlich so ziemlich alles verbieten.