Manchester - Anschlag auf Ariana Grande Konzert

Atatürk hat den Islam in der Türkei liberalisiert und stärker an den Westen ausgerichtet. Daher fallen jihadistische Ideen bei türkischen Moslems nicht auf fruchtbaren Boden (gibt es, historisch gesehen überhaupt einen türkischen Selbstmordattentäter?)

Ein Imam der Didsbury Moschee hat Abedi bereits vor fünf Jahren bei der Abteilung für Terrorismus-Abwehr gemeldet.

http://www.bbc.co.uk/news/uk-40056102

Könnte der gleiche Imam gewesen sein, der die Anti-ISIS-Predigt gehalten, anlässlich derer Abedi wegen seiner Reaktion Hausverbot erteilt wurde.

Auch weitere Moslems in der Community sowie sein College haben ihn gemeldet. Er soll u.a. angedeutet haben, dass er mit Selbstmordanschlägen einverstanden ist.

23.000 Jihadisten in GB:

https://www.thetimes.co.uk/edition/news/huge-scale-of-terror-threat-revealed-uk-home-to-23-000-jihadists-3zvn58mhq

knapp 1 % der moslemischen Bevölkerung.

Laut der Bouleveard-Zeitung Express hat ISIS eine Videobotschaft veröffentlicht, die zu weiteren Anschlägen während des Ramadan (beginnt heute nacht) aufruft:

Express.co.uk has chosen not to reveal the location of the message, which also talks about immigration.

It claims “the tyrants on the island” have closed the door on immigration so should have the “door of Jihad opened in their faces”.

http://www.express.co.uk/news/world/809602/Manchester-terror-ISIS-call-for-bloodshed-Ramadan-Fasting-UK-Attacks-Daesh

Das ist ziemlich genau eine wörtliche Wiederholung der ISIS-Kolumne anlässlich des Brexit-Votums (leichte Abweichung wegen der Übersetzung aus dem Arabischen), laut Sun:

All you believers and unifiers, if the tyrants have closed off to you the gates of migration, you open in their faces the gates of jihad and make their actions become a regret’.

https://www.thesun.co.uk/news/1336550/isis-brexit-jihadis-celebrate-in-shock-leave-vote-and-call-on-thugs-to-carry-out-massive-attacks-to-finish-off-europes-economy/

Die britische Polizei hat nun Fotos des Salman A. veröffentlicht, die ihn kurz vor seinem Anschlag zeigen.

Neue Hinweise zur möglichen Rolle der Didsbury Moschee: wird von der Muslim Brotherhood geleitet, in den 90ern sind Mitglieder der Libyan Islamic Fighting Group nach Manchester geflohen und haben sich dort neu vernetzt. In der Folge Fundraising-Aktivitäten im Interesse von Al-Quaida:

https://www.theguardian.com/uk-news/2017/may/28/salman-abedi-manchester-arena-bomber-radicalisation

Möglicherweise daher auch die Ablehung des Islamic State.

Abedi hatte außerdem ein umfassendes Netzwerk und war Teil einer großen Verschwörung, von der erst ein Teil offengelegt ist. Darunter mögliche Verbindungen nach Deutschland (Frankfurt, möglicherweise Düsseldorf) sowie möglicherweise auch nach Brüssel:

https://www.theguardian.com/uk-news/2017/may/28/race-to-find-manchester-terrorist-network

Bereits im Januar 2017 soll das FBI den britischen Geheimdienst gewarnt haben, dass Abedi Teil einer nordafrikanischen Terrorzelle in Manchester sei und er nach einem "politischen Ziel" (political target) Ausschau halte (könnte man als Angriff auf einen Politiker oder ein politisches Gebäude verstehen, aber wohl auch als Anschlag im Zusammenhang mit der Wahl)

http://www.dailymail.co.uk/news/article-4548892/FBI-warned-MI5-Manchester-bomber-planning-attack.html

Derweil konzentriert sich der Wahlkampf auf das Thema Innere Sicherheit, die Innenministerin Amber Rudd beschuldigt Corbyn die Terrorismus-Abwehr zu blockieren: "Vote Corbyn, get more terrorism".

