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Fachkräftemangel in Deutschland?

897 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Beruf, Soziales ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fachkräftemangel in Deutschland?

05.07.2022 um 10:23
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Was haltet ihr eigentlich von der Idee, irgendwann auch mal flächendeckend, Drohnen für die Paketzustellung einzusetzen? Allerdings braucht es da auch nicht nur die Entwickler, sondern auch die Produzenten und gewartet und repariert müssen sie sicherlich auch werden.
Viele Berufe werden irgendwann automatisiert, das wissen wir ja alle. Bei Spekulationen wäre ich vorsichtig. Sicherlich zeichnet es sich in der Logistik ab, dass die menschliche Arbeit sich da in die Lager und später in die Disposition verschiebt. Ganz ohne Menschen, wird die Branche sicher nie auskommen.

Selbst in der Informatik gibt es ja die Erwartung, dass irgendwann nur noch komplexe Programme von Menschen geschrieben werden. Dass die Programme sich quasi selbst schreiben können. Ich würde mich da aber nicht zu verrückt machen, wenn ich in einer von der Automatisierung betroffenen Branche arbeite. Oft ging es in der Vergangenheit bedeutend langsamer vor sich ... als die Propheten behaupteten. Und manchmal blieb die Prophezeiung auch aus.

Ein Lehrer in der Berufsschule (lol.) sagte uns damals auch schon, dass unser Job schon seit den 70ern von Maschinen gemacht werden könne. Und dass die Automatisierung nur nicht passiert ist, weil es nicht gewollt war. Damit hat er nur bewiesen, dass er gar nicht weiß, was Handwerk wirklich bedeutet. Industrie und Handwerk sind grundsätzlich verschieden. Das eine kannst du fast vollständig automatisieren, das andere noch lange nicht. Der Berufszweig für die holzverarbeitende Industrie heißt aber ohnehin nicht Tischler, sondern Holzmechaniker. Schade, dass das ein Lehrer für so einen Beruf nicht weiß.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Die Interessen der Leute verschieben sich - egal wie hoch die Bezahlung und gut und würdig andere Arbeitsbedingungen in den betroffen Branchen, wo es brennt, wäre.
Ganz wichtiges Thema. Von Ingenieuren höre ich immer häufiger, dass die jüngeren Kollegen völlig neue Auffassungen haben, wie ihr Leben ablaufen soll. Man habe sich mittlerweile abgefunden, dass es für sie nicht mehr erschwinglich wäre einen klassischen bürgerlichen Lebensstil mit Haus, Auto, Hund zu führen ... und sie ihre Lebenszeit lieber effektiver nutzen. Das bedeutet, dass es offensichtlich immer mehr Studierte gibt, die für ihre Lebensqualität bereit sind weniger Stunden zu arbeiten und dem entsprechend weniger zu verdienen. Dafür was von der Welt sehen, ihren Hobbys nachgehen ... quasi, die Lebensqualität nicht in der Rente zu suchen, sondern schon jetzt.

Ein großer Befürworter und wahrscheinlich auch Wegbereiter dieses Denkens ist ja Timothy Ferriss. Der in seinem Buch "Die 4-Stunden Woche" ausführlich über die Idee dahinter schreibt. Er plädiert dafür, dass wir nicht mehr auf einen großen Ruhestand am Ende des Lebens hinarbeiten und diesen möglicherweise körperlich oder geistig erschöpft gerade so erreichen ... um dann im dümmsten Fall 3 Tage später tot umzufallen oder in eine Depression zu verfallen, weil wir uns nicht mehr gebraucht fühlen. Stattdessen sollte man die Arbeit so organisieren, dass unser Leben immer wieder aus Mini-Ruheständen bestünde, sodass wir gar keinen großen Ruhestand am Ende brauchen. Die aufgezeigten Möglichkeiten lassen sich oft aber nur in studierten Berufen umsetzen.
Ich bin solchen Überlegungen selbst sehr angetan, es ist aber nicht überall umsetzbar.

Die Vorstellungen wie das Leben ablaufen soll, die Ziele der Menschen ... das wird sich sehr wandeln.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Aber auch in der Industrie je nach Bereich konnte ich schon mal etwas über Personalmangel lesen. Vielleicht war das auch nur wegen Corona so, weiß ich nicht mehr.
Die Industrie ist nun auch nicht mehr überall so beständig. Ich hatte Kundschaft, die klagten schon ein halbes Jahr vor Corona darüber, dass sie in Kurzarbeit wären. Dann kam noch die Pandemie. Da entstehen selbst in der Industrie schnell Existenzängste. Aber das ist stark vom Unternehmen abhängig. Bei einem Automobilhersteller gehts dir da in der Regel ganz gut.
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Also das kann ich gar nicht bestätigen. Noch nirgendwo hatte ich mehr Stress und Druck als im öffentlichen Dienst.
Das war nicht pauschal gemeint. Hab ich vergessen zu betonen. Meine Mutter ist selbst im öffentlichen Dienst und hatte immer einen sehr stressigen Job. Im Falle meiner Kollegen ist es jedoch so.

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Fachkräftemangel in Deutschland?

05.07.2022 um 10:30
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:und sie ihre Lebenszeit lieber effektiver nutzen. Das bedeutet, dass es offensichtlich immer mehr Studierte gibt, die für ihre Lebensqualität bereit sind weniger Stunden zu arbeiten und dem entsprechend weniger zu verdienen. Dafür was von der Welt sehen, ihren Hobbys nachgehen ... quasi, die Lebensqualität nicht in der Rente zu suchen, sondern schon jetzt
Weniger Stunden, weniger Geld. Wie wird denn dann das von der Welt was sehen und Hobbys finanziert.

Ich arbeite selber wegen den Kindern nur Teilzeit, mir ist aber auch klar, dass ich mit dem weniger an Geld eben nicht alle meine Träume erfüllen kann.

