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Fachkräftemangel in Deutschland?

897 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Arbeit, Beruf, Soziales ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Fachkräftemangel in Deutschland?

08.07.2022 um 18:07
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Parallel zu immer besseren Noten schreitet die Akademisierung solcher Berufe voran, für die einem einst eine solide Ausbildung außerhalb von Universität und Fachhochschule genügte. Die Hotelkauffrau wird zur Bachelor of Arts (BA) Restaurantmanagement, der Speditionskaufmann zum BA of Logistikmanagement. Auch die Hebamme hat sich akademisiert. Seit 2020 muss sie studieren, so will es der Staat - vielen EU-Staaten folgend - mit dem Hebammengesetz (HebG).
Ja, habe ich auch schon mal gelesen.

Da kann man dann allerdings wieder die Frage stellen, wenn es immer mehr Studierende gibt, warum erleben dann auch diese Bereiche einen Personalmangel? Ja natürlich, weil wie bei der klassischen Ausbildung von der Masse wahrscheinlich nicht unbedingt das studiert wird, wo wirklich Mangel an Personal herrscht. Oder falls doch, dann aber nach dem Studium nicht in dem Bereich gearbeitet wird.

Und natürlich, weil sehr vielen Menschen ein Studium schwerer fällt als eine Ausbildung und sie ein Studium entweder nicht packen oder erst gar nicht beginnen. So kommts dann auch wieder zu einem Personalmangel in bestimmten Bereichen, die akademisiert worden sind.

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Fachkräftemangel in Deutschland?

10.07.2022 um 20:57
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:a kann man dann allerdings wieder die Frage stellen, wenn es immer mehr Studierende gibt, warum erleben dann auch diese Bereiche einen Personalmangel? Ja natürlich, weil wie bei der klassischen Ausbildung von der Masse wahrscheinlich nicht unbedingt das studiert wird, wo wirklich Mangel an Personal herrscht. Oder falls doch, dann aber nach dem Studium nicht in dem Bereich gearbeitet wird.
Ich würde annehmen, das hat schlicht etwas mit den späteren Aussichten zu tun: Wenn ich weiß, dass ich mich im Berufsleben für einen Hungerlohn und miese Arbeitsbedingungen aufreiben muss, dann wähle ich diesen Beruf nicht. Und da ist es dann egal, ob ich keine Ausbildung zur Krankenschwester/ Krankenpfleger mache oder mich nicht für das entsprechende Studium einschreibe. Im Ergebnis fehlt so oder so dann der Nachwuchs, weil die Bedingungen im späteren Beruf schlecht sind.

Ob jetzt die mangelnde Attraktivität echt gegeben ist oder ob bestimmte Berufe zu Unrecht ein mieses Image haben, lasse ich mal dahingestellt.

Und ich würde aus eigener Erfahrung auch meinen: Als ich Anfang/Mitte der 90er mit der Realschule fertig war, hatte ich mich auch für eine Handwerkslehre interessiert, mit ganz passablen Noten. Aber es waren schlichtweg keine Lehrstellen zu bekommen. Dass man nicht ausgelacht wurde, wenn man danach gefragt hat, war alles. Die Betriebe hatten schlichtweg keine Lust, jemanden auszubilden, weil sie damals auf ein großes Heer von Leuten aus den neuen Bundesländern zurückgreifen konnten die nach dem Ende der DDR ihre Jobs verloren hatten und verzweifelt auf der Suche waren.

Wir waren in der Klasse 30 Leute, wovon am Ende 10 eine Lehrstelle hatten. Gut, von den restlichen wollten nicht alle eine Ausbildung machen sondern es gab auch einige, die aufs Gymnasium wollten, aber es war schon krass, wie dann viele notgedrungen irgendwelche Ausbildungen gemacht haben, die ihnen gar nicht lagen und im Hinblick auf die Zukunftsaussichten sehr besch.... waren, nur einfach mangels Alternative.

Und da denke ich, hat es die jetzige Generation erheblich leichter. Da kann man sich wesentlich stärker aussuchen was man macht als wir das damals konnten, einfach weil es keine Schwemme an potentiellen Bewerbern mehr gibt wie es damals war. Und da fallen unattraktive Berufe schneller raus, genauso wie Betriebe, die zwar Auszubildende einstellen, aber sie nach dem eigentlich zutreffenden, aber oft missbrauchten Motto "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" nur blos als billige Handlanger verwenden wollen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

