Gwyddion schrieb:Der Konsument bestimmt doch letztenendes was er kaufen möchte. Wenn er umweltschädliche Produkte meidet und mehr zu nachhaltigen Produkten greift, wird die Wirtschaft handeln müssen.
Muss sie nicht, weil es oft gar keine KLimafreundliche alternative gibt. Der Trick ist ganz einfach: Biete nur Klimaunfreundliche Produkte an und gib dem Klimafreundlichsten der Klimaunfreundlichen Produkte ein Siegel dafür, dass es das Klimafreundlichste ist.
Du kannst nicht vom perfekten Konsumenten ausgehen. Konsumenten werden belogen und Konsumenten haben bestimmte Budgets und Konsumenten sind nicht perfekt informiert. Und Konsumenten können nur das kaufen, was ihnen auch angeboten wird.
Oft hat ein Konsument gar nicht groß die wahl, außer er will auf Dinge verzichten, die heutzutage schlicht notwendig sind (Handies oder Computer z.b.).
Wie gesagt: Wenn alle Kiddies von FFF statt zu demonstrieren ihre Handies wegwerfen würden, wären wir immer noch nicht deutlich näher an vernünftigen Klimazielen wie 1.5 oder 2 Grad, wenn nicht zugleich die Politik tätig wird und Produzenten dazu zwingt (ob per steuer oder verbot), Ökofreundlich zu produzieren und das auch in ihren Lieferketten.
Überhaupt:; Bevor man Konsumenten sagen kann, sie sollen Klimafreundlich konsumieren, muss man ihnen vermitteln, was das heißt. Wenn es da wirklich eindeutige und umfassende Ökosiegel geben würde, wie Klimafreundlich ein Produkt ist (und das nicht nur im Vergleich zu anderen Produkten dieser Art) und Konsumenten starke anreize bekommen, KLimafreundlich zu leben, dann würde ich das argument vielleicht gelten lassen.
Aber sicher nicht, wenn man erlaubt, dass die Konsumenten nach strich und faden verarscht werden und dauernd anreize für klimaunfreundliches verhalten geschaffen werden.
Kleines beispiel von mir: Gestern habe ich mir einen drucker gekauft und wollte, vorbildlich wie ich bin, einen mit dem Klimasiegel 'blauer engel' kaufen. Ein Drucker, der mir gefiel, war ein laserstrahldrucker und hatte das siegel, ich fand keinen Tintenstrahldrucker mit diesem Siegel. Wollte also den kaufen. Dann lese ich nach und sehe, dass das blauer engel siegel nur für VERGLEICHBARE PRODUKTE vergeben wird. Heißt, der Lazerstrahldrucker ist klimafreundlich verglichen mit anderen Laserstrahldruckern, aber nicht verglichen mit Tintenstrahldruckern.
Das Siegel ist aber ein Antragssiegel für das die Hersteller Geld bezahlen müssen, heißt, der Tintenstrahldrucker den ich dann letztendlich gekauft habe hat das Siegel nicht, obwohl er sehr Ökofreundlich ist, während der Laserstrahldrucker es hat, obwohl er es nicht ist.
So viel Recherche betreiben die meisten Menschen niemals und sie haben ja auch keinen Grund dazu, müssen sie ja irgendwann doch siegeln bzw. herstellerangaben vertrauen, die aber oft eben nicht übersichtlich oder schlicht irreführend sind.
In dieser Situation ist jegliches persönliche Engagement einfach ein Verzicht auf gut Glück. Viel sinnvoller ist es, für Reformen einzutreten, die dann rechtlich verbindlich für alle gelten und eine ernsthafte (wissenschaftlich natürlich geprüfte) Richtungsentscheidung für unsere Klimaziele sind.
Wenn ich das tue, dann beziehe ich dabei ja mit ein, dass ich anreize für konsumenten für klimafreundliches verhalten schaffe. Wenn ich das nicht tue, ist es vollkommen egal, was die konsumenten machen, weil die ohne mitwirkung von politik und dadurch produzenten nicht allein die emissionen stark genug senken können.
Es ist also schlicht viel vernünftiger, die Politik unter Druck zu setzen, als zu überlegen, worauf man persönlich noch alles verzichten könnte.