Essen deiner Kindheit

Pizza hat sich auch in Italien erst in den Siebziger- und Achtzigerjahren durchgesetzt. Ursprünglich war sie die billigste Speise, die man in den Slums Neapels (der größten Stadt Italiens) bekommen konnte und galt aufgrund ihrer Herstellungsbedingungen als unhygienisch. Das Wort "Pizzeria" erschien 1918 erstmals in einem italienischen Wörterbuch und beschrieb ein neues Phänomen, denn zuvor wurde Pizza auf Handkarren zubereitet und auf der Straße verkauft.

Noch heute behaupten Traditionalisten, dass man Pizzen zusammenklappen soll, denn so wurden sie traditionell gegessen: zusammengeklappt und mit den Händen. Streetfood eben.

Ich finds auch eigentlich schade, dass bei uns in Deutschland "Pizzeria" und "italienisches Restaurant" meistens mehr oder weniger Synonyme sind, und dass häufig die Pizzas stark im Vordergrund stehen. Mir persönlich schmecken andere italienische Gerichte oft deutlich besser. Auch die Aufteilung in mehrere Gänge (Vorspeise, erster und zweiter Gang) gefällt mir eigentlich gut, wird aber in Deutschland nur selten wirklich angeboten. Und oft sind eben bei uns die Voirspeisen- und Nudelportionen schon so groß, dass man keinen zweiten Gang mehr schaffen würde.

martenot schrieb:Und oft sind eben bei uns die Voirspeisen- und Nudelportionen schon so groß, dass man keinen zweiten Gang mehr schaffen würde.

Das bietet reichlich Stoff für kulturelle Missverständnisse: Wer sich in einem traditionellen italienischen Restaurant Pasta als Hauptgericht bestellt, wird von der Portionsgröße enttäuscht sein, denn Pasta wird dort nur als Zwischengang gereicht.

Pasta ist übrigens auch so ein Arme-Leute-Gericht. Bevor im 18. Jahrhundert die Pizza auftauchte, aßen die armen Leute Makkaroni mit Tomatensauce, und zwar mit den Fingern.

Quelle meiner Weisheit ist übrigens John Dickies höchst empfehlenswertes Buch "Deliziosa! The Epic History of Italians and their Food". Mein bester Freund verteidigt gerade einen Italiener bei einem Mafiaprozess. Darum herrschen in meiner Küche und in meinem Bücherschrank Italienwochen bzw. -monate.

Außerhalb von Wien ist es in Österreich nahezu unmöglich eine gute bzw ans Original herankommende Pizza zu bekommen.
Wenn ich in der Steiermark bin fahre ich gleich lieber die 3h nach Italien rüber...

Tja und so eine "billige Speise" ...wird heute so gut und oft verkauft, dass es an fast jeder Ecke hier in Deutschland eine Pizzeria gibt ;)
Wenn Sie nicht schmecken würde, dann würde sie auch keiner kaufen.

Wollte jetzt aber auch nicht so eine große Diskussion auslösen .

Schlumpfine25 schrieb:Wollte jetzt aber auch nicht so eine große Diskussion auslösen .

Ja das ist jetzt echt ausgeufter :D

Ich erinnere mich auch noch an Kirschsuppe, süße Suppe genannt. Da werden Wiechseln oder Kirschen im Sud aufgekocht und mit Starke gebunden, mit Zimt u Zucker versetzt und dann kalt gestellt. So ähnlich wie Kompott nur halt in dick. Das hatten wir im Sommer öfters als Nachspeise.

KFB schrieb:Über das Restaurant wird in der Familie bis heute manchmal gesprochen und sich über den Verbleib der Leute gewundert

Die werden vll einfach in einer anderen Stadt was aufgemacht haben.
Das mit dem Eis kenne ich tatsächlich. Bei uns hier gab es auch mal ein Chinarestaurant, welches das angeboten hat. Nur bin ich dort seit Jahren nicht mehr hingegangen, weil wir da mal Essen liefern haben lassen, welches richtig verdiene war, das hat schon mies gestunken :{

EnyaVanBran schrieb:Die werden vll einfach in einer anderen Stadt was aufgemacht haben.

Achwas
Die sind halt trotzdem bei Nacht und Nebel verschwunden und man hat die nicht mehr gefunden (der Name war ja bekannt)

martenot schrieb:Auch die Aufteilung in mehrere Gänge (Vorspeise, erster und zweiter Gang) gefällt mir eigentlich gut, wird aber in Deutschland nur selten wirklich angeboten

Mehrere Gänge find ich auch ganz schön.
Aber ich muss sagen, haben solche meist dann hochpreisigen Restaurants keinen guten Stand bei mir.
Ich hatte nur eins, wo alle Gänge dann auch geschmeckt haben und wo ich immer wieder hingehen würde... und wenn man dann noch Premium Preise dafür verlangt aber sich fragen muss, ob der Koch das Essen überhaupt schon mal probiert hat... eigentlich sollte es ja genau umgekehrt sein und jeder Gang dann auch Creme de la Creme sein. Was aber natürlich auch logisch ist, bei 3 oder 4 Gängen ist wahrscheinlicher eine Niete dabei aber bei den Preisen sollte es das einfach nicht.
Da können noch so viele Kerzen aufgestellt werden, am Ende muss das Futter schmecken. :vv:

Yooo schrieb:Aber ich muss sagen, haben solche meist dann hochpreisigen Restaurants keinen guten Stand bei mir.