10.07.2022 um 22:02
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Als ich Anfang/Mitte der 90er mit der Realschule fertig war, hatte ich mich auch für eine Handwerkslehre interessiert, mit ganz passablen Noten. Aber es waren schlichtweg keine Lehrstellen zu bekommen. Dass man nicht ausgelacht wurde, wenn man danach gefragt hat, war alles. Die Betriebe hatten schlichtweg keine Lust, jemanden auszubilden, weil sie damals auf ein großes Heer von Leuten aus den neuen Bundesländern zurückgreifen konnten die nach dem Ende der DDR ihre Jobs verloren hatten und verzweifelt auf der Suche waren.
Selbst in den 80er Jahren scheint es mit dem Gesellenbrief in der Tasche nicht immer einfach gewesen zu sein, eine Anstellung zu finden. Die 90er waren dann im Handwerk sicher besonders wild. Ich kenne persönlich sehr viele ostdeutsche Handwerker, die nach der Wende auf Montage im Westen arbeiteten. Allerdings kenne ich auch viele, die direkt nach der Wiedervereinigung für eine Lehre beispielsweise nach Frankfurt (Zimmermann) und nach Regensburg (Tischler) gingen. Keine Ahnung, ob man im Westen besondere Qualitäten erwartete ... die jungen Männer, die für eine Ausbildung in die alten Bundesländer gingen, versprachen sich jedoch bessere Ausbildungsbedingungen.
Die Bereitschaft bundesweit auf Montage zu arbeiten, schätze ich heute immer noch höher bei Handwerkern in den neuen Bundesländern ein. Die Einschätzung beruht aber nur auf meinen Erfahrungen.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Und da denke ich, hat es die jetzige Generation erheblich leichter. Da kann man sich wesentlich stärker aussuchen was man macht als wir das damals konnten, einfach weil es keine Schwemme an potentiellen Bewerbern mehr gibt wie es damals war. Und da fallen unattraktive Berufe schneller raus, genauso wie Betriebe, die zwar Auszubildende einstellen, aber sie nach dem eigentlich zutreffenden, aber oft missbrauchten Motto "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" nur blos als billige Handlanger verwenden wollen.
Für mich ergibt sich zumindest der Eindruck, dass der Berufseinstieg nach dem Studium erschwert ist. Zumindest, wenn du nach dem Abi ohne Berufsausbildung studiert hast. Was aber wohl ein echtes Problem sein muss, ist die zunehmende Resignation von Hauptschülern:
Sorgen bereiten dabei allen Teilnehmern des Spitzengesprächs Ausbildungsbündnis vor allem die Hauptschüler. Sie „bewerben sich nicht, weil sie sich keine Chancen ausrechnen“, nennt Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) die Beweggründe der jungen Menschen. „Wir dürfen niemanden zurücklassen“, mahnt sie. Rauch glaubt, ein Umdenken in den Unternehmen festzustellen. „Ich höre aus der Wirtschaft, dass man nicht mehr so auf Schulnoten wie in der Vergangenheit schaut“, sagt er.

„Die Betriebe sind bereit, ihre Azubis eng zu begleiten“, sagt auch Hoffmeister-Kraut und ruft die Jugendlichen auf: „Nutzen Sie die Chance“, egal welche Voraussetzung vorliege. Die Ausbildungsquote bei den Hauptschülern liegt bei etwa 25 Prozent. Zudem wies Maren Diebel-Ebers, die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) Baden-Württemberg, auf die massiven Passungsprobleme hin. Viele junge Menschen würden vor Ort den geeigneten Ausbildungsplatz nicht finden.
Quelle: https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.ausbildungsjahr-wirtschaft-sucht-haenderingend-azubis.b9e5b2d2-d538-4980-a758-1a0754d31017.html

Dem könnte man natürlich entgegen wirken. Die Betriebe sollten in den Schulen präsenter sein. Indem man die Arbeit, den Beruf und die Chancen richtig präsentiert, könnte man hier sicherlich viel erreichen. Zum einen wüssten die Schüler, welche Firmen wirklich Hauptschüler nehmen ... zum anderen gibt es eine konkrete Vorstellung, wie der Beruf aussähe. Von wie vielen Berufen wissen wir denn wirklich, wie die Praxis aussieht? Da sollte man ansetzen.

In unserer Schule wurde das damals zwar schon gemacht, jedoch zu selten. Ich kann mich nur noch an einen Betrieb aus der Photovoltaik und einem großen Unternehmen aus der Halbleitertechnologie erinnert. Bei Letzterem hab ich nicht erwartet, dass man als Realschüler in deren Raster passt.


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10.07.2022 um 22:19
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:llerdings kenne ich auch viele, die direkt nach der Wiedervereinigung für eine Lehre beispielsweise nach Frankfurt (Zimmermann) und nach Regensburg (Tischler) gingen. Keine Ahnung, ob man im Westen besondere Qualitäten erwartete ... die jungen Männer, die für eine Ausbildung in die alten Bundesländer gingen, versprachen sich jedoch bessere Ausbildungsbedingungen.
Nein, ich meinte keine Leute, die ihrerseits eine Ausbildung machen wollten, sondern es war so, dass die Handwerksbetriebe Ausbildung insgesamt für unnötig hielten, weil es ja genug fertige Arbeitskräfte gab, und man nicht daran dachte, Nachwuchs auszubilden weil genug Kräfte auf dem Markt waren.

Dass das kurzsichtig war, zeigt sich nun, wo die damaligen "Arbeitskräfte aus dem Osten" in Rente gehen und eine ganze Generation fehlt, die eben damals nicht ausgebildet wurde.


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10.07.2022 um 22:31
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Nein, ich meinte keine Leute, die ihrerseits eine Ausbildung machen wollten, sondern es war so, dass die Handwerksbetriebe Ausbildung insgesamt für unnötig hielten, weil es ja genug fertige Arbeitskräfte gab, und man nicht daran dachte, Nachwuchs auszubilden weil genug Kräfte auf dem Markt waren.