http://www.dailymail.co.uk/news/article-4548626/Home-Secretary-Amber-Rudd-goes-warpath.html

Es kann kein Zweifel mehr daran bestehen, dass die Terrorzelle um Abedi politische Ziele verfolgte. So soll sein jüngerer Bruder einen Anschlag auf den deutschen Uno-Libyengesandten geplant haben, was allerdings verhindert werden konnte. Außerdem wurden bislang bereits 15 Personen verhaftet, mit weiteren Razzien noch am heutigen Tag. Das hinter Abedi stehende Netzwerk wird immer größer. Derweil gerät der Geheimdienst MI5 weiter unter Druck. Das Thema innere Sicherheit wird den Endspurt des Wahlkampfs dominieren, wobei die Tories damit gerechnet hatten, dass der Brexit den Wahlkampf dominieren wird.

http://www.spiegel.de/politik/ausland/manchester-attentaeter-abedi-sein-bruder-wollte-einen-deutschen-toeten-a-1149606.html

Anaximander schrieb:Derweil konzentriert sich der Wahlkampf auf das Thema Innere Sicherheit,

um dem islamistischen Terrorismus endlich wirksam entgegen zu wirken, ist das wohl auch dringend notwendig.
seit JAhren verfestigt und vernetzt sich die Szene - nahezu unbehelligt.

viel zu lange hat man gedacht und gehofft, die Extremisten würden alle in den Kampf nach Syrien und Irak ziehen --- was zynisch und unmenschlich genug ist -- und dass sich damit das Problem der islamistischen Dschihadisten zumindest für Europa lösen liese .


wie fatal naiv das alles eingeschätzt wurde, zeigt sich ja mittlerweile in ganz Europa, wo es größere zT ziemlich geschlossene communities gibt innerhalb derer die Terroristen ihre Radikalisierung erlebten.

Britische Behörden gehen von 23.000 Dschihadisten aus

Nach dem Anschlag von Manchester haben die Sicherheitsbehörden erschreckende Angaben über die Zahl der Dschihadisten in Großbritannien veröffentlicht. Die Terrorgefahr ist auch längst zum Thema im Wahlkampf für das Unterhaus geworden. Und die Zahl der Übergriffe auf Muslime steigt.

Die Zahl ist erschreckend: 23.000 Dschihadisten leben nach Angaben der Sicherheitsbehörden in Großbritannien. 3.000 davon sind Gefährder, die akut überwacht werden. Die anderen 20.000 waren Gegenstand früherer Ermittlungen und Beobachtungsmaßnahmen, sie stellen ein Restrisiko dar.

Beide Attentäter der letzten zwei Monate, Khalid Masood, der in Westminster fünf Menschen ermordete, und Salman Abedi jetzt in Manchester zählten zu dem erweiterten Kreis der 20.000 - die beiden Mörder des Soldaten Lee Rigby im Jahr 2013 ebenso......

Von Friedbert Meurer

http://www.deutschlandfunk.de/anschlag-von-manchester-britische-behoerden-gehen-von-23.1766.de.html?dram:article_id=387189

23.000x mal  könnte es theoretisch heißen: der Mann (die Frau) war polizeibekannt.
23.000 Dschihadisten ...welch Wahnsinn.
um eine  Radikalisierung in dieser Größenordnung zu erreichen, muss sehr viel schieflaufen in  der GEsellschaft, müssen zahlreiche völlig entkoppelte Parallelgesellschaften existieren.

es wird Zeit, höchste Zeit, dass man auf die islamistischen IDeologen , die Netzwerke schaut und ihnen das Handwerk legt wo immer es geht

Der britische Inlandsgeheimdienst MI5 teilte jetzt mit, dass etwa 23 000 Dschihadisten in Großbritannien leben – potenzielle Gefährder, die wie Salman Abedi (22) jederzeit zuschlagen und für ein erneutes Blutbad sorgen könnten.