Mehr Ausgeglichenheit zwischen Beruf und privat kann ich durchaus nachvollziehen, habe aber zunehmend das Gefühl, dass das von jungen Menschen gefordert wird, die sich so gar keine Gedanken ums Geld machen, weil vorher ausnahmslos alles von den Eltern finanziert wurde.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

05.07.2022 um 10:47
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Weniger Stunden, weniger Geld. Wie wird denn dann das von der Welt was sehen und Hobbys finanziert.
Du überlegst vermutlich gerade, wie du dein Leben mit dieser Einstellung finanzieren könntest? Es gibt immer mehr Menschen, die auch den Minimalismus für sich entdecken. Die brauchen keine Statussymbole und schon gar kein Eigentum. Das untermauert ja auch der Erfolg sämtlicher Sharing-Unternehmen. Andere wiederrum setzen sich in ihren alten VW-Bus, fahren durch Europa und arbeiten dabei als Freelancer ... immer soviel, dass ihre Kosten gedeckt sind. Das sind Menschen, die kein besonders großes Sicherheitsbedürfnis haben müssen. Ansonsten entscheiden sich andere für ein WG-Leben, weil sie das irgendwie glücklicher macht. Das liegen oft ganz unterschiedliche Erwartungen ans Leben zu Grunde, als wir sie haben. Und das ist per se weder gut noch schlecht ... das ist einfach ihre Form der Verwirklichung. Im Übrigen gibt es auch den Begriff der Lifestile-Inflation ... mit steigendem Einkommen, steigen die Ausgaben ... wenn man sich diesbezüglich im Griff hat, besonders als Berufseinsteiger, kann man schon einiges ausrichten.

Ansonsten Lebensstandard anpassen, Berufe wählen in denen das überhaupt erst möglich ist (Berufe mit höheren Gehältern, Berufe in denen man überhaupt die Arbeitszeit senken kann), skalierbare Geschäftsmodelle entwickeln. In Berufen in denen deine Kompetenz wichtiger ist, als investierte Zeit funktioniert das und das trifft auf so gut wie alle Unternehmer zu.

Dass es in vielen Berufen gar nicht geht, Personal mit reduzierter Präsenszeit zu haben, ist doch klar. Die neuen Generationen definieren ihre Ziele aber offensichtlich zunehmend anders.
Mehr Ausgeglichenheit zwischen Beruf und privat kann ich durchaus nachvollziehen, habe aber zunehmend das Gefühl, dass das von jungen Menschen gefordert wird, die sich so gar keine Gedanken ums Geld machen, weil vorher ausnahmslos alles von den Eltern finanziert wurde.
Wenn sie niemandem zur Last fallen, ist es eigentlich nicht schlimm, wenn sie sich keine Gedanken ums Geld machen. Und diese Vorstellungen haben sicherlich die allerwenigsten von ihren Eltern übernommen oder vor gelebt bekommen.


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08.07.2022 um 10:42
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb am 05.07.2022:Weniger Stunden, weniger Geld. Wie wird denn dann das von der Welt was sehen und Hobbys finanziert.
Um das beschriebene Umdenken der jüngeren Generation zu untermauern, hier eine ganz aktuelle Quelle. Wobei ich sagen muss, dass mich Bewerber mit diesen Vorstellungen in dieser Branche eher überraschen. Ich habe sie eher in akademischen Berufen verortet.
Ein Problem in Sachen Personalbeschaffung sieht Mack vor allem darin, dass jüngere Bewerber heutzutage zu hohe Ansprüche hätten. Das Wort „Work-Life-Balance“ bereite ihm Sorgen. „Da kommen 25-Jährige und wollen nur drei Tage arbeiten - dabei haben die das ganze Leben noch vor sich, könnten hier etwas werden, Verantwortung übernehmen, Karriere machen.“ Als „riesiges Problem“ sieht Mack auch das Thema Homeoffice. „Nicht strukturell, das wäre für viele möglich, aber wenn ich an die Gleichbehandlung denke: Das geht einfach nicht.“
Quelle: https://www.tz.de/welt/europa-park-rust-jobs-kritik-work-life-balance-roland-mack-personal-einstellung-bwg-91653078.html (Archiv-Version vom 11.07.2022)

Bin auf Facebook darauf gestoßen und ja, die Kommentare taugen nicht als Stimmungsbarometer. In dem Fall hat mich dennoch sehr überrascht, dass das Feedback anderer User (egal welche Generation!) fast ausschließlich positiv gegenüber den Vorstellungen der Bewerber ausfiel. Meine Erwartung war eher, dass da wieder auf die faule Jugend geschimpft wird ... das war nicht der Fall.

Ob man erst eine gute Work-Life-Balance erreicht, in dem man nur 3 Tage die Woche arbeitet, sei nun mal dahin gestellt. Meine Wochenarbeitszeit lag auch so ziemlich selten in den letzten 10 Jahren unter 45 Stunden. Als unangepasster Berufsanfänger hinterfragt man natürlich ohnehin mehr, als wenn man schon lang in diesem Rhythmus steckt. Des Weiteren ist die Erwartungshaltung der Arbeitgeber auch enorm hoch geworden. Die Bereitschaft Überstunden zu leisten wird doch nahezu überall vorausgesetzt, selbst im öffentlichen Dienst.

Als Berufsanfänger kommt man doch in eine Umgebung, in der dir zumindest suggeriert wird, der Erfolg der Firma oder des Projekts stünde an erster Stelle. Viele ältere Arbeitnehmer, die sich bereits in diese Welt eingefügt haben (da zähle ich mich im Übrigen dazu), geben dir zu verstehen, dass das Normalität ist. Und oftmals auch, das Arbeit keinen Spaß machen muss. Wenn du dann noch Kinder hast, weißt du manchmal garnicht mehr, wie du alles schaffen sollst. Das alles um dann im Endeffekt einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren, trotzdem Sorgen um die finanzielle Absicherung zu haben oder den gestiegenen Erwartungen aller hinterher zu rennen. Ich kann das Umdenken nachvollziehen. Ich finde den Mut junger Menschen ohnehin sympathisch, sich gegen bestehende Strukturen zu stellen und ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Möglicherweise markiert das aber auch die Endphase eines wirtschaftlich starken Deutschlands. Der Wohlstand, der irgendwann zu groß wird um Wachstum zu gewährleisten.