Dass das kurzsichtig war, zeigt sich nun, wo die damaligen "Arbeitskräfte aus dem Osten" in Rente gehen und eine ganze Generation fehlt, die eben damals nicht ausgebildet wurde.
Zumindest in Erfurt galt es in den 2000er Jahren zum Glück im Handwerk schon als imageschädigend, wenn man sich nicht als Ausbildungsbetrieb definieren konnte. Daher war die Bereitschaft da wieder höher. Die Bereitschaft, die frisch gebackenen Fachkräfte dann auch zu übernehmen, stand wieder auf einem anderen Blatt. Das hat viele auch sehr frustriert und sicherlich auch zum Quereinstieg in anderen Branchen animiert. Das Problem ist vielschichtig und es zeigt sich an deinem Beispiel wieder gut, dass jede Generation ihre eigenen Probleme hatte, die den Fachkräftemangel angekurbelt haben.

Egal ob Ost oder West, die Generation die nun in Rente geht besteht aus deutlich mehr Handwerkern als das, was nach kommt. Und die, die nachkommen ... die bleiben oft nicht.

Ich sehe es auch nicht als Lösung, da auf Fachkräfte aus dem Ausland zu setzen. Es sei denn, sie machen hier ihre Ausbildung. Im Corona-Thread war in Bezug auf ausländische Fachkräfte von einer breiten Streuung der Qualität die Rede. Das ist im Handwerk auch so.


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11.07.2022 um 06:04
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Ich würde annehmen, das hat schlicht etwas mit den späteren Aussichten zu tun: Wenn ich weiß, dass ich mich im Berufsleben für einen Hungerlohn und miese Arbeitsbedingungen aufreiben muss, dann wähle ich diesen Beruf nicht. Und da ist es dann egal, ob ich keine Ausbildung zur Krankenschwester/ Krankenpfleger mache oder mich nicht für das entsprechende Studium einschreibe. Im Ergebnis fehlt so oder so dann der Nachwuchs, weil die Bedingungen im späteren Beruf schlecht sind.
Ja natürlich - das dürfte in vielen Fällen ein Grund sein, sich gegen eine bestimmte Ausbildung zu entscheiden.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:aber es war schon krass, wie dann viele notgedrungen irgendwelche Ausbildungen gemacht haben, die ihnen gar nicht lagen und im Hinblick auf die Zukunftsaussichten sehr besch.... waren, nur einfach mangels Alternative.
Heute denke ich, könnte das mehr Studierende betreffen, die nur notgedrungen ein Studium anfangen, nur weil sie sich damit später mal bessere Verdienstaussichten oder so erhoffen, das Studium selbst ihnen aber gar nicht so richtig liegt bzw. sich das wahre Interesse an der Materie selbst eher in Grenzen hält.
Oder wahrscheinlich auch je nach Fall, weil sie um mögliche Alternativen wie eine bestimmte Ausbildung nur zu machen, die ihnen aber auch liegen und sogar Spaß machen könnte gar nicht wissen oder sich nicht näher mit beschäftigt haben. Also nur so einen Tunnelblick für eine Richtung haben. Darum wird ja auch nicht nur von mir an alle Schulen bspw. appelliert, den zukünftigen Schulabgängern so viele berufliche Alternativen wie möglich aufzuzeigen, sodass die Schüler/Schülerinnen vielleicht auch in diversen Ausbildungen eine brauchbare Alternative sehen und sich darin sogar aus Freude und Interesse und weil es ihnen einfach liegen könnte wiedersehen.
Könnte sich positiv für die vom Fachkräftemangel betroffenen Ausbildungsberufe auszahlen. Könnte - nicht muss.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 06:27
Ich entschuldige mich für diesen Beitrag meinerseits gleich hintereinander. Falls unangebracht, wird aber themenbezogen, gerne einfach nur löschen, aber würde gerne noch etwas dazu sachlich schreiben... War wirklich keine Absicht, habe es nur wieder verpennt auf diesen Beitrag in einem Rutsch einzugehen.
Zitat von anonymus88anonymus88 schrieb:Für mich ergibt sich zumindest der Eindruck, dass der Berufseinstieg nach dem Studium erschwert ist. Zumindest, wenn du nach dem Abi ohne Berufsausbildung studiert hast. Was aber wohl ein echtes Problem sein muss, ist die zunehmende Resignation von Hauptschülern:
Es kommt würde ich sagen darauf an, was man studiert und wo man sich bewirbt und natürlich auch darauf wie gut man abschneidet.

Studiert man bspw. Bereiche, in denen auch Fachkräftemangel herrscht und beendet das Studium auch wenigstens mit gut und bewirbt man sich dann auch noch bei den richtigen Privaten- oder öD-Arbeitgebern, dürfte es leicht sein eine Anstellung zu finden.

Schwer dürfte es werden, wenn man etwas studiert, wo der Markt mehr oder weniger schon übersättigt ist und freie Stellen später quasi nicht an jedem Baum wachsen. Auch dann schwer, sollte man Studium gut oder sogar sehr gut beenden. Noch schwerer natürlich, sollte man ein Studium nur mittelmäßig oder gar schlecht beenden. Auf diese wartet dann natürlich erst recht niemand. Insbesondere dann nicht, wenn private und öffentliche Arbeitgeber auf genügend bessere Bewerber zurückgreifen können.