Etwa 3000 davon stünden laut „Mail online“ im besonderen Fokus der Polizei – eine Herkulesaufgabe für die Beamten, die mittlerweile konkrete Ermittlungen in 500 Fällen führen.

http://www.bild.de/news/ausland/terror-anschlag-manchester/tausende-gefaehrder-unter-uns-britische-polizei-warnt-51927970.bild.html

Die Untersuchungen erstrecken sich mittlerweile über ganz England, mit einer weiteren Verhaftung an der Südküste (West Sussex). Bislang gab es 16 Verhaftungen (zwei Personen wurden wieder entlassen). Dies zeigt ein weitreichendes Netzwerk.

http://www.independent.co.uk/news/uk/home-news/manchester-attack-latest-man-arrested-shoreham-by-sea-west-sussex-terror-probe-widens-a7761026.html

Die Wohngebiete, in welchen die Verhaftungen vorgenommen wurden, sind überwiegend wohlhabend, also nicht unbedingt ein Zeichen für Parallelgesellschaften oder schlechte Intergration.

@Anaximander

Anaximander schrieb:Die Wohngebiete, in welchen die Verhaftungen vorgenommen wurden, sind überwiegend wohlhabend, also nicht unbedingt ein Zeichen für Parallelgesellschaften oder schlechte Intergration.

Da würde mich doch mal interessieren, wie Du "Parallelgesellschaft"  und "schlechte Integration" definierst.

Dass die Leute vordergründig so anpassungsfähig sind, dass sie innerhalb einer Gesellschaft unauffällig funktionieren, so lange es ihnen passt, halte ich nicht für Integration, auch wenn Wohlstand erworben oder erhalten werden konnte. Gerade diese Leute haben doch die  v. a. finanziellen ) Möglichkeiten, die "Kämpfer" zu unterstützen 
Wer selbst nichts hat, kann auch nichts abgeben.

Die Leutchen haben halt ihren Mao gelernt.

Mao Zedong (1893–1976). Von Mao stammt das Bild des Volkes als Wasser, in dem die Guerilla wie ein Fisch schwimmen, die Feinde dagegen ertrinken sollten.

Mittlerweile sind es zahlenmäßig genug, dass Maos Doktrin funktioniert. Am aktuellen Beispiel GB lassen sich die weiten Kreise, die darin verstrickt sind und solche Anschläge unterstützen, weil sie sie ( freiwillig oder unter Druck ihrer Landsleute/Glaubensgenossn ) gut heißen, dulden oder es ihnen schlichtweg sch...egal ist, ob ein paar Ungläubige in die Luft gehen, mal etwas deutlicher sehen.

Ich denke nicht, dass es hierzulande signifikant anders ist.  

Und unserer Politik ist der Unterschied zwischen Terrorismus und Guerillakrieg nicht klar.

MfG

Dew

Dew schrieb:Mittlerweile sind es zahlenmäßig genug, dass Maos Doktrin funktioniert.

ist jetzt aber ne gewagte These. Meine gegenthese: Keiner von denen hat Mao gelesen. Weil es eben was ganz anderes, Unvergleichliches ist.

Und wieder stellt sich heraus, dass der Attentäter und seine Gefährlichkeit sehr wohl bekannt war.

Verhaften? Nein... lieber warten bis er Menschen umbringt.

@Dew

"Parallelgesellschaften" würde ich nicht oberflächlich verstehen, also dass ein Leben in einem überwiegend islamisch geprägten "Ghetto" jihadistische Tendenzen unterstützt, zumindest was den Fall hier betrifft. Davon gibt es in Manchester genug, die meisten Razzien fanden aber nicht in Moss Side oder Rusholme statt, sondern eher in "gemischten" Gegenden oder solchen mit überwiegend britischer/europäischer Bevölkerung.

Auch die andere Moschee (in Moss Side), welche Abedi besuchte, hat ihn dort rausgeworfen. Das Bild der Radikalisierung in Moscheen, oder gar durch Imame, scheint hier also auch nicht zuzutreffen.

Die 23.000 beziehen sich laut britischen Zeitungen wohl auf Personen, die beim Inlandsgeheimdienst MI5 mal in einer Akte geführt wurden (ohne zeitliche Angabe, also wohl auf Jahrzehnte bezogen). Sie sind also nicht (unbedingt) "polizeibekannt", vorbestraft oder dgl. Es könnten z.B. auch einfach Kontakte von Gefährdern sein (Facebook-Freundesliste oder dgl.?)