Für mich liegt das Problem in der ständig gestiegenen Anspruchshaltung vieler Arbeitgeber. Diese Generation hat erlebt, wie Papa selten Zeit hatte, weil noch ein Projekt fertig werden musste. Diese Generation hat auch erlebt, wie Mama plötzlich ein wichtiges Telefonat außerhalb der Arbeitszeit führen musste, obwohl sie doch Zeit mir dir verbringen wollte. Diese Generation hat die Folgen dieser gestiegenen Anspruchshaltung eben auch abbekommen ... Da spreche ich auch aus Erfahrung. Mein Vater hatte in meiner Kindheit eine sehr gute Stelle im Außendienst, der war ständig auf Achse. Wenn er nach Hause kam, waren wir im Bett. Am Wochenende warteten die privaten Aufgaben, die er in der Woche nicht schaffte. Als er den Job wechselte, haben sich meine Eltern geschieden. Der Anspruch an mein Leben lautet daher ganz klar: Tu das deiner Tochter nicht an.

Wir müssen mehr Verständnis füreinander aufbringen, sowohl aus Arbeitgebersicht als auch aus Arbeitnehmersicht. Dann findet sich sicher eine gute Lösung für maximale Leistungsbereitschaft, Leistungsfähigkeit und einer guten Work-Life-Balance.

Ein guter Ansatz ist die 4-Tage-Woche. Im Handwerk erfordert das manchmal etwas mehr Aufgeschlossenheit und bessere Überlegungen zur Umsetzung als in anderen Branchen. Bei nationalen und internationalen Montagetätigkeiten gibts das Modell aber auch schon länger, jedoch übersteigt da in der Praxis die Wochenarbeitszeit auch meist die 40 Stunden deutlich.

https://www.handwerk-magazin.de/4-tage-woche-im-handwerk-eine-win-win-situation-fuer-mitarbeiter-kunden-und-den-betrieb-244333/

Ob die positiven Erfahrungen nur darin begründet sind, dass die Neuerung noch so frisch ist, ist eine andere Frage. Der Mensch gewöhnt sich bekanntlich an alles ... und passt dann möglicherweise die Leistungsbereitschaft wieder an.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 11:06
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb am 05.07.2022:Ganz wichtiges Thema. Von Ingenieuren höre ich immer häufiger, dass die jüngeren Kollegen völlig neue Auffassungen haben, wie ihr Leben ablaufen soll. Man habe sich mittlerweile abgefunden, dass es für sie nicht mehr erschwinglich wäre einen klassischen bürgerlichen Lebensstil mit Haus, Auto, Hund zu führen ... und sie ihre Lebenszeit lieber effektiver nutzen. Das bedeutet, dass es offensichtlich immer mehr Studierte gibt, die für ihre Lebensqualität bereit sind weniger Stunden zu arbeiten und dem entsprechend weniger zu verdienen. Dafür was von der Welt sehen, ihren Hobbys nachgehen ... quasi, die Lebensqualität nicht in der Rente zu suchen, sondern schon
Das kann ich mir wahrlich vorstellen. Und wie diejenigen sich ihr Leben finanzieren wollen, ist mir oftmals auch ein Rätsel.

Aber auch der Trend zum studieren hin egal auf welchem Wege, hat mit den Jahren grundsätzlich immer mehr zugenommen. Immer weniger Menschen fangen eine Ausbildung an, sondern beginnen ein Studium. Das kann man nicht verleugnen, dass das auch zum Fachkräftemangel massiv beiträgt. Dürfte im Vergleich zu früher auch nachvollziehbar sein, da zumindest laut Hörensagen nicht nur die Abis je nach Bundesland immer leichter werden sollen, sondern es heute auch viel mehr Möglichkeiten als früher gibt die Hochschulreife zu erwerben.
Und die Motivation mehr Geld durch besseren (studierten) Job kann ich auch grundsätzlich verstehen.

Wäre auch alles halb so wild (und ich gönne es auch jedem einzelnen und habe je nach Bereich auch großen Respekt vor ihnen, dass sie sich das überhaupt zutrauen) - würden viele davon dann wenigstens noch in akademischen Bereichen landen oder später Arbeitgeber wählen, wo auch tatsächlich Fachkräftemangel herrscht.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 11:17
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Das kann man nicht verleugnen, dass das auch zum Fachkräftemangel massiv beiträgt
Naja, auch studierte können Fachkräfte sein. ;) Es trägt natürlich zu einem Mangel an Handwerkern bei. Aber mittlerweile mangelt es ja an alle Ecken und Enden. Außer vielleicht im Bereich der studierten BWLer, die gibts möglicherweise noch. Im IT Bereich ist es mittlerweile auch ganz schlimm, ich hole mittlerweile die Hälfte meiner Leute aus dem Ausland. Und weil EU mittlerweile auch abgegrast ist, vor allem aus dem nicht EU Ausland. Zum Glück haben wir eine Personalabteilung die auf Zack ist, und gute Kontakte zu den Behörden hat. Deswegen klappt das bei uns ganz gut.

Aber das Grundproblem bleibt halt bestehen, es gehen halt Jahr für Jahr mehr Leute in Rente als aus der Schule kommen und damit kann die Lage nicht besser werden.