Aber selbst in den akademischen Bereichen oder auch nur bei den jeweiligen Arbeitgebern, in denen Fachkräftemangel herrscht, wird man auch nicht unbedingt scharf auf nur solche Bewerber sein, die nur mittelmäßig oder gar schlecht ihr Studium beendet haben. Hier würde ich aber sagen, dass die Arbeitgeber da je nach Bereich ruhig auch mal ihre Ansprüche senken könnten und auch nur sagen wir wenigstens mittelmäßigen Studienabsolventen eine Chance geben könnten.

Ja, zu hohe Ansprüche seitens der jeweiligen Arbeitgeber können auch zum Fachkräftemangel beitragen. Anderseits kann man es auch verstehen. Betrifft natürlich auch Arbeitgeber, die nur Gesellen und Co. einstellen.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 07:21
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Schwer dürfte es werden, wenn man etwas studiert, wo der Markt mehr oder weniger schon übersättigt ist und freie Stellen später quasi nicht an jedem Baum wachsen.
Ich als absoluter Befürworter des Studiums sehe es ein bißchen anders - das wäre für mich kein Kriterium, sondern ob es etwas unmittelbar Produktives ist, das wäre auch gut für die Gesellschaft.
Einer meiner Abschlüsse war zum Beginn gar nicht mehr gesucht und hatte eine Todesprophezeiung: Maschinenbau...1992...zu viele...werden wir nicht mehr brauchen..

Das was jetzt kommt, ist kein Bashing der Fächer, sondern es geht um die Anzahl und Notwendigkeit als Beispiel: wieviele Haiforscher, Germanistik, Alt Griechisch uä braucht die Gesellschaft? Aktuell kommt es mir wie Luxus vor, denn wenn es nicht genügend Ingenieure Chemiker, Informatiker oder Ärzte gibt, bringt Alt Griechisch auch nichts.
Dazu kommt es dass diese Qualifikationen wenig gesucht werden und es kaum Plätze gibt...einen unterbezahlten Dauerassistenten an der Uni der ALG2 aufstockt ist doch Unsinn -> Leute die auf "Gesellenniveau" arbeiten verdienen mehr und genau die werden jetzt gesucht.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Ja, zu hohe Ansprüche seitens der jeweiligen Arbeitgeber können auch zum Fachkräftemangel beitragen.
Hierzu möchte anmerken: die gibt es seitens der Behörden in Deutschland auch. In den sensiblen Bereichen wo ich war ÖPNV/Schienenverkehr sind Beamte bei Freigaben haftbar...und haben angefangen Anforderungen bei Freigaben zu stellen, was jetzt folgt ist leider kein Witz:
- ist der Mechaniker eingewiesen diese Komponente zu tauschen, wer hat ihn eingewiesen, wann, wie (Schulungsunterlagen??), wann erfolgt die Auffrischung, wie wird der Tausch protokolliert und unterschrieben, die Unterlagen bitte 10J aufheben / Abschlusszeugnis des Mechanikers einmalig zur Behörde schicken
Das hat dazu geführt dass Leute die diese Tätigkeit seit 10-15J ausführen anschließend bis zu 6 Wochen einmalig darin geschult wurden und dann jährlich um die 2 Wochen "aufgefrischt" wurden. An der Tätigkeit oder Komponenten hat sich nichts geändert.
In einem besonders schlimmen Fall von Behördenwahn haben wir 78 Instandhaltungstechniker zum Sehtest schicken müssen, weil in den Wartungsunterlagen stand: "Komponente vor Einbau durch Sichtkontrolle auf Beschädigungen prüfen".
In der Woche war der Rückstau der Arbeit um 30% angestiegen.
Und natürlich geht mir die Galle hoch wenn Du mit deinen VT zu Gewinnmaximierung kommst ;)


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 07:44
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich als absoluter Befürworter des Studiums sehe es ein bißchen anders - das wäre für mich kein Kriterium, sondern ob es etwas unmittelbar Produktives ist, das wäre auch gut für die Gesellschaft.
Und ich bin kein absoluter oder grundsätzlicher Gegner. Weiß ja selbst, dass auch in einigen akademischen Bereichen und bei jeweiligen Arbeitgebern Fachkräftemangel herrscht.
Ja, viele Studenten sind wichtig und sie wären spätestens nach dem Studium auch für System und Gesellschaft eine echte Bereicherung, wenn die Wenns...nicht wären.

Abseits davon und auch unabhängig von der System- und Gesellschaftsrelevanz tut man zukünftigen Schulabgängern aber auch keinen gefallen, wenn ihnen nur im Sinne eines Tunnelblicks das Studieren propagiert wird und viele brauchbare berufliche Alternativen dadurch gar nicht erst in Erwägung gezogen werden oder den Schülern nicht mal bekannt sind.

