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Wie war die DDR?

2.308 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: DDR, Gefängnis, Humanismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Vltor ehemaliges Mitglied

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Wie war die DDR?

11.06.2016 um 18:47
@Monasteriker

Finnland, Österreich und Schweden sind recht schlechte Beispiele. Deutschland war und ist nicht irgendein geopolitisch und/oder wirtschaftlich eher unbedeutendes Land von 10 Mio. Einwohnern. Hier handelt es sich schließlich um eine Nation mit der größten Bevölkerung Europas und zwar im Herzen des Kontinents, dessen weitere ökonomische und politische Entwicklung entscheidend für den Rest Europas war. Die Neutralität wäre aufgrund der zu erwartenden politischen und wirtschaftlichen Einflussnahme beider Machtblöcke schlicht kein haltbarer Zustand gewesen.

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11.06.2016 um 18:53
@Vltor

Ja klar, so kann man das auch sehen, aber es ist halt spekulativ.


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11.06.2016 um 18:59
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Über alternative Geschichtsverläufe kann man nur spekulieren, aber ich denke nicht, dass ein vorher vertraglich ausgehandeltes neutrales Deutschland über kurz oder lang von der SU besetzt worden wäre.
Ja, aber warum nicht. Schon mal den Begriff Finnlandisierung gehört. So Neutral und Frei ist es mit den Neutralen Ländern gar nicht. SChweden wäre im Konfliktfall wohl auf Seiten der NATO aktiv geworde, Österreich ebenso.
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Mit Polen, CSSR, Ungarn, Rumänien und Bulgarien wäre die Westgrenze der SU auch ohne Ex-DDR über Pufferstaaten abgesichert gewesen.
Es geht nicht um Absichern, es geht um Offensiv werden. Die Russische Doktrin nach dem 2 Weltkrieg sieht die Verteidigung so vor das der Kampf möglichs bald auf Feindesland Stattfindet.

Und diese Marionetten waren ebenfalls im WP und damit nicht wirklich Pufferstaaten.
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Und wie das Beispiel Finnland, Schweden und Österreich zeigt, ginge auch eine Option mit vorgelagerten neutralen Staaten,
Hatte ich oben schon was zu Geschrieben. Der Vergleich hinkt aber etwas sowohl Geographisch als auch Sozioökomoisch ein Deutschland in den heutigen Grenzen als Neutraler Staat ein anderes Gewicht hätte.
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb: Von daher würde ein neutrales Deutschland als den Pufferstaaten Polen und CSSR vorgelagertes Territorium durchaus im Sicherheitsinteresse der SU gewesen sein.
Sicher, aber man sieht ja heute noch an der Ukraine was die UDSSR und ihre Verehrer von Autonomie halten.



Aber hast Recht. Ich halte auch nicht viel von "was wäre Wenn" in diesem Kontext. Wobei das lustige Alternativweltgeschichten hervorbringen könnte.


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11.06.2016 um 19:21
@Fedaykin

Mir schwebte so etwas wie ein neutraler Korridor zwischen NATO und Warschauer Pakt vor, der sich von Norden nach Süden erstreckt. Deutschland wäre darin die saftigste Frucht, um die man sich besonders bemühen würde, um sie auf die jeweilige Seite zu ziehen - schon wegen der zentralen Lage, aber auch wegen der schon erwähnten Wirtschaftskraft.
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Die Russische Doktrin nach dem 2 Weltkrieg sieht die Verteidigung so vor das der Kampf möglichs bald auf Feindesland Stattfindet.
Ja klar, wenn man auf Panzerstreitkräfte setzt, kostet so ein Pufferstaat wertvolle Zeit, aber ein durchgängiger neutraler Korridor hätte dann auch für eine größere Stabilisierung im Kalten Krieg beigetragen als die direkte Konfrontation an der innerdeutschen Grenze bzw. an der Grenze zu Westberlin. Anderenfalls setzte man ja auch zunehmend auf Raketen, um sich das Feindesland schon im Vorfeld zu verwüsten. Panzer wären da nur noch die Nachhut gewesen ...
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Sicher, aber man sieht ja heute noch an der Ukraine was die UDSSR und ihre Verehrer von Autonomie halten.
Der Vergleich hinkt jetzt etwas. Ein neutrales Deutschland wäre mit den Siegermächten ausgehandelt worden - man darf davon ausgehen, dass man vertraglich fixiert hätte, dass wegen der Nazi-Vergangenheit die militärische Kapazität auf ein Mindestmaß beschränkt worden wäre - bei ständiger Kontrolle z.B. im Rahmen der UNO. Eine Besetzung wäre dann ein Kriegsgrund gewesen - aber da Deutschland mit den Reparationen für die zwei Weltkriege noch im Zahlungsverzug war, hätte niemand wirklich ein Interesse daran gehabt.

Denkbar ist natürlich, dass die jeweiligen Regierungen von beiden Blöcken umworben würden - aber das hätte vielleicht auch Chancen für Vermittlerrollen in Konfliktsituationen eröffnet. Aber wie gesagt, das ist alles sehr spekulativ ...

P.S.: Habe noch Deinen Nachsatz gelesen: Ja, als Alternativweltgeschichte ließe sich hier noch manches ausbauen.


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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 15:43
Einer der wesentlichsten Vorwürfe gegen die DDR und andere sozialistische Staaten gilt dem Versuch der "allgegenwärtigen ideologischen Beeinflussung".
Im Gegensatz dazu sind viele frühere DDR-Bürger dankbar dafür, dass ihnen die Vermittlung gesellschaftswissenschaftlicher Erkenntnisse selbst heute noch einen klareren Blick auf das Weltgeschehen ermöglicht als "Nicht-Indoktinierten". Erst kürzlich schrieb jemand sinngemäß: Es fiele ihm zwar schwer, das zuzugeben. Aber alles, was man ihm im Staatsbürgerunterricht über den Kapitalismus erzählte, habe sich als richtig erwiesen. (Das erinnert mich an die wüsten Schmähungen in Richtung K.E.v.Schnitzlers: Alle hassen und beschimpfen ihn bis heute. Nur konnte leider niemand seine - zugegebenermaßen meist recht bissigen - Analysen inhaltlich widerlegen).

Dieser vor zwei Jahren in einem anderen Forum entdeckte Link
http://www.mein-weg-vom-aschenbroedel-zur-koenigin.de/2014/05/03/die-montagsdemo-und-die-wahre-ursache-des-unfriedens-in-der-welt/
brachte mich damals dazu, darauf mit meinem weiter unten stehenden Text "Verwerfliche Indoktrinationen" zu antworten, über dessen Problematik ich lange nachgedacht hatte (und immer noch nachdenke.) Es handelte sich dabei um die Bearbeitung eines bereits in unserer Buchreihe "Spurensicherung/Spuren der Wahrheit" veröffentlichten Beitrags.

Der Verfasser oder die Verfasserin des oben verlinkten Artikels "Mein Weg vom Aschenbrödel zur Königin" äußert sich u. a. wie folgt:
"... Denn man kann das System nicht ändern, bevor sich der Mensch nicht ändert. Gute Absichten hin oder her. Sobald jemand in einer Führungsposition ist, wird er zu denselben Mitteln greifen, wie seine Vorgänger. Er wird alle seine Ideale fallen lassen müssen. Warum? Weil die Menschen sich nicht verändert haben. Der Mensch will immer, dass sich alles andere ändert, außer er selbst. Daher wird er auch immer gleich regiert: durch Unterdrückung. ..."
Und folgerichtig zielen denn auch die Schlussfolgerungen vor allem auf individuelle innere Einkehr, Läuterung usw.

Das ist alles bekanntlich nicht neu, sondern wird seit Jahrtausenden von Religionsgründern, Philosophen und anderen um das Wohl DES Menschen Besorgten als einziger Weg zur Rettung aus seinem von Natur aus bestehenden Dilemma genannt. Und hat in all den Jahrtausenden nichts bewirkt, keines der scheußlichen Verbrechen der wechselnden Ausbeutereliten verhindern können, die sich bisher noch jede dieser unverbindlichen Ermahnungen zunutze machten - wohl wissend, dass sie nicht fruchten können, so lange die Menschen in Systemen leben, die sie zwingen "Wolf unter Wölfen" zu sein.
Jeder Mensch ist ein geborenes Raubtier und folgt lediglich dem Naturgesetz, wenn er sich der restlichen Fauna und sogar Artgenossen gegenüber als solches verhält. Das ist nun mal so und deshalb jeder Versuch, einen "neuen Menschen" zu kreieren, zum Scheitern verurteilt und absolut lächerlich. So oder ähnlich werden ja auch die entsprechenden Versuche der sozialistischen Länder abgetan und verhöhnt.

