koef3 schrieb:Und spätestens das ist der Todesurteil für die Teilnahme an einem Thread (oder das Eröffnen desselben).
Die Leute hier posten in ihrer Freizeit, auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause, abends auf der Couch. Sobald sich die Teilnahme in einem Forum wie Arbeit anfühlt oder umfangreiche Vorkenntnisse sowie Vorarbeit erfordert, wars das.
Die Idee ist dabei, dass weniger im Kreis herum diskutiert würde (wobei sich das nicht selten wie eine Unterhaltung mit einer ziemlich schlecht geschulten KI anfühlt, wenn jahrelang immer wieder nur die gleichen Phrasen runter gedroschen werden, und was genau deshalb über die Zeit auch ziemlich großen Frust erzeugen kann) und mehr darüber geschrieben würde, warum das so ist, dass man da keinen Zugang zueinander findet, warum man sich nicht auf bestimmte eigtl leicht verständliche Dinge einigen kann, warum sich die Fronten immer mehr verhärten, etc .. also auf einer tieferen menschlichen Ebene, die natürlich regelmäßig vom eigentlichen Thema weg führen würde, und normalerweise gerne auch mal mit dem Verweis auf "Userbezug" oÄ unterbunden wird, was ein Fortkommen in den elementarsten Grundlagen einer Diskussion systematisch unterbindet.
Ich stelle mir das schon ziemlich interessant vor, und glaube, dass auch viele andere genau daran hier regelmäßig scheitern bzw deswegen die Diskussion irgendwann aufgeben, weil sie schlicht stumpfsinnig, idiotisch und sehr unbefriedigend wird.
Ne gewisse Zeit lang kann das mal Spaß machen, dieses Phrasen-Karussell zu fahren, aber irgendwann werden die meisten zumindest etwas reifer, und suchen evtl nach tieferem Sinn in einer Diskussion.
Diese Arbeit, von der ich da rede, ist also auch nicht (immer nur) als schweißtreibende Anstrengung zu sehen, die kaum einer machen will, sondern eben auch nur eine verbale Auseinandersetzung mit den Diskutanten so wie jetzt - nur mit dem Ziel die zwischenmenschlichen Untiefen, die sich hier regemäßig ergeben, zu erkunden.
Ich für meinen Teil fände das jedenfalls spannender, als das ganze drum rum Gequatsche, das in den allermeisten Fällen nirgendwo hin führt.
koef3 schrieb:Niedrigschwellige Teilnahmemöglichkeit ist hier wichtig. Sobald die Anforderungen so hoch werden, dass nicht mal zwischendurch einfach gepostet werden kann, sind die Leute weg. Vielleicht nicht alle, aber die meisten. Denn so wichtig ist das Forum für die meisten User dann doch nicht, und Zeit ist kostbar.
Ja, das sowieso .. man müsste halt gucken, wie man das Eine schafft, ohne das Andere aufzugeben.
koef3 schrieb:Und ob das eine angenehmere Grundstimmung schafft... gute Frage. Käme auf einen Versuch an. Mein Gefühl sagt mir aber, dass dadurch eher die Beitragsfrequenz zurück geht, und das wäre in heutiger Zeit eher nicht so ideal.
Weiß nicht .. wie gesagt.
Mal als Beispiel: Ich schrieb früher viel mehr in Politik, oder in Menschen, weil mich diese ganzen zwischenmenschlichen Phänomene und Dynamiken von jeher faszinieren. Nur bleibt das alles irgendwo auf der Oberfläche; plätschert irgendwie Jahre vor sich hin, ohne viele große Erkenntnisse oder irgendeinen besonderen Mehrwert für die Poster dort, weil man gar nicht wirklich in die Tiefe gehen kann - und zwar dort, wo alles zwischenmenschliche beginnt: in den persönlichen Befindlichkeiten im Kontext bestimmter Themen und der gerade stattfindenden Auseinandersetzung damit.
Ich denke, wenn man das nbissl mehr aufgreift und entsprechend (so oder so ähnlich wie weiter oben beschrieben) einbindet, könnte das hier von einer schwerpunktmäßig trolligen Mittelstufenveranstaltung, der die meisten User einfach nur scheiß egal sind, so lange sie Klicks generieren, zu einer ernstzunehmenden Plattform avancieren, in der Menschen gerne bleiben, weil sie sich eher verstanden, gesehen, und gebraucht fühlen.
Das sind psychologisch betrachtet so ziemlich die wichtigsten Grundbedürfnisse für so ziemlich Jedermann, und diese werden hier aus meiner Sicht nur eher unzureichend bedient (möglicherweise gehts auch aufgrund der eingeschränkten Kommunikation gar nicht viel besser, aber das müsste man erst probieren, und gucken ob sich der Aufwand überhaupt lohnt). Zumindest in den ernsten Rubriken. Das wirkt mir persönlich mittlerweile alles zu mechanisch und zu ungelenk. So verhalten sich die Menschen, die ich kenne, im RL nicht, schon gar nicht ich, und auf diese Weise wird auch niemals irgendeine starke Gemeinschaft gefördert, die die User hier dauerhaft bindet, denke ich.
koef3 schrieb:Ich glaube, wir sollten mal von der Bezeichnung "gegner" weg kommen. Ist jemand ein "Gegner", weil er eine andere Einstellung zu Themen oder andere Sorgen/Ängste/Ideen etc. hat? Nein, aus meiner Sicht nicht. Derjenige ist für mich einfach ein User, der mit diskutiert.
"Gegner" wären höchstens User, die absichtlich eine sinnvolle Diskussion unmöglich machen. (Wie Trolle oder Extrem-Debunker zum Beispiel.)
So sehe ich das halt nach 20 Jahren Allmy. Es gibt zunächst erstmal nur Gegner und Verbündete. Mir wäre auch lieber, ich würde alle erstmal als Menschen wahrnehmen können, aber das stellt sich momentan eher nur selten ein. Höchstens im UH.
koef3 schrieb:Ist das so? Ich hab irgendwie - nach einigem Lesen in UH - den Eindruck, dass es immer die gleichen User sind, die sich dort blicken lassen. Wie in einer Stammkneipe quasi. Fraglich wie man als "Neuling" (oder jemand der dort bisher nie gepostet hat) dort anerkannt wird.
Es wird ja Gründe haben, warum sich sehr viele User (die sonst in anderen Rubriken aktiv sind) dort nicht blicken lassen bzw. was schreiben.
Kommt mir zumindest so vor. Kann mich natürlich -wie in allem, was ich poste- auch leicht irren. ^^
Der Punkt hier wäre der, dass man diese Art von Kneipe zu jedem gut frequentierten Fred aufstellen könnte, damit sich die Leute da auch auf anderen nicht weniger wichtigen Ebenen austauschen können. Auf Ebenen, die möglicherweise besondere Aufmerksamkeit verdienen würden, und jetzt halt nur eher stiefmütterlich behandelt werden. Nach dem Vorbild UH, aber eben themenspezifischer.
Ich denke, viele schreiben nix im UH, weil sie die Themen dort gar nicht wirklich interessieren. Hat man aber einen Raum geschaffen, in dem das interessante Thema im Kontext der dort postenden Leute und ebenso im Kontext der gerade laufenden Diskussion behandelt wird (wie hier zB dieser Fred gerade so einbisschen; oder der zum UR), könnte das schon für viele ziemlich attraktiv sein, seinen eigenen Senf da rein zu schmieren. Hat man ja gerade im UR Fred gut sehen können, was da auf einmal los war, und wieviel Redebedarf zusammen gekommen ist. Sowas könnte schon belebend wirken, denke ich.