Ich denke daher auch, dass viele Schulabgänger nur notgedrungen (aus welchen Gründen letztendlich auch immer) ein Studium beginnen und ihnen entweder die Studienthematiken gar nicht so sehr liegen oder noch viel schlimmer eigentlich das Studieren selbst egal was ungemein schwer fallen und es mehr zu einer Qual als alles andere werden könnte. Auch nicht toll oder? Sieht man ja schon, was man manchmal so gelesen hat, bei Schülern, die unbedingt aufs Gymnasium im übertragenen Sinne geprügelt werden oder werden sollen.
Und zu den ersten wieder; sollten sie dann nach dem Studium wegen einem schlechten oder mittelmäßigen Abschluss oder unabhängig davon weil der Markt je nach Bereich wirklich schon gut gefüllt ist keinen Arbeitsplatz finden (oder weil sie durchgefallen sind) - dann haben sie selber nichts davon aber auch nicht unser System und unsere Gesellschaft.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Hierzu möchte anmerken: die gibt es seitens der Behörden in Deutschland auch
Oh ja natürlich. Wollte ich nie abstreiten. Zu hohe Anforderungen können sowohl private als auch öD-Arbeitgeber stellen.

Und das einige Berufsbereiche sogar gleich ganz akademisiert worden sind, war sicherlich auch nicht so zielführend in Hinsicht ausreichendem Personal bzw. Nachwuchs. Eine Akademisierung dürfte nämlich den Rahmen geeigneter Kandidaten entweder von vornherein oder weil Studenten ein Studium dann nicht packen wieder einschränken.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 11:32
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Zu hohe Anforderungen können sowohl private als auch öD-Arbeitgeber stellen.
Ich habe über die Anforderungen der Behörden geschrieben, egal wer die Arbeit leistet.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Und das einige Berufsbereiche sogar gleich ganz akademisiert worden sind, war sicherlich auch nicht so zielführend in Hinsicht ausreichendem Personal bzw. Nachwuchs.
Und diese Bereiche wären?

Trotzdem! ich nehme Dich als Akademikergegner wahr, dazu möchte ich Dir nur folgendes sagen: für die Probleme die es noch zu lösen gibt, braucht man Akademiker. Des Weiteren braucht Deutschland Akademiker um die Produkte zu entwickeln um den Vorsprung auf den Weltmarkt zu halten...China bildet 440.000 Ingenieure pro Jahr aus, auch wenn nur jeder 10te zu gebrauchen ist und jeder 100ste ein Top Performer ist werden die uns in der Produktentwicklung überholen.
Es muss bei Dir ankommen dass es nicht nur um Handwerkliches geht - und da hätte ich auch was zu berichten: in Quingdao/Sefang bei CRRC (Schnellzughertsteller) habe ich Schweißnähte und Technologien gesehen...die gibt es in Europa nicht.
Ich bin der Meinung ohne Akademiker haben die Handwerker auch nichts mehr zu tun.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 12:56
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Und diese Bereiche wären?
Im medizinischen Bereich vor allem. Ich gehe grundsätzlich aber davon aus, dass diese Akademisierung nicht als Schikane sondern als Notwendigkeit zu sehen ist. In der Medizin wird damit argumentiert, dass die Tätigkeitsfelder bestimmter Berufe sich verschoben haben und daher Kompetenzen erfordert werden, die nicht mehr in eine duale Ausbildung passen. Und das glaub ich sofort. Klassisches Beispiel ist hier die Akademisierung der Hebammen.

Aber das wird sicher zunehmen und ist mit Sicherheit auch ein Phänomen eines Industrielandes im 21. Jahrhunderts. Selbst im Handwerk gibt es das Problem zunehmender Komplexität, ähnlich wie in der Medizin. Da verschiebt sich das Ganze nur etwas anders. In der Medizin liegt es ja an der Verschiebung der Aufgaben, so dass nun Aufgaben hinzukommen, für die man studieren muss. Im Handwerk ist eher das Problem, dass für die Ausübung von Tätigkeiten, die früher zu einem bestimmten Gewerk gehörten, zusätzlich immer häufiger Kompetenzen aus anderen Gewerken benötigt werden. Das liegt nun an der fortschreitenden Technisierung. Die Folge ist hier die Schaffung neuer Berufe und die teilweise schwindende Relevanz klassischer Gewerke. Manchmal reichen auch nur Weiterbildungen um diese Kompetenzen zu erlangen.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Es muss bei Dir ankommen dass es nicht nur um Handwerkliches geht - und da hätte ich auch was zu berichten: in Quingdao/Sefang bei CRRC (Schnellzughertsteller) habe ich Schweißnähte und Technologien gesehen...die gibt es in Europa nicht.
Ich bin der Meinung ohne Akademiker haben die Handwerker auch nichts mehr zu tun.
Unsere Gesellschaft hat sich seit Jahrhunderten dahin entwickelt, wo wir jetzt stehen. Wir können da keinen Baustein raus nehmen, ohne das große Ganze ins Wanken zu bringen. Die klassischen Lösungen für handwerkliche Probleme kamen im Mittelalter noch aus dem Handwerk, da brauchte man keine Ingenieure ... die Erfahrungswerte für technische Lösungen kamen damals noch aus den eigenen Reihen. Heute ist das nicht mehr so. Dübel, Schrauben, statische Bauteile und so weiter ... das gehört heute aufgrund der Komplexität zum Glück in die Hand von Ingenieure. Und hochwertige Ausführungen von Bauwerken zum Glück in die Hand von Handwerkern. Psychologische Betreuung zum Glück in die Hand von Psychologen und medizinische Betreuung zum Glück in die Hand von Medizinern.