In meinen Augen ist das allerdings kurzsichtig und verantwortungslos. Denn im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten hat sich die Weltlage auf den verschiedensten Gebieten mittlerweile derart zugespitzt, dass klar ist, wohin unser "naturgegebenes" menschliches Treiben in nicht allzu langer Zeit führen wird - nämlich mindestens zur Selbstvernichtung.
Meine Überzeugung: Der einzige Ausweg ist, dass DER Mensch - und zwar in erster Linie der „hoch zivilisierte“ - sich tatsächlich neu erschaffen muss, indem er nichts weniger als das Naturgesetz für sich selbst auf den Kopf stellt und sich vom Raubtier zu einem Wesen entwickelt, das den Namen Mensch verdient. Denn im Unterschied zu allen anderen Tieren besitzt er die Potenz dafür. (Und wenn es einen Gott gäbe, würde ich sogar vermuten, dass es ausdrücklich diese Aufgabe ist, die er seiner extraordinären Schöpfung gestellt hat. Und die er, wenn sie dies nicht schafft, als Überreste eines misslungenen Experimentes ungerührt in den göttlichen Hausmüll kehren wird.)
Das ist, wie gesagt, Jahrtausende alte Erkenntnis und Bestrebung vieler bedeutender Denker sowie, nicht zu vergessen, humanistischer Pädagogen, beispielsweise Pestalozzis. Ihren Bemühungen, beispielsweise auf dem Gebiet Kindererziehung, wird wohl niemand Lächerlichkeit oder gar Verwerflichkeit unterstellen. Geht es dagegen um die Verwirklichung der gleichen Prinzipien unter sozialistischen Verhältnissen, ist das auf einmal ein „Verbrechen“, obwohl lebenslange Nachhaltigkeit erst unter diesen Bedingungen möglich wird. Denn jedes der in Ausbeutergesellschaften zu edelsten Humanisten erzogenen Kinder wird beim Eintritt in die Welt der Erwachsenen mit der Realität konfrontiert, dass sie sich im eigenen Interesse dem „naturgegebenen“ Wolfsgesetz zu unterwerfen und selbst entsprechend wölfisch zu handeln haben. Die hohen Ideale trägt man zwar noch als Lippenbekenntnis und zur Beschwichtigung des Gewissens mit sich herum. Aber nur absolut verblödete „Gutmenschen“ oder bösartige Marxisten/Kommunisten können versuchen, sie auch praktisch zu verwirklichen.
Daran lässt sich, wie Vergangenheit und Gegenwart beweisen, im kapitalistischen System auch nichts ändern. Weil „die Verhältnisse, sie sind nicht so“.
Deshalb gehen die bösartigen Marxisten/Kommunisten davon aus, dass man doch zuerst die Rahmenbedingungen, mit anderen Worten: das System, ändern muss, damit der Mensch endlich ein Mensch sein kann.
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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 15:46
Verwerfliche Indoktrinationen
(Originatext von 2004, leicht bearbeitet). Da der entsprechende Sammelband nicht für das Internet digitalisiert wurde, zitiere ich meinen Beitrag hier mal direkt; wem er zu lang und das Lesen/Nachdenken zu anstrengend ist, sollte ihn bitte einfach übersehen, annstatt mich deshalb anzumeckern :D)
Verständlicher Weise versuchen die maßgeblichen Politiker der kapitalistischen BRD jede Erörterung ihnen missliebiger „Sozialismus-„ bzw. „DDR-Themen“ mittels Häme und Verleumdung zu unterbinden bzw. in die „richtigen“ Gleise zu lenken.
In hohem Grade missliebig ist das Stoffgebiet beispielsweise dann, wenn es um unleugbare Erfolge der sozialistischen Gesellschaftsordnung geht, die den Vergleich mit der heutigen gesellschaftlichen Realität herausfordern. Stellvertretend für vieles seien hier nur die Bildungs-, Kultur-, Sozial-, Gesundheits- und Beschäftigungspolitik sowie das konsequente Friedensengagement der DDR genannt.
Besonders laut werden die Hasstiraden allerdings dort, wo es sich um Einflussnahme auf die Persönlichkeitsentwicklung der DDR-Bürger handelt. Folgerichtig gilt als eine der größten Schandtaten der DDR, dass jeder von Kindesbeinen an einer zielgerichteten „ideologischen Indoktrination“ unterlag.
Als löbliche Alternative preisen diese Apologeten des Kapitals die in ihrer Gesellschaftsordnung angeblich mögliche, ideologisch unbeeinflusste „freie Entwicklung“ der Individuen. Die danach selbstverständlich moralisch absolut integer sind.
Allerdings stolpert die herrschende Kaste der BRD inzwischen pausenlos von einer peinlichen Affäre in die andere. Doch was da – oft auch nur als Nebenprodukt des Machtkampfes verschiedener Cliquen – an die Öffentlichkeit dringt, ist nur die Spitze des Eisberges. Der Rest verschwindet unter dem dichten Beziehungsgeflecht, von dem das ganze Land durchzogen ist.
Vor allem, um die Interessen des Großkapitals im In-und Ausland durchzusetzen, wird skrupellos gelogen und geheuchelt, werden gegenüber der Bevölkerung die vielfältigsten und raffiniertesten Methoden ideologischer Manipulation angewandt.
Und wodurch wurden nun unsere „unglücklichen“ Kinder an ihrer freien Entwicklung gehindert, womit indoktriniert (selbstverständlich bereits, während sie in Krippe oder Kindergarten – pfui – reihenweise auf dem Töpfchen hocken mussten)?
Beispielsweise damit, dass es nichts Wichtigeres gibt als Frieden, Völkerfreundschaft und den Schutz des Lebens. Weiter, dass jeder Rücksicht auf andere – vor allem Schwächere – zu nehmen hat, hilfsbereit sein soll, Ordnung hält, nicht lügt und nicht stiehlt. Ferner sogar, dass die schöne Heimat – mit all ihren Flüssen und Bergen, den Tieren des Waldes und der Seen, den Schulen, Betrieben und vielem anderen – dem ganzen Volke gehört und bereits Kinder etwas für ihren Schutz tun können. Nicht zuletzt, dass Mutti und Vati, Oma und Opa gute, fleißige Menschen sind, die man achten und lieb haben soll. Und schon die Kleinsten wurden in dem Glauben gehalten, dass Lernen Spaß macht und für jeden wichtig ist. Als Ergänzung dazu das Eindrillen entsprechender Liedchen und Gedichte oder die Herstellung selbstgemalter Bildchen mit „Friedenstauben“, Glückwünschen für die Mutti zum Internationalen Frauentag und anderes: alles durchweg bösartig politisch motiviert!
In der Tat „schreckliche“ Erziehungsinhalte – vor allem wenn man bedenkt, dass sie auch späterhin in Schulunterricht, Pionierorganisation und FDJ propagiert sowie durch vielfältigste Möglichkeiten der sinnvollen Freizeitgestaltung ergänzt wurden.
Doch Spaß beiseite: Ich kenne nicht die Anzahl all dieser wissenschaftlichen, naturkundlichen, künstlerischen und literarischen Zirkel, der Sportgemeinschaften, Ferienspiele, Ferienlager und von vielem mehr. Sie muss im astronomischen Bereich liegen, denn es gab sie überall. Sie wurden millionenfach genutzt – in der Regel kostenlos oder gegen einen symbolischen Betrag. Was für Talente wurden da entdeckt und gefördert, welche Charaktere! Nicht zu vergessen die gemeinsamen Bemühungen von Eltern, Lehrern und Mitschülern um Zurückbleibende, Lernschwache oder einfach nur „Spätentwickler“.
Und dies alles soll gegen die „freie Entfaltung der Persönlichkeit“ in der DDR sprechen und für die (gestrigen wie heutigen) BRD-Verhältnisse?!
Zurück zu den „Indoktrinationen“, von denen selbstverständlich auch die erwachsenen Bürger der DDR nicht verschont wurden – und sogar bis hinein in die Massenorganisationen, Arbeitskollektive und Wohngebiete! Da war dann tatsächlich nichts prinzipiell anderes zu hören oder zu lesen als das, womit schon die Kleinsten „belästigt“ wurden. Nur, dass beispielsweise die Begriffe Friedensliebe, Völkerfreundschaft und Schutz des Lebens mit Erörterungen über die Ursachen von Kriegen, Rassenwahn und Völkermord verbunden waren, sowie mit den Lehren für Gegenwart und Zukunft.
Hilfsbereitschaft: Das bedeutete nun Solidarität im Kleinen wie im Großen und verlangte freundschaftliche Zusammenarbeit mit anderen, die Unterstützung Schwächerer, die Teilnahme an großen internationalen Solidaritätsaktionen und vieles mehr.
Ordnung und nicht lügen: Das hieß u. a. Ordnung und Sicherheit, Arbeits- und Plandisziplin, gute Leistungen für sich selbst und die Gemeinschaft erbringen, nicht auf Kosten anderer leben wollen.
Heimatliebe: Da sprach man ganz konkret über den Schutz des Volkseigentums in allen Bereichen und die Bereitschaft, die Errungenschaften des Volkes zu verteidigen. Ja doch, es wurden sogar Warnungen ausgesprochen. Viele davon haben bereits ihre traurige Bestätigung gefunden. Mit dem Rest werden sich – wenn es nach dem Willen der Mächtigen geht – unsere Enkel auseinandersetzen müssen.
Achtung vor den Eltern, von Oma und Opa – das verlangte nun Anerkennung der Leistungen, Erfahrungen und Würde aller Menschen, vor allem aber der Werktätigen in Stadt und Land. Und war kein leeres Wortgeklingel – jeder ältere der heute vor den Arbeitsagenturen Schlange Stehenden bzw. HartzIV-Empfängern kennt den Unterschied zwischen damals und heute.
Lernen macht Spaß: Der drückte sich im Jugendlichen- und Erwachsenenalter in der Freude an der Entfaltung der eigenen Kräfte und Fähigkeiten aus. Viele lebten in einem ständigen Lernprozess. Natürlich vor allem für die Berufsaufgabe. Aber auch weit darüber hinaus in den verschiedensten Bereichen, darunter bei der „Aneignung des kulturellen Erbes“ und/oder der Schätze der Weltliteratur, oft ergänzt durch eigene oder künstlerische Kreativität. Dies alles auf dem Weg zum „allseitig gebildeten Menschen“. Das war keine Kostenfrage, jeder hatte die Möglichkeit. Gezwungen wurde niemand.
Allerdings konnte es dem psychisch derart „gefolterten“ DDR-Bürger nicht nur im Betrieb, sondern selbst noch im Wohngebiet passieren, dass er von harmlos wirkenden Leuten angesprochen wurde. Sie luden ihn scheinheilig zur Mitarbeit ein (während er selbstverständlich nur zwecks Bespitzelung aus der letzten Rückzugsnische herausgezerrt werden sollte). Danach war es durchaus möglich, dass einer beispielsweise beim „Frühjahrsputz“ mit jenen unangenehmen Nachbarn zusammentraf, die er schon seit langem ignorierte, sie zu allem Überfluss nun auch noch nett fand; und mit ihnen oder anderen Pläne ausheckte, wie dies und jenes zu verbessern sei, beispielsweise Ordnung und Sicherheit im Wohngebiet, oder Freizeitangebote für Kinder und Jugendliche. Auch musste man sich dann vielleicht darum sorgen, dass die u. a. von der Wohnungsverwaltung gezahlten Beträge für Pflegearbeiten zweckdienlich eingesetzt wurden – beispielsweise für die nächste zünftige Fete der Hausgemeinschaft. Und manchmal ging es sogar darum, wie man sich gemeinsam gegenüber diesem oder jenen Staatsorgan stark machen könne, damit sich etwas im Kiez bewegte. Apropos: Manche der Hausgemeinschaften halten heute noch zusammen.