Ist eher OT, aber wir sind gerade vor kurzem in Frankreich gewesen. Dort sind mehrgängige Essen im Restaurant die Regel. Richtig teuer fand ich es aber nicht. Es war nicht billig, aber auch nicht wirklich teuer. Wir fanden es richtig angenehm, mindestens zwei Gänge nacheinander essen zu können.

Hin und wieder versuche ich es auch in Deutschland, aber oft sind die als Vorspeisen angekündigten Gerichte schon so groß, dass man sie nicht wirklich vor einem zweiten Gang essen kann.

Um wieder auf die Essen der Kindheit zurückzukommen: eine Art Vorspeise kenne ich auch aus Kindheitstagen, nämlich die Suppe, die bei uns oft als Vorspeise gegessen wurde. Meine Lieblingssuppen waren (österreichisch geprägt): Leberknödelsuppe, Fritattensuppe, Leberspätzlesuppe, Kürbis- und Spargelcremesuppe.

martenot schrieb:(österreichisch geprägt)

Oh cool, wie kommts? :)

Leberspätzlesuppe hab ich selbst noch nie gegessen. Meine Uroma hat dafür auch oft Hendlherzensuppe gekocht, als Kind hab ich das geliebt, eigentlich heute auch noch, leider findet es mein Freund nicht so appetitlich XD

Hatmaker schrieb:Oh cool, wie kommts? :)

Ich bin ja nur wenige hundert Meter von der österreichischen Grenze aufgewachsen.... Mich trennten nur 20 Minuten Fußweg von der österreichischen Gastronomie.

Dementsprechend bin ich diesbezüglich recht österreichisch geprägt. Gerade fallen mir beispielsweise Bosnas ein, die ich gern im Freibad am Imbiss gegessen habe.

martenot schrieb:Ich bin ja nur wenige hundert Meter von der österreichischen Grenze aufgewachsen.

Ahjaaa Bayern!

martenot schrieb:Mich trennten nur 20 Minuten Fußweg von der österreichischen Gastronomie.

Dann ist dir manches Essen aus Norddeutschland sicher exotischer als unsere Speisen :D

Hatmaker schrieb:Dann ist dir manches Essen aus Norddeutschland sicher exotischer als unsere Speisen

Früher schon. Inzwischen habe ich meinen Aktionsradius auch nach Norddeutschland ausgedenht, sodass ich auch Matjes und Labskaus kennen- und schätzengelernt habe.

@martenot
Das ist zwar exotisch aber saulecker, Matjes Brötchen liebe ich ganz ganz besonders, hab ich aber erst in Holland kennengelernt.
Meine Schwester schwärmt ja von Hamburg und Ostfriesland, sicher einen Besuch wert!

KFB schrieb:Die sind halt trotzdem bei Nacht und Nebel verschwunden und man hat die nicht mehr gefunden (der Name war ja bekannt

Dann mussten sie vll aus welchen Gründen auch immer zurück in die Heimat.
Hattest du damals schon die Möglichkeit zu googeln?

Ich hab Pommes vergessen! :D Das hat auch allen geschmeckt und ich mag sie heute noch.

Was ich gerne mochte, war Sobanudeln Suppe.
Diese mag ich such heute noch sehr gerne.

Lupo54 schrieb:Plundermilch

Das wird so etwas sein wie Dickmilch/Sauermilch. Der Vater meines Freundes hat das auch gerne gegessen. Er hat Milch in einer Schale für ein paar Tage auf den Schrank gestellt (bei Zimmertemperatur). Durch die Milchsäuregärung wurde das dann zu einer Masse.

Funzl schrieb:der Anblick von Mum, mit der WK II Gasmaske am Herd war auch nicht unbedingt einladend

Echt jetzt?!

Lupo54 schrieb:. Es spielt aber schon eine Rolle ob jemand vor 10 Jahren Kind war oder vor 60 weil sich das Essen sehr stark gewandelt hat

Das ist definitiv so. Vor 60 Jahren gab es noch keine Tiefkühlprodukte und Convenience-Artikel, die die Essenszubereitung vereinfachen und verkürzen.

martenot schrieb:ersten Pizzas

Früher gab es die Marke Pizza Crossa. Der Boden war besonders knusprig. Leider verschwand sie anscheinend irgendwann aus dem Sortiment.

Schlumpfine25 schrieb:Wenn Sie nicht schmecken würde, dann würde sie auch keiner kaufen.

Ist halt auch praktisch to go und schmeckt sogar u.U. kalt oder kann nochmal erwärmt werden.

martenot schrieb:Frankreich gewesen. Dort sind mehrgängige Essen im Restaurant die Regel. Richtig teuer fand ich es aber nicht. Es war nicht billig, aber auch nicht wirklich teuer. Wir fanden es richtig angenehm, mindestens zwei Gänge nacheinander essen zu können.

In Frankreich ist die Esskultur anders, man nimmt sich sehr viel mehr Zeit beim Restaurantbesuch und ja, es ist teurer.

Ich hab mir als Kind morgens (achtziger Jahre) gerne immer ein "Schoko"kussbrötchen auf dem Weg zu Schule geholt. Mit frischen knackigen Kaiserbrötchen. Das wurde beim Bäcker aufgeschnitten dann kam der Schokokuss rein und es wurde einmal kräftig draufgehauen. Nich gerade gesund, aber einfach megalecker.