Amoklauf in Graz, 3 Tote, ~50 Verletzte

@vielefragen

Richtig und grundsätzlich auch positiv. Nicht falsch verstehen, Gewalt ist natürlich immer zu verurteilen, aber vor allem im häuslichen Kreis, wenn zB Frau und Kinder vorhanden sind, ist das einfach ein Rahmen in dem Gewalt erst Recht nicht vorkommen darf.

Traurig ist es, wenn der Täter dann andere Wege sucht seiner Aggression freien Lauf zu lassen. Nachdem man ihn aus der Wohnung weggewiesen hat, hätte man ihn zumindest ins Verhör nehmen müssen, eventuell auch einen Psychologen dazuholen müssen, um festzustellen, ob man ihn überhaupt frei herumlaufen lassen kann oder ob man ihn nicht zum Schutz der Allgemeinheit hätte in einer Nervenheilanstalt (zB) unterbringen müssen.

Wobei das natürlich schwer zu beurteilen ist, nicht jeder der seiner Frau eine scheuert (ist jetzt nur ein Beispiel) setzt danach zum Amoklauf an und rast mit 100 km/h in der Fußgängerzone in Menschenmengen. Da kann man von öffentlicher Seite jetzt zB damit argumentieren, dass niemand mit so etwas hätte rechnen können.

So wie die Sache ausgegangen ist kann man aber wohl trotzdem davon ausgehen, dass man hier fahrlässigerweise eine tickende Zeitbombe auf die Menschheit losgelassen hat.

@Syrah

Natürlich wird man bei einer Wegweisung nicht durch eine unsichtbare Wand daran gehindert, den Ort des Geschehens trotzdem aufzusuchen. In schwereren Fällen werden aber häufig zivilgekleidete Polizisten, getarnt als Spaziergänger, Jogger o.ä. in der Nähe postiert um ein erneutes Eindringen in die Wohnung zu verhindern. Aber klar ist natürlich dass die Gefahr mit einer Wegweisung nicht vollständig behoben ist.

Syrah schrieb:Ich glaub nicht dass so eine Wegweisung besonders beeindruckend ist. Da hält sich doch bestimmt keiner dran wenn er nicht will.

Das wird unangemeldet von der Polizei kontrolliert. Aber du hast schon recht. Gibt unzählige Fälle wo man die gewalttätigen weggewiesenen Täter schon wieder in der Wohnung antrifft, oft versteckt im Kasten oder sogar im Wäschetrockner.
Tja. Da kriegen sie eins aufs Maul und dann lassen sie den Armen wieder rein. Dann dauerts nicht lang und sie haben wieder ein blaues Aug. So gehts...

Twinni schrieb:Tja. Da kriegen sie eins aufs Maul und dann lassen sie den Armen wieder rein. Dann dauerts nicht lang und sie haben wieder ein blaues Aug. So gehts...

Ja, solche besonders problematischen Partnerschaften und Familien gibt es gerade in Graz und Umgebung allerdings zuhauf, in diversen Gegenden der Stadt. In dem Bezirk wo ich aufgewachsen bin hat gefühlt fast jede zweite Frau daheim Schuss bekommen, wenn der Gatte einen über den Durst getrunken hat. An einem Tag auf die Fresse und am nächsten Tag heile Welt, so hat sich das dann meistens über Monate oder gar Jahre abgewechselt.

Bin ohnehin gespannt drauf ob die Identität des Täters veröffentlicht wird, ist nämlich genau in meinem Alter - vielleicht kenn ich den sogar.

mit ein großer erfolg des wegweisungsrechts, ausgesprochen durch polizei ohne große bürokratische hürden, ist, dass plötzlich männer wissentlich "auf die straße gestellt" wurden. sie brauchten für die nächste nacht offiziell unterkunft, man nahm sie z.b. in den notschlafstellen in ihren bedürfnissen als mensch mit einem sozialen problem wahr.

es entstanden in der folge therapie- und gesprächsangebote für die agressoren.