Es ist immer noch weniger als 1% der Gesamtbevölkerung. Wegen des hohen Anteils türkischstämmiger Menschen dürfte das jihadistische Potenzial in Deutschland ohnehin geringer sein. Die mind. 99% lehnen solche Tendenzen nicht weniger ab, als Christen, Atheisten, Buddhisten usw., auch wegen des Islam, der damit unvereinbar ist.

@insideman

insideman schrieb:Und wieder stellt sich heraus, dass der Attentäter und seine Gefährlichkeit sehr wohl bekannt war.Verhaften? Nein... lieber warten bis er Menschen umbringt.

Wenn alle verhaftet würden, die jemals irgendwie in einer Akte auftauchen im Zusammenhang mit Islamismus oder Terror egal welcher Couleur, dann müsste man sich wohl bezüglich der "Infrastruktur" auf Haftanstalten beschränken.
Ganz abgesehen davon mit welcher Begründung die Richter da einen Haftbefehl ausstellen sollten...

Tatsächlich gibt es bislang keine Hinweise dafür, dass Abedi (anders als Anis Amri) irgendwie vorbestraft war oder schon mal polizeilich auffällig wurde. Er wurde von Moschees, muslimischen Bekannten und Lehrern den Behörden gemeldet aufgrund von ihm geäußerter Sympathien zum Islamischen Staat oder vergleichbarer extremistischer Andeutungen. Selbst wenn man daraus einen Straftatbestand machen würde, würde das doch eher nur dazu führen, dass entsprechende Gefährder noch vorsichtiger werden.

Seit 2015 gibt es ein Gesetz zur Terrorismusabwehr, nach dem auch britischen Staatsangehörigen die Rückkehr nach GB verweigert werden kann, wenn sie im Ausland mit terroristischen Organisationen in Kontakt standen oder radikaliert wurden. Es wurde bislang erst einmal angewendet, soll derzeit verstärkt angewendet werden.

https://www.theguardian.com/uk-news/2017/may/29/uk-used-anti-terror-exclusion-powers-once-since-2015-amber-rudd-admits

Im Umkreis des verdächtigen Frisörladens in Moss Side hat ein Betreiber, der Cousin von Abedi, extremistische Posts in Sozialen Netzwerken verbreitet, darunter antisemtische Posts und auch die von ihm geäußerte Hoffnung, dass das UK bankrott gehen würde.

https://www.thetimes.co.uk/article/if-only-hitler-were-still-alive-said-salman-abedis-arrested-cousin-gt7hhsj3x

Da der Brexit als starke Bedrohung der britischen Wirtschaft gesehen wird, ist auch dies mMn ein Hinweis darauf, dass der Anschlag mit Blick auf die "Brexit-Wahl" terminiert war.

Da der Wahlkampf läuft, halten sich mMn Politiker (und somit auch Zeitungen) mit solchen Analysen zurück, dies kann sehr schnell in einem "backlash" enden, das Thema ist auch ohne dem bereits hoch kontrovers. Diskutiert wird der Zusammenhang derzeit nur in sozialen Netzwerken (sofern die Diskussion öffentlich erfolgt).

canales schrieb:Wenn alle verhaftet würden, die jemals irgendwie in einer Akte auftauchen im Zusammenhang mit Islamismus oder Terror egal welcher Couleur, dann müsste man sich wohl bezüglich der "Infrastruktur" auf Haftanstalten beschränken.
Ganz abgesehen davon mit welcher Begründung die Richter da einen Haftbefehl ausstellen sollten...

Ich plädiere für zusätzliche Haftgründe.

Wenn da schon dreimal gewarnt wurde, dass Person X einen Anschlag plant, sich radikalisiert ect, dann muss man dem besser nachgehen.

Es kann nicht sein, dass man 3 Mal vor genau dem gewarnt wird was dann passiert. Ich hab keine Sorge vor strengeren Gesetzen.