Das Problem mit den Ansprüchen der Jugend kann ich aus eigener Erfahrung übrigens nicht bestätigen. Wir kommen den Leuten bei der Arbeitszeit auf Wunsch sehr entgegen. Aber die meisten arbeiten trotzdem 35-40 Stunden. Es sind dann eher die Leute mit kleinen Kindern, die sich wünschen die Stunden zu reduzieren


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 11:25
Zitat von alhambraalhambra schrieb:Naja, auch studierte können Fachkräfte sein. ;) Es trägt natürlich zu einem Mangel an Handwerkern bei.
Wir brauchen das denke ich nicht schönreden. Und mir geht es auch nicht darum die Seiten gegeneinander auszuspielen. Ist wirklich nicht meine Absicht. Meinte es so, wie es geschrieben habe: Fakt dürfte sein, dass immer mehr Studierende im Vergleich zu Azubis je nach Bereich zum Fachkräftemangel beitragen und das nicht nur im Handwerk.

Und ja, selbstverständlich mangelt es auch in einigen akademischen Berufen: Landärzte/Maschinenbau/IT/Lehramt/Juristen im öD bspw. (Über Ergänzungen freue ich mich). Ja, je nach Bereich auch nur im öD als Arbeitgeber.


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08.07.2022 um 11:27
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Aber auch der Trend zum studieren hin egal auf welchem Wege, hat mit den Jahren grundsätzlich immer mehr zugenommen. Immer weniger Menschen fangen eine Ausbildung an, sondern beginnen ein Studium.
Der Bedarf an studierten Fachkräften ist aber dennoch enorm. Daher ist die Entwicklung per se auch nicht schlimm. Die Realtität zeigt aber gewisse Tendenzen zu Trendberufen, das ist wohl das Problem an der Sache. Klassische Beispiele wie Eventmanagement und Architektur sind da zu nennen. Markt völlig überlaufen, Gehaltsprognosen stagnieren. Wie gesagt, angestellte Architekten verdienen nicht selten weniger als Handwerker. Freiberufler kämpfen um Auftrage, es sei denn ein ausgezeichneter Ruf eilt voraus.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Dürfte im Vergleich zu früher auch nachvollziehbar sein, da zumindest laut Hörensagen nicht nur die Abis je nach Bundesland immer leichter werden sollen, sondern es heute auch viel mehr Möglichkeiten als früher gibt die Hochschulreife zu erwerben.
Das Prüfungsniveau ist sicherlich in sehr vielen Bereichen niedriger geworden. Das Gefühl habe ich bisher bei so gut wie jeder Prüfung, ausgenommen die Fahrschulprüfung :D, gehabt.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Wäre auch alles halb so wild (und ich gönne es auch jedem einzelnen und habe je nach Bereich auch großen Respekt vor ihnen, dass sie sich das überhaupt zutrauen) - würden viele davon dann wenigstens noch in akademischen Bereichen landen oder später Arbeitgeber wählen, wo auch tatsächlich Fachkräftemangel herrscht.
Das ist das große Problem. Die Ausbildung alleine, macht noch keine Fachkraft aus dir. Du musst halt auch in der Branche arbeiten. In der Pandemie haben wir ja auch sehen müssen, dass Krankenhaus- und Pflegepersonal, das laut eigener Aussagen ihren Job stets gern machte, dennoch kündigte ... weil die Arbeitsbedingungen nicht mehr funktioniert haben. Soll ich mich für einen Job opfern, in dem Personal benötigt wird, obwohl weder Bezahlung noch Arbeitsbedingungen zu meinem gewünschten Leben passen und ich möglicherweise damit gar nicht für meine Kinder sorgen kann? Wer soll denn den Samariter spielen?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 11:39
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Der Bedarf an studierten Fachkräften ist aber dennoch enorm. Daher ist die Entwicklung per se auch nicht schlimm.
Kann man so oder so sehen. Und auch immer bedenken, dass Studierende sehr viel länger als Azubis brauchen, um dann Defizite je nach Branche wieder aufzufüllen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Das ist das große Problem
Ja, zum einen, weil viele nicht das studieren dürften, was wirklich gebraucht wird bzw. wo Fachkräftemangel herrscht und falls ja, dann aber auch mehr nur in die PW als in den öD gehen - und zum anderen vielleicht aber auch nur so lala abschneiden und diese am Ende dann aber auch keiner will, auch die nicht, wo Mangel herrscht, und notgedrungen wieder ganz woanders landen oder wieder ein neues langes Studium anfangen.


Ich möchte mich jetzt auch aus diesem Thread erst mal verabschieden und zum Abschluss bleibt mir nur wieder eines zu sagen:

Wir werden auch in Zukunft auf viele verschiedene ausländische Arbeitskräfte (Hilfskräfte/Azubis und Gesellen /Studierende und Studierte) angewiesen sein, weil es in immer mehr Branchen nicht gut aussehen soll und natürlich, weil der deutsche Staat Menschen nun mal nicht verpflichten und schon gar nicht zwingen könnte nur das zu lernen oder zu studieren, wo auch wirklich Bedarf an Fachkräften herrscht.