Besonders „verwerflich“ war allerdings die nahezu unvermeidliche Berührung mit einer Gesellschaftstheorie, die sich u. a. die Fähigkeit umfassender philosophisch-weltanschaulicher Analyse anmaßt.
Der russische Dichter Wladimir Majakowski beschrieb für seine Person treffend, was auch Tausende unserer Kriegs- und Nachkriegsgeneration nach der ersten Bekanntschaft mit dem Marxismus-Leninismus fühlten: „Für mein ganzes Leben überraschte mich die Fähigkeit der Sozialisten, Tatsachen zu entwirren, die Welt zu systematisieren.“
Bei mir ereignete sich dieses überwältigende Aha-Erlebnis im März 1946 während eines 14tägigen Jugendschulbesuchs. Es war – wie in Band 1 der „Spurensicherung“ beschrieben -, als ob mir buchstäblich die Schuppen von den Augen fielen. Und alle damals oder später gewonnenen grundsätzlichen Erkenntnisse haben sich bis in die Gegenwart bestätigt.
Mancher, der vormals vielleicht mit einem gewissen Ingrimm “ML“ paukte, wird es heute zu schätzen wissen, dass er in vielen Dingen einen besseren Durchblick besitzt als ein angeblich ohne jede ideologische Beeinflussung aufgewachsenes, in Wirklichkeit jedoch von Kindesbeinen an erbarmungslos manipuliertes Individuum der „freien Welt“.
Bleibt selbstverständlich die Frage, was unsere „sozialistische Indoktrination“ letztlich bewirkte. Scheinbar nichts, wenn man sich das Verhalten der Bevölkerungsmehrheit während und seit der Rückwendezeit vergegenwärtigt.
Doch davor lagen Jahrzehnte einer Entwicklung, die internationales Aufsehen erregte und nicht vom Bewusstseinsstand der DDR-Bevölkerung zu trennen war.
Selbst in Umfrageergebnissen (2003/2004) wurde deutlich, dass die Mehrheit der „naiven“ Ossis trotz enormen Anpassungsdrucks noch immer andere Auffassungen von konkreter Friedenspolitik, Solidarität, persönlicher und politischer Integrität, sozialer Gerechtigkeit und anderem besaßen als die meisten – hochtrabende Moralsentenzen absondernden – westlichen Brüder und Schwestern. (aktuelle Anmerkung Sidonie29: Und selbst 2016 hat der Pegida-/AfD-Pöbel trotz aller Nachwende-Verwerfungen im Osten noch keine Mehrheit; aber die Politik der BRD-Herrschaftseliten wird's schon noch richten)
Und dies trotz einer totalen Indoktrination, welche bereits jede Rückerinnerung an die DDR – sofern dies nicht mit den Begriffen „Diktatur“, „Stasi“, „Unrechtsstaat“ und (sinnigerweise) „Totalitarismus“ verknüpft wird – als suspekt und unmoralisch brandmarkt.
Wer jedoch tiefer schürft, findet wichtige Spuren in die Zukunft.
Nach der Rückwende behauptete die Mehrzahl der bürgerlichen Politiker mit unverhüllter Häme, dass sich der Sozialismus nun endgültig als nicht lebensfähige Utopie erwiesen habe. Er stehe im Widerspruch zur irdischen Realität und speziell der unveränderlich miesen Natur des Homo sapiens. Die kuriose Ansicht des „sogenannten Arbeiter- und Bauernstaates“, einen neuen, besseren Menschen zu kreieren, sei ein- für allemal ad absurdum geführt worden. Schlussfolgerung: Einzig die bürgerliche (kapitalistische) Gesellschaft mit ihrem Wolfsgesetz, dem rücksichtslosen Kampf jeder gegen jeden, dem Triumph des Siegers über den Besiegten entspräche dem Naturgesetz sowie dem menschlichen Wesen. Das heißt letztlich, setze ich hinzu: Auch Kriege wird es immer geben.
Viele bürgerliche Politiker nennen sich Christen und „übersehen“ trotzdem, dass sie mit dieser generellen Absage die Lehren ihres Religionsstifters sowie den Sinn der Jahrtausende langen, oft opferreichen Bemühungen seiner zahllosen ehrlichen Jünger in Abrede stellen. Aber es ist auch mehr als naiv, unter jenen, die in der heutigen Politik das Sagen haben, nach wahren Christen zu suchen.
Und wie verhielt es sich nun wirklich mit dem „neuen sozialistischen Menschen“ in der DDR?
Ich behaupte: Es gab ihn. Zwar war er noch nicht in „Reinkultur“ vorhanden. Aber ich erlebte viele, die sich auf dem besten Wege befanden.
Übrigens nicht nur in der DDR. Zum ersten Mal begegnete ich diesem Phänomen sogar bereits im April 1950 während der Reise unserer FDJ-Studentendelegation in die Sowjetunion. Ebenso spontan wie übereinstimmend stellten wir danach fest: „Das Beeindruckendste waren die Menschen“: Uns faszinierten nicht in erster Linie Funktionäre, sondern vor allem „normale“ Studenten in Moskau und Stalingrad, ältere Wissenschaftler, ein Arbeitskollektiv im Traktorenwerk, die Mädchenklasse einer Moskauer Mittelschule, die Garderobenfrau im Theater, das Servicepersonal im Hotel, die Besucher von Museen, Konzerten, Kino- und Theatervorstellungen, der Mann/die Frau auf der Straße –sie alle in zuvor nie erlebter Art nicht nur hoch diszipliniert, sondern aufgeschlossen, selbstbewusst, herzlich, politisch und kulturell ebenso interessiert wie gebildet.
Und das, wird man heute fragen, während Stalin noch im Kreml regierte?!
Als ich diese Eindrücke im Jahre 1990 unserer jungen Leningrader Dolmetscherin – einer Studentin - mitteilte, wurde ich jedenfalls entsetzt gemustert. Das war für sie einfach nicht vorstellbar. Dagegen konnte ich meine Enttäuschung über ihre bereits vollständig westorientierte Denk- und Lebensweise kaum verbergen.
Aber wie hätte denn die Sowjetarmee den Hitlerfaschismus trotz seiner überlegenen Kriegsmaschinerie besiegen können, wenn nicht in ihren Reihen und überall – ob im eigenen oder im Hinterland des Feindes – unzählige opferbereite, selbstlose Kämpfer gestanden hätten, die mit der Heimat auch ihre gesellschaftlichen Errungenschaften verteidigten? Und wie wären die heroischen Taten der Komsomolzen, Stachanowarbeiter und Millionen anderer, das in aller Welt bestaunte und an Realitäten nachprüfbare „Russische Wunder“ zu erklären, wenn nicht mit dem bewussten Handeln von Millionen Menschen, die ihre eigenen Interessen in denen der großen Gemeinschaft gesichert wissen wollten? Mit Pistole schwingenden „Kommissaren“, Knute, Zwangsarbeitern oder dergleichen jedenfalls nicht.
Unstrittig ist dieses „Vom Ich zum Wir“, das bewusste Handeln, die Überwindung von Schwierigkeiten zum Nutzen der Gemeinschaft und damit des Einzelnen – auf der Basis und zur Weiterentwicklung der sozialistischen Gesellschaft – ein wichtiges Merkmal des „neuen“ Menschen. Und zwar nicht nur in Kriegs- und Krisenzeiten.
Dabei möchte ich niemandem glauben machen, dass in der DDR Idealzustände geherrscht hätten, auch in manchen Führungszirkeln regierte noch "der alte Adam". Und dies besonders dann, wenn die leitenden Funktionäre sich die fiese Meute der Hofschranzen und A...kriecher nicht vom Leibe halten konnten oder wollten. Die ersten davon erlebte ich als Mitarbeiterin des Thüringer Ministerpräsidentin - nein, nicht Ramelows, sondern Eggeraths. Aber damals wurden Kritik und Selbstkritik auch innerhalb der SED noch konsequent praktiziert, und dies sogar auf Parteikonferenzen. (Das Beispiel Eggerath beschrieb ich in Bd. 3 der "Spurensicherung. Leben in der DDR"). Die allmähliche Aufweichung dieses Prinzips zuzulassen, war einer unserer größten Fehler.
Trotzdem steht eines doch wohl unverrückbar fest: Das Leben in der sozialistischen Gesellschaft fordert und fördert die im besten Sinne menschlichen Eigenschaften. Dies habe ich bei der Erziehung meiner vier Kinder stets dankbar empfunden. Für das Leben in einer den menschenfeindlichen Gesetzen des Kapitals unterworfenen Welt wurde keines geboren.
Naturgemäß erwartete jeden nach Verlassen der häuslichen und schulischen Umgebung dennoch eine mehr oder weniger kalte Dusche im raueren Studenten- und Berufsleben. Doch diese Erfahrung hat keinem geschadet, und die wichtigsten Dinge stimmten trotzdem. Mein tüchtiger Mann musste ungerechtfertigt einiges einstecken, was manche dazu veranlasst hätte, „dem System“ den Krieg zu erklären. Er sah jedoch trotz allen Ärgers immer den “subjektiven Faktor“, die noch unzulängliche Einzelperson – und kämpfte unverdrossen weiter für die „beste Sache der Welt“, von der er bis zu seinem Tod ebenso überzeugt war wie meine Kinder und ich noch heute.
Die Fährte des sich dem Tierreich entringenden Homo sapiens war also auch in der DDR nicht zu übersehen.
Es ist durchaus kein Zufall, dass unsere Besten – wie ich sie nennen will – ihre Aufgaben oft an Stellen erfüllten, wo sie Umgang mit vielen anderen Menschen hatten und Verantwortung für sie trugen. Dort gehörten sie auch hin.
Denn anders als alle vorausgegangenen Gesellschaftsordnungen setzt der Sozialismus vor allem auf die Einsicht und das bewusste Handeln der breiten Massen. Und nichts schadet da mehr als Phrasen, Lippenbekenntnisse, gedankenloses Nachplappern, bequeme Routine und Schönfärberei –angewandt von Menschen, die andere überzeugen sollen. Dass diese Praxis vor allem in der Endphase der DDR bei manchen Funktionären nicht unüblich war, hat viel zum Vertrauensverlust beigetragen. Dies soll keine generelle Schuldzuweisung sein. Denn es erfordert große psychische und physische Kraft, das innere Feuer über Jahrzehnte hinweg – trotz unausbleiblicher Schwierigkeiten, Misserfolge und persönlicher Rückschläge – so lebensfrisch zu erhalten, dass man anderen leuchten kann, ohne selbst auszubrennen. Dennoch gab es Abertausende, die genau dies schafften. Das waren zwar sehr viele, aber – wie sich zeigte – bei weitem nicht genug. Den meisten wurde nicht an der Wiege gesungen, dass sie später in eine derart aufreibende Mission hineinwachsen sollten oder – vor allem in der Nachkriegszeit – hineingeworfen wurden. Viele mussten dazu ihre ursprünglichen Lebenspläne aufgeben, über den eigenen Schatten springen – und das nicht nur einmal …
--------------------
Im Originaltext (veröffentlicht in „Spuren der Wahrheit – Bewahrenswertes DDR-Erbe“, GNN Schkeuditz 2005) folgt diesem Abschnitt eine persönliche Würdigung meines im Jahr 2004 verstorbenen Ehemannes.


