Thorsteen schrieb:perttivalkonen schrieb:
Wenn, dann sollte die Frage lauten, in welche Lebensbedingungen hinein (Raumschiff eine beengte Konservendose) man geboren wird oder welche Aussichten auf ein frei bestimmtes und auslebbares Lebenskonzept gibt es (bei ner kleinen Generationenschiff-Crew muß jeder nen vorbestimmten Beruf erlernen und mit dem Partner Kinder zeugen, welcher aus Verwandtschaftsgründen für ihn ausgesucht wurde; homo sein etc. geht auch nicht, sonst verarmt der Pool).
Und das ist der Punkt der einfach gegen mein Moralempfinden verstößt.
Gegen mein Ethikempfinden ebenfalls. Nur verstößt es halt nicht mehr gegen das von Dir oder von mir, wenn es nicht um so ne Konservenbüchse voller Funktionssklaven geht.
perttivalkonen schrieb am 21.04.2025:Schon seit Jahren führe ich als Generationenraumschiff-Beispiel die "Rama" von Arthur C. Clarke (Romanreihe "Rendezvous with Rama") an. Ein Zylinder 50km lang und 20km breit. Innen gäbe es eine Nutzfläche von 3141,6km², das ist mehr als die Größe des Saarlandes (2570km²). Gravitationsersatz gäbe es durch die Rotation des Zylinders.
[...]
Baut man nun zwischen der Innenfläche, auf der man leben kann, und der Außenhülle des Generationenzylinders noch mehrere Etagen ein, so erhält man pro Etage nochmals im Mittel 3200 km² Nutzfläche, etwa für Lagerung.
[...]
Auf Rama könnte ne Million Menschen leben. So wie im Saarland. Unbeengt, in freier Entfaltung der diversesten Lebenskonzepte. Nur Auslandsurlaub is nich. Aber massig Natur. Und wenn man die Städte, die Fabriken, jaa selbst Äcker in die Zwischengeschosse auslagert, ist noch viel mehr "Grün" mit Bergen, Flüssen und Seen machbar. Sogar verschiedene "Klimazonen" (wenn auch nicht so viel wie auf der Erde, aber zwei oder drei).
[...]
Eine funktionierende moderne Gesellschaft benötigt so viele Fachleute. Allein in der Medizin möcht ich nicht nur 5 Allgemeinmediziner, einen Chirurgen und zwei Zahnärzte bei haben, sondern mehrere Ärzte für wirklich jeden Fachbereich (Kardio, Onko, Nephro, HNO...). Mit ner Million Menschen sollte alles abgedeckt werden können. Selbst Aussteigerkommunen, die irgendwo in der Natur Äcker bestellen und Hühner halten, muß es geben können. Bei 10.000 müßte man wahrscheinlich für jeden festlegen, was er zu werden hat (Bauer, Handwerker, Arzt...). Freie Entfaltung der Lebenskonzepte bei einer autarken Gesellschaft, da klingen mir 10.000 zu wenig.
Ich mein, das hab ich grad mal vor fünf Tagen und mittlerweile drei Seiten geschrieben, aber Du tust so, als hätt es hier noch keine Gedanken zu gegeben.
Deine 50.000 sind noch immer zu wenig nach meiner Abschätzung. Ein nach Fachbereichen aufgeschlüsseltes Medizinsystem mit Spezialisten in jedem Bereich, oder eine Uni mit Professoren für jede Fakultät des Studienkanons, sowas kannste mit 50.000 nicht wirklich gewährleisten.
Thorsteen schrieb:und JEDE dieser Personen wäre schon VOR der Geburt vorbestimmt wie sich sein Lebensweg entwickelt.
Bei ner saarlandgroßen Gesellschaft definitiv nicht.
Thorsteen schrieb:Solche Habitate machen aber Sinn!
Halten wir mal fest: Nachdem Du es rundweg abgelehnt hast, daß sowas Sinn ergeben kann, siehste nun gleich beim ersten vorgebrachten Beispiel, daß Du falsch gelegen hast.
Thorsteen schrieb:man könnte dem ganzen auch den Rücken kehren und zur Erde zurück zu kehren und dort Austerfischer zu werden. Diese Wahlmöglichkeit hat man in einem Generationenschiff nicht.
Also sollte man auch auf so nem Habitat "Austernfischer werden" können.