Allerdings muss man auch immer bedenken, dass es in anderen Ländern je nach Branche teilweise auch nicht besser aussieht und wir nicht alle Ausländer als Oberbegriff abwerben können. Würde uns auch schaden und nicht nur die anderen Länder.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 12:44
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Umdenken nachvollziehen.
Ich denke, dass das nicht nur Forderungen von jungen Leuten sind, sondern generell viele das erwarten. Ich bin zb heilfroh, dass auch bei uns im öd bedingt durch die pandämie jetzt mobiles arbeiten möglich ist, wenn auch vorerst nur an zwei Tagen der Woche, weil so ganz traut man dem Braten dann doch nicht. Mobiles arbeiten gibt mir viel mehr Möglichkeiten mein Leben stressloser zu gestalten ohne an Qualität und Quantität der arbeit etwas einzubüßen. Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich gerne absolute Flexibilität solange ich die gewünschten Ergebnisse erzielen kann, aber da mangelt es noch am vertrauen der Dienststelle. Ich habe aktuell einen Antrag auf 4 Tage Woche gestellt. Wenn der genehmigt wird, würde ich mo - do arbeiten, danach drei Tage frei. Von den vier Tagen wäre ich zwei Tage im mobile n arbeiten. Das fände ich es optimal. Für einen Berufsanfänger oder Azubi ist es natürlich erstmal nicht optimal, wenn er im Home Office sässe, anstatt im Unternehmen zu lernen.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Immer weniger Menschen fangen eine Ausbildung an, sondern beginnen ein Studium.
Und oftmals wird irgebdwas studiert und des studierens Willens, gerne auch mit etlichen wechseln und nach etlichen Jahren hat man dann gar nix oder einen Bachelor in irgebdwas, was nirgends gebraucht wird.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:weil der deutsche Staat Menschen nun mal nicht verpflichten und schon gar nicht zwingen könnte nur das zu lernen oder zu studieren, wo auch wirklich Bedarf an Fachkräften herrscht.
Verpflichte und zwingend nicht, aber gute Beratung sollte möglich sein,vweh von diesen unsäglichen Vorurteilen, dass nur ein Studium was wert ist und die Vorurteilen beginnen ja schon bei den Lehrern, die die Nase rümpfen, wenn ein Abiturient kein Studium sondern eine Ausbildung beginnen will. Das zieht sich ja durch die ganze Gesellschaft.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 12:58
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Das zieht sich ja durch die ganze Gesellschaft.
Das ist wahr. Leute die "nur" eine Ausbildung haben werden gerne behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Aber da habe ich wenig Hoffnung auf Änderung, das ist zu sehr in der Gesellschaft verankert.

Was auch noch ein Thema ist, ist das die Unternehmen lernen müssen Nachhaltiger mit ihrem Personal umzugehen. Die Bereiche die derzeit am lautesten Jammern, also die Fliegerei und Gastronomie, das sind auch die, die ihre Leute beidbeinig und mit Anlauf in der Hintern getreten haben, als es in der Pandemie schlecht lief. Und jetzt wundern sie sich, das die Leute nicht mehr zurück wollen.


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Bauli ehemaliges Mitglied

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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 13:15
Zitat von alhambraalhambra schrieb:Das ist wahr. Leute die "nur" eine Ausbildung haben werden gerne behandelt wie Menschen zweiter Klasse. Aber da habe ich wenig Hoffnung auf Änderung, das ist zu sehr in der Gesellschaft verankert.
Obwohl das von ausgewiesener Dummheit und Dekadenz zeugt. Das sollte man aber tunlichst für sich behalten.

Es gibt viele Beispiele im Leben, die zeigen, dass man nur weiter kommt, wenn man sein Gegenüber respektiert, versucht zu verstehen und darauf eingeht.

Frei nach dem Motto: Bildung und Intelligenz gehen oftmals nicht einher.


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08.07.2022 um 13:32
Zitat von BauliBauli schrieb:Es gibt viele Beispiele im Leben, die zeigen, dass man nur weiter kommt, wenn man sein Gegenüber respektiert, versucht zu verstehen und darauf eingeht.
So siehts aus. Respekt ist eigentlich das Schlüsselwort. Es gibt in einem Unternehmen niemanden dessen Arbeit nicht wichtig ist, denn sonst würde man ihn nicht dafür bezahlen. ( in Großkonzernen und Behörden mag es Abweichungen geben)
Also kann man die Leute doch wenigstens dafür respektieren, dass sie die Arbeit tun. Und auch den Boden wischen und die Mülleimer leeren ist halt eine wichtige Arbeit.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 14:42
Das meiner Ansicht nach sehr wichtige Thema, findet zumindest gefühlt hier im Forum auch nicht so richtig Aufmerksamkeit, dabei betrifft der Fachkräftemangel über kurz oder lang jeden. Ich hole diesen Thread auch nicht immer aus der Versenkung, um zu stänkern, sondern um erst mal grundsätzlich und halbwegs sachlich auf das Problem immer wieder aufmerksam zu machen und Verdrängung oder eine Egaleinstellung des Problems eigentlich das falsche für jeden ist.

Klaro, wir hier können gar nichts ändern. Zumindest nicht nennenswert.

Trotzdem mache ich mir auch immer mehr persönliche Gedanken um die Zukunft...

Bspw. möchte auch in Zukunft noch genügend Ärzte in meiner Nähe haben und im Krankenhaus auch vom Pflegepersonal ausreichend versorgt werden. Dasselbe später, sollte ich (oder mein Vater in viel näherer Zukunft noch) pflegebedürftig werden.

Auch möchte ich für diverse Arbeiten immer die jeweiligen (Fach)Handwerker beauftragen können und je nach Anliegen auch gerne zeitnah. Betrifft auch den gesamten allgemeinen klimafreundlichen Umbau.

Auf Polizei und den Rettungsdienst möchte ich auch immer jederzeit zurückgreifen können, wenn benötigt.

Auch möchte ich mein Fahrzeug jederzeit in eine Werkstatt bringen können.

Auf Paketbestellungen könnte ich verzichten - auf Lebensmittel im Supermarkt und Co. allerdings nicht. Auch können sich die Unternehmen es sich nicht erlauben auf Lieferungen zu verzichten, weil bspw. LKW-Fahrer fehlen. Finde es übrigens gut, dass nun auch verstärkt Flüchtlinge in diesem Bereich ausgebildet werden sollen. Hauptsache man beschleunigt da nicht irgendwas auf Kosten der Ausbildungsqualität.


Und viele viele Menschen wollen sicherlich auch noch in Zukunft essen gehen und und und...

Und damit Deutschland wettbewerbsfähig bleibt, braucht es auch in Zukunft fähige Maschinenbauer. Und für unsere Kinder sind Erzieher und Lehrer genauso wichtig.

Usw...