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12.06.2016 um 16:14
@Sidonie29
LOL.
Sudelede ...der auf den Westen schimpfte und regelmässig dort einkaufte und Nachtbars besuchte ........

Wikipedia: Karl-Eduard von Schnitzler


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12.06.2016 um 16:37
@Sidonie29
Deshalb gehen die bösartigen Marxisten/Kommunisten davon aus, dass man doch zuerst die Rahmenbedingungen, mit anderen Worten: das System, ändern muss, damit der Mensch endlich ein Mensch sein kann.
Das liest sich zwar immer ganz hübsch und erscheint logisch zwingend, aber wie sieht denn die Bilanz von ca. 70 Jahre langen Erfahrungen mit einem veränderten System aus? Ist der Mensch, der in der Sowjetunion aufgewachsen und erzogen worden ist, menschlicher als ein "Wolf unter Wölfen" geworden? Ich denke nicht. Schon Brecht dichtete: "Erst kommt das Fressen und dann die Moral." Und das zeigte sich während des gesamten Verlaufs der Geschichte seit 1917 - am Ende versuchte jeder für sich selbst sich mit den Verhältnissen so zu arrangieren, dass er möglichst bequem über die Runden kam.

Was nun die selbstlosen Funktionäre und einige andere mitlaufende überenthusiastische Idealisten betraf - sie bemerkten gar nicht, wie sehr sie mit ihrem asketischen Ideal der Mehrheit der lediglich den Staats- und Revolutionszirkus erduldenden Bevölkerung auf die Nerven gingen, indem sie versuchten, ihren eigenen Welterlösungskomplex für alle anderen ebenso verbindlich zu machen. Und dieses "Auf-die-Nerven-gehen" zog sich quer durch alle Bevölkerungsschichten - bis hin in führende Kreise von Militär, Polizei und Staatssicherheit.

Warum wohl lief die Wende 1989 so friedlich ab? Richtig: Die Gefolgschaftstreue gegenüber den vermeintlichen "revolutionären Idealen" war zu keiner Zeit mehrheitsfähig und erodierte stetig je länger das System andauerte, bis schließlich kurz vor ultimo nichts, aber auch rein gar nichts mehr davon übrig blieb, um dem Aufbegehren der Bevölkerung neben Waffengewalt auch noch "revolutionäre Entschlossenheit" entgegensetzen zu können.

