Schuluniformen, dagegen oder dafür?

@Kc

An der Schule meiner Kinder haben wir uns in der Elternvertretung mehrheitlich gegen eine Uniformierung ausgesprochen.

Jetzt erinnere ich mich an Will Smith in der Fernsehserie "Prince of Bel Air".
Ein junger Kerl wird auf eine Privatschule gesteckt und muss die Schuluniform tragen.
Erste Amtshandlung: Das Jacket auf Links gedreht und er erntet für das modische Karomuster viel Lob von seinen Mitschülern, die diese Verhalten dann übernehmen.
Und in einer späteren Szene knotet er sich die Krawatte um die Stirn; wird daraufhin vom Lehrer angesprochen und Will erklärt dem alten Mann, dass in der Schulordnung zwar stünde, dass man die Krawatte zwar mit einem Windsorknoten zu tragen hat, aber dort nicht steht, wo man sie zu tragen hat. ;)

@Kc

Kc schrieb:Immerhin kann dann keiner mehr mit seinen Markensachen rumprollen und den Noname-Kindern im Gegenzug die Unterhose über den Kopf ziehen.

dafür sehen die sowieso schon unscheinbaren grauen Mäuschen unter den Schülern noch unscheinbarer aus, weil es immer auch Schüler ( innen vor allem ) gibt, die würden noch mit einem Kartoffelsack attraktiv aussehen. Geschwege denn bei einer Uniform ;)

Also wenn ich mir auf dem Portal http://www.schueler-gegen-mobbing.de im Forum durchlese wovon Betroffene schreiben, dann fühle ich mich bestätigt, dass die Kleidung als Mobbingursache einfach viel zu stark gehypt wurde.
Da schreiben Schüler und Eltern von Hänseleien wegen Döner als Lieblingsessen, einer zu großen Nase, einer Sprachstörung, einer großen dürren Figur, dem eigenen Namen, weil sie nach einem Umzug neu in eine Klasse kommen, wegen Übergewicht, auf Grund von freundschaftlichen Differenzen, wegen Lehrern ... Ja einen Fall habe ich gefunden, wo der Kleidungsstil als Kernproblem genannt wurde - 1 von 10

Die einschlägigen Onlinehilfen und auch die mir bekannten psychologischen Beratungsstellen geben vor allem unberechenbare Gruppendynamik als das Kernproblem an und in wie fern diese durch Einheitskleidung nachhaltig verringert werden soll ist mir ein Rätsel.

Bin gegen Schuluniformen. Jeder soll tragen was er tragen möchte. Mobbing kann man durch so ne Einheitskleidung eh nicht verhindern, da es noch so viele andere Gründe gibt weswegen Menschen gemobbt werden.

Also sehe keinen Sinn darin.

@BlackFlame

Wenn du wen mobben und fertigmachen willst, findest du IMMER, ausnahmslos IMMER irgendeinen Ansatzpunkt.

Das ändert aber nichts daran, dass Äußerlichkeiten auch ein Faktor für Mobbing sind.

@Kc
Ja, es ist einer, einer von vielen vielen anderen Faktoren und bei weitem nicht der häufigste.
Schulkleidung als die Anti-Mobbingmaßnahme zu verklären ist fast schon ein unverschämter Schlag ins Gesicht all jener, die schon gemobbt wurden und zur Zeit gemobbt werden.

In Firmen mit Arbeitskleidung oder Dresscodes gibt es doch genauso große Probleme mit Mobbing und dort fällt ja dann durch die Kleidungsvorschrift dieser Faktor raus. Was macht man also mit denen?
Es wäre in der Schule also lediglich eine Problemverlagerung aber bei weitem keine nennenswerte Verbesserung.

Für Schuluniformen müsste als etwas anderes sprechen.
Ein gestärktes Einheitsgefühl? Scheint es in Firmen ja auch nicht zu geben, wenn man sich dort auch so wunderbar Mobben kann.
Und was es dem Bürger in den Nahverkehr bringen soll, wenn man den Schülern ihre Schule an ihrer Kleidung ansieht, verstehe ich auch nicht. Da sehe ich eher das Problem, dass man sich dann leichter die Opfer heraussuchen kann, wenn man einen Groll gegen gewisse Schularten oder bestimmte Schulen hegt.

@BlackFlame

Naja ich find, du kannst nicht so einfach verallgemeinern und sagen: In einer Firma mit gleicher Kleidung ist kein gutes Sozialklima, also ist Uniform generell schlecht/nutzlos.

In der einen Firma/Schule bringt es was, in der anderen eben nicht.