Ist das mit unserem heutigen Wohlstand überhaupt erstrebenswert, da irgendwen aus dieser Kette raus zu nehmen? Würden Ingenieure hier noch wohnen wollen, wenn Handwerkermangel sie dazu zwingt, sämtlichen handwerklichen Bedarf im Privatleben selbst zu erledigen? Würden Handwerker hier noch arbeiten wollen, wenn sie sämtliche Bauteile wieder von Hand bearbeiten müssten?


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11.07.2022 um 12:58
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich habe über die Anforderungen der Behörden geschrieben, egal wer die Arbeit leistet.
ja, ich doch auch. Was meinst du denn? Beide Seiten können zu hohe Anforderungen an Bewerber stellen.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Und diese Bereiche wären?
siehe vorletzte oder letzte Seite. Das kam aber nicht von mir, da ich daran nicht gedacht habe. Aber ja, etwas zu akademisieren, wofür früher eine Ausbildung gereicht hat, kann sich auch negativ auf den Fachkräftemangel auswirken bzw. diesen in besagten Berufen vorantreiben.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:rotzdem! ich nehme Dich als Akademikergegner wah
Nehme mich einfach nochmal als etwas grundlegendes wahr:

Wir brauchen alle! Unsere Welt hat schon immer nur funktioniert, weil eine gewisse Ausgewogenheit insbesondere in extrem wichtigen systemrelevanten Bereichen geherrscht hat.
Es wäre falsch und kurzsichtig nur das Studieren aber genauso falsch auch nur eine Ausbildung anzupreisen. Beim letzten ist/wäre übrigens auch keinem damit geholfen einschließlich dem System als Oberbegriff auf lange Sicht, wenn immer mehr Menschen nur einen Bürojob als Oberbegriff per Ausbildung erlernen würden.

Die Ausgewogenheit hält alles am Laufen - auch uns selbst. Hilfsarbeiten, Ausbildungsberufe und akademische Berufe. In jedem Bereich braucht es genügend Arbeitskräfte genauso wie in in jedem einzelnen konkreten Berufsfeld dieser Bereiche, sodass sich alles immer schön wenigstens halbwegs die Waage halten kann.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 13:14
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:ja, ich doch auch. Was meinst du denn? Beide Seiten können zu hohe Anforderungen an Bewerber stellen.
Oh jee...die Behörde die was fordert ist nicht der Arbeitgeber eine Privatfirma.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Wir brauchen alle!
Dein Ätzen nur gegen Akademiker ist unerträglich (quer über Threads), es kommen immer subtile Bemerkungen wie unter der Linie gesammelt.
Deine Botschaft ist nur: Akademiker gesellschaftlich Versager die nicht wissen was sie wollen, Unternehmer sind nur Gier getrieben, braucht man nicht weil man Handwerker braucht...Ich hoffe Dir ist die Ausbildung zum Gesellen nicht zu viel Theorie.

Wenn Dir die Fachkräfte so am Herzen liegen, konzentriere Dich doch auf diesen und nicht auf die die was anderes machen wollen. Nicht dein Bier.

Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:wenn ihnen nur im Sinne eines Tunnelblicks das Studieren propagiert wird
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Heute denke ich, könnte das mehr Studierende betreffen, die nur notgedrungen ein Studium anfangen
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Oder wahrscheinlich auch je nach Fall, weil sie um mögliche Alternativen wie eine bestimmte Ausbildung nur zu machen, die ihnen aber auch liegen und sogar Spaß machen könnte gar nicht wissen oder sich nicht näher mit beschäftigt haben. Also nur so einen Tunnelblick für eine Richtung haben.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Da habe ich ehrlich gesagt auch so meine Zweifel, ob heute mehr Menschen wirklich das lernen oder studieren, was ihnen nicht nur liegt sondern "ihnen selbst" auch große Freude bereitet.
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:und mit der Zeit auch immer mehr werden könnten, dass viele Studierte am Ende gar nicht wissen wohin



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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 13:24
Ich betrachte auch seitens linker Parteien diese Chancengleichheit quasi um jeden Preis in Sachen Bildung mehr als kritisch. Da denken die leider nicht an die negativen Folgen und nicht langfristig genug. Und trotzdem gönne ich es allen. Aber trotzdem können wir nun mal nicht alle dasselbe machen oder alle gleich hoch hinaus, um es mal so zu nennen.


Auch dieser Drang zur Weiterbildung auf nicht akademischer Ebene und sollte man bis dato nur etwas arbeiten, wo keine klassische Ausbildung vonnöten ist, sehe ich kritisch. Man muss sich halt auch da bewusst machen, dass diese Menschen dann wieder an anderer Stelle fehlen, wenn sie sich weiterbilden und danach sozusagen höher aufsteigen. Ein Mensch der zuvor bspw. an der Front war und nach einer Weiterbildung in die Firmenverwaltung wechselt (nur als ein Beispiel), fehlt an der praktischen Front wieder.