Die, die an den Hebeln der Staatsgewalt saßen, waren von der Falschheit der "Konterrevolution" schon lange nicht mehr überzeugt und konnten sich daher nicht dazu entschließen, den Aufstand, der sich in Demonstrationen in Leipzig und anderswo Bahn brach, niederzuschlagen. In Berlin hatte man es am 7. und 8. Oktober noch versucht, aber das ist kläglich im Sande verlaufen, so dass am 9. Oktober alle bis dahin "Zugeführten" wieder freigelassen wurden.

Von daher greift die Formel vom "Neuen Menschen" durch ein "Neues System" viel zu kurz. Der "real existierende Sozialismus" war ein Experiment politischer Hasardeure, die die Gunst der Stunde nutzten, um über einen Putsch an die Macht zu kommen und diese mit brachialer Gewalt dann auch zu behalten und über die Zeit zu retten. Und brachiale Gewalt war nötig, nachdem sich die Menschen als den Segnungen der kommunistischen Utopie nicht hinfällig genug erwiesen und stattdessen eher am persönlichen Wohlergehen als am Wohlergehen der Nachkommen einer fernen Zukunft interessiert waren.

Der gute Wille von der Errichtung einer gerechten Gesellschaft verkehrte sich somit ins Gegenteil einer gewaltigen staatlichen Zuchthausmaschinerie, die nur noch mit Befehl und Gehorsam funktionierte, aber mit dem angestrebten Ideal rein gar nichts mehr zu tun hatte. Da waren die sogenannten "Revisionisten" der Sozialdemokratie mit ihrer reformistischen Strategie weitaus erfolgreicher ...


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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 16:51
@Monasteriker
Sicher hast Du recht, dass es ein Experiment war. Ich finde aber, dass der Großteil der DDR-Bürger sich über Stasi aufgeregt hatte, aber selbst keinen Bezug hatte dazu, mit denen nichts zu tun hatte. Das war die Realität.

Davon ab, eine Meinung konnte man auch früher vertreten ohne gleich in s Zuchthaus zu kommen. Eingaben und Verbesserungsvorschläge in den VEB's zeigen das ja. Heute kuschen alle, haben Angst um ihre komplette Existenz.

Leider ist 1990 ein weiteres Experiment nicht gewünscht worden ( Einheit nach §146 GG). Schade.


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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 18:18
Wenn ich jetzt anfange die ganzen kaputtalistischen Propagandalügen offenlege und blossstelle werd ich gleich wieder gesperrt weil ich angeblich aufs Ansehen der verherrlichten Mauertoten gepisst hab die ein Opfer jener Kaputtalistenpropaganda wurden


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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 19:02
@Badbrain
Zitat von BadbrainBadbrain schrieb:Davon ab, eine Meinung konnte man auch früher vertreten ohne gleich ins Zuchthaus zu kommen. Eingaben und Verbesserungsvorschläge in den VEB's zeigen das ja.
Nur, dass Eingaben und Verbesserungsvorschläge stets so formuliert wurden, dass sie nicht an die Machtfrage rührten - also nicht die SED und deren Politik kritisierten, sondern Hinweise gaben, wie man es besser machen kann bzw. offensichtliche Missstände ansprachen und um Behebung seitens der zuständigen Stellen nachsuchten. Eingaben betreffs eines abgelehnten Ausreiseantrags z.B. wurden gern und häufig mit Gefängnis wegen "Herabwürdigung staatlicher Organe" oder ähnlichen Deliktvorwürfen aus der DDR-Terror-Rechtsprechung geahndet.


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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 19:05
@Warhead
Zitat von WarheadWarhead schrieb:Wenn ich jetzt anfange die ganzen kaputtalistischen Propagandalügen offenlege und blossstelle werd ich gleich wieder gesperrt ...
Siehst Du, das ist der Unterschied zum "real existierenden Sozialismus" - wenn Du deren Propagandalügen offengelegt hättest, wärest Du eingesperrt worden. Hier im "real existierenden Kapitalismus" wirst Du nur gesperrt ... :D


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12.06.2016 um 19:15
@Monasteriker
Was mich an Deinen Postings stört, ist die Unbedingtheit Deiner Formulierungen. Wie gesagt: Das war/ist so, und Punkt. Keine Widerrede!
Du hast irgendwann 25 Jahre DDR erlebt - vermutlich die Endzeit, falls Du Dich nicht eher verabschiedet hast.
Aber trotz Deiner flotten Formulierungen liegst Du damit voll daneben.
Und solche wie diese sind einfach nur impertinent
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Der "real existierende Sozialismus" war ein Experiment politischer Hasardeure, die die Gunst der Stunde nutzten, um über einen Putsch an die Macht zu kommen und diese mit brachialer Gewalt dann auch zu behalten und über die Zeit zu retten.
Die aus den faschistischen KZ und Zuchthäusern Zurückkehrenden und Jugendliche wie wir, die zu Hunderttausenden und sehr bald sogar Millionen begeistert eine neue, bessere Gesellschaft aufzubauen begannen, politische Hasardeure?
Du hast die Nachkriegszeit jedenfalls nicht erlebt. Denn damals bestand zwischen allen nichtfaschistischen Kräften allgemeiner Konsens darüber, dass eine wesentliche Konsequenz aus Faschismus und Krieg sei, die bisherige kapitalistische Gesellschaftsordnung durch eine bessere zu ersetzen - nicht etwa nur ein bißchen zu renovieren. Das schrieb sogar die West-CDU in ihrem ersten Parteiprogramm, weil sich auch dort eine Massenbewegung mit diesen Forderungen entwickelte. Genaue Formulierung suche ich jetzt mal nicht heraus. Was "besser" hieß, war allerdings umstritten. Beispielsweise verbrachte ich den eiskalten Winter 1945/1946 vor allem damit, für meinen Chef - ein Privatarchtekt, der mich als techn. Zeichnerlehrling eingestellt hatte, aber lediglich als Bürokraft nutzte - völlig ausgehungert und mit klammen Fingern auf einer alten Schreibmaschine mit möglichst viel Durchschlägen ein Buch abzutippen, welches er derart wichtig fand, dass er es in seinen (LPD-)Partei- und Bekanntenkreisen unbedingt verbreiten wollte. Ich war damals 16 Jahre alt und politisch völlig unerfahren. Aber trotzdem widerstrebte es mir, mich mit derart rückwärts gewandten Unsinn befassen zu müssen. Denn es ging um nichts anderes, als um - kurz gesagt - die Wiedererweckung mittelalterlicher Produktions- und Gesellschaftstrukturen, so weit ich mich erinnere allerdings ohne Feudaladel.
Dagegen drängten alle vernünftigen Menschen und bald auch ich selbst auf die Errichtung einer fortschrittlichen, antifaschistisch-demokratischen, friedliebenden Gesellschaft, und zwar für Gesamtdeutschland. Das Ziel Sozialismus hatten wir - und viele Westdeutsche - zwar in den Köpfen, aber das lag damals noch in weiter Ferne. Wie es weiterging, weiß man. Im Westen Restaurierung der alten Verhältnisse, Bekämpfung/Niederschlagung der auf die demokratische Einheit Deutschlands orientierten Bewegungen (KPD-/FDJ-Verbot, massenhafte Berufsverbote - nicht etwa gegen alte Nazis, sondern bewährte Antifaschisten und andere beispielsweise nur, weil sie den Kontakt zu Gleichdenkenden/Organisationen in der SBZ suchten oder verdächtig waren, die Einheit Deutschlands anzustreben.) Das interessiert heute natürlich keinen mehr.
Und was den "Putsch" zum Sozialismus betrifft, disqualifizierst Du Dich in meinen Augen mit solchen Bemerkungen. Unsere Generation hat es anders erlebt, und auch viele der Älteren waren hoffnungsvoll. Selbst meine eigene kleinbürgerliche Verwandtschaft gab ihren Segen. Einen vorläufigen Rückschlag brachte dann das Jahr 1953, was sowohl politischen Fehlern der SED-/DDR-Führung als auch der internationalen Lage, der sowjetischen Deutschlandpolitik und dem zunehmenden Einfluss bzw. der offenen Einmischung westdeutscher und westberliner Organe (z.B. RIAS!) zugeschrieben werden muss. Die Texte von Eisensee und Gossweiler liefern dazu ausreichend Informationen.
Desto erfreulicher war das "Danach" in den 50er/60er Jahren. Ich habe in meinen (noch nicht verlinkten) Erinnerungen an diese Zeit einiges dazu geschrieben, es wird bald in meinem Allmy-Blog zu lesen sein, das ich zu eröffnen gedenke.
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Und brachiale Gewalt war nötig, nachdem sich die Menschen als den Segnungen der kommunistischen Utopie nicht hinfällig genug erwiesen und stattdessen eher am persönlichen Wohlergehen als am Wohlergehen der Nachkommen einer fernen Zukunft interessiert waren. Der gute Wille von der Errichtung einer gerechten Gesellschaft verkehrte sich somit ins Gegenteil einer gewaltigen staatlichen Zuchthausmaschinerie, die nur noch mit Befehl und Gehorsam funktionierte, aber mit dem angestrebten Ideal rein gar nichts mehr zu tun hatte.
Und bei derartigen Formulierungen frage ich mich ernsthaft, wo Du das hernimmst. Wurden die Menschen etwa an ihre Arbeitsplätze geprügelt, bei "Befehlsverweigerung" ins Zuchthaus gesteckt? Oder wo wurde sonst brachiale Gewalt angewendet?
Was Prügeleien, Wasserwerfer usw. betrifft, war und ist die Bundesrepublik doch einsame Klasse. Und in diesem Zusammenhang: Du hast neulich sinngemäß geschrieben, dass die BRD viel demokratischer als die DDR sei, weil man da wenigstens ungestraft demonstrieren könne, solange man sich ordentlich benimmt. Ach ja? Phillip Müller wurde bei einer Demo für die deutsche Einheit erschossen. Das war, wenn ich mich recht erinnere, allerdings schon 1952. Aber Stuttgart liegt noch nicht lange zurück, da wurden friedliche Demonstranten schwer verletzt, und bei jeder Gelegenheit werden doch Leute geprügelt und abgeführt, die alles andere als gewalttätig und auch alles andere als Neonazis sind. Entgeht Dir so etwas? Außerdem: Was haben denn die geduldeten Demos gebracht? Nicht das Geringste, wenn es gegen die Interessen der herrschenden Eliten ging. Das nenne ich reine Fassadendemokratie.
Und abschließend: Eigentlich hatte ich die Hoffnung auf eine sachliche Diskussion mit Dir - aber was Du da so in die Tasten klopfst, ist ziemlich fies. Ich kann es nicht Ernst nehmen, weil es so einfach nicht stimmt.
Ja, sicher spielte der persönliche Egoismus - Du schreibst "persönliches Wohlergehen" - eine Rolle. Und ich frage mich bzw. eigentlich Dich, wie Du selbst Dich verhieltest, was Du getan oder nicht getan hast, um die DDR-Verhältnisse zum Besseren zu wenden? Außerdem glaube ich nicht, dass die insgesamt Millionen ihres Berufs/Arbeitsplatzes oder sogar aller selbständigen Existenzgrundlagen beraubten früheren DDR-Bürger ihren Nachwende-Status als Verbesserung des persönlichen Wohlergehens betrachten.
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Wie war die DDR?