@Kc
Letztlich ist es aber nur eine Problemquelle, die ich erst angehen würde, wenn ich alles andere gelöst habe.
In meiner Zeit in der Oberstufe erlebte ich, dass Mobbing teilweise durch Lehrer selbst entstand und manche Schüler von Schülern gemobbt wurden, wenn diese beispielweise übermäßig oft fehlten oder extravagante Hobbys hatten.
Einer meiner Mitschüler interessierte sich zum Beispiel kein Stück den Deutschunterricht und unsere Lehrerin nahm jede Gelegenheit wahr ihn zu diskreditieren und ihn für sein Desinteresse verbal zu attackieren. Selbst als ich dann dieser Frau direkt vorwarf, sie würde ihn mobben kam mir nichts weiter als Empörung entgegen und die Frau schoss sich sogar kurzzeitig auf mich fest.
Da die Frau 2 Jahre vor der Rente stand fühlte sie sich derart unangreifbar, dass selbst die Schulleitung nichts dagegen machen konnte und da diese Lehrerin beide Deutschkurse leitete, war auch ein Kurswechsel sinnlos.
Eine andere Mitschülerin wurde von unserem Physiklehrer regelmäßig angegangen, weil sie Minderleisterin war und solche Leute bei diesem Lehrer in keinem guten Licht standen. Auch hier brachte ein Gespräch mit der Schulleitung nur kurzzeitig Besserung, denn Charaktereigenschaften lassen sich bei Lehrern genauso wenig verändern wie bei Schülern.
Ich könnte jetzt noch weiter schreiben, weil es noch so einige andere Mobbingziele gab.
Ich selbst hatte Glück, dass ich in Mathe übermäßig gut war und mir damit als Mathenachhilfe einen exklusiven Status verschaffte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich über unseren "Arschkriecher" genauso wenig nette Worte fand wie die meisten anderen.
An diesen ganzen persönlichen Differenzen hätte wohl selbst eine Einheitskleidung nichts geändert, denn wer sich nicht in einen Klassenverband oder in bestimmtes Arbeitsklima einfügen will, der macht das auch nicht - egal was er oder die anderen tragen.

Aber fernab dessen, was spräche denn deiner Meinung nach noch für Schuluniformen, wenn wir den Faktor Mobbing mal ausblenden?

@BlackFlame

Ich könnte mir vorstellen, dass durch Schuluniformen das Gemeinschaftsgefühl in gewisser Weise gestärkt wird.
Nicht unbedingt in jedem Fall - aber an manchen Schulen sicherlich.

Deshalb sollte ja auch meiner Meinung nach die Schulleitung entscheiden dürfen, wie man sich kleiden möge.

@Kc

Kc schrieb:Nicht unbedingt in jedem Fall - aber an manchen Schulen sicherlich.

Das dem vielfach nicht so ist, sieht man unteranderem in Japan und Großbritannien
Die Schulleitung hat dies im uebrigen nicht zu entscheiden, sondern die Eltern.

@BlackFlame

BlackFlame schrieb:Aber fernab dessen, was spräche denn deiner Meinung nach noch für Schuluniformen, wenn wir den Faktor Mobbing mal ausblenden?

Gar nichts spricht dafuer, nichtmal das Mobbing.

@Kc
Ich weis nicht, ob ich dem etwas weniger Gehalt zuspreche als du, aber hat dieses "Gemeinschaftsgefühl" wirklich eine so starke positive Auswirkung auf das Miteinander wie du es beschreibst?
Innerhalb eines Sportteams mag das ja durchaus funktionieren, aber bei Hunderten von Schülern? Für solche Größen reicht Gemeinschaftsgefühl allein einfach nicht aus, schon allein, weil das Potential für eine unberechenbare Gruppendynamik einfach zu groß ist.

Saphira schrieb:Jeder soll tragen was er tragen möchte.

Ein knappen Minirock und Top? Bikini? Oder gleich kommplett ohne Sachen?

Foss schrieb:Ein knappen Minirock und Top? Bikini? Oder gleich kommplett ohne Sachen?

Es soll ja Männer geben, die stehen drauf solche Kleidungsstücke zu tragen, aber an den meisten würde das doch etwas albern aussehen.
Wie wäre es denn alternativ mit einem hübschen Kartoffelsack, einer Nonnentracht oder direkt einen schönen Burka?

Aber dann gleich auch noch nach Geschlechtern getrennte Schulen. Für die Entwicklung sozialer Kompetenzen soll die übermäßige Freizeit der Kurzen ja ausreichen, ist ja nicht so als ob die Schule eine Vollzeitaufgabe wäre...

BlackFlame schrieb:Es soll ja Männer geben, die stehen drauf solche Kleidungsstücke zu tragen, aber an den meisten würde das doch etwas albern aussehen.

an dennen die sie tragen sehn sie meist auch ziehmlich albern aus... rasiert euch die brust und den rücken wenn ihr bikini tragan wollt...

Ich hätte nix dagegen. Solange die Schuluniform nicht zu altmodisch aussieht. In mehreren Ländern scheint es ja auch zu klappen und da ist der Klassenunterschied nicht so groß (Ich meine von dem Status her)

Niederbayern88 schrieb:In mehreren Ländern scheint es ja auch zu klappen und da ist der Klassenunterschied nicht so groß (Ich meine von dem Status her)

sprichst du von england? wo es immer noch ne wirkliche klassengesellschaft gibt? da sind die unterschiede in sculklassen nicht so groß weil die aus einem milieu kommen und nicht wegen schuluniformen...

Ich halte Schuluniformen auch für sehr Sinnvoll, da sie das Gemeinschaftsgefühl sehr stärken.
Außerdem kann es auf den Lerneffekt etwas positives haben, wenn man sich mit der Schule Identifizieren kann.

@F-117
Erzwungenes Gemeinschaftsgefühl zu Lasten der Freiheit?