@Capitano
Hoffentlich kennst du weder ihn noch eins seiner Opfer. :(

wirklich unfassbar!

bürgermeister nagl, war selbst zeuge und wurde vom täter laut eigenen angaben auch anvisiert. da er aber gerade mit der vespa unterwegs war, konnte er sich schnell genug retten.

vielefragen schrieb:mit ein großer erfolg des wegweisungsrechts, ausgesprochen durch polizei ohne große bürokratische hürden, ist, dass plötzlich männer wissentlich "auf die straße gestellt" wurden. sie brauchten für die nächste nacht offiziell unterkunft, man nahm sie z.b. in den notschlafstellen in ihren bedürfnissen als mensch mit einem sozialen problem wahr.

es entstanden in der folge therapie- und gesprächsangebote für die agressoren.

Und das ist im Prinzip auch eine wunderbare Sache. WENN, und das hat die Exekutive dann leider nicht mehr in der eigenen Hand, der Betroffene wirklich so eine Stelle aufsucht. Notschlafstellen gibt es ja in Graz en masse, Vinzidorf und Ressidorf, sind die 2 offiziellen Container-Dörfer wo jeder Unterkunftslose ein Bett bekommt, egal ob vorrübergehend oder dauerhaft, sofern Platz ist. Da ist auch die Caritas dahinter, darüber hinaus gibt es auch mehrere Obdachlosenheime in Graz. Dort wiederum gibt es Sozialarbeiter usw., die den Personen für Gespräche zur Verfügung stehen und versuchen zu helfen.

Wenn man aber nicht auf eine solche Idee kommt und für die Zeit der Wegweisung in ein Hotel oder zu einem Freund auf die Couch zieht, dann kann man nur drauf hoffen dass derjenige von sich aus die Zeit nutzt um nachzudenken und zu reflektieren. Bei manchen Menschen hilft aber überhaupt nichts, die stürzen sich selbst und ihre Mitmenschen von einem Dilemma ins Nächste, und das dauerhaft.

@osttimor

Ja, stand in der Kronen Zeitung dass der Bürgermeister das Gefährt auch im Rückspiegel seiner Vespa gesehen hatte.

Comtesse schrieb:Hoffentlich kennst du weder ihn noch eins seiner Opfer. :(

Das hoffe ich auch.

Übrigens, von den genau 34 Verletzten, sind 10 schwer verletzt. Da es anfangs nur 2 Todesopfer gab und diese Zahl später auf 3 korrigiert wurde, kann man nur hoffen dass nicht weitere Personen, an den schweren Verletzungen zB im Krankenhaus sterben.

vielefragen schrieb:es entstanden in der folge therapie- und gesprächsangebote für die agressoren.

Und die waren offensichtlich hocheffektiv...

Die Möglichkeiten der Pädagogik und Psychologie werden seit den frühen 70ern maßlos überschätzt.

@Capitano

hier im ersten video schildert nagl seine eindrücke

http://steiermark.orf.at/news/stories/2717245/

KonradTönz1 schrieb:Und die waren offensichtlich hocheffektiv...

In diesem Fall mit Sicherheit nicht, da hätte man vielleicht, bei SO einer gewaltigen Gefahr und Aggression die vom Täter ausgeht, auch irgendwie merken müssen dass der nicht normal ist. Vielleicht hätte man es verhindern können.

Aber das Angebot im Allgemeinen ist eine gute Sache, in Graz wird einem Hilfe geboten wenn man sie benötigt. Nur, was man daraus macht das obliegt halt immer noch jedem selbst.

@KonradTönz

Dein Nickname kann man immer noch gut ablesen...

@KonradTönz
tatsächlich ist der erfolg des wegweisungsrechts sehr groß.

der schreckliche fall heute ist NICHT FOLGE DER WEGWEISUNG, das muss man sich vor augen halten.

vielefragen schrieb:der schreckliche fall heute ist NICHT FOLGE DER WEGWEISUNG, das muss man sich vor augen halten.