12.06.2016 um 19:50
@Sidonie29
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Du hast irgendwann 25 Jahre DDR erlebt - vermutlich die Endzeit, falls Du Dich nicht eher verabschiedet hast.
Bewusst habe ich die Zeit ab ca. 1970 miterlebt, habe also noch Erinnerungen an diverse Fernsehauftritte von Walter Ulbricht in der "Aktuellen Kamera", erinnere mich noch an dessen Ableben am 1. August 1973 und die unmittelbar darauf folgenden X. Weltfestspiele der Jugend in Berlin und den Auftritt von Angela Davis, bei der ich innerlich immer noch die Bilder aus der Kampagne für deren Freilassung im Kopf hatte, die zwei Jahre lang mit ihrem Konterfei in den Zeitungen präsent war (der Afro-Look war sehr einprägsam!).

Die Zeit der Stagnation begann nach meinem Empfinden nach dem IX. Parteitag 1976 - vielleicht lag es auch an meinem allmählich reifer werdenden Verstand, dass ich eine größere Diskrepanz zwischen verkündetem Anspruch und ernüchternder Realität wahrnahm, die sich in den Folgejahren nicht mehr verringerte, sondern eher noch zunahm. Die Ausbürgerung von Wolf Biermann ist mir ebenfalls noch unangenehm in Erinnerung - ebenso die Querelen, die darauf in der Kulturszene der DDR folgten, einschließlich der danach erfolgten Ausreisen von Manfred Krug u.a.

In den 1980er Jahren waren es insbesondere die Ereignisse in Polen, die mich zunehmend daran zweifeln ließen, ob dem Sozialismus wirklich die Zukunft gehört, oder ob es sich dabei doch nur noch um ein fehlgeratenes Experiment handelt, das mit den Mitteln der militärischen Macht - sowohl einheimischer Streitkräfte, wie auch der der sowjetischen Brüder (wohlgemerkt Brüder, denn Freunde kann man sich aussuchen!) - zunehmend verkrampfter stabilisiert wird, statt an Attraktivität zu gewinnen.

Dann kam der NATO-Doppelbeschluss und die Debatte um die Friedensbewegung, wobei die kirchlichen Gruppen ("Schwerter zu Pflugscharen" - immerhin mit dem Symbol eines sowjetischen Denkmals vor dem UN-Hauptgebäude!) in die kriminelle Ecke gedrängt wurden, was ich in höchstem Maße unangemessen und ungerecht empfand. Zwischendurch kam immer mal ein Engpass an Butter oder anderen Lebensmitteln, der die Begeisterung, im "besseren Deutschland" zu leben, auch erheblich dämpfte - vom Bewusstsein, infolge Mauer und Stacheldraht in einem Gefängnis zu leben, mal ganz abgesehen ...

Kurioserweise wurde ich - weil politisch unauffällig und keine Westverwandtschaft - für 18 Monate zu den Grenztruppen eingezogen, um dort meinen Grundwehrdienst abzuleisten. Zum Glück verbrachte ich diese Zeit als Schreiber und musste keinen Grenzdienst leisten, kann aber mitreden, was die Grundausbildung betrifft - einschließlich des Selbstverständnisses der Grenzposten (Nein, es waren keine verkappten Killer, die darauf aus waren, Zivilisten totzuschießen!).

Nach dem Ende meines Wehrdienstes nahm die Perestroika in der SU an Fahrt zu. Die kläglichen Abwehrversuche seitens der SED-Führung waren peinlich und erheiternd zugleich. Beginnend mit dem "Sputnik"-Verbot ging es rapide mit dem Ansehen der SED bergab - ja, auch innerhalb des Apparates begann man sich zu fragen, ob das alles noch sinnvoll ist. Und dieser Tatsache nicht genug, verkündete Honecker dann im Januar 1989, dass die Mauer "noch 50 oder 100 Jahre stehen wird" - dass dann die Grenzöffnung durch Ungarn der Auslöser für das Ende der DDR wurde, kann man dann leicht nachvollziehen.

Ich habe all das mitverfolgt, miterlebt und das Ende der DDR von innen heraus begleitet. In den Wendewochen habe ich mich zuerst im Neuen Forum und später in der Grünen Partei bzw. Bündnis 90/Die Grünen engagiert, bin bei zwei Kommunalwahlen in ein Kommunalparlament gewählt worden und habe mich danach aus der aktiven Politik zurückgezogen, weil mich familiäre Belange zunehmend mehr in Beschlag genommen hatten. Heute stehe ich eher konservativen Politikvorstellungen näher als damals, als ich noch politisch aktiv gewesen bin. Die Entwicklung von B'90/Die Grünen empfand ich schon ab Mitte der 90er Jahre nicht mehr meinen Intentionen entsprechend, unter denen ich einst dort eintrat. Aber das ist ein anderes Thema.

Ich denke, ich kann mir durchaus ein fundiertes Urteil über die DDR und die zugrundeliegenden politischen Sachverhalte erlauben. Der Anspruch der SED ist ja bekanntermaßen im Programm der SED fixiert, so dass jeder, der gelernt hat, zwischen den Zeilen zu lesen (und als DDR-Bürger lernte man das recht schnell und gut!), weiß, was er davon halten kann und vor allen Dingen, welche Implikationen daraus erwachsen. Und deshalb klingen meine Formulierungen vielleicht etwas "unbedingt" - aber ich weiß auch, was ich von der DDR zu halten habe. Und ich weiß, was ich von Deinen Formulierungen zu halten habe ...


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12.06.2016 um 21:06
@Sidonie29

Nach meinen Darstellungen zu meiner Person, nun zu Deinem Beitrag:
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Die aus den faschistischen KZ und Zuchthäusern Zurückkehrenden und Jugendliche wie wir, die zu Hunderttausenden und sehr bald sogar Millionen begeistert eine neue, bessere Gesellschaft aufzubauen begannen, politische Hasardeure?
Mit den politischen Hasardeuren meinte ich Lenin und seine Vertrauten, die dann als "Bolschewiki" unter tatkräftiger Hilfe des deutschen Kaiserreiches Revolution machten und somit die Hoffnung des deutschen Generalstabes auf einen Separatfrieden im Osten vollauf erfüllten. Sie nutzten die Gunst der Stunde, um an die Macht zu kommen und wendeten brachiale Gewalt an, um sie nicht mehr los zu werden ("Kriegs-Kommunismus", Kulaken-Enteignung, provozierte Hungerkatastrophen, "Archipel Gulag", Schauprozesse usw. usw.).