Das Thema sollte uns eigentlich alle etwas angehen, denn es wird über kurz oder lang jeden irgendwo oder an mehren Stellen betreffen. Zumindest sollte sich der Trend weiter so fortsetzen.
Zitat von alhambraalhambra schrieb:Respekt ist eigentlich das Schlüsselwort.
Zustimmung. Den hat jeder verdient - Hilfskräfte, Menschen mit Ausbildung und Akademiker. Und am Ende brauchen wir sie alle. Und je nach Branche und Bereich die einen mehr als die anderen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 15:25
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Und auch immer bedenken, dass Studierende sehr viel länger als Azubis brauchen, um dann Defizite je nach Branche wieder aufzufüllen.
Aber nur, wenn sie nach dem Bachelor weiter studieren oder einen Studiengang erwischt haben, bei dem du schlechte Jobchancen nur durch das reine Studium hast. Letzteres ist aber dann sicherlich weniger vom Fachkräftemangel betroffen. Wenn du dich nach einer dualen Ausbildung weiter qualifizierst, stehst du auch dem Arbeitsmarkt in aller Regel auch nicht zur Verfügung.

Wenns nach Plan läuft, hast du einen Bachelor auch nach 3 oder 4 Jahren. Mit einem dualen Studium oft sogar mit einer Anstellung direkt im Anschluss. Master, Dr., Prof. oder eine Fachspezialisierung, die ja auch noch mal eine Menge Zeit frisst, taugt als Vergleich nicht so ganz. Dann müsste man das mit den jeweiligen Weiterbildungsmöglichkeiten dualer Ausbildungen vergleichen ... wenn du einen Meister machst, arbeitest du in der Regel auch nicht nebenher. Beim Techniker das Gleiche.

Du hast natürlich, dass es eine besorgniserregende Entwicklung ist, dass sich der Fachkräftemangel im nicht akademischen Bereich durch die zunehmende Anzahl von Studenten zu verschärft. Zumal die gesellschaftlich relevanten Berufe überwiegend im nicht akademischen Bereich liegen.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Wir werden auch in Zukunft auf viele verschiedene ausländische Arbeitskräfte (Hilfskräfte/Azubis und Gesellen /Studierende und Studierte) angewiesen sein, weil es in immer mehr Branchen nicht gut aussehen soll und natürlich, weil der deutsche Staat Menschen nun mal nicht verpflichten und schon gar nicht zwingen könnte nur das zu lernen oder zu studieren, wo auch wirklich Bedarf an Fachkräften herrscht.
Möglicherweise ist das auch ein ganz normaler Prozess eines aufsteigenden Industrielandes. Dass der Wohlstand und seine Begleiterscheinungen dazu führen, dass man anfängt Ansprüche an das Leben zu stellen, die für Einwohner aus Schwellen- und Entwicklungsländern nicht nachvollziehbar sind. Beim Spargel stechen haben wir doch das typische Beispiel, das macht so gut wie kein Deutscher mehr für das Geld. Das hat natürlich einen herben Beigeschmack, wenn man für die "Drecksarbeit" Leute aus dem Ausland holt ... ob ein solcher Prozess, einmal in Gang gesetzt, sich überhaupt umkehren lässt, daran glaube ich kaum. Kürzlich erst einen Satz gelesen, der mich etwas beunruhigt, wenn ich in diesen Zeiten darüber nachdenke: "Sozialer Fortschritt, der sich sich ins Gegenteil verkehrt, hat in der Geschichte nur zu Bürgerkriegen geführt". Möglicherweise starke Polemik, die Radikalität in der Klimadebatte kann man aber als Hinweis darauf deuten. Ich schweife ab ...
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Ich denke, dass das nicht nur Forderungen von jungen Leuten sind, sondern generell viele das erwarten.
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich gerne absolute Flexibilität solange ich die gewünschten Ergebnisse erzielen kann, aber da mangelt es noch am vertrauen der Dienststelle.
Warum soll man das eigentlich nicht fordern, wenn es genügend Hinweise gibt, dass dieser Weg funktioniert? Eigentlich stellt berufliche Flexibilität fast eine Notwendigkeit dar, sobald du Kinder hast. Im Kindergarten meiner Nichte wird regelmäßig gestreikt, beide Eltern berufstätig. Wie soll man das noch auf die Reihe kriegen? In der Pandemie mit dem Home-Schooling ist das ja noch auf die Spitze getrieben.

Der demografische Wandel erfordert es doch, dass die Menschen im arbeitsfähigen Alter auch arbeiten gehen. Dass der Mann arbeitet und die Frau zu Hause bleibt, das ist doch nicht mehr die Regel. Meistens ist das schon rein wirtschaftlich nicht möglich. Wenn dann die Erziehung von Kindern derartige berufliche Konsequenzen und Einschränkungen nach sich zieht, denkt man noch mal gründlich über die Familienplanung nach. Die Folgen können wir uns ausmalen.