Ich gönne es allen irgendwo sich weiterzubilden, aber vom Standpunkt aus gesehen, dass unser System für wirklich jeden Bereich und jede Position Arbeitskräfte braucht, wäre es verkehrt sich das für alle Menschen zu wünschen.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Oh jee...die Behörde die was fordert ist nicht der Arbeitgeber eine Privatfirma.
Dann reden wir von was ganz anderem Jetzt weiß ich, was du meinst. Ich meinte vorhin nur Private und öffentliche Arbeitgeber.
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:ein Ätzen nur gegen Akademiker ist unerträgl
Zeig mir einen Beitrag hier, wo ich über Akademiker gehetzt habe. Ich hasse diese Unterstellungen langsam. Die Mods können das gerne auch nachprüfen. Nur weil ihr in vielen Fällen wahrscheinlich nicht richtig lesen könnt oder mich absichtlich missverstehen wollt, ist das noch lange kein Gehetze gegen Akademiker.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 13:39
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:absichtlich missverstehen wollt
Tja, dann sollst Du richtig lesen.
Ich schrieb "Ätzen" nicht "Hetzen" und dazu habe ich alleine aus diesem Thread genügend Zitate gepostet, Methode steter Tropfen höhlt den Stein.
Ein letzter Versuch, was Du vielleicht nicht schreiben solltest, Akademiker studieren nicht:
- weil sie nicht wissen was sie machen sollten
- weil sie eine falsche Darstellung der Berufe in der Schule bekommen
- weil sie unbedingt mehr Geld wollen
- um zu beeindrucken
usw.
Du hast dich den "Fachkräften"* zugeschrieben, dann schreibe doch über die, das wäre doch genug Stoff.
*Mit Fachkräften meinst Du wohl welche mit mindestens einen Gesellenbrief, sprich abgeschloßene Berufsausbildung...nicht dass du mit Berufen kommst für die man keine oder eine paar Wochenausbildung.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 13:51
Zitat von AbahatschiAbahatschi schrieb:Ich schrieb "Ätzen" nicht "Hetzen" und dazu habe ich alleine aus diesem Thread genügend Zitate gepostet, Methode steter Tropfen höhlt den Stein.
Ätzen kommt doch auf das selbe raus. Dann bitte ich um diese Zitate. Bin mir sicher, dass du es nur missverstanden hast.

Und solltest du Beiträge finden, wo ich schrieb, dass mir insbesondere jüngere Akademiker arrogant vorkommen und auch dem Anschein nach keine Erziehung genossen haben, ich aber mit vielen Älteren 50+ fast nur gute Erfahrungen gemacht habe - dann immer dran denken, dass ich damit niemals alle jüngeren Akademiker mit meinte, sondern nur die, mit denen ich auf zig Kundenobjekten zutun hatte. Schrieb ich sogar oftmals in Klammern, dass ich natürlich nicht alle damit meine.


Kommen wir zum Thema:

Ja, es bringt überhaupt nichts wie ich auch schon oft geschrieben habe eine Seite besser als die andere dastehen zu lassen. Wir brauchen alle und alle sind systemrelevant bzw. wertvoll. Alle verdienen Wertschätzung!

Und am Fachkräftemangel tragen viele eine Mitschuld. Allen voran wahrscheinlich erst mal eine allgemeine gesellschaftliche Wandlung.

Und ja, auch deine verhassten politischen Parteien und die Behörden unabhängig ob auch Arbeitgeber oder nicht, die Auflagen verhängen bzw. Voraussetzungen verschärfen, tragen eine Mitschuld am Fachkräftemangel.



Seien wir am Ende froh, dass wir immerhin noch genügend Menschen mit Migrationshintergrund haben, denn ansonsten würde es je nach Branche schon jetzt richtig düster aussehen.
Und hoffen wir, dass die neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetze, das seit 2019, dank SPD, und das kommende dank unserer gesamten neuen Regierung wenigstens in einigen Branchen, auch akademischen, den Personalmangel beheben können.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 14:48
Ich denke ein grosses Problem für die Jugend heute ist es einfach auch einen Beruf zu finden, der sowohl den eigenen Interessen und Begabungen entspricht, als auch ein erträgliches Einkommen hat und freie Stellen bietet.
Im Gegensatz zu früher haben junge Leute immer weniger die Möglichkeit Interessen und Begabungen heraus zu finden. In den Schulen passiert diesbezüglich Recht wenig ( auch wenn wortreich viel angekündigt wird...)und privat gibt es kaum eine Chance. Wir konnten seinerzeit noch problemlos jobben gehen oder Praktika machen in den Ferien, heutzutage will das keine Firma mehr anbieten, alles zu kompliziert vom Papierkram und Versicherungen her.
Was nützen einem jungen Menschen Berufe, die zwar die eigenen Interessen und Begabungen abdecken, wo aber von vorneherein feststeht, dass es keine freien stellen gibt und/oder das zu erwartende Einkommen niemals für ein selbstständiges leben ausreichen wird. Umgekehrt nützt es einem jungen Menschen auch nichts einen dringend gefragten beruf zu erlernen, an dem so gar kein Interesse besteht und erst Recht keine Begabung.