Grundsätzlich nehme ich es den SED-Oberen der ersten Stunde ab, dass sie sich aus antifaschistischen Motiven heraus für die Umgestaltung Deutschlands eingesetzt haben, aber wie Wolfgang Leonhard schon schrieb - es musste demokratisch aussehen, aber durfte nicht die Macht der SED gefährden. Von daher war der proklamierte Antifaschismus lediglich ein Machtinstrument zur Legitimierung der Parteiherrschaft: Wer gegen die Partei argumentiert, argumentiert gegen den Antifaschismus, muss also mit den Faschisten im Bunde sein, muss also bekämpft werden usw. usf. - also nur ein Mittel zur Disziplinierung und Unterdrückung von Kritik.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Das interessiert heute natürlich keinen mehr.
Es ist ja auch nur Propaganda. Die Zusammenhänge, warum KPD und FDJ im Westen verboten wurden, wurden seitens der SED einst ja auch nicht unvoreingenommen mit der Bevölkerung kommuniziert - insofern ist das nur ein billiger Propagandatrick, den Du hier vorkramst.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Und was den "Putsch" zum Sozialismus betrifft, disqualifizierst Du Dich in meinen Augen mit solchen Bemerkungen.
Wie gesagt, das bezog sich auf die Oktoberrevolution von 1917 - aber das Jahr 1948 kann man durchaus auch als ein Putschjahr bezeichnen, weil hier in den sogenannten "Volksdemokratien" dort noch bestehende bürgerliche Regierungen durch Kommunistische Parteien entmachtet wurden - z.B. in der CSR die Regierung Benes durch Klement Gottwald - zeitgleich fand die Berlin-Blockade statt und - weil sich Stalin mit Tito überwarf - eine Verschärfung der Repressalien gegenüber innerparteiliche Kritiker.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Die Texte von Eisensee und Gossweiler liefern dazu ausreichend Informationen.
Eisensee liest sich in der Tat sehr interessant, weil aus der Binnenperspektive heraus geschrieben, aber Gossweiler ist wieder nur der übliche stalinistische Phrasendrescher und Scharfmacher, der nur seine antrainierten Parolen absondert, mit denen er seine Erinnerungen garniert.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Desto erfreulicher war das "Danach" in den 50er/60er Jahren.
Ja, es war so erfreulich, dass sich Ulbricht genötigt sah, die Grenzen am 13. August 1961 dicht zu machen, damit nicht noch mehr Leute in den Westen rübermachen ...
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Wurden die Menschen etwa an ihre Arbeitsplätze geprügelt, bei "Befehlsverweigerung" ins Zuchthaus gesteckt? Oder wo wurde sonst brachiale Gewalt angewendet?
Lies mal Alexander Solschenizyn "Archipel Gulag", da findest Du genügend Beispiele, wie "menschenfreundlich" das neue System unter Stalin und danach noch unter Chrustschow und Breschnew war.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Aber Stuttgart liegt noch nicht lange zurück, ...
Und was soll das jetzt belegen? Dass die DDR als "friedliebender Staat" mit ihren Bürgern gewaltfrei umgegangen ist, wenn sie sich erdreistet hatten, entgegen staatlicher Anweisung zu demonstrieren? Lies bitte mal bei Erich Loest nach, was es mit den Demonstrationen auf dem Leipziger Leuschnerplatz auf sich hatte - das waren auch keine Nazis oder Neonazis. Das waren ganz normale Jugendliche, die "Beat-Musik" hören wollten. Verschone mich bitte mit Deinen propagandistischen Ablenkungsmanövern. So etwas zieht bei mir nicht. Die Zeiten, wo Du mit Weisheiten aus der Agit-Prop-Abteilung Leute in Verlegenheit bringen konntest, sind zum Glück vorbei. Mach Dich bitte nicht unnötig zum Gespött.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Das nenne ich reine Fassadendemokratie.
Und auch das ist altbekannte (und altbackene) Agit-Prop-Phrasendrescherei. Demonstrationen sind ein verfassungsmäßig garantiertes Recht zur Meinungsbekundung - etwas was es in der DDR nicht gab. Dort gab es nur "den Grundsätzen der Verfassung gemäß", was bedeutete, dass stets "unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei" zu gelten hatte. Wer dagegen demonstrierte, landete im Gefängnis.

Und das Demonstrationsrecht mit der parlamentarischen Demokratie gleichzusetzen, um dieselbe als "Fassadendemokratie" zu diskreditieren, weil Demonstrationen nun mal nur Demonstrationen sind und keine gesetzgeberischen Akte, ist so dermaßen dummdreist, dass es sich nicht lohnt, darauf noch näher einzugehen. Diese sogenannte "Fassadendemokratie" ist allemal demokratischer (also näher am Ideal einer "Volksherrschaft") als alles, was die DDR jemals an "Demokratie" hervorgebracht hatte.
Zitat von Sidonie29Sidonie29 schrieb:Ich kann es nicht Ernst nehmen, weil es so einfach nicht stimmt.
Dass Du es nicht ernst nimmst, was ich schreibe, ist Deine Entscheidung, aber wenn Du das damit begründest, dass es "so" einfach nicht stimmt, dann muss ich das eins zu eins zurückgeben, denn "so" wie Du die Dinge schilderst, stimmt es einfach ebenfalls nicht. Es gibt hier verschiedene Sichtweisen, und ich nehme Deine Sichtweise durchaus ernsthaft zur Kenntnis, aber teile sie nicht, weil ich es aus meiner Perspektive heraus anders weiß - und darum anders bewerte.


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Realo ehemaliges Mitglied

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Wie war die DDR?

13.06.2016 um 00:09
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Lies mal Alexander Solschenizyn "Archipel Gulag"
Ich kann auch noch einen gute Roman empfehlen:
Wikipedia: Wie eine Träne im Ozean

Hat zwar nichts mit der DDR zu tun, da die Romantrilogie vor bzw. zu Beginn der DDR geschrieben wurde, aber um so mehr mit der KPDSU. Grandios, das Buch.


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Wie war die DDR?

13.06.2016 um 00:14
Was Monasteriker da schreibt hat auch nix mit der DDR zu tun,in seinem wahnartigen Hass auf alles was ihm Links erscheint hat er jegliche Objektivität über Bord gekippt


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Wie war die DDR?

13.06.2016 um 05:25
@Warhead

Ja, ja, wenn keine Argumente mehr zur Verfügung stehen, muss eben "wahnartiger Hass" herhalten - wie armselig ...


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Wie war die DDR?

13.06.2016 um 05:27
@Realo

Danke für den Literaturtipp. Klingt interessant. :)


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Wie war die DDR?