Mangelndes Vertrauen ist die Wurzel allen Übels. Dabei sorgt erbrachtes Vertrauen oft für eine gesteigerte Leistungsbereitschaft, zumindest bei Menschen, die vorher schon ihre Arbeit gut gemacht haben.
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Ich habe aktuell einen Antrag auf 4 Tage Woche gestellt. Wenn der genehmigt wird, würde ich mo - do arbeiten, danach drei Tage frei. Von den vier Tagen wäre ich zwei Tage im mobile n arbeiten. Das fände ich es optimal. Für einen Berufsanfänger oder Azubi ist es natürlich erstmal nicht optimal, wenn er im Home Office sässe, anstatt im Unternehmen zu lernen.
Wir drücken dir die Daumen, dass das klappt. Meine Mutter ist seit 5 Jahren auch im Home-Office, 3 Tage ... an 2 Tagen muss sie noch ins Büro. Das hat ihren Alltag erheblich entspannt, auch wenn sie besonders im Home-Office versucht, besonders produktiv zu sein ... um das entgegengebrachte Vertrauen zu belohnen.
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Und oftmals wird irgebdwas studiert und des studierens Willens, gerne auch mit etlichen wechseln und nach etlichen Jahren hat man dann gar nix oder einen Bachelor in irgebdwas, was nirgends gebraucht wird.
Das ist natürlich auch oft der Fall. Und dann schiebt man den Master noch in einem fachlich völlig entkoppelten Studiengang hinterher. Liegt aber auch hier oft an der Unentschlossenheit nach der Schule, wohin der Weg gehen will. Manche vertrauen darauf, dass ihr Zukunfts-Ich das schon regelt und spielen auf Zeit.
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:und die Vorurteilen beginnen ja schon bei den Lehrern, die die Nase rümpfen, wenn ein Abiturient kein Studium sondern eine Ausbildung beginnen will. Das zieht sich ja durch die ganze Gesellschaft.
Lehrer leben halt auch oft in ihrer eigenen Blase. Wobei unsere Lehrer (allerdings Realschule) oft sehr positiv übers Handwerk redeten. Dennoch wurde schlechten Hauptschülern suggeriert, das Handwerk nähme sie mit Kusshand. Das ist natürlich eine völlig weltfremde Äußerung. Das sorgt für den Irrglauben, das Handwerk habe gar kein Interesse an Abiturienten oder Realschülern, weil die ja eh zwei linke Hände haben. Die Entwicklung geht aber genau in die andere Richtung.

Vor einigen Jahren las ich mal von einem Tischler-Meister, der einen Bewerber für eine Ausbildung aufgrund der Mathe-Note ablehnte. Daraufhin rief der Vater wütend an, wozu man denn als Tischler Mathe benötigt. Also dieser Schwachsinn wird manchmal auch schon zu Hause gepredigt.
Zitat von alhambraalhambra schrieb:Was auch noch ein Thema ist, ist das die Unternehmen lernen müssen Nachhaltiger mit ihrem Personal umzugehen. Die Bereiche die derzeit am lautesten Jammern, also die Fliegerei und Gastronomie, das sind auch die, die ihre Leute beidbeinig und mit Anlauf in der Hintern getreten haben, als es in der Pandemie schlecht lief. Und jetzt wundern sie sich, das die Leute nicht mehr zurück wollen.
Und deshalb kommen diese Leute nicht mehr zurück. Sicherheit ist ein hohes Gut, wenn man einmal richtige Existenzängste haben musste. Aber das betrifft ja auch viele ausländische Fachkräfte, die in der Pandemie "zurück" mussten, weil plötzlich kein Bedarf mehr da war. Um über die Runden zu kommen, mussten die sich natürlich was einfallen lassen ... oft war die gefundene Lösung gut genug, um nicht mehr nach Deutschland zu müssen. Und jetzt stehen wir da und wissen nicht mehr, woher man diese Leute bekommen kann. Das hat auch was mit Anerkennung zu tun. Der entgegengebrachte Respekt für ausländische Fachkräfte lässt sehr zu wünschen übrig, da gehst du nicht zurück ... wenn sich im eigenen Land was passables auftut. Allerdings erkenne ich auch hier einen Zusammenhang zwischen Prestige der ausgeübten Tätigkeit und dem Ansehen.
Zitat von BauliBauli schrieb:Es gibt viele Beispiele im Leben, die zeigen, dass man nur weiter kommt, wenn man sein Gegenüber respektiert, versucht zu verstehen und darauf eingeht.
Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung, haben besonders viele sehr erfolgreiche Menschen diesen Respekt für andere Menschen verinnerlicht. Und es wird ja auch nicht erst seit Napoleon Hill oder Dale Carnegie gelehrt, dass das der Weg ist. Als Paradebeispiel für respektvollen Umgang mit anderen Menschen wird ja auch gerne Andrew Carnegie herangezogen, einer der reichsten Menschen aller Zeiten. Und selbst in Sachen Verhandlungsführung wird in Harvard gelehrt, dass das Ziel sein muss, die eigenen Interessen sowie die Interessen des Gegenübers so weit wie möglich zu erfüllen. Gelebtes Interesse und "Nächstenliebe" ist kein Gegensatz, sondern eine Bedingung für Erfolg und Glück im Leben. Das Ergebnis ist doch klar: nimm die Menschen ernst, hilf ihnen bei ihren Interessen, sieh die positiven Eigenheiten (möge deinen Gegenüber) und respektiere sie ... sie werden es merken und dir helfen, wenn du ihre Hilfe brauchst. Und du weißt nie, auf wen du wann angewiesen sein kannst.

Getreu dem Motto:
Ein jeder ist dir auf irgendeinem Gebiet überlegen und von jedem kannst du etwas lernen.

Ralph Waldo Emerson



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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 16:06
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Aber nur, wenn sie nach dem Bachelor weiter studieren oder einen Studiengang erwischt haben, bei dem du schlechte Jobchancen nur durch das reine Studium hast.
Die meisten Bachelor und Masterstudiengänge lassen den Studenten genug Zeit nebenher arbeiten zu gehen. Wir stellen auch gerne Studenten ein, schon alleine weil die meisten dann sich auch dafür entscheiden dann für uns zu arbeiten. Wenn die Studenten das konsequent machen, dann haben sie mit dem Abschluss auch schon erste Berufserfahrung und können gleich loslegen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:wenn du einen Meister machst, arbeitest du in der Regel auch nicht nebenher. Beim Techniker das Gleiche.
Ich kenne tatsächlich viele die ihren Meister/Fachwirt/Techniker nebenher machen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Möglicherweise ist das auch ein ganz normaler Prozess eines aufsteigenden Industrielandes.
Maslow Bedürfnispyramide. Ganz oben steht halt das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Wenn viele Leute dort ankommen und einfach irgendwelche Dinge tun weil sie ihnen Spass machen und nicht weil sie das müssen, dann ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Dann geht es uns als Gesellschaft sehr gut.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Warum soll man das eigentlich nicht fordern, wenn es genügend Hinweise gibt, dass dieser Weg funktioniert?
Und er kann funktionieren. Bei uns ist es den Mitarbeitern freigestellt wann sie arbeiten und wo sie arbeiten. Und es funktioniert. Leider gibt es aber in diesem Land eine große Anzahl an Chefs die nicht die charakterliche Eignung dafür haben. Und die stellen dann ein Problem dar.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Dennoch wurde schlechten Hauptschülern suggeriert, das Handwerk nähme sie mit Kusshand.
Das kommt halt immer drauf an. Die meisten Handwerksberufe erwarten halt ein gewissen Niveau an Mathe. Und leider leben wir in einem Land in dem es fast chic ist, sich als mathematischen Analphabeten zu outen. Wird Zeit das wir Mathe wieder den Stellenwert geben, dem ihr gebührt