Nochmal zum öffentlichen Dienst, in dem ich ja auch arbeite.die meisten meiner Kollegen und auch ich schätzen vor allem die Sicherheit am Arbeitsplatz, keine sorge vor Insolvenzen, keine Firmenverlagerungen ins Ausland usw, dass wir uns dort nicht beruflich ausleben können und auch die Bezahlung eher mau ist, ist den meisten klar, aber Sicherheit hat einen hohen Stellenwert. Je älter man wird, umso mehr.
Mal abgesehen davon, dass aus Kostengründen oftmals stellen gezielt nicht neu besetzt werden, kommen aber auch noch andere Kriterien dazu, die dazu führen, dass Stellen nicht oder falsch gesetzt werden.
Das sind zb die Ansprüche. Eierlegende wollmilchsäue, die für niedrigste Eingruppierungen arbeiten, gibt es eben nicht. Erst Recht nicht, wenn am personal gespart wird und gleichzeitig an anderen Stellen das Geld mit vollen Händen zum Fenster herausgeworfen wird, sei es aus mangelnder Kompetenz ( niemand wusste, dass diese oder jenes auch günstiger geht), falsch verstandenen Prestigegründen ( Behörde x hat aber auch nur noch e Fahrzeuge, die neueste Photovoltaik) oder aus purer Eitelkeit heraus ( Abteilungsleitern und Vorständen steht jedes Jahr ein Neufahrzeug zu).
Ein anderes großes Problem ist die Art der Stellenbesetzung in Zeiten von Gleichstellung, Schwerbehinderung, Diversität usw. Es kommt leider oft genug vor, dass Stellen nicht besetzt werden konnten, weil sich die einzelnen Vertreter nicht einigen könnten oder man lieber auf jemand qualifiertes verzichtet zugunsten eines anderen Mitbewerbers mit passendem Geschlecht oder Status. Das treibt mitunter Blüten, da fehlen einem die Worte.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 15:21
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:oder das zu erwartende Einkommen niemals für ein selbstständiges leben ausreichen wird.
Das ist ein Punkt, der sich eigentlich immer zumindest im rechtskonformen Rahmen ändern ließe. Entweder seitens des Staates oder seitens der jeweiligen Arbeitgeber mit oder ohne Gewerkschaften als vorgesetzte Pistole.



Was ich auch noch schreiben wollte: Ihr habt erst mal grundsätzlich alle recht, die sagen, dass Akademiker als Oberbegriff schwerer zu ersetzen sind als andere. Erst recht jetzt natürlich, wo auch immer mehr akademische Bereiche unter Fachkräftemangel zu leiden haben.

Aber mittlerweile und insbesondere sollte der Trend bereichsübergreifend und je nach Branche anhalten, kann wohl auch sagen, dass keine Seite mehr so leicht zu ersetzen ist und wäre. Auch keine Hilfsarbeiter und Menschen mit einer Ausbildung nur. Was nützt es, wenn die Lernzeiten im Gegensatz zu einem Studium zwar kürzer ausfallen oder sogar wesentlich kürzer ausfallen und auch die jeweiligen Anforderungen an eine bestimmte Tätigkeit oder eine Berufsausbildung von weiterhin vielen Menschen erfüllt wäre - aber die Menschen einfach fehlen, die man ausbilden oder je nach Bereich auch nur über eine gewisse kurze Zeit unterweisen könnte?


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 16:02
Zitat von rhapsody3004rhapsody3004 schrieb:Das ist ein Punkt, der sich eigentlich immer zumindest im rechtskonformen Rahmen ändern ließe. Entweder seitens des Staates oder seitens der jeweiligen Arbeitgeber mit oder ohne Gewerkschaften als vorgesetzte Pistole.
Um Mal das Beispiel der Friseurin zu nehmen, einen Beruf, den meine Schwester erlernt und aufgegeben hat wegen dem zu geringen Einkommen. Was nützt es dort den Stundenlohn zu erhöhen, wenn die Kunden nicht bereit sind, diese zu zahlen und stattdessen selber Schneiden oder schwarz schneiden lassen? Nix.


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Fachkräftemangel in Deutschland?

11.07.2022 um 18:01
Zitat von AberacadaberaAberacadabera schrieb:Um Mal das Beispiel der Friseurin zu nehmen, einen Beruf, den meine Schwester erlernt und aufgegeben hat wegen dem zu geringen Einkommen. Was nützt es dort den Stundenlohn zu erhöhen, wenn die Kunden nicht bereit sind, diese zu zahlen und stattdessen selber Schneiden oder schwarz schneiden lassen? Nix.
Ja, da gebe ich dir auch recht. Umso wichtiger, dass weitere unterbezahlte Arbeiten finanziell aufgewertet werden, denn umso mehr könnten die Menschen auch für notwendige Dinge ausgeben bzw. wären eher bereit dazu.

Ist aber auch nicht der Weisheit letzter Schluss. Höhere Gehälter sind zwar nach wie vor ein Anreiz, aber auch nicht mehr ausreichend. Wollen Menschen bspw. partout etwas nicht arbeiten, weil zu anstrengend oder weil es sie einfach nicht interessiert oder bleiben andere Arbeitsbedingungen wie Schicht- oder Wochenendarbeit bspw. usw. gleich, was sich ja eigentlich je nach Bereich und Branche nicht vermeiden lässt, dann können die Gehälter noch so hoch sein - man wird nicht genügend Mitarbeiter oder auch nur Azubis oder Hilfskräfte finden.

Vielleicht sollte man auch tatsächlich mal an die Ausbildungsvergütungen ran. Sind vielen bestimmt auch zu wenig. Auf der anderen Seite muss man hier nur in der Regel 3 Jahre wirklich eng haushalten - bei einem Studium bspw. wäre es noch länger.


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