13.06.2016 um 05:45
@Monasteriker
Es ist immer interessant zu wissen, mit wem man es zu tun hat, damit man sich seine Haltung besser erklären kann. Insofern danke, dass Du das Inkognito wenigstens teilweise gelüftet hast. Ich habe meinerseits damit noch weniger Probleme, muss mich meines Lebens und auch meiner Meinungen nicht schämen, weil sie eigenen, aus Erfahrung gewonnenen Überzeugungen entsprechen und schon deshalb keine "billigen Propagandatricks" sind. Also lass bitte diesen Ton, sonst steige ich aus dem Dialog aus!
Weiter oben schreibst Du
Zitat von MonasterikerMonasteriker schrieb:Nur, dass Eingaben und Verbesserungsvorschläge stets so formuliert wurden, dass sie nicht an die Machtfrage rührten - also nicht die SED und deren Politik kritisierten, sondern Hinweise gaben, wie man es besser machen kann bzw. offensichtliche Missstände ansprachen und um Behebung seitens der zuständigen Stellen nachsuchten. Eingaben betreffs eines abgelehnten Ausreiseantrags z.B. wurden gern und häufig mit Gefängnis wegen "Herabwürdigung staatlicher Organe" oder ähnlichen Deliktvorwürfen aus der DDR-Terror-Rechtsprechung geahndet.
Also erstens stimmt es nicht, dass es bei den Eingaben ausschließlich um Verbesserungsvorschläge ging, sondern es waren hauptsächlich persönliche Belange. Zweitens widersprechen die durch die BRD-Justiz aufgedeckten/geahndeten DDR-Verbrechen/Vergehen trotz der Kinkelschen Weisung zur "Delegitimierung der DDR" (was eindeutig unzulässig war) in überzeugender Weise der gängigen Lesart und auch Deiner Formulierung. Mach Dich mal bei Wikipedia kundig. Im Vergleich zu dem ganzen Tamtam und x-tausend eingeleiteten Untersuchungen/Verfahren tendieren die Ergebnisse eher zu Null. Beispielsweise hätte man auch gegen Margot Honecker selbst dann nicht vorgehen können, wenn sie in Deutschland geblieben wäre. Weil gegen sie nichts juristisch Relevantes vorliegt. Habe ich im Verlauf des durch ihren Tod ausgelösten neuen Shitstorms u. a. bei Wikipedia recherchiert.
Aber drittens bringst Du die Machtfrage ins Spiel. Und da liegt doch der Hase im Pfeffer. Was hieß denn in diesem Zusammenhang Machtfrage? Es war/ist sehr leicht, die SED und ihre Politik nicht gut zu finden, wenn es, grob gesagt, um den DDR-Alltag ging/geht. Und selbst da war längst nicht alles, zeitweise sogar überwiegend, SED-/DDR- "hausgemacht". Doch dazu musste/muss man im Aussichtsturm eben eine Etage höher klettern und einen Rundblick auf die Lage der DDR in der damaligen Welt tun. Nicht wir bedrohten irgendwen militärisch oder ökonomisch und versuchten ihm mit allen Mitteln zu schaden, sondern wir wurden spätestens seit den Pariser Verträgen militärisch bedroht und ökonomisch mit Unterstützung der westlichen Besatzungsmäche bereits seit den ersten Tagen nach Kriegsende geschädigt, das dürfte doch wohl klar sein, oder? Falls nicht, könnten wir uns ja noch mal darüber austauschen.
Aktuell geht es mir aber um die Machtfrage. Man kann streiten, inwieweit die Macht praktisch durch Arbeiter und Bauern - also die Bevölkerungsmehrheit - ausgeübt wurde, da war leider viel Phlegma im Spiel - ich habe das bei den Plandiskissionen erlebt. Aber in ihrem Interesse doch ganz zweifelsfrei. Nimm die Bodenreform, die "Grundrechte der jungen Generation", das Arbeitsrecht, Gesundheits- und Sozialwesen, Kultur usw. und natürlich den Zugang zur Bildung - ab Mitte der 60er Jahre kamen 55% der Studierenden aus Familien von Arbeiter und Bauern, während deren Anteil in der BRD schon immer gering war und sich inzwischen dem einstelligen Bereich nähert. Ermöglicht wurde diese DDR-Politik bekanntlich durch Beseitigung der Macht des Junkertums/Monopolkapitals/seiner gesellschaftlichen Grundstrukturen und Installierung des volkseigenen/genossenschaftlichen Eigentums an den wichtigsten Produktionsmitteln. Und die "Machtfrage" stellen hieß doch letztendlich, diese Grundlagen liquidieren und die alten Ausbeutungsverhältnisse wieder herzustellen zu wollen. Das wurde, wenn man genau hinschaute, bereits bei den Drahtziehern der Aufstände in Ungarn und CSSR sichtbar, und nach 1989 gab es dann keine Hindernisse mehr. Wirklich zum Wohle der Bevölkerungsmehrheit? Aus meiner Sicht nicht, und auch sämtliche Analysen/Statistiken sprechen dagegen, Du weißt das doch selbst. Unstrittig sind sogar die negativen Folgen beispielsweise für die "abhängig Beschäftigten" und alle sozial Schwächeren der Alt-BRD. Denn nur so lange die DDR existierte, musste man wohl oder übel den "Sozialstaat" mimen - dafür geht es nun desto schneller bergab mit ihm.
Aber erst wenn man im Aussichtsturm noch eine Etage höher steigt, erkennt man das Allerwichtigste, und das war auch der Ausgangspunkt meiner weiter oben verlinkten Überlegungen: Da geht es schlicht um das Überleben der Menschheit, die in der Gegenwart mehr denn je abhängig ist von Krieg oder Frieden. Und da trägt nicht der Sozialismus, sondern - frei nach Jaurès - der Kapitalismus den Krieg in sich wie die Wolke den Regen. Das führte bereits zu zwei Weltkriegen. Der beabsichtigte dritte scheiterte daran, dass Sowjetunion und die anderen sozialistischen Staaten unter größten materiellen Opfern ein militärisches Kräftegleichgewicht erreichten. Wie es um die Gegenwart bestellt ist, kann jeder sehen. Die politische Entwicklung der Industrienationen geht erneut nach rechts, tendiert teilweise sogar zum Faschismus, und nach Einschätzung vieler maßgeblicher Politikwissenschaftler hat der 3. Weltkrieg inzwischen bereits begonnen. Denn die Interessengegensätze innerhalb der imperialistischen/kapitalistischen Welt nehmen zu und werden trotz aller schönen Reden irgendwann unweigerlich zur Explosion führen. Mit Folgen für uns alle, die man sich lieber nicht vorstellen möchte.
Erscheint da nicht der Rückblick auf die Zeit des ersten europäischen Sozialismusversuchs (und sogar die des "Unrechtsstaats" DDR) in anderem Licht? Übrigens auch der "Putsch politischer Hasardeure" im Oktober 1917 unter Lenin. Historisch belegt sind vorangegangene Wahlsiege der Bolschewiki in Petersburg, Moskau usw. sowie die Beteiligung/Sympathie von Hunderttausende/Millionen kriegsmüden russischen Soldaten/Zivilisten. Denn Kerenski setzte den Krieg fort, während Lenin sein Versprechen hielt, ihn sofort zu beenden. Was ich im Gegensatz zu Putin für das einzig Richtige halte.
Über die Verhältnisse in der späteren Sowjetunion und speziell über Stalin sollten wir uns hier nicht streiten, da sind wir mehr oder weniger alle auf sich meist widersprechende Forschungsergebnisse/Literatur angewiesen.
Aber ich kann hier mal zumindest einen Link zum Interview mit dem 2011 verstorbenen Walter Ruge setzen, der beide am eigenen Leibe erlebt hat. Lass Dich überraschen! Ich besitze zwei seiner Bücher, die mich tief bewegt haben,
https://antinazi.wordpress.com/2007/04/08/walter-ruge-interview-mit-einem-deutsch-sowjetischen-antifaschisten/ (Archiv-Version vom 08.05.2012)

Übrigens war Walter Ruge der Onkel von Eugen Ruge, einem der Träger des Deutschen Buchpreises, der offenkundig nicht zuletzt nach politischen Gesichtspunkten verteilt wird. Deshalb überraschte mich der über Wikipedia kurz recherchierte Inhalt seines Meisterwerkes nicht, ein bei youtube aufgestöbertes Interview mit ihm dagegen schon.
Er wirkt nicht unsympathisch, hat ein hoch politisches Buch über seine (kommunistische) Familie und die DDR geschrieben, fühlt sich aber unpolitisch. Die DDR? Naja, im Vergleich zur UdSSR harmlos. Die Mauertoten? Jeder einer zu viel, aber trotzdem im Vergleich zum "Stalinschen Terror" unbedeutend. Weshalb er 1988 die DDR in Richtung BRD verließ? Ihm war langweilig, es war alles so schön abgesichert bis zur Rente, und er wollte im Urlaub mal woanders hinfahren als nach Bulgarien. Die heutige BRD? Hm. So richtig gefällt sie ihm nicht - Abgeordnete müssen Parteidisziplin üben, anstatt ihrem Gewissen/Wählerinteressen zu folgen. Außerdem der Lobbyismus usw. Geht er zur Wahl? Nein, ist Wahlverweigerer. Fühlt sich aber irgendwie als Linker und würde SPD wählen, wenn sie noch eine richtige SPD wäre. Gegenwärtig allerdings nicht.
Selbst den Machern des Interviews bot das Ganze offenbar so wenig Substanz, dass sie es durch Beimischung der üblichen Horrorvideos von Stacheldraht, Mauer, Mauermuseen usw. kräftig aufzupeppen versuchten und - weil der gute Eugen Ruge u.a. auch Marathon läuft ist, Minuten lang irgend einen anderen Läufer begleiteten, der - so weit ich das mitgekriegt habe - mit dem eigentlichen Thema überhaupt nichts zu tun hatte. Schwache Leistung, würde ich meinen.
Im übrigen ist die die Familie Ruge tatsächlich hoch interessant. Und der oben verlinkte Walter wsogar Mitglied und Autor unseres (Nachfolge)Kollektivs von DDR-Zeitzeugen. Leider habe ich ihn nie persönlich kennengelernt.


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