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 17:00
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:am vertrauen der Dienststelle.
Warum soll man das eigentlich nicht fordern, wenn es genügend Hinweise gibt, dass dieser Weg funktioniert?
Fordern kann man viel, wenn mein Dienstherr allerdings ablehnt, hab ich kaum noch eine Chance. Das Misstrauen mancher Chefs ist echt unbeschreiblich.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Daraufhin rief der Vater wütend an, wozu man denn als Tischler Mathe benötigt. Also dieser Schwachsinn wird manchmal auch schon zu Hause gepredigt.
Es geht durch alle Schichten. Die Vorurteile sind unbeschreiblich. Nur handwerkliches Geschick alleine reicht aber auch nicht, auch die Berufsschule muss geschafft werden. Ich kenne einige Azubis, wo geschick und Interesse da waren, es aber an deutsch und mathe erheblich gehapert hat. So gibt das natürlich auch nix. Insofern kann ich irgendwo auch verstehen, wenn Firmen dann lieber Azubis mit möglichst hohen Schulabschlüssen und guten Noten nehmen, als einen Azubi zu nehmen, der zwar in Mathe auf der Hauptschule eine drei hatte, die aber dann in der Berufsschule zur fünf wird und evtl die Ausbildung gefährdet.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 17:50
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:als einen Azubi zu nehmen, der zwar in Mathe auf der Hauptschule eine drei hatte, die aber dann in der Berufsschule zur fünf wird und evtl die Ausbildung gefährdet.
Hätte, wenn und aber. Unter der Prämisse brauche ich überhaupt keinen Azubi mehr einstellen denn die Gefahr das jemand dem Ausbildungsdruck nicht gewachsen ist besteht immer, auch bei Abiturienten.
Im übrigen... ein halbwegs schlechter Theoretiker kann immer noch ein guter Handwerker sein.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 17:57
Zitat von alhambraalhambra schrieb:Maslow Bedürfnispyramide. Ganz oben steht halt das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung. Wenn viele Leute dort ankommen und einfach irgendwelche Dinge tun weil sie ihnen Spass machen und nicht weil sie das müssen, dann ist das eigentlich ein gutes Zeichen. Dann geht es uns als Gesellschaft sehr gut.
Da habe ich ehrlich gesagt auch so meine Zweifel, ob heute mehr Menschen wirklich das lernen oder studieren, was ihnen nicht nur liegt sondern "ihnen selbst" auch große Freude bereitet. (Nicht als Generalverdacht zu verstehen)


Danke für die Infos mit dem Bachelor und Master. An die hatte ich gar nicht mehr gedacht.


Was aber ebenfalls stimmen dürfte (kein Akademiker-Bashing) und mit der Zeit auch immer mehr werden könnten, dass viele Studierte am Ende gar nicht wissen wohin, weil der Markt für ihren Bereich grundsätzlich übersättigt ist oder weil sie nicht gut genug abgeschlossen haben und niemand sie als erste Wahl einstellen würde, so lange es immer noch genügend bessere Kandidaten geben würde.



Allgemein denke ich, dass der Fachkräftemangel viele Ursachen hat und durch verschiedene Einflüsse auch genährt wurde. Ganz vorne mit dabei dürfte grundsätzlich ein gesellschaftlicher Wandel sein. Das sehe ich auch so bzw. kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Interessen der Menschen haben sich verschoben/verändert.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 18:02
Zitat von GwyddionGwyddion schrieb:Hätte, wenn und aber. Unter der Prämisse brauche ich überhaupt keinen Azubi mehr einstellen denn die Gefahr das jemand dem Ausbildungsdruck nicht gewachsen ist besteht immer, auch bei Abiturienten.
Im übrigen... ein halbwegs schlechter Theoretiker kann immer noch ein guter Handwerker sein.
Gleichzeitig besteht die Chance, dass der schlechte Theoretiker ein paar Dinge begreift und plötzlich die PS auf die Straße bekommt.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Allgemein denke ich, dass der Fachkräftemangel viele Ursachen hat und durch verschiedene Einflüsse auch genährt wurde. Ganz vorne mit dabei dürfte grundsätzlich ein gesellschaftlicher Wandel sein. Das sehe ich auch so bzw. kann ich mir sehr gut vorstellen. Die Interessen der Menschen verschieben/verändern sich.
Zu dem Thema noch:
Parallel zu immer besseren Noten schreitet die Akademisierung solcher Berufe voran, für die einem einst eine solide Ausbildung außerhalb von Universität und Fachhochschule genügte. Die Hotelkauffrau wird zur Bachelor of Arts (BA) Restaurantmanagement, der Speditionskaufmann zum BA of Logistikmanagement. Auch die Hebamme hat sich akademisiert. Seit 2020 muss sie studieren, so will es der Staat - vielen EU-Staaten folgend - mit dem Hebammengesetz (HebG).
Quelle: https://www.focus.de/finanzen/karriere/jede-menge-abiturienten-aber-keine-fachkraefte-was-am-arbeitsmarkt-schief-laeuft_id_111450632.html


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