Thorsteen schrieb:Man hatte nicht einmal die Möglichkeit sich Frei zu entscheiden welchen Weg man gehen will.
Stimmt. Ist so ein Generationenschiff erst mal auf dem Weg in Richtung Zeta reticuli und hat auch bereits die Heliopause hinter sich, haben alle weiteren auf Erden Geborenen keine "Möglichkeit sich Frei zu entscheiden welchen Weg man gehen will".
Thorsteen schrieb:Er bringt auch den Spruch das die moderne Ägyptologie erst mit Osiris und Heifastos beginnt. Nöö, natürlich nicht. Auch vor der 4. Dynastie gibt es Forschungen etc, und Heifastos ist Grieche wenn man so will, nicht Ägypter. Es sei denn er meint Hephaistos aus Manethos Königsliste. Er bringt dann einige wilde Storys, Manethos angeblich fehlenden 300 Pharaonen oder das man Herodot gesagt habe vor 11.340 Jahren seien die Götter vom Himmel gekommen (10:10).
Nach Manetho war Hephaistos der erste Herrscher über Ägypten, Osiris war der vierte. Sowohl Manetho als auch Herodot (und sicher viele andere) nannten den ägyptischen Gott Ptah Hephaistos. So, wie wir aus Platons Dialogen die ägyptische Neith als Athene kennen. Na jedenfalls regierten laut Manetho nach Osiris noch weitere Hochgötter, dann 13.900 Jahre lang weitere Götter, dann herrschten gut 11.000 Jahre lang verschiedene Gruppen aus z.T. mehreren hundert Personen, angefangen mit Götterkindern und endend mit Totzengeistersippen. Und dann erst kommt mit Menes der erste normal menschliche Pharao. Und die Zahl der Herrscher vor Menes bei Manetho ist deutlich größer als 300. Von zwei Gruppen nennt er die Zahlen, 30 und 350. Bei anderen Gruppen nennt er keine Zahlen.
Definitiv fängt die Ägyptologie in Sachen Pharaonen nicht mit Hephaistos/Ptah an, und definitiv ist ein Anfangen mit Hephaistos kein "viel zu spät".
Und nein, das mit den 11.340 Jahren wurde dem Herodot nicht so gesagt, diese Zahl hat er selbst ermittelt. Herodot schreibt in seinen Historien II, 142 dies:
So weit in dieser Geschichte haben die Ägypter und ihre Priester mir gesagt und nachgewiesen, daß vom ersten König bis auf diesen Priester des Hephästos, der zuletzt König war, dreihundertundeinundvierzig Menschenalter, und in diesen ebensoviele Könige und auch ebensoviele Oberpriester gewesen seien. Nun machen dreihundert Menschenalter zehntausend Jahre aus, da drei Menschenalter hundert Jahre sind. Sodann die einundvierzig noch übrigen Menschenalter, die zu den dreihundert kamen, sind tausenddreihundertundvierzig Jahre. Also in elftausenddreihundertundvierzig Jahren kam, wie sie sagten, kein Gott in Menschengestalt vor
Quelle:
https://www.projekt-gutenberg.org/herodot/geschic1/chap002.htmlUnd in II, 144 heißt es:
Doch vor diesen Menschen seien Götter die Herrscher in Ägypten gewesen und hätten bei den Menschen gewohnt, und davon habe immer einer die Obergewalt gehabt; zuletzt sei Oros, der Sohn des Osiris, ihr König gewesen, den die Hellenen Apollo nennen; der sei nach Absetzung des Typhon zuletzt König gewesen. Osiris aber ist Dionysos nach der hellenischen Sprache.
Daß diese Götter zuvor vom Himmel gekommen seien, ist natürlich EvDs Dreingabe. Die ägyptischen Götter, so, wie sie nach und nach entstanden, lebten von Anfang an auf der Welt, die aus dem Urhügel (Benben) entstand, welcher sich als erstes aus der Urflut erhob. Wenn die ägyptischen Götter nicht auf der Erde leben, dann nur, weil sie die verlassen haben, nicht weil sie irgendwohin "zurückgegangen" wären. Die Götter Ägyptens kommen nicht von woanders her. Aber bei sowas kriegt EvDs Astronautenbrille einen Sprung. Für ihn ist es Tatsache, daß jede Kultur ihre Götter als vom Himmel herabgekommen zu glauben hat. Sonst könn's ja nich die Astronauten sein...