Ja das sehe ich auch so. Die Wegweisung war offensichtlich in dem Fall sogar noch viel zu wenig. Aber klar, solange sich jemand nichts schwerwiegendes zuschulden kommen lässt kann man ihn nicht präventiv wegsperren. Ich bin nur gespannt wie der Prozess verlaufen wird. Es zeichnet sich ja bereits eine mögliche Verteidigungsstrategie ab: Man hat den Mann in die Ecke gedrängt und er ist durchgedreht.

In Wirklichkeit steckt wahrscheinlich einfach mal wieder verletzter Stolz dahinter...

gerade wurde in der sonder-zib gesagt, dass die wegweisung bereits ende mai ausgesprochen wurde!

Mich wundert schon sehr, wie schnell man die Psychose hier festgestellt hat und einen terroristischen Hintergrund ausschließen kann. Psychose kann man sich zwar gut vorstellen, aber ist das so fix festzustellen? Und Terror liegt erstmal nicht wirklich nah, aber auch so schnell auszuschließen, na ich weiß nicht.

@obskur
fürs erste ist es sehr wichtig, dass man das ausschließt.

in der folge werden sich die unterschwelligen aspekte des falles zeigen. ich habe großes vertrauen in die investigative presse.

osttimor schrieb:hier im ersten video schildert nagl seine eindrücke

http://steiermark.orf.at/news/stories/2717245/

Danke fürs Verlinken, also hat der Irre schon am Griesplatz angefangen.

Ich hab euch, da ihr nicht so ortskundig seid, die ungefähre Route dieser Amokfahrt rekonstruiert:

Original anzeigen (0,2 MB)

In der Zweiglgasse wurde der Bürgermeister auf den Täter aufmerksam, hier gab es auch das erste Todesopfer. Kurze Zeit später fuhr er über eine Brücke, nachdem er später aus der Murgasse auf den Hauptplatz abbog und in weiterer Folge durch die Herrengasse fuhr gibt es eigentlich nur eine logische Route. In der Schmiedgasse (dort ist ein Polizeiposten) wurde er letztendlich überwältigt.

Eine richtige Spur der Verwüstung zog er in der Herrengasse, das ist DIE belebteste Gasse in der Stadt, die Gasse zwischen Jakominiplatz (zentraler Umsteigepunkt der Busse und Straßenbahnen, hier tummeln sich zahlreiche Menschen) und Hauptplatz, dort wurden zahlreiche Menschen überfahren, auch über die Aussenbereiche der Lokale ist er drübergefahren, über Tische und Stühle. Dort gab es auch die 2 weiteren Todesopfer und die meisten der 34 Verletzten. Am Ende als er aus dem Auto ausstieg gab es wie erwähnt noch Messerattacken auf Passanten.

Die Strecke ist hier jetzt als Gehweg markiert, natürlich ist er aber mit dem Auto gefahren (auf Google Maps kann man halt nicht einstellen dass man mit dem Auto durch Fußgängerwege fährt...).

Alle ortskundigen werden mir zustimmen, es grenzt an ein Wunder, dass es NUR (bis dato) 3 Todesopfer gab. Es hätten genau so gut 100 sein können.

@Capitano

laut der karte die in der zib gezeigt wurde, kam er von süden über die grazbachgasse und fuhr dann von süden zum hauptplatz und von da wieder in der schmiedgasse richtung süden!

@osttimor

Oha, das ist ja noch brisanter, danke für die Info. In der Grazbachgasse wurden nämlich relativ kurz vor der Tat in einer Wohnung mehrere Leute niedergestochen. Aus noch unerfindlichen Gründen haben die Medien diese Geschichte aber noch nicht gebracht. Das wäre etwas zuviel Zufall....... Vielleicht hat man genau deshalb noch nichts gebracht, da man erst in Erfahrung bringen möchte ob es der selbe Täter war.

@Capitano

woher hast du die info wenn sie die medien noch nicht